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und dort in Einsamkeit und Buße lebt. Je

       mehr Ihr aber leidet, desto größere Gnade werdet Ihr

       erlangen. So sehr sollt Ihr Euch demütigen, daß Ihr

       Eure Schwestern um Verzeihung bittet.« »Herr, das

       kann ich nicht! Lieber lasse ich mich zerstückeln! Ich

       bin eine Edeldame dieses Landes, und mein Vater

       würde mich töten, wenn er mich wiedersähe. Die Gemeinen

       würden mit Fingern auf mich weisen und

       überall würde meine Schandtat bekannt. Gebt mir,

       Herr, eine Buße, die meinen Leib mehr quält und mir

       mein Leben härter macht!« »Liebe Freundin, Ihr müßt

       dies tun, Gott wird Euch trösten und stärken. Eine andere

       Buße kann ich Euch nicht geben, geht in Frieden,

       und ich sage Euch, daß sich Eure Missetat zum Guten

       wenden wird.« »So werde ich Eurem Befehle nach-

       kommen, Herr! Ich lege mein Leben in Gottes und der

       heiligen Jungfrau Hand. Möge ihr Erbarmen über mir

       Unwürdigen erscheinen, und sende mir Gott baldigen

       Tod!« Sie ging und zerraufte sich mit den Händen das

       Haar. Einsame Wege wanderte sie und sprach weinend

       ihr Gebet: »Herrin, Königin der Majestät, süße

       Herrin! Im Tempel deiner Jungfrauschaft weilte Gottes

       Sohn und wollte sich nicht von dir trennen, denn

       wie eine süße Blume duftet deine Reinheit. Bewahre

       meinen Leib und meine Seele, den Leib vor Schmach

       und Tod, die Seele vor Sünde! Ich bereue meine

       Schuld und gebe mich ganz in dein Erbarmen. Hab'

       Gnade, Herrin, dein bin ich ganz und gar!« So ging

       sie in Verzweiflung und wanderte so lange, bis sie zu

       einer Hütte kam, die neben dem Kloster, in welchem

       sie gedient hatte, lag. Eine gute alte Frau, die in der

       Abtei beschäftigt war, bewohnte das Häuslein. Hier

       wurde sie aus Nächstenliebe beherbergt, und sie speiste

       mit der Alten zu Abend. Nach dem Essen plauderten

       sie über dies und jenes, und schließlich redete die

       Nonne ohne Schleier ihre Hausfrau folgendermaßen

       an: »Wirtin, Eure Sakristanin, welche mit so großem

       Eifer im Kloster diente und die Kranken zu heilen

       pflegte, wo ist sie? Ich habe viel Übles von ihr reden

       hören: daß ein Mann sie entführt habe, dem sie sich in

       sündiger Lust hingab. Um Gottes willen, sagt mir,

       was Ihr davon wißt!« Die Alte erschrak über das Ge-

       hörte und antwortete zornig: »Frau, Ihr seid toll, daß

       Ihr so von unserer Sakristanin redet, Ihr verleumdet

       die beste, die heiligste, die meistgeliebte Frau, die je

       auf Erden lebte. Ihr braucht nicht lange nach ihr zu

       suchen, denn erst heute habe ich sie gesehen und ihren

       Segen empfangen da, wo sie ihren Dienst wie eine

       Heilige und ohne Fehl versieht. Ihr seid nicht bei Sinnen,

       daß Ihr so von ihr redet. Seht, auf der Straße harren

       an zwanzig Kranke: Lahme, Blinde und Besessene,

       die alle den nächsten Tag erwarten, damit sie die

       Heilige mit einem Zeichen ihrer Hand heilen möge.

       Schweigt mit Eurer Torheit, denn übel könnte es Euch

       ergehen, wenn Euch andere Leute hören.« Als die Büßerin

       solches hörte, verwunderte sie sich sehr und

       wußte nicht, was sie davon halten solle. Sie verbrachte

       die Nacht schlaflos in Gedanken, und sobald die

       Morgenglocke läutete, erhob sie sich, kleidete sich an

       und ging in das wohlbekannte Kloster. Eine milde

       Frau öffnete ihr, die Verlorene wich zurück und

       sprach: »Herrin, um Gott, wer seid Ihr?« »Sagt mir

       zuerst, liebe Freundin, wer Ihr seid,« fragte die Pförtnerin.

       »Herrin, mit Schmach gesteh ich's ein. Ich war

       Sakristanin in diesem Kloster und gut tat ich meine

       Pflicht, bis der Teufel mich überwand und mich all

       meiner Schätze beraubt in die Schande stieß. Ich bin

       die, von der Gott sich abwandte, weil ich um der

       Sünde des Fleisches willen ihn und seine Mutter ver-

       ließ. Um meine Meisterin, der ich mich weihte, gräme

       ich mich am meisten, denn sie berief mich zu großen

       Ehren. Nun bin ich durch eigene Schuld ihre Widersacherin

       geworden, und kaum wage ich, sie um Verzeihung

       anzugehen. Ich bin verflucht und ausgestoßen,

       von der Liebe Gottes ausgelöscht. Um Gnade und Erbarmung

       zu erflehen komme ich her, aber schwerlich

       werde ich für meine rasende Lust Vergebung finden.

       Herrin, nun habe ich Euch gesagt, wer ich bin. Um

       des Erlösers willen bitte ich Euch, sagt mir jetzt

       Euren Namen!« »Ich will ihn dir nennen: ich bin

       Maria, die Gott gebar. Du hast meine große Güte

       schlecht vergolten. An deiner Statt habe ich die Zellen

       gefegt, die Glocken geläutet, die Türen geöffnet, die

       Lampen entzündet, und jedermann glaubte, du seiest

       hier. Niemand weiß um deinen Fehltritt, denn dafür,

       daß du mir so treu gedient, habe ich deine Schmach

       verhüllt. Ich vergebe dir deine Sinnenlust, aber hüte

       dich, ein zweites Mal zu sündigen. Nun geh zu meinem

       Altar, dort findest du dein Ordenskleid, bekleide

       dich damit und fürchte nichts!« Außer sich vor Freude

       warf sich die Sünderin zu Füßen der Gottesmutter in

       den Staub, doch diese entschwebte, und sie hielt nur

       die Erde umfaßt, die sie küßte, weil die Sohlen der

       Himmelskönigin sie berührt hatten. Dann wandte sie

       sich zum Altar, bekleidete sich mit ihrem Nonnengewand

       und machte sich daran, ihren Dienst zu verse-

       hen, wie sie es früher getan hatte. Niemand aber ahnte

       etwas von dem, was sie verschuldet hatte. Mit Beten,

       Fasten, Kasteiung und guten Werken brachte sie ihre

       Jahre dahin, um die versäumte Zeit wieder einzuholen,

       bis Gott der Herr ihre Seele zu sich in sein Reich

       nahm.

       Vom Dieb, der sich jedesmal, wenn er zum

       Stehlen ging, Unserer Frau

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