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das Leben in und um das Wrack der KUNTUR, alle Schiffssysteme waren herunter gefahren und abgeschaltet worden und nur noch die Androiden wachten im Stand-By-Betrieb über das, was von dem stolzen Forschungsschiff KUNTUR übrig geblieben war.

      2.714 Jahre nach der Katastrophe, im Jahr 2014 der Jetztzeit, war die steinige Anhöhe auf dem Hochplateau nahe des heutigen Chiemsees, welche die KUNTUR verbarg, von der Vegetation völlig überwuchert sowie immer mehr und mehr von Steinschlägen und Geröll verschüttet worden und somit schon seit vielen Jahrhunderten dem endgültigen Vergessen anheim gegeben. Und nur noch der als kleine Felsenhöhle getarnte Zugang zur Hauptschleuse des Schiffs hätte Eingeweihte auf das Versteck der KUNTUR hinweisen können.

      Kapitel 5 Schüsse im Dunkeln – 31.08.2014

      Ein regnerischer Sonntagabend im Spätsommer des Jahres 2014. Der in der privaten Sicherheitsbranche tätige Unternehmer Alexander Kranz hatte den Nachmittag bei einem Freund aus Schultagen, Bernhard Baron von Selb, in Bernried verbracht. Bernhard hatte ihn nämlich schon vor Wochen gebeten, doch einmal an einem Wochenende das elektronische Sicherungssystem seiner besonders exquisiten Kunst- und Antiquitätensammlung in seinem Haus in Bernried am Starnberger See zu begutachten, um es dann nötigenfalls mit seiner Firma auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Das hatte länger als von Alex geplant gedauert und so hatte er sich noch von Bernhard zu einem Abendbrot überreden lassen.

      Jetzt, gegen 18:30 Uhr, war er wieder auf dem Rückweg nach München, wo er sich werktags mit seiner Firma K&H Security nicht nur um den Verkauf und die Installation von technischen Absicherungssystemen und das Angebot von Security-Dienstleistungen, sondern in Zusammenarbeit mit seinen ehemaligen Kollegen von der Polizei München mittlerweile auch immer häufiger um die Aufklärung von Kunstdiebstählen und vor allem um die Wiederbeschaffung entsprechenden Diebesguts kümmerte.

      Aufgewachsen war Alex Kranz auf einem bayerischen Bauernhof, den seine schon damals sehr betagten Eltern kurz vor ihrem Tod verkauft hatten. Da es sonst keine Verwandtschaft gab, hatte Alex damit schon in jungen Jahren ein beträchtliches Vermögen geerbt,

      Schon während seines Kriminalistik- und Informatikstudiums hatte Kranz sein Interesse an historischen Artefakten und Kunstgegenständen entdeckt. Seither war er in seiner Freizeit oft auf großen und kleineren Antikmärkten unterwegs – immer mit dem Ziel, inmitten des zuhauf angebotenen Kitschs verborgene Schätze zu entdecken. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil seiner Meinung nach ‚Sehen und Anfassen‘ eindeutig bessere Kaufentscheidungen lieferten, als wenn er sich die Sachen im Internet betrachtet hätte.

      Den Besuch des Andechser Antiquitätenmarkts an diesem Sonntag hatte er aber leider verpasst, weil es ihm wichtiger war, seinem ziemlich vermögenden Freund zu helfen. „Na dann halt das nächste Mal“, dachte Alex, als er schließlich am frühen Sonntagabend bei Seeshaupt auf die Autobahn A95 nach München einbog.

      In seinem anfänglichen Berufsleben als IT-Spezialist und wissenschaftlicher Ermittler im Kriminaltechnischen Institut des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA), das hausintern meist nur als ‚KTI‘ bezeichnet wurde, hatte er sich auf die Untersuchung von Kunstdiebstählen aller Art sowie auf die Auswertung elektronischer Spuren spezialisiert.

      Da er mit der Zeit feststellte, dass er nicht mehr Tag für Tag im Labor oder vor einem Bildschirm verbringen wollte, strebte er nach einiger Zeit einen Wechsel von der Abteilung II (KTI) zum Kriminalfachdezernat 6 an, um stattdessen bei der Suche nach verschwundenen oder gestohlenen, hoch versicherten Kunstgegenständen im operativen Bereich der kriminalistischen Polizeiarbeit mitzuwirken.

      Wegen seiner profunden kriminaltechnischen Kenntnisse waren seine damaligen Vorgesetzten diesem Wunsch gefolgt und hatten ihn als Quereinsteiger im Alter von 25 Jahren im Rang eines Kriminalrats in das KFD 62 (Zentrale Ermittlungen / Diebstahl / Ausländerkriminalität) des Polizeipräsidiums München versetzt.

      Gerade in Oberbayern und im benachbarten Österreich hatten zu jener Zeit Kirchen- und Museumsdiebstähle stark zugenommen, aber auch reiche Privatleute in Stadt und Landkreis mussten, trotz umfassender Sicherung ihrer Anwesen, immer öfter feststellen, dass sie bei längerer Abwesenheit Opfer einschlägiger Kunstdiebe geworden waren. Häufiger waren dabei aus dem Ausland agierende Banden als Auftraggeber und Täter ermittelt worden, die meist auch vor Gewaltanwendung nicht zurückschreckten.

      Und bei Alexander, den seine Freunde kurz Alex nannten, hatte sich – nach erfolgreicher Aufklärungsarbeit und vielen gelungenen Wiederbeschaffungen in seinen letzten 5 Jahren als Polizeibeamter – mehr und mehr die Idee der Selbständigkeit in den Vordergrund gedrängt. Im Alter von 30 Jahren hatte er diesen Schritt unter Einsatz seines geerbten Vermögens gewagt und angesichts seines Erfolgs in den letzten fünf Jahren privatwirtschaftlicher Tätigkeit auch nie bereut.

      Inzwischen war er Chef einer sehr gut laufenden Security-Firma, die sowohl für Versicherungen, immer öfter aber auch für Privatleute direkt arbeitete und die ihm bereits über das investierte Kapital hinaus ein hübsches Vermögen eingebracht hatte.

      Dabei ging es inzwischen nicht mehr nur um die Diebstahlsaufklärung und Wiederbeschaffung, sondern in letzter Zeit vermehrt auch um die präventive Installation von ausgeklügelt entwickelten, technischen Sicherheitssystemen bei seiner wohlhabenden Privatkundschaft.

      Wegen des in diesem Zusammenhang von ihm erkannten Schutzbedarfs seiner vermögenden Klientel, hatte Alex vor wenigen Jahren in seiner Firma zusätzlich eine ‚Gruppe Personenschutz’ als drittes Standbein von K&H Security aufgebaut – ein Angebot, das inzwischen immer häufiger von seiner meist prominenten Kundschaft angenommen wurde. Außerdem arbeitete er nach wie vor noch immer als zeitweiser und gefragter Berater für die Münchener Kripo.

      Zugegebenermaßen war aber, wegen der inzwischen sehr guten Auftragslage, sein Privatleben ein Stück weit auf der Strecke geblieben. Sein schon lange glücklich verheirateter Partner und Geschäftsführer Hans Huber und seine ebenfalls seit Jahren verheiratete Sekretärin Susanne hatten schon des Öfteren versucht, ihn, den gut aussehenden Junggesellen, mit Damen aus der sogenannten besseren Gesellschaft zu verkuppeln.

      Freilich waren beide dabei wenig erfolgreich gewesen, denn meist hatte Alex dafür aufgrund gerade laufender aufwändiger Ermittlungsarbeiten keine Zeit – und mit Kundinnen fing er sowieso schon aus Prinzip nichts an.

      „Was du dringend mal brauchst, mein lieber Alexander, ist ein längerer Urlaub“, hatte Susanne ihm gerade erst am Freitag anlässlich eines erfolgreich abgeschlossenen Falls nahe gelegt. „Sonst endest du noch als vertrocknete Jungfrau – geh‘ halt endlich mal unter die Leute – wenn du niemanden kennen lernst, wird das sonst nie was mit einer Familie und jünger und schöner wirst du mit deinen bald 40 Jahren ja schließlich auch nicht.“

      Mit seinem vollen Namen, den er traditionsgemäß seiner väterlichen Abstammungslinie verdankte, redete Susanne ihn nur an, wenn sie Alex ärgern oder von der Ernsthaftigkeit ihres Ansinnens überzeugen wollte – oder immer dann, falls aller Spaß ein Ende hatte.

      „Du siehst mit deinen 35 Lenzen jetzt ja noch ganz passabel aus, bist im Job unter den Führenden unserer Branche, da wird es langsam Zeit, mal ein wenig auszuspannen. Und wenn du das nicht selbst in Angriff nimmst, buche ich dir einen Urlaub im Mekka aller Junggesellen auf Teneriffa, ohne dich vorher zu fragen.“

      „Und wer kümmert sich dann um unsere Aufträge?“, hatte Alex – eher belustigt von Susannes Ansinnen – entgegnet. „Mein lieber Alex, unser Laden läuft doch prima und dein Kumpel Hansi und ich, können die Firma auch mal einige Wochen lang alleine schmeißen“, hatte Susanne entgegnet. „Und, falls du es vergessen haben solltest, hast du ja auch noch so um die 100 ziemlich fähige weitere Mitarbeiter – oder?“

      Als er mit seinem BMW 640d Cabrio so in der heraufziehenden Dämmerung des trotz leichtem Regens noch immer sommerlich warmen Abends auf der ziemlich unbelebten, nassen A95 in Richtung München fuhr, dachte er grinsend über diese Worte seiner Vorzimmerlöwin nach.

      Sie hatte ja Recht und ein Urlaub in den bayerischen Bergen wäre etwas, mit dem er sich durchaus anfreunden konnte. Besser vielleicht noch ein kunsthistorischer Trip zu einer Ausgrabungsstätte

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