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sich einander gegenüber, wobei Alrik, so hieß der Entflohene, Darian um einen ganzen Kopf überragte. Als er in das Gesicht des älteren Mannes blickte, konnte er auch bei ihm noch die Spuren der Folter erkennen, die er durchgemacht haben musste. Der Vollbart, mit dem er so wild nach seiner Befreiung ausgesehen hatte, war verschwunden. Genau wie Yako, war auch Alrik mager, was er mit einem langen weitem Hemd zu verbergen versuchte.

      Alrik startete den ersten Angriff. Er hob das Schwert über seinen Kopf und verharrte in dieser Position. Darian reagierte, indem er sein Schwert waagrecht ebenfalls in Kopfhöhe hielt. Sadalon, der das ganze Spektakel penibel genau betrachtete, nickte kurz und Alrik ließ sein Schwert auf den Jungen niedersausen. Der Hieb endete an Darians Stahlklinge, doch ein zittern in seinen Armen blieb und er musste fester zupacken, damit sein Schwert nicht aus der Hand fiel. Dann war er mit einem Schlag an der Reihe und hielt sein Schwert diagonal, seitlich von seinem Körper. Sein Schlag würde einen Bogen beschreiben, der sich quer über die Brust von Alrik ziehen würde, falls er den Schlag nicht blocken konnte.

      Der dürre Mann reagierte, indem er sein Schwert ebenfalls diagonal hielt, nur das seine Spitze nach unten zeigte. Dabei achtete er darauf, dass die Klinge seine Brust schützen würde. Wieder schien Sadalon zufrieden und ließ Darian gewähren, doch seine Waffe kam nicht weit und prallte an der Waffe seines Gegenübers ab. Auch dieses Mal vibrierte seine Klinge und er hatte wieder Probleme, sie in seiner Hand zu behalten.

      >> Du musst sie fester packen! <<, bemerkte der Schwertmeister, der das Geschehen weiter aufmerksam verfolgte. Darian nickte und wandte sich wieder Alrik zu, der an der Reihe war. Es folgten weitere Schläge und Haltungen, bis sie immer schneller wurden. Darian dachte nicht viel über die Sache nach und verließ sich mehr auf seinen gesunden Menschenverstand und seinen Instinkt, die ihn selten im Stich ließen. Nur hin und wieder musste Sadalon die Schläge unterbrechen, falls sich einer der Beiden irrte. Schweigsam kämpften sie weiter, bis Meister Sadalon die Übung beendete. Anerkennend reichte Darian seinem Gegenüber die Hand, >> Das hat Spaß gemacht. Ich hoffe, wir können diese Übung bald mal wiederholen. <<

      >> Das hoffe ich auch. <<, erwiderte Alrik, der sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte.

      >> Puh, was bin ich fertig. Ich könnte jetzt glatt wieder ins Bett fallen! <<, raunte Finn, der zu ihnen gestoßen war und ebenfalls schwitzte.

      Amüsiert sah Darian zu seinem Freund, der sich gerade ein paar verklebte Haare aus seinem Gesicht strich. >> Ein wahres Wort. Mir geht es genauso. <<

      >> Ich habe hin und wieder mal zu euch rüber gesehen und ihr wart nicht schlecht für den Anfang. <<, grinste Finn.

      >> Das hoffe ich auch, schließlich muss ich dich bald mal wieder schlagen. <<, erwiderte Darian.

      >> Du wirst mich niemals Schlagen, egal, wie sehr du dich anstrengst! <<, gab Finn entschlossen zurück. Bevor Darian etwas dazu sagen konnte, unterbrach sie der Schwertmeister, der sie streng musterte, >> Quatschen und euch gegenseitig kaputt kämpfen könnt ihr nach dem Training! Also bringt den Laden noch auf Vordermann, dann seid ihr für heute entlassen! <<

      >>Ja Sir! <<, antworteten sie im Chor und begannen mit dem Aufräumen. Als sie fertig waren, verließen sie den Übungsraum und machten sich fertig, für das gemeinsame Frühstück mit den restlichen Mitgliedern der Widerständler.

      Nach dem Frühstück gingen die Mitglieder ihren Tagesaufgaben nach. Darian und Finn waren davon nicht ausgeschlossen, da sie nun fester Bestandteil der Widerständler waren. Und so mussten sie das Quartier sauber halten, Nachrichten und Botschaften überbringen, in der Küche beim Zubereiten des Essens helfen, sowie Besorgungen in der Stadt tätigen. Bei letzterem musste aber vor allem Darian vorsichtig sein, da sie vermuteten, dass die Dunklen immer noch nach ihm suchten.

      Doch es tat den Jungen gut, wieder raus aus dem dunklen, muffigen Unterschlupf zu kommen, sich mal wieder unter die Leute zu mischen und das warme Licht der Sonne auf ihrer Haut spüren. Wie Götz bereits erwähnte, es tat gut an die frische Luft zu kommen und sich dort etwas zu bewegen.

      In der Stadt tätigten sie meist irgendwelche Einkäufe für die Gruppe, oder hörten sich nach Klatsch und Tratsch auf den Straßen um, da an vielen Gerüchten meist doch etwas Wahres war. Das hatte Julius zumindest behauptet. Er und der meist übellaunige Götz begleiteten die Jungen oft in die Stadt, wogegen niemand etwas einzuwenden hatte. Auch Darian hatte sich, genau wie Finn, schnell mit den beiden gegensätzlichen Personen angefreundet. Ihm gefiel Julius quirlige aufmunternde Art, aber auch Götz konnte ihn nicht durch sein ewiges Gebrumme verschrecken. Zumal er meistens auch nur gegen seinen kleinen flinken Freund aufmurrte, dem es ein offensichtlicher Spaß war, den Hünen jede freie Sekunde seiner Zeit zu ärgern. Es war ein ewiger Wettstreit zwischen den Beiden, dass aber die tiefe Freundschaft zeigte, die sie zueinander pflegten.

      Ansonsten, wenn Julius und Götz sie mal nicht begleiteten, schlossen sie sich mit Nahiri zusammen, oder machten sich alleine auf den Weg in die Stadt, da sie den verworrenen Weg aus den Tiefen des verlassenen Armenviertels bald gut kannten.

      Oft kreisten die Gedanken der beiden Jungen um die Widerständler und insgeheim bewunderte Darian ihre Gefährten und dessen Mitglieder, die den Mut aufgebracht hatten, sich dieser Organisation anzuschließen und damit ihr Leben aufs Spiel setzten. Er selbst hatte zwar ebenfalls diesen Schritt unternommen, doch er war mehr gezwungen gewesen sich den Widerständlern anzuschließen, da er kaum eine andere Wahl gehabt hatte.

      Auch bewunderte er das Ziel und die begangenen Taten dieser kleinen, aber dennoch wirksamen Gruppe. Sie hatten schon vielen Menschen in Not geholfen, ihr Wille war ungebrochen und sie waren allesamt entschlossen, die Dunklen wieder zurück ins Ödland zu schicken und Tyrannus zu stürzen, obwohl sie in dieser Hinsicht noch wenig Erfolg aufzuweisen hatten.

      Trotzdem zweifelte niemand an ihrem Sieg, welcher früher oder später kommen sollte, dessen waren sie sich alle sicher. Egal, wen die Jungen fragten, in jedem von ihnen loderte die Hoffnung, das Land von Tyrannus und seinen Schergen zu befreien.

      So vergingen etliche Tage und bald merkte Darian, dass sich das morgendliche Training bei Sadalon bezahlt machte. Er wurde sicherer und schneller im Umgang mit seiner Klinge, die er hegte und pflegte wie seinen Augapfel. Auch war er im Schwertkampf bereits beinahe so gut wie sein Freund und oft erlaubte Sadalon ihnen, gegeneinander zu kämpfen. Zwar unterlag Darian Finn in den meisten Duellen, die jedes Mal aufs Neue erbittert ausgefochten wurden, aber er merkte auch, dass er Finn immer weiter an seine Grenzen trieb.

      Auch körperlich bauten die Jungen Muskeln auf, da der Schwertmeister sie nicht nur den Schwertkampf trainieren ließ, sondern ihnen auch ohne die Waffe in der Hand alles abverlangte. Diese Stunden waren besonders schweißtreibend und anstrengend für Darian und er war jedes Mal kurz davor, aufzugeben. Doch sein Wille und sein Stolz halfen ihm durch jede Prüfung, die der Schwertmeister ihnen auferlegte.

      Zusätzlich zu dem morgendlichen Training, welches sie täglich absolvierten, mussten sie einmal in der Woche auf eine Art Trainingsmission quer durch das verlassene Armenviertel und ausgedachte Aufgaben des Schwertmeisters erledigen. Meist waren es Gegenstände, die sie suchen und in Sicherheit vor möglichen Gegnern bringen mussten. Die Gegner, die den gesuchten Gegenstand verteidigten, waren oft Livia und Gerron oder andere Mitglieder der Organisation. Sie versuchten es ihnen dabei so schwer wie möglich zu machen.

      Auch heute mussten Darian, Finn und Alrik, der weiterhin am Training teilnahm auf eine Mission. Wie üblich hatte Sadalon ihnen den Ort und den Weg dorthin beschrieben, ihnen aber nicht gesagt, welchen Gegenstand sie suchen sollten. Die Beschreibung, die Sadalon ihnen gegeben hatte, passte auf jedes Haus im verlassenen Armenviertel: Heruntergekommen, ein Fenster vernagelt, das andere zerstört, mit beschädigter Tür. Für Darian sah jedes Haus so aus, aber glücklicherweise hatte der Schwertmeister ihnen darüber hinaus noch eine Wegbeschreibung mit auf den Weg gegeben. Zwar konnte er sich nicht alles davon merken, aber er hoffte, dass die anderen seine möglichen Lücken füllen konnten. Das Einzige, was sie selbst auswählen konnten, war ihre Ausrüstung. Zu ihren Waffen, die sie mitnahmen kamen oftmals noch Fackeln, etwas Proviant und anderes nützliches Werkzeug hinzu. Auch eine Schaufel

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