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auf einen falsch gesetzten Fuß, eine falsche Bewegung, oder eine Unachtsamkeit des Gegners.

      Plötzlich preschte Zorc vor und nur mit letzter Not konnte Gerron die heftige Attacke seines Gegners abwehren. Doch Zorc ließ nicht locker und immer wieder stieß er vor und ließ sich blitzschnell in seine Deckung zurückfallen, sodass Gerron keine Chance zum Angriff hatte.

      Sie lieferten sich einen Kampf auf hohem Niveau und Gerron musste aufpassen, dass er dieses Duell nicht verlor. Bis jetzt sprach nichts für den Herausforderer, er hatte Zorc nicht ein einziges Mal auch nur in Bedrängnis gebracht. Doch Darian war sich sicher, dass sich das bald ändern würde, falls Gerron genauso gut auf den Kampf vorbereitet war, wie Livia. Irgendwo in der Menge rief Julius, >> Ich erhöhe meinen Wetteinsatz auf das Doppelte! Wer ist dabei? << Die Jungen hörten ein tiefes Brummen, dass nur von Götz kommen konnte und ein Lächeln huschte über ihre Gesichter. Dann wurde es wieder interessant, Gerron änderte seine Taktik und versuchte den Platz zwischen ihm und Zorc zu überbrücken. Mit gekonnten Finten brachte er Zorc nun in Bedrängnis, der damit sichtlich zu kämpfen hatte. Entschlossen sprang Gerron vor, zielte dabei auf die Brust seines Gegners, änderte aber mitten im Schlag die Richtung und schlug dahin, wo eben noch Zorcs Schwertarm gewesen war. Er landete einen Treffer an der Seite seines Gegners und Zorc ließ sein Schwert sinken. Fragend sahen sie zu Meister Sadalon, der auch diesen Kampf für beendet erklärte und Gerron als Gewinner bestimmte. Zorc nickte ihm anerkennend zu, hob darauf aber mahnend die Hand, >> Gut gekämpft, aber darauf hast du spekuliert, Junge. Wäre ich nicht auf deine Finte reingefallen, hättest du verloren. Versuche nur in einer Notlage ein solches Risiko einzugehen. << Gerron nickte und empfing schon die nächsten Glückwünsche, als Sadalon laut verkündete, >> Hiermit sind die Prüfungen erfolgreich abgeschlossen! Beide Prüflinge haben mit Bravour bestanden! <<

      Mit zittrigen Knien trat Finn vor und rief, >> Halt! << Verblüfft lagen nun alle Blicke auf dem Jungen, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte. Darian hatte im ganzen Trubel gar nicht gemerkt, wie sein Freund vorgetreten war und war ebenfalls überrascht, dass Finn seinen Mut zusammengenommen hatte. Gebannt lauschte er den weiteren Worten, >> Ich fordere Joshua heraus! <<, rief er erneut. Die Überraschung der Menge war beinahe greifbar, niemand hatte damit gerechnet, dass Finn ebenfalls die Schwertprüfung absolvieren wollte. Fragend blickten viele zu Sadalon, der sich am schnellsten wieder gefasst hatte, >> Finn, du bist noch nicht bereit dafür, einen von uns zu schlagen, dass musst du doch einsehen! Also vergiss bitte dein lächerliches Vorhaben! << Entschieden schüttelte Finn den Kopf, >> Ich werde Euch und allen Anwesenden hier im Raum zeigen, dass ich bereit bin! Ihr werdet sehen, dass ich sehr wohl schon mit dem Schwert umgehen kann, also los! Jeder kann diese Prüfung machen, wenn er will, Ihr könnt mich kaum daran hindern. <<

      Ein letztes Mal versuchte Sadalon ihn zur Vernunft zu bringen, >> Sieh doch ein, dass du keine Chance gegen Joshua hast! Der Tag wird kommen, an dem du zusammen mit Alrik und Darian deine Prüfung ablegen kannst! << Trotzig reckte der Junge sein Kinn vor, >> Wenn ich doch keine Chance habe, dann lasst mich kämpfen! Was habt Ihr zu verlieren? << Der Schwertmeister schloss die Augen und versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren, doch Lucia kam ihm zuvor, >> Sadalon, kann ich kurz unter vier Augen mit Euch sprechen? << Verblüfft, über diese Forderung nickte der Schwertmeister und verließ ohne Finn eines weiteren Blickes zu würdigen zusammen mit ihr den Raum. Kaum waren die Beiden aus der Tür stieß Julius hervor, >> 10 Silbermünzen auf Finn, wer hält dagegen? << Wieder folgte aufgeregtes Gemurmel und Finn, der unverändert an der gleichen Stelle stand, wurde beäugt und begutachtet. Er erntete viele enttäuschte und vorwurfsvolle Blicke und Darian wollte seinem Freund noch Mut zusprechen, war aber selbst genauso konfus, wie Finn. Minuten des Wartens vergingen und endlich betraten Lucia und Sadalon den Raum, wobei der schwertmeister nicht glücklich aussah. Er nahm seine ursprüngliche Position ein und sagte, >>Joshua, nimmst du die Herausforderung an? <<

      Dieser glitt lautlos aus einer Ecke, wo Darian ihn erst jetzt bemerkte und antwortete, >> Ich werde gegen Finn kämpfen, wenn Ihr es wünscht, Meister. << Sadalon nickte und die beiden Kontrahenten bereiteten sich, wie auch die vorherigen Kämpfer, auf das Duell vor. Währenddessen wartete Darian starr vor Anspannung gebannt darauf, dass Sadalon die Prüfung erneut einleitete. Ordnungsgemäß stellten sich Finn und Joshua gegenüber und der Schwertmeister wiederholte das Ritual, mit welchem er den Kampf einleitete.

      Finn überlegte gerade noch, wie er Joshua am besten angehen sollte, als sich dieser schon mit erhobenem Schwert auf ihn stürzte. Im letzten Moment konnte Finn seine Klinge hochreißen und den Schlag parieren, doch Joshua wirbelte kurz herum und versuchte nun, seine Flanke zu attackieren. Auch diesen Stoß konnte Finn nur mit Mühe abwehren und versuchte, den Angriff zu erwidern, doch seine Schläge waren zu langsam und unpräzise im Gegensatz zu denen seines Gegners. Mühelos wehrte Joshua jeden seiner Angriffe ohne mit der Wimper zu zucken ab und ging wieder in die Offensive über. Finn hoffte, dass Joshua ihn unterschätzte, dass er mit der Zeit unachtsamer werden würde und er ihm so eine Chance gab, einen Treffer zu landen. Bislang stimmte seine Annahme nicht, Joshua wirkte hellwach und beobachtete jede seiner Bewegungen und nutze die Schwächen in seiner Deckung. Der Junge musste höllisch aufpassen und jeder neuen Schlagabfolge von Joshua konnte er oft nur um Haaresbreite entgehen. Immer mehr drängte ihn sein flinker Gegner zurück, der für Finn überall war und doch nirgendwo. Er musste schleunigst etwas unternehmen, sonst würde er bald verlieren. Er wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten würde, dass seine Niederlage nun früher oder später kommen würde. Doch die Verzweiflung trieb ihn weiter an, obwohl seine Kräfte bereits schwanden. Hätte doch Sadalon nicht vor dem Frühstück eine so harte Trainingseinheit mit uns absolviert, dachte er verbissen, als er einer weiteren Salve Joshuas nur knapp entging.

      Dann täuschte Joshua einen Schlag an, der sich aber mitten in der Luft schlagartig änderte. Im letzten Moment sah Finn das Schwert auf sich zurasen und konnte sich nur mit einem Sprung nach hinten in Sicherheit bringen. Doch jetzt war er fast aus dem Feld und Joshua preschte gnadenlos weiter vor, um ihm den Rest zu geben.

      Noch ein weiteres Mal stemmte er sich seinem Gegner entgegen und Finn konnte eine weitere Schlagabfolge erfolgreich abwehren. Er war am Ende seiner Belastungsgrenze angelangt und war genau in der Situation, die er hatte vermeiden wollen. Doch dann erschien vor seinem inneren Auge das Bild seines Vaters, den er im Stich gelassen hatte. Ein letztes Mal biss er die Zähne zusammen und versuchte verzweifelt, eine Lücke in Joshuas Deckung zu finden, doch viel Zeit blieb ihm nicht, da Joshua entschlossen wirkte, dieses Duell zu beenden. Seine Angriffe wurden immer schneller und stärker und Finn konnte kaum noch dagegen halten. Auch nach hinten flüchten konnte er nicht mehr und plötzlich kam er durch einen besonders heftigen Schwertstreich ins Straucheln. Er hatte Joshuas Finte zu spät durchschaut und das falsche Bein belastet. Der rothaarige Mann nutzte diese Unachtsamkeit und schlug Finn gegen seine ungeschützte Seite.

      Sadalon fackelte nicht lange und erklärte Joshua zum Sieger. Entgeistert starrte Finn, der seine Niederlage noch nicht realisiert hatte, von Joshua zu Sadalon. Irgendwo im Hintergrund hörte er Julius fluchen, der seine Wette verloren hatte, doch das war ihm egal. Plötzlich war ihm alles egal und Wut vermischte sich mit Enttäuschung. Wie hatte er sich nur so narren lassen können? Er nahm kaum wahr, wie sein Gegner ihm die Hand schüttelte und ihm ein Lob aussprach. Verständnislos schüttelte Finn den Kopf. Er hatte verloren und schlagartig wurde ihm klar, dass Sadalon recht gehabt hatte. Er war noch nicht bereit, er konnte noch gegen niemanden bestehen. Wie hatte er so dumm sein können? Auch Darian hatte dies erkannt, indem er versuchte, es ihm auszureden, doch ohne Erfolg. Nun würde er nicht bei der Befreiung helfen können. Was hatte er sich denn bloß dabei gedacht? War er wirklich so naiv gewesen, anzunehmen, er könnte es schon nach wenigen Tagen mit einem Mitglied aufnehmen, der schon gegen die Dunklen bestanden hatte?

      Wütend über seine Blindheit, schlurfte er ohne auf seine Umgebung zu achten aus dem Raum. Er wollte nur noch weg, weg von allem.

      Teilnahmslos bahnte er sich einen Weg durch die Menge und nahm die aufmunternden Worte seiner Freunde entgegen, schenkte ihnen aber wenig Beachtung. Sie konnten ihn nicht verstehen, niemand konnte das. Er hatte versagt und glaubte nicht, dass er überhaupt zu irgendetwas fähig war. Konnte er dieser Truppe überhaupt helfen?

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