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      „So?“, entgegnete der Verteidigungsminister spöttisch.

      Ein Mann in einer Uniform der ebenfalls am Tisch saß schaute zum Minister: „Sir, ich empfehle auf DEFKON 2 zu gehen.“

      „Wozu?! Sieht der Planet so bedrohlich aus?“

      „Sir, bei allem Respekt, wenn sich jemand bei uns ein-hackt oder uns durch Hologramme täuschen will…“

      „…Hören Sie“, der Minister ließ den Mann nicht aussprechen, „ich bin schon lange genug in diesem Geschäft dabei. Ich sage Ihnen mal was. Im kalten Krieg haben russische Satelliten die über den USA spioniert haben festgestellt, dass einige Atomraketen gestartet wurden, wenn ich mich recht erinnere sollten es fünf gewesen sein. Die Russen dachten wir fangen den dritten Weltkrieg an, doch obwohl ein weiterer Satellit den Angriff bestätigt hat, haben die verantwortlichen Offiziere keinen Gegenangriff gestartet. Obwohl sie es laut Protokoll hätten tun sollen. Sie trauten der Sache jedoch nicht. Und wie Sie sehen war es richtig, denn sonst würden wir hier wahrscheinlich nicht mehr sitzen. Wie sich rausstellte war es ein Software Problem. Ein Software Problem, das beinahe den dritten Weltkrieg ausgelöst hätte. Und der wäre für niemanden gut ausgegangen… Also, meine Herrschaften, bevor wir irgendwelche Gegenmaßnahmen ergreifen fragen wir doch erst mal bei den Russen, den Chinesen, Japanern, und wen Sie da noch aufgezählt haben, nach…“

      „Die Inder, Sir“, fügte der Mann mit der Brille hinzu.

      „Ja, von mir aus die Inder- die Inder, ist das Ihr Ernst?“

      „Naja, sie haben auch ein eigenes Weltraumprogramm.“

      „Verstehe. Wie auch immer. Finden Sie heraus was die anderen wissen und berichten Sie mir davon. Dann sehen wir weiter. So, wenn niemand mehr was zu sagen hat außer Spekulationen oder dass wir im Grunde nichts wissen, erkläre ich die Sitzung für beendet.“

      Ein großer dunkelhäutiger Mann der neben dem Verteidigungsminister saß und eine Militär Uniform trug nickte dem Minister zustimmend zu und stand als erster auf um den Raum zu verlassen, während die anderen noch unsicher da saßen und überlegten, ob sie nun wirklich die Sitzung so schnell beenden sollten. Der große Mann war niemand geringeres als General Julius T. Campbell. Das T im Namen steht dabei für Trevor. Er war einer der kompetentesten Soldaten die die US Air Force je hervorgebracht hatte. Jeder der den General auch nur ansah hatte sofort Respekt vor diesem Mann. Man musste nicht unbedingt wissen, dass er in mehreren Kriegen gewesen war und dass er so einige durch sein entschlossenes Handeln verhindert hatte. Man musste auch nicht wissen, dass er die härtesten Ausbildungen durchgemacht hatte und noch nebenbei einige Studiengänge absolviert hatte. Die meisten Menschen respektierten ihn allein schon auf Grund seiner Körpergröße von 1.90 und seines massiven Erscheinungsbildes, dass er mit Hilfe des Footballs geformt hatte. Sein Gang war stets aufrecht. Wenn er saß, saß er immer aufrecht. Wenn er sprach, dann nur mit Sinn. General Campbell hatte in seinem Leben mit gerade mal 45 Jahren schon sehr viel gesehen und erlebt. Weit mehr als jeder andere in diesem Raum. Natürlich konnten ihn ein paar Satelliten Bilder nicht aus der Ruhe bringen und ohne einen triftigen Grund würde auch er, genau wie der Verteidigungsminister, nicht den Alarmzustand ausrufen. Denn ist dieser erst mal ausgerufen, werden es auch andere Nationen heraus finden, was zu Missverständnissen führen könnte und den Handlungsspielraum deutlich eingrenzen würde. Schließlich war die einzige Bedrohung, die der fremde Planet bisher auslöste, einzig die Vorstellungskraft der sogenannten Experten, die in dessen Erscheinen alle möglichen Schreckensszenarien hinein interpretierten. Als Julius T. Campbell aufstand und seine tadellos sitzende Uniform zu Recht zupfte, bewegte sich in seinem Gesicht kein einziger Muskel. Er schaute nur seine Kollegen am Tisch an und verabschiedete sich mit einem kurzen: „Meine Herren.“

      Kapitel 6

      Mey hatte es nicht sehr weit von der Hütte des Meisters bis zu ihrem Roller den sie an einer nahen Straße abgestellt hatte. Langsam wurde es aber dunkel und sie war froh, dass Guan Tai mitgekommen war.

      „Woher kennst du eigentlich den Onkel?“, fragte Guan Tai und brach die Schweigebarriere, die zwischen den beiden herrschte.

      „Das ist eine etwas seltsame Geschichte.“

      „Ich mag seltsame Geschichten.“

      Mey schaute kurz nach hinten als ob sie überprüfen wollte, dass den beiden keiner folgte. „Meine Eltern sind vor einigen Jahren in die Stadt ausgewandert, um besser zu verdienen und ich blieb bei meiner Oma im Dorf. Meine Oma hat einen kleinen Obststand und lebt praktisch von dem, was sie selbst anbaut und verkauft. Ich helfe ihr natürlich aber damit wir etwas mehr Geld haben arbeite ich noch als Kellnerin in einem Restaurant. Die Geschäfte da laufen sehr gut, weil dort auch sehr viele Touristen essen. Eines Tages ist meine Oma sehr krank geworden. Um die Rechnungen für die Medizin zu begleichen musste ich also sehr viele Überstunden machen, meine Eltern haben leider auch nicht viel Geld übrig. Eines Abends, es hat ziemlich stark geregnet, war das Restaurant leer. Ich sah einen seltsamen Mann auf der Straße, der gar keine Schuhe trug und sich in Richtung unseres Restaurants begab. Er ging zu uns herein bat um etwas Reis und ging dann wieder. Irgendwie tat er mir leid, also folgte ich ihm und sagte ihm, er solle mit mir kommen, damit ich ihm Schuhe kaufen könnte. Er hat mich kurz angeschaut und folgte mir in einen nahegelegenen Laden. Ich hatte keine Ahnung, dass er sich ausgerechnet teure Markenschuhe aussuchen würde, aber ich wollte ihm dann doch den Gefallen tun“, erzählte sie lächelnd.

      Auch Guan Tai musste lächeln.

      Mey überlegte kurz, dann sprach sie weiter:

      „Ich glaube es war gleich am nächsten Tag, da kam derselbe Mann, wieder ohne Schuhe, und fragte im Restaurant nach mir. Eine Kollegin hat mich gerufen und als ich rauskam sah ich einen Beutel voller Kräuter da liegen, der Mann war jedoch verschwunden. Ich wollte gleich wieder reingehen, aber plötzlich tauchte dieser Mann doch wieder auf.“

      Mey schmunzelte.

      „Er hat sich hinter einem Baum versteckt! Dann sagte er sowas wie: „Muss man dir denn das Offensichtliche erklären?! Die Kräuter sind für deine Großmutter!“ Mir stockte das Herz, woher wusste er von meiner Oma? Hat er mich verfolgt? Er kam näher und plötzlich bemerkte ich, dass er weder streng gerochen hatte noch irgendwie ungepflegt aussah, ich musste mich fast schämen weil ich am Abend zuvor angenommen hatte, dass er ein Obdachloser sei. Plötzlich wurde mir klar, dass er ein daoistischer Meister ist. Ich wusste es einfach!“

      -Der Meister hat es dir mitgeteilt, so wie er mich hierherbestellt hat, er kommt eben ohne Worte aus, er hat einen starken Geist,- dachte Guan Tai.

      „Ich stand also da und wusste nicht was ich als nächstes sagen soll. Der Mann deutete noch einmal auf den Beutel mit den Kräutern und ging. In dem Beutel lag noch ein Blatt Papier mit genauen Anweisungen wie man diese Kräuter dosiert. Als ich die Geschichte meiner Oma erzählt habe war, sie sehr froh über dieses Geschenk. Nach einer Woche ging es ihr bereits viel besser, nach zwei hat sie schon wieder im Garten gearbeitet und jetzt nach zwei Monaten ist sie fitter denn je, würde ich sagen.“

      „Und wie ging’s dann weiter, wie hast du den Onkel kennengelernt?“

      „Als ich meiner Oma diesen Daoisten beschrieben habe, hat sie gemeint sie kenne ihn. Schon als Kind will sie ihn gesehen haben und auch später in ihren 50ern und sie meint, dass er seit dem kein Jahr älter aussieht. Sie meint die Leute sagen er sei 200 Jahre alt!“, lachte Mey. Mit einem Mal wurde ihr Blick ernst und neugierig zugleich: „Ist er das?“

       -Wenn du bloß wüsstest.-

      Guan Tai lächelte, „die Leute reden viel!“

      Mey und Guan Tai liefen mittlerweile sehr langsam.

      „Ich wollte natürlich so einen echten daiostischen Meister kennenlernen, vor allem wollte ich mich für seine Hilfe bedanken. Ich bin dann in ein nahegelegenes Kloster gegangen und habe dort nach ihm gefragt. Keiner dort kannte ihn, aber als ich enttäuscht zurückging stand er plötzlich, wie aus dem nichts, vor mir. Ich habe angefangen mich herzlichst zu

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