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nur die Schultern.

      „Wie hältst du das nur aus, Zaza? Selbst ich sterbe vor Neugier, wer das ist. Meinst du, das ist dein Hollywood-Beau?“ Mit den für sie üblichen weit ausholenden Gesten erreichte sie endlich Salomés Aufmerksamkeit.

      „Ja und? Ich kann das doch später lesen. So wichtig wird es schon nicht sein.“

      „Und wenn er in Gefahr ist?“

      Salomé schnaubte abfällig. „Gefahr? Wir sind doch nicht im Dschungel.“

      „Es könnte doch sein.“

      „Höchstens, weil eine Horde notgeiler Teenies und sensationshungriger Reporter hinter ihm her ist.“

      Allegra lachte laut. „Ja eben. Da ist es deine Pflicht, ihn zu retten.“

      „Meine Pflicht ist gar nix. Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervig das Leben als Promi ist. Ich dachte ja schon immer, die de Bertrands hätten es schwer mit der Klatschpresse Südfrankreichs. Aber das Spalier von weiblichen Fans, die gestern vor dem Veranstaltungsort der Gala standen und kreischten, war beängstigend.“ Sie starrte einen Moment auf den Tisch.

      „Diese Frauen sind so hemmungslos, Allegra. Die lynchen eine Nebenbuhlerin doch glatt.“

      „Apropos: hemmungslos. Ebensolcher Sex mit diesem Astralkörper würde doch schon reichen, oder etwa nicht? Wer sagt denn, dass es was Ernsthaftes sein muss?“

      Salomé zögerte einen verräterischen Moment zu lange mit einer Antwort. Allegra neigte sich ungläubig vor.

      „Jetzt sag nicht, du empfindest was für ihn und willst mehr?“

      Salomé verzog ihr Gesicht und nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse, ohne auf Allegras Frage einzugehen. Diese ließ sich verblüfft im Stuhl zurückfallen.

      „Ich glaub es ja nicht. Du bist verknallt, vielleicht sogar mehr. Und das, ohne mit ihm im Bett gewesen zu sein.“

      „Allegra. Ich. Bin. Nicht. Verknallt.“ Jetzt hielt es Salomé nicht mehr auf ihrem Stuhl. Sie raffte die Zeitung zusammen und leerte verärgert ihre Tasse in den Ausguss. Als sie zu Allegra blickte, hatte diese die Arme vor der Brust verschränkt und sah sie abwartend an. Salomé hob resigniert die Arme.

      „Ich weiß ja auch nicht. Okay, er ist toll. Das denken Zigtausend andere Frauen außer mir ebenfalls. Das macht es kompliziert, verstanden? Ich habe im Moment keine Zeit dafür. Und erst recht keine Lust, mit den ganzen hysterischen Fans zu konkurrieren. Und es sind ja nicht nur Fans. Du solltest mal die Fotos von Partys sehen. Ständig posiert er neben einem klapperdürren Model. Und erst diese Kalinkakalinka! Neben der sehe ich aus wie Aschenputtel. Nenn mir einen Grund, weshalb er da ausgerechnet was Ernsthaftes mit mir anfangen sollte?“

      „Die Frage meinst du jetzt nicht ernst? Zaz, du bist eine der schönsten, interessantesten, warmherzigsten und smartesten Frauen, die ich kenne.“

      Salomé lächelte schief bei der Fülle an Komplimenten.

      „Okay, das ‚smart‘ muss ich gerade noch mal überdenken. Vielleicht ist er einsam und auf der Suche nach der wahren Liebe? Das wär doch dann was für dich, Zaz.“

      Abwehrend hob Salomé die Hände.

      „Trotzdem. Ich habe einen Ruf zu verlieren. Mein Vater würde es nicht gutheißen, wenn seine Tochter als aktuelle Flamme eines Sexsymbols durch die Regenbogenpresse geistert. Lass einfach gut sein und uns lieber planen, was heute noch läuft. Wir können in den Park und anschließend in die Nachmittagsvorstellung ins Kino. Was hältst du davon?“

      „Au ja, da gibt es diesen Highlander-Film, den ich unbedingt sehen muss.“

      Salomé warf das Geschirrtuch nach Allegra, die quiekend aus der Küche floh.

      In diesem Moment surrte ihr Smartphone erneut. Sie kapitulierte und las die eingegangenen Nachrichten. Mit leisem Bedauern stellte Salomé fest, dass keine einzige Nachricht von Nate war. Sie hatte ihm durch ihr Verhalten wohl erfolgreich klargemacht, dass da nichts zwischen ihnen laufen würde. Genauso, wie sie es wollte, oder?

      Neben fünf Nachrichten von neugierigen Familienmitgliedern, darunter Julia, die anscheinend im Internet eines der gestern Abend geschossenen Bilder von Nate und ihr gefunden hatten, war eine Meldung von Keira dabei, die ihr Anrufe mehrerer Verwandten ausrichtete.

      Salomé verzog das Gesicht. Das grenzte ja an Stalking! Eine weitere Nachricht war von einem Dr. Tigran Hagopian. Salomé stutzte. War das nicht der armenische Preisträger, mit dem sie sich gestern so angeregt unterhalten hatte? Sie hatten sogar getanzt. Obwohl Salomé dabei hauptsächlich damit beschäftigt gewesen war, Nate zu beobachten, der die Damen souverän übers Parkett geführt hatte. Dr. Hagopian bat dringend um Rückruf. Was er wohl wollte? Vielleicht fand er den Tower zu klobig und wollte ihn zurückgeben? Schmunzelnd legte Salomé ihr Smartphone beiseite.

      Erst einmal fuhr sie den Laptop hoch und öffnete den Link zu einer der Klatschseiten, den ihr Keira geschickt hatte. Das Bild, das sich öffnete, ließ ihr Herz bis zum Hals klopfen. Sie und Nate in voller Gala-Montur. Die Fotografen hatten das Bild so beschnitten, dass Howard Bench und der armenische Arzt nicht zu sehen waren und es anmutete, als hätten Nate und sie nicht nur zufällig nebeneinandergestanden. War es überhaupt Zufall gewesen?

      Je mehr Salomé darüber nachdachte, desto unsicherer wurde sie. Ihr Blick heftete sich auf das Foto. Nate sah so gut aus. Es war deutlich erkennbar, dass seine Hand auf ihrem Rückendekolleté ruhte. Er hatte seinen Kopf zu ihr hingeneigt, und ein verträumtes Lächeln lag auf seinen Lippen. Direkt daneben prangte ein Bild von Nate mit dem Model, einander zugewandt und professionell in die Kamera lächelnd. Kein Wunder, dass dies die Journalisten zu der Unterschrift „Sexiest man alive unersättlich?“ inspiriert hatte.

      Die nächsten Fotos verschlugen Salomé kurzzeitig die Sprache: Eine Bilderfolge zeigte Nate, wie er vom Eingang des Gebäudes, in dem die Gala stattgefunden hatte, zu ihrem Auto gerannt kam und sie ihm ihre Hand entzog, die aus dem Fenster hing. Die Nahaufnahme zeigte einen verzweifelt blickenden Nate, der an ihrer Hand zerrte. Das durfte ja nicht wahr sein!

      Die Bildunterschrift sagte alles: „Der Highlander verliebt!

      Salomé, die den Umgang mit solch freien Interpretationen der Klatschpresse eigentlich gewohnt war, schluckte trocken. Zugegeben, sie und Nate wirkten auf dem ersten Bild sehr harmonisch. Weshalb nur war er ihr nach draußen gefolgt? Er wusste doch, dass die Pressehyänen dort lauerten. Und wo um alles in der Welt war die Kalinkaka?

      Ihr Blick heftete sich abermals an seinen Gesichtsausdruck auf dem letzten Bild. Warum bloß hatte Nate sie so angeschaut? War er vielleicht tatsächlich in sie verliebt? Auf dem anderen Foto lächelte er eine andere Frau an. Er spielte einfach eine Rolle. Oh, Gott, das war zum Verrücktwerden!

      Ein anerkennender Pfiff riss Salomé aus ihren Träumen.

      „Wow. Also wenn der nicht auf dich steht!“, merkte Allegra in ihrer unverblümten Art an, während sie Salomé über die Schulter blickte. Hastig klappte Salomé den Laptop zu und versuchte, ihre Aufregung zu überspielen.

      „Egal. Sollen wir los?“

      Allegra lachte wieder schallend.

      Der Nachmittag war zu schön, um ihn im Kino zu verbringen, und so schlenderten die beiden Freundinnen durchs spätsommerliche New York. Allegra lauschte Salomés Erzählungen von den Geschehnissen auf Mirabel, wie auch Salomé mit zunehmender Ergriffenheit Allegras Berichten von ihrer Arbeit im Erdbebengebiet zuhörte. Sie gönnten sich Hotdogs mit Relish und Sauerkraut an einem der Straßenstände und schlürften jede einen großen Cappuccino-to-go auf den Stufen des Metropolitan-Museums, während sie die zum Central Park vorbeihastenden Menschen kommentierten. Es war ein perfekter Nachmittag in Manhattan.

      Als sich beide am frühen Abend wieder ihrem Apartmenthaus näherten, wartete bereits eine Meute Fotografen auf sie.

      „Salomé! Miss de Bertrand! Wie haben Sie Nate kennengelernt?“, stürmten die Fragen auf sie ein.

      „Oh,

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