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Er war eher ein Klotz am Bein, auch Sadalon sah das so. Doch das würde er jetzt beenden. Er fasste einen Entschluss und ging in den Schlafsaal. In einer Truhe neben seinem Bett hatte er sein Hab und Gut verstaut, auch das kleine Säckchen mit dem Geld, das Nahiri ihm gegeben hatte, war noch da. Bisher hatte er kaum etwas daraus nehmen müssen. Langsam packte er alles zu einem ordentlichen Bündel zusammen und bemerkte dabei nicht, wie Darian den Schlafsaal betrat und besorgt seinen Freund musterte.

      >> Du hast gut gekämpft. <<, versuchte er Finn Mut zuzusprechen, doch dieser winkte ab, >> Du brauchst nichts beschönigen, Darian. Ich habe versagt, ich hätte von Anfang an auf dich hören sollen. Ich war so besessen davon, zu helfen, dass ich nicht gesehen habe, wie es wirklich um unsere Fähigkeiten steht. << Fragend blickte Darian Finn an, >> Was meinst du damit? <<

      >> Ich bin hier keine Hilfe und werde es niemals sein. Ihr seid hier besser ohne mich dran, glaub mir. << Entsetzt starrte Darian ihn an, >> Das meist du doch nicht ernst, oder? Hast du wirklich vor einfach davonzulaufen? <<, er schüttelte den Kopf und packte Finn an der Schulter, >> So können wir unsere Probleme auch nicht lösen! Finn, wir werden schon bald mehr erreichen können, wenn wir uns nur noch etwas gedulden. Selbst Sadalon war beeindruckt, wie lange du gegen Joshua durchgehalten hast. <<

      Abschätzig schaute Finn seinen Freund an, >> Das war nichts weiter als Glück. Mein Platz ist nicht hier, mich hält hier nichts mehr. Für was sollte es sich noch lohnen zu kämpfen? <<

      >>Für die Hoffnung und Freiheit! Wir können jetzt nicht einfach aufgeben allem, was wir durchgemacht haben! Wir können Tyrannus und die Dunklen stürzen. Es ist noch lange nichts verloren. Solange es Leute gibt, die bereit sind zu kämpfen wird es immer Hoffnung geben. Und früher oder später wird Tyrannus gestürzt werden. <<, versuchte Darian ihn zu überzeugen. Doch die Worte prallten scheinbar an seinem Freund ab, als würden sie auf eine harte Mauer stoßen. Finn nahm Darians Hand, die immer noch auf seiner Schulter ruhte und befreite sich aus seinem Griff. >> Für mich gibt es keine Hoffnung. Ich kann nichts mehr bewirken, ich will nur noch weg von allem. Bleib hier und kämpfe für deine Hoffnung. Doch lass mich ziehen, weg von allem Schmerz und von allem Verderben. <<

      Fassungslos starrte Darian ihn an. Er konnte nicht fassen, dass Finn durch die Niederlage so am Boden zerstört war und nicht das geringste bisschen Selbstvertrauen mehr hatte. Ein letztes Mal umklammerte er den Arm seines Freundes, >> Du warst so fest entschlossen, mir zu helfen und jetzt gibst du einfach auf? Eine Niederlage, ein Rückschlag und schon ist alles verloren? Hilf mir, Finn, ich brauche dich hier an meiner Seite! <<

      Er schüttelte den Kopf >> Nein, ich kann hier nichts bewirken. Lieber mache ich Platz für fähigere Leute, die dir helfen können. <<

      Verzweifelt über die Worte seines Freundes stieß Darian hervor, >> Ich habe dich bewundert, Finn. Für deine Freundschaft, deine Verbundenheit zu den Widerständlern und für deine unerschütterliche Hoffnung. Du selbst hast mir gesagt, die Widerständler könnten etwas bewegen, könnten Tyrannus und die Dunklen stürzen. Wo ist der Finn, der daran glaubte? <<

      >> Den gibt es nicht mehr. Ihm wurden die Augen geöffnet. Machs gut, Darian, ich hoffe, dass du deine Mutter bald wiedersehen wirst und euer Vorhaben gelingt. << Er befreite sich aus Darians Umklammerung und ging zu einem, der vielen Ausgänge des Hauptquartieres. Resigniert starrte Darian ihm hinterher. Er konnte nicht fassen, was sein Freund gerade von sich gegeben hatte. Er konnte nur hoffen, dass Finn wieder zur Vernunft kommen würde. Er musste Lucia oder sonst wem Bescheid geben, sie würden Finn überzeugen können. Sie würden ihn nicht einfach gehen lassen, dessen war er sich sicher. So schnell er konnte, rannte er zurück zum Übungsraum, fand dort aber niemanden mehr vor, also eilte er zu Lucias Privaträumen und stürmte in ihr Zimmer. Erschrocken fuhr die Umgebungsmagierin hoch, als er vor ihr stand, >> Darian, was suchst du hier? Was gibt es so dringendes, das du ungebeten hier hereinplatzt? <<

      Finn will weglaufen! <<, platzte es aus ihm raus, >> Nach dem verlorenen Kampf denkt er, dass er nutzlos ist! Könnt Ihr ihn vielleicht zur Vernunft bringen? <<

      >> Setz dich erst einmal. <<, wies sie ihn mit einer Gelassenheit an, die er nicht nachvollziehen konnte. Doch Darian widersprach ihr nicht, sondern nahm gehorsam Platz und wartete auf Lucias Antwort. Dann warf sie ihre lockigen Haare zurück und blickte ihn eindringlich an, >> Gewiss könnte ich mit ihm reden und ihn versuchen, zum Bleiben zu bewegen. Aber es ist besser für Finn, wenn er selbst erkennt, dass er nicht nutzlos ist, damit er wieder zu sich selbst findet. Gib ihm ein paar Tage, dann wird er zurückkommen und einsehen, dass es ein Fehler von ihm war, uns zu verlassen. << Entsetzt sah Darian sie an, >> Wollt Ihr ihn einfach ziehen lassen? Da draußen sind die Dunklen, er hat keinen Unterschlupf und könnte sonst wo landen! <<

      >> Nein, Nahiri hat ein Auge auf den Jungen, sie wird verhindern, dass ihm etwas passiert. <<, versuchte sie Darian zu beruhigen. Doch dieser zweifelte daran, dass Finn völlig außer Gefahr sein würde, doch vorerst musste er sich mit Lucias Entscheidung abfinden. Was sollte er auch schon großartig bewirken? Er hoffte nur, dass Finn schnell wieder zur Besinnung kommen würde. Dann kam ihm ein anderer Gedanke, >> Was habt ihr eigentlich zu Sadalon gesagt, dass er Finn ohne weitere Einwände zu der Prüfung antreten ließ? <<

      Sie lächelte, >> Dir entgeht auch nichts, nicht wahr? Ich wollte Finn kämpfen lassen, weil ich wusste, dass er verlieren wird, damit er die Konsequenzen seiner Entscheidung trägt. Es war eine Lektion, die er zu lernen hatte, nichts anderes. Der Meinung war Sadalon auch, Finn konnten wir bei der Besprechung nicht so leicht die Augen öffnen, wie dir. Also hat der Schwertmeister zugestimmt. <<

      Wut stieg in Darian auf, >> Dann war Finns Niederlage also geplant? Ihr geht ein großes Risiko damit ein, falls Finn nicht zurückkommen sollte! <<

      Dieses Risiko bin ich bereit, einzugehen, Darian. Sonst hätte Finn niemals eingesehen, dass er noch nicht bereit ist! <<

      >> Das hättet Ihr ihm vielleicht erst mal sagen können! <<, fuhr Darian sie an, >> Ihr hättet ihn erleben müssen. So niedergeschlagen habe ich ihn noch nie gesehen! Ihr hättet diese Erfahrung nicht so schmerzhaft für ihn machen müssen! <<

      Lucia verlor allmählich die Geduld, >> Zügel dein Mundwerk, Junge! Du kannst dir nicht einmal vorstellen, welche Verluste und Niederlagen an mir genagt haben, also urteile nicht so vorschnell über mich! Oder siehst du mich zweifeln? Habe ich dir je einen Grund gegeben, meine Entscheidungen zu hinterfragen? << Lucia wartete nicht auf eine Antwort, >>Wäre dies ein realer Kampf gewesen, hätte ihn die Niederlage das Leben gekostet. So ist es besser er verliert hier, wo wir alles unter Kontrolle haben. Also wirf mir nicht vor ich hätte sein Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Ich hoffe, du siehst das ein, Darian. Ich hoffe, du stimmst mir zu Darian. Manche Dinge sind unabwendbar. Es geschehen Dinge, die vorherbestimmt sind, die wir nicht ändern können. Also müssen wir versuchen, das Beste daraus zu machen. << Der Junge sagte nichts mehr und dachte ihre die Worte lange nach. Etwas sanfter fügte Lucia hinzu, >> Glaub mir, ich will nur das Beste für Finn. Und nun entschuldige mich, ich muss noch die letzten Vorbereitungen für die Befreiung Sabellas tätigen. << Darian nickte. Er hatte Lucias Worte verstanden und sah ein, dass es nicht anders hätte laufen können. Als er sich abwandte und gerade gehen wollte, sagte sie noch, >> Ich versichere dir, wir werden deine Mutter heil zurückbringen. Doch lass uns bitte unsere Arbeit machen und mische dich nicht in Angelegenheiten ein,für die du noch zu jung und unerfahren bist. <<

      Sie sah ihm tief in die Augen, um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Grübelnd verließ Darian den Raum. Später kam er zu dem Entschluss, dass er nicht untätig hier im Quartier sitzen wollte, wenn seine Mutter in Gefahr schwebte. Außerdem waren Finns Worte nicht an ihm vorbeigegangen. Zwar wusste er, dass er kaum gegen die Dunklen bestehen konnte, doch er würde helfen seine Mutter zu retten. Helfen konnte man immer, egal welche Fähigkeiten man besaß. Er wusste schon, wie er unbemerkt aus dem Quartier gelangen konnte. Zwar würde er verspätet eintreffen, doch das war ihm egal. Lächelnd suchte er sein Schwert und seine Rüstung zusammen und bereitete sich auf die kommenden Stunden

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