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Die Erben der Larojaner. K.B. Stock
Читать онлайн.Название Die Erben der Larojaner
Год выпуска 0
isbn 9783737536332
Автор произведения K.B. Stock
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Vor allem die mit Deuteriumoxyd (D2O) gekühlten Hochleistungsreaktoren des Schiffs hatten diesen für die Energieerzeugung unverzichtbaren Moderatorstoff nahezu vollständig verloren, da alle an der Schiffshülle gelegenen Tanks mit schwerem Wasser, wie auch die für die Plasmatriebwerke nötigen Argontanks bei dem enormen Aufprall leck geschlagen waren. Und unterstützende irdische Technologie, vor allem zur alternativen Energieerzeugung oder zur chemischen Gewinnung von Deuteriumoxyd und Argon, gab es natürlich im Jahr 700 v. Chr. noch nicht.
Darüber hinaus wiesen die Wandler und Generatoren zur Erzeugung des für den Überlichtflug unabdingbar erforderlichen Stützfeldes ebenfalls starke Schäden auf, die mit Bordmitteln nicht zu beheben waren. Eine derartige Technik würde wahrscheinlich erst in sehr vielen Jahrhunderten nutzbar sein, vorausgesetzt, die Evolution und damit die Technologie der derzeitigen Erdbewohner würden sich in diese Richtung fortentwickeln.
Die atomgetriebenen Bordbatterien des Schiffs funktionierten zwar noch einwandfrei, allerdings reichten sie mit ihrer gespeicherten Energie keinesfalls für Start und Flugantrieb der KUNTUR aus. Auch die empfindlichen Hyperfunkaggregate der KUNTUR konnten mit den an Bord vorhandenen Ersatzteilen allein nicht mehr instand gesetzt werden. Damit war man sowohl sende- als auch empfangsseitig endgültig vom heimatlichen Laro-System abgeschnitten.
Nachdem auch etliche Jahre später kein Schiff der larojanischen Flotte auf den zum Beginn der Katastrophe möglicherweise noch abgesandten Notruf der KUNTUR reagiert hatte, stand am Ende fest: Die überlebenden 112 Larojaner würden auf dem Planeten TERRUM bleiben und sich mit der einheimischen Bevölkerung, der sie in den umliegenden Regionen nach der Katastrophe so gut wie möglich halfen, arrangieren müssen.
Auch wenn die Pilotin Karo-Ther das Werben des 2. Offiziers, Alek-Kher, schließlich und in Anbetracht ihrer hoffnungslosen Lage mit Wohlwollen angenommen hatte, fanden die beiden Verliebten in den Wirren nach dem Absturz der KUNTUR doch nicht, wie allerseits erwartet, auf Dauer zueinander.
Weil Karo bei ihrer Cousine Mora bleiben wollte, die nach dem Tod des Kommandanten Tarek-Khor als dessen Stellvertreterin die Verantwortung für die jetzt noch 92 Überlebenden trug, war Alek enttäuscht, dass seine Geliebte die Bitte, mit allen nur leichtverletzten Überlebenden zu den aus dem Orbit beobachten Hochkulturen am südöstlichen Rand des großen Meeres auf der anderen Seite des Hochgebirges zu ziehen, rundweg ablehnte.
„Wir können die KUNTUR und unsere Schwerverletzten hier nicht im Stich lassen. Außerdem habe ich hier erst mal genug zu tun, um den Menschen vor Ort das Leben nach der Katastrophe wieder halbwegs erträglich zu gestalten und machbare Reparaturen am Schiff in Angriff zu nehmen – und ich werde als einziger Bordingenieur meine Cousine Mora-Lhan nicht im Stich lassen.
Dennoch, du hast in der Sache Recht und ich fände es gut, wenn einige von uns den Planeten weiter erkunden würden. Nimm also einen Teil unserer Ausrüstung und nutze deine besondere Fähigkeit zur Teleportation, dann kannst du mit einem ausgewählten Team bereits in wenigen Monaten an der Ostküste des Südmeeres sein und im Notfall auch auf dem gleichen Weg zu mir und unserer Basis zurückspringen.
Wir können uns ja, wen du fort bist, über unsere Funkgeräte verständigen, zumindest, solange die Dinger noch funktionieren. Leider, mein geliebter Alek, hat dir unser oberster Rat bei unserer Konditionierung vor dem Abflug ja nicht – so, wie Mora und mir – die Gabe der Telepathie verliehen, dann wäre die Verständigung sehr viel einfacher.“
Alek-Kher, den sonst nichts so leicht aus der Ruhe bringen konnte, sagte: „Dann bleibe ich eben auch hier und helfe dir bei deinen Aufgaben.“ Doch Karo schüttelte den Kopf: „Alek, wir haben trotz allem nach wie vor einen Auftrag zu erfüllen und ich wäre ein schlechter Flottenoffizier, wenn ich jetzt all unsere Regeln brechen würde.
Genauso wie ich das tue, musst gerade du als inzwischen zum 1. Wissenschaftsoffizier aufgerücktes Führungsmitglied unserer Besatzung deine Pflicht erfüllen und mit deiner Teleporterfähigkeit die Hochkulturen der südlichen Hemisphäre rund um das kleine Mittelmeer dieses Planeten auf mögliche materielle Hilfsmittel für unsere ausstehenden Reparaturen untersuchen. Unsere sechs noch intakten Beiboote müssen wir nämlich auf Befehl der neuen Kommandantin zur Erforschung der übrigen vier Kontinente, der Pole und des Mondes einsetzen.“
Und so machte sich Alek-Kher schließlich mit einem 12 Mann starken Trupp nach Süden auf. Seine Fähigkeit als Teleporter, sich selbst und jeden beliebigen, von ihm berührten Gegenstand mit der Kraft seiner Gedanken an jeden gewünschten Ort in einem Radius von bis zu 1.000 km zu versetzen, half ihm dabei, das Hochgebirge zu überwinden. Er erreichte mit seinen Leuten nach dennoch langer und beschwerlicher Reise, bei der er seine kräfteraubenden Teleportationskünste nur sparsam einsetzten konnte, schließlich die Küste des heutigen Ägypten.
Und nachdem der Funkverkehr mit der Basis nördlich der Alpen nach etlichen Jahren wegen entladener Energiezellen der Geräte schließlich abriss und Alek-Kher in einem Kampf mit kriegerischen Einheimischen sein Leben verlor, blieb die Südexpedition der Gestrandeten auf Dauer verschollen.
Karo-Ther konnte diesen Verlust lange nicht verwinden. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, ihr geliebter Alek war offensichtlich daran gehindert, zu ihr zurückzukehren und schlimmer noch, er war wahrscheinlich nicht mehr am Leben.
Und er würde seinen Sohn, Alek-Lhun, den sie trotz Chaos und Verzweiflung nach der Katastrophe gezeugt hatten, niemals kennenlernen. Was Karo aber noch viel mehr bedrückte, war die Tatsache, dass sie ihrem geliebten Alek die Tatsache ihrer Schwangerschaft vor dessen Abreise vorenthalten hatte.
Auch Mora-Lhan schenkte etwa zur gleichen Zeit, wie ihre Cousine Karo-Ther, ihrem als Ehemann gewählten Partner Sero-Mir eine Tochter, die sie Mora-Lhun nannte. Karos Sohn, Alek-Lhun, wuchs zusammen mit ihr heran und nahm der Kommandantin im Lauf der Zeit immer mehr und mehr von ihrer Führungsverantwortung ab.
Zuvor aber ging er im Alter von 25 Jahren auf die Suche nach seinem verschollenen Vater Alek-Kher – eine Maßnahme, zu der sich seine Mutter Karo nie hatte aufraffen können. Alek-Lhun, der wie sein Vater ein natürlicher Teleporter war, entdeckte Spuren der ehemaligen Expedition in der heutigen Euphrat Ebene, konnte aber keine Überlebenden der Expedition finden. Somit kehrte er nach Monaten unverrichteter Dinge zur inzwischen weiter dezimierten Gruppe der Überlebenden in den heutigen Chiemgau zurück.
Mora-Lhan und Karo-Ther starben schließlich viele Jahrzehnte später nach einem erfüllten Leben im Alter von 100 bzw. 120 Jahren in einer Siedlung in der Nähe des Absturzorts der KUNTUR, deren zweiter Kommandant bzw. deren Pilotin die beiden gewesen waren.
Auch die KUNTUR selbst war noch Jahrzehnte nach der Katastrophe – soweit das mit den verbliebenen Werkzeugen, Ersatzteilen und mit tatkräftiger Hilfe der Androiden machbar war – zur Heimstätte eines Teils der Gestrandeten ausgebaut worden und nachdem auch die sechs noch funktionsfähigen Beiboote schon ziemlich bald keinen Argon-Plasmatreibstoff mehr hatten, wurden diese letztendlich noch zu Moras und Karos Lebzeiten in mehreren der inzwischen freigelegten Hangars der KUNTUR eingemottet.
Die überlebenden Larojaner und ihre direkten Nachkommen zogen in den darauffolgenden Jahrzehnten sukzessive aus der KUNTUR aus und vermischten sich mit der Zeit immer mehr mit der eingeborenen Bevölkerung. Ihre gemischtrassigen Kinder und Kindeskinder wanderten schließlich mit den einheimischen Stämmen als geachtete Druiden nach Westen und Norden und vergaßen nach vielen Generationen allmählich, woher ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern einst gekommen waren.
Die letzten reinrassigen Nachkommen der Ur-Besatzung versiegelten schließlich die Schleusenzugänge zur KUNTUR und tarnten diese mit Felsgeröll und Bewuchs. Zugleich wiesen sie die an Bord gebliebenen Androiden an, den Verschlusszustand bis zum Eintreffen von Hilfe aus der Heimat aufrecht zu erhalten und sich selbst im Stand-By-Modus an die sicher noch für Jahrtausende laufenden atomgetriebenen Bordbatterien des Schiffs zu koppeln.
Um eine Erkennung der zum Zutritt Berechtigten zu gewährleisten, hatten die Letzten, die die KUNTUR verließen, die typischen Gehirnwellenmuster der Larojaner in der Programmierung der Androiden verankert. Damit war