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müssen. Jetzt ergab alles für ihn einen Sinn. Und schlagartig wurde ihm bewusst, dass es falsch gewesen war, aus der Stadt zu laufen. Seine Freunde waren in Gefahr, sie brauchten ihn und er ließ sie einfach im Stich nur um von allen Sorgen loszukommen. Mit einem Mal fühlte er sich schuldig und schalt sich einen Narren für sein überstürztes Aufbrechen. Was hatte er sich denn bei alldem gedacht? Waren ihm seine Freunde nicht mehr wichtig? Anscheinend muss das neue Kapitel meines Lebens wohl noch warten, dachte er, war aber auch gleichzeitig froh darüber, dass er noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen war, um die Widerständler zu warnen. Zudem erkannte er, dass er nicht ganz so hilflos war, wie er zuerst angenommen hatte. Er wartete noch einen Moment und vergewisserte sich, dass die Dunklen gegangen waren, dann öffnete er die Tür und glitt hinaus in die schwarze Nacht. Er musste es rechtzeitig zum Hauptquartier schaffen, bevor es zu spät war.

      Im Schutz der Dämmerung schlichen Lucia und Sadalon voran. Sie verließen gemeinsam eine der kleinen Gassen und bogen auf die Haupthandelsstraße ein, welche zu dieser Stunde menschenleer war. Glücklicherweise waren sie auch noch keinem von Tyrannus Schergen über den Weg gelaufen, dennoch blieben sie weiter auf der Hut. Lucia wollte nicht nochmal ein Mitglied durch eine Mission verlieren, Sids Tod war für sie alle schwer genug. Sie hatte den Umgebungsmagier von klein auf selbst unterrichtet, er war wie ein Sohn für sie gewesen, den sie nie gehabt hatte. Sie gab sich die Schuld für Sids Tod, obwohl sie wusste, dass sie nichts anderes hätte für ihn tun können. Trotzdem fühlte sie sich schuldig. Sie leitete die Widerständler, also musste sie auch auf jedes einzelne Mitglied achtgeben und bei Sid hatte sie versagt. Doch sein Tod würde nicht sinnlos sein, dass hatte sie sich und ihm versprochen und sie war entschlossen, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Schweigsam schlichen sie weiter die Haupthandelsstraße entlang, hielten sich dabei immer an den Fassaden der Häuser, die mitunter reich verziert waren und guten Schutz boten, falls sich die Dunklen hier blicken ließen. Doch es war erstaunlich ruhig auf den Straßen und Gassen, für Lucias Geschmack etwas zu ruhig. Doch die Dunklen konnten nicht wissen, wann sie Sabella befreien würden, dennoch war sie beunruhigt und streckte immer erst ihren Geist aus, um sich zu vergewissern, dass hinter der nächsten Ecke kein Hinterhalt auf sie wartete.

      Aber ihre Sorge blieb unbegründet und schließlich fanden sie sich vor einer halb verfallenen Mauer wieder, in der schon etliche Risse und Löcher waren und somit auch kein Hindernis mehr darstellte. Lange hatte sie mit Meister Sadalon über das Vorgehen diskutiert, sich das Gebäude von außen genauer angeschaut und Vermutungen angestellt, warum die Dunklen Sabella dorthin gebracht hatten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt war Sadalon nicht von seiner Theorie abgewichen, dass es sich um einen Köder handelte, um sie aus ihrem Versteck zu locken. Auch Lucia sah das ähnlich wie der Schwertmeister, deshalb sollte eine Gruppe ihr den Rücken decken, falls die Situation brenzlig werden würde. Da das Gebäude viele großflächige Fenster hatte, die eine ungehinderte Sicht ins Innere boten und kaum eines der Fenster verriegelt war, hatten sie ein Lichtsignal vereinbart, dass Lucias Gruppe im Notfall durch ein Fenster geben sollte, falls sie in Schwierigkeiten steckten.

      Immer noch gemeinsam drangen die Gruppen durch ein Loch in der Mauer auf das Anwesen vor, in den Schutz einiger Sträucher. Von hier aus hatten sie einen guten Blick auf die meisten Fenster und gleichzeitig sicher vor den Blicken der Dunklen.

      Ein letztes Mal schaute Lucia zu Sadalon, der ihr grimmig zunickte, dann schlich sie so leise, wie nur möglich bis an die Hauswand vor. Einen nach dem anderen winkte sie aus ihrer Gruppe heran und schließlich gelangten sie alle unbeschadet zu ihr. Soweit sie erkennen konnte, war im Haus immer noch alles ruhig. Heikel würde es sowieso erst werden, wenn sie ins Haus eindrangen. Der Putz bröckelte von den verfallenen Wänden, als sie sich langsam zur großen Eichentür vortasteten, die die Jahre besser überdauert hatte.

      Zwei wildwachsende Büsche überwucherten zu beiden Seiten die massive Tür, doch auch dieses Hindernis hatte die Gruppe schnell überwunden. Dann deutete Lucia auf Julius, der mit einer raschen Handbewegung einen kleinen metallenen Draht hervorzauberte. Gekonnt widmete er sich dem verrosteten Schloss und nach einer Weile hörten sie ein leises Klicken. Triumphierend wich Julius ein Stück zur Seite, um Lucia wieder die Führung zu überlassen. Sie zischte der Gruppe noch eine letzte Warnung zu, dann zog sie ihr Schwert und öffnete mithilfe ihrer Magie eine Türhälfte, damit sie beide Hände zum Kämpfen frei hatte. Die Angeln quietschten und sie zuckte bei dem lauten durchdringenden Geräusch zusammen. Sie stieß einen leisen Fluch aus und ärgerte sich, dass sie nicht vorsichtiger gewesen war. Doch noch immer blieb es still und eine große Eingangshalle erstreckte sich vor ihnen in der Dunkelheit. Viel konnte sie nicht erkennen, doch auch hier hatte die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Stirnrunzelnd betrachtete sie die halb verrosteten Ritterrüstungen, sowie die halb zerfetzten Wandteppiche mit unzähligen Emblemen, Wappen und Stammbäumen, ähnlich denen die ihre Familie ebenfalls besaß. Doch ihre Besichtigung wurde jäh unterbrochen, als sich zwei Gestalten aus der Dunkelheit auf sie stürzten. Ihre schwarzen Roben flatterten im Wind, nur der Gürtel hielt sie zusammen, als sie herumwirbelten und versuchten, Lucia zu überwältigen.

      Geistesgegenwärtig hatte Lucia die ersten Schläge der Dunklen erfolgreich abgewehrt und sie ließ ihren Gegnern keine Chance, als ihre Gefährten in die große Empfangshalle stürmten, um ihr beizustehen.

      Kaum lagen die Dunklen Tod auf dem Boden, öffnete sich eine Tür und zwei weitere schwarz-gewandte Gestalten mit aschfahler Haut betraten den Saal. Lucia lächelte, als sie ihre überraschten Gesichter sah. Doch ihre Gegner hatten sich schnell wieder gefangen und mit zwei großen Sätzen waren sie bei ihnen. Auch diese Beiden stellten kein Problem für die erfahrene Gruppe dar und im Nu gesellten sich die Beiden zu ihren toten Kameraden, die es sich bereits auf dem Boden gemütlich machten. Noch ein Gutes hatte es, dass die Dunklen aufgetaucht waren. Sie wussten jetzt, wo sie suchen mussten und entschlossen schritt Lucia auf die kleine Nebentür zu, die erst vor kurzer Zeit ausgebessert worden schien. Dicht hinter ihr folgten ihre Gefährten, die keinen Kratzer von dem vorherigen Kampf erlitten hatten. Fragend blickte sie in jedes einzelne Gesicht und alle bestätigten ihr, dass sie bereit waren, bereit herauszufinden, was sich hinter der Tür verbarg.

      Entschlossen packte Lucia die kalte Klinke, drückte sie hinunter und zu ihrem Erstaunen erblickten sie eine weibliche Gestalt auf einem Stuhl, gefesselt und geknebelt in dem Zimmer, die sie mit Angst geweiteten Augen anstarrte. Ansonsten war der Raum leer, nicht ein einziges Möbelstück befand sich hier, auch keine Bilder hingen an den Wänden, alles wirkte wie leergefegt. Sabellas verzweifelter Blick traf ihren, dann gab sie sich einen Ruck und lief zu ihr, um sie von den Fesseln zu befreien. Die anderen gaben ihr Schutz und soweit schien die Situation unter Kontrolle. Doch Lucia war nicht ganz wohl zumute, sie hatte mit mehr Widerstand gerechnet, normalerweise ließen die Dunklen keinen Gefangenen so unbewacht. Auch Sabella beruhigte sich nicht, immer wieder schüttelte sie verzweifelt den Kopf doch als Gerron ihr den Knebel löste, brachte sie nur unzusammenhängende Worte hervor. Stirnrunzelnd betrachtete Lucia Sabella. Was beunruhigte die Frau nur? Prüfend streckte sie ihren Geist aus, vielleicht hatten sie ja etwas übersehen und tatsächlich stieß sie auf einen mächtigen Widerstand im Raum, den sie mit ihrer Magie nicht greifen konnte. Ihre Augen weiteten sich, als sie das Ausmaß der Illusion, welche sie alle umgab erkannte. Sie wusste, dass es zwecklos war, die Anderen noch zu warnen. Das war auch nicht mehr nötig, denn mit Entsetzten konnten alle erkennen, wie plötzlich etliche Dunkle überall im Raum sichtbar wurden. Starr verharrte die Gruppe an Ort und Stelle. Keiner sagte etwas, dann schlossen die Dunklen die Lücke zwischen ihnen und dem rettenden Fluchtweg und stürzten sich auf die kleine Gruppe, die sich ihnen wild entschlossen entgegenstellte.

      Darian, der zusammen mit dem Waldmenschen Yako im Gemeinschaftsraum saß, fasste sich an den Magen und stöhnte laut auf, sodass Yako auch mitbekam, dass irgendetwas nicht stimmte. Besorgt schaute er Darian fragend an, >> Ist alles in Ordnung mit Euch? <<

      >> Ich habe höllische Magenschmerzen! <<, stöhnte er und fasste sich wieder an den Bauch.

      >> Habt Ihr irgendetwas Falsches zu Euch genommen? << Darian schüttelte den Kopf und tat so, als überlegte er, dann sagte er, >> Lucia hat mir und Finn vor einigen Tagen eine Bohne gegeben, die mit Magie zu tun hat. Sie… <<

      >> Ich kenne die Bohnen, ich pflücke sie in den tiefen Wäldern Umbagors und verkaufe

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