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alleine, dazu bräuchte man keinen Lehrer, der einen unterweist. Und deshalb kam er ja auch hierher: um in den alten Künsten unterwiesen zu werden. Anfangs war es die Kampfkunst, später die Meditation. Dann wurden die daoistischen Klassiker erläutert und natürlich vieles mehr. Das letzte Mal als er den Meister besuchte gab es eingehende Unterweisungen im Feng Shui einer Kunst, die die Daoisten von je her praktizieren. Doch die Antwort, die der Meister auf die Frage gab, hatte Guan Tai so nicht erwartet.

      „Wir gehen nach Ägypten“, gab der Meister zurück.

      „Ägypten?“, fragte er verständnislos. „Du willst mit mir eine echte Reise nach Ägypten machen?“

      Der Meister nickte, sein Blick verriet nichts.

      „Onkel, was wollen wir in Ägypten?“

      „Setz dich erst mal hin“, jetzt hatte der Meister wieder einen seiner typischen Gesichtsausdrücke, der jedes Mal auftauchte, wenn er jemandem eine Art Geheimnis anvertrauen wollte.

      „Weißt du, vor ein paar Tagen da habe ich eine sehr lange Meditation gehabt“, fuhr der Meister fort, nachdem Guan Tai sich auf die Matratze setzte. „Im Laufe der Meditation hatte ich ein sehr merkwürdiges Gefühl, eine Art Vorahnung dass in Kürze etwas passiert, was die Harmonie im Universum stört. Zuerst wollte ich es ignorieren, es hat mich nicht sonderlich interessiert. Doch dieses Gefühl wurde immer stärker, also habe ich beschlossen dem nachzugehen. Ich habe dann die ganze Zeit Visionen vom Weltraum empfangen, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Ich wollte schon aufhören als ich Zeuge eines Ereignisses wurde, das mich dazu veranlasst nach Ägypten zu gehen.“ Der Meister atmete müde durch. „Manche Menschen maßen sich an sie könnten tun und lassen was sie wollen, aber ihre Unwissenheit könnte sie selbst ins Verderben bringen. Guan Tai“, der Meister schaute ihm in die Augen. „Diese Menschen habe eine Tür geöffnet, die wir unbedingt schließen müssen.“ Der Meister schwieg. Guan Tai wusste, der Meister hatte ihm alles gesagt, was er sagen wollte, und weiteres Nachfragen würde nichts bringen. Trotzdem versuchte er es.

      „Was für eine Tür?“

      „Wir reisen, wenn es geht noch heute Abend ab. Ich werde dir auf unserer Reise alles erklären. Bis dahin musst du dich in Geduld üben.“

      Guan Tai musste über das seltsame Vorhaben des Meisters lächeln: „Onkel, wie willst du überhaupt nach Ägypten kommen? Man braucht dazu viel Geld und um ein Flugticket zu kaufen, brauchst du einen Ausweis, hast du überhaupt einen?“

      „Einen Ausweis? Sowas brauche ich nicht! Wir werden aber auch keines von diesen Flugdingern benutzen.“

      -Oh nein, er will doch nicht,- Guan Tai hatte einen Gedanken der ihm ganz und gar nicht gefiel.

      „Onkel du willst doch nicht zu Fuß nach Ägypten? Dazu würden meine Ferien gar nicht ausreichen.“

      „Dafür haben wir leider wirklich zu wenig Zeit. Obwohl ich nichts davon halte Fahrzeuge zu benutzen, die auf dem Prinzip der Zerstörung basieren, sehe ich leider keine andere Wahl: wir fahren mit der Eisenbahn.“

      „Mit dem Zug? Ich bezweifle, dass von hier einer nach Ägypten fährt“, konterte Guan Tai.

      „Aber es gibt doch einen nach Tibet, nicht wahr?“, sagte der Meister mit einem verschwörerischen Lächeln.

      „Sicher, aber Ägypten liegt nicht mal annähernd neben Tibet“, antwortete Guan Tai in einem belehrenden Ton.

      „Um nach Ägypten zu kommen, müssen wir nach Tibet, Punkt!“ Der Meister erhob sich, ging zur Tür, so dass Guan Tai nur seinen Rücken sah, dort blieb er im Türrahmen stehen und schaute wortlos hinaus ins Freie.

      Kapitel 8

       -Moskau, Russische Föderation-

      In mitten von Moskau, der russischen Hauptstadt, liegt der berühmt berüchtigte Kreml. Neben ihm fließt der Fluss Moskwa. Manch einer mag vielleicht denken, dass es nur ein Regierungsgebäude der Russischen Föderation ist, in dem der Präsident seinen Sitz- und Arbeitsplatz hat. Eine Art Gegenstück zum Weißen Haus in Washington D.C.

      So leicht kann man sich irren! Der Kreml ist ein ganzer Gebäudekomplex. Außerdem ist er einer der ältesten Teile Moskaus. Wer der russischen Sprache mächtig ist, der weiß dass Kreml so viel wie Zitadelle bedeutet, also eine in sich abgeschlossene Festung. Daher kann man sich vorstellen, dass es in Russland mehrere Kreml gibt. Da es sich bei DEM Kreml jedoch auch um den Sitz der Regierung handelt, wird „Kreml“ dann doch auch als Synonym für die Regierung an sich verwendet. Die 2,5 Kilometer lange, rote Mauer, die diese Festung umschließt stammt aus dem 15 Jahrhundert. Man kann ausrechnen, dass die Fläche die der Kreml einnimmt etwa 25,5 Hektar Land beträgt. Nicht ganz so groß wie die Verbotene Stadt in China, die kolossale 72 Hektar einnimmt, aber dennoch riesig. Es ist jedoch auch nicht so, dass der Kreml nur aus Regierungsgebäuden besteht. Auf dem Gelände befinden sich nämlich auch Kirchen, Kathedralen, verschiedene Türme und der staatliche Kremlpalast mit seinen 800 Räumen. Alle Gebäude sind pompös und in heiteren Farben. Oft in schickem Weiß und Gold. Und: der Kreml ist ein riesiges Freilichtmuseum, zu dem eigentlich jeder Zugang hat. Natürlich nur nach einem Sicherheitscheck. Es versteht sich praktisch schon von selbst, dass ein Tourist nicht überall, sprich, nicht zu jedem Gebäude und jedem Räum, Zugang hat! Manche sind eben nur den Regierungsangehörigen zugänglich.

      In einem der Regierungsgebäude saß ein solcher Regierungsvertreter und zog belustigt die Augenbraue hoch. Die Frage, die aus den fernen USA kam, war absurd. Er war schon weit über 50 Jahre alt und hatte ein bisschen Übergewicht.

      „Michail Michailovich, was soll ich denen jetzt antworten?“, fragte ein anderer, auf der Hierarchiestufe niedrigerer eingestufter Angestellter, den lachenden Mann.

      „Ist das ihr Ernst? Die denken wir hätten Satelliten hinter die Sonne geschickt um sie mit einem Hologramm zu erheitern?“ Der füllige Mann konnte nicht aufhören zu lachen.

      „Nun, die sagen sie sehen da einen Planeten.“

      „Einen Planeten sehen die da…“, spottete er. „Sagen Sie unseren Freunden wir haben damit nichts am Hut“, sagte der Mann immer noch lachend, „gehen Sie schon, gehen Sie schon.“ Er winkte den Kollegen weg. Doch als der im Begriff war zu gehen, klopfte es an der massiven Holztür und ein hochgewachsener Mann kam herein. Er sah zu dem stattlich gebauten Mann, der immer noch amüsiert war, herüber:

      „Michail Michailovich“, begann er zu sprechen. „China fragt uns, ob wir irgendetwas über einen Planeten wissen, der sich zurzeit hinter der Sonne befindet und den man bisher nicht zuordnen kann.“

      Michail Michailovich hob die Augenbrauen. „Taak! (so!)“, rief er, nun nicht mehr so erheitert aus, als ihm klar wurde, dass er etwas verpasst hatte. „Kontaktieren Sie die Weltraumtruppen, fragen Sie die zuständigen Leute warum die Amerikaner und die Chinesen besser informiert sind als wir“, befahl der Mann vorwurfsvoll.

      Der andere nickte und wollte gehen, doch dabei lief er fast gegen den Angestellten der gerade erst Michail Michailovich die Fragen der Amerikaner überbracht hatte. Der stand in der Tür und hörte alles mit an. Die beiden Männer entschuldigten sich gegenseitig und verließen den Raum als der stattliche Michail Michailovich etwas hinterher rief. Der Größere der beiden, jener der als zweiter gekommen war, glaubte seinen Namen gehört zu haben und drehte sich um. „Gibt es noch etwas?“

      „Kontaktieren Sie auch gleich noch am besten Polkovnik Sila. Er soll sich der Sache mal annehmen.“

      Der Mann schaute besorgt zu seinem Vorgesetzten. „Polkovnik Sila? Ist das nicht zu riskant, was wenn ihn die Amerikaner entdecken?“

      „Ich sehen keine Alternative. Er soll einfach vorsichtig sein.“ Dann lehnte sich Michail Michailovich in seinem gemütlichen Sessel nach hinten. „Außerdem wird die Welt früher oder später sowieso davon erfahren“, sagte er, während er müde seufzte.

      Kapitel 9

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