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Geräusche der anderen Gäste schienen unwirklich gedimmt. Warum sonst konnte sie trotz des Trubels im Bistro ihre eigene beschleunigte Atmung hören? Wie schaffte es dieser Mann nur, dass sie sich ihres Körpers und ihres Begehrens so bewusst wurde?

      Ihre Brustwarzen zogen sich zusammen und drängten sich auf der Suche nach seiner Nähe gegen ihre Seidenbluse. Ein sehnsuchtsvolles Ziehen pochte zwischen ihren Beinen. Verschwommen nahm sie wahr, wie Xavier die Vorspeise abtrug, während sie in den Tiefen von Nates Augen versank. Gleichzeitig nagte eine beharrliche Stimme in ihr. Du darfst nicht schwach werden, Zaza. Er ist vergeben. Du darfst ihm nicht vertrauen. Er will dich nur erobern und wird dich dann fallen lassen.

      Gustave rettete sie mit zwei Schüsseln Moules frites. Die Muscheln mit Pommes frites dufteten herrlich. Erleichtert, dass der Zauber gebrochen war, richtete Salomé ihre Aufmerksamkeit auf das Gericht.

      Nate war verwirrt. Während ihre Blicke ineinander versunken gewesen waren, hatte er eine unglaubliche Nähe zu dieser Frau gespürt. Fast hatte er das Gefühl gehabt, er und Salomé wären die einzigen Gäste in dem Bistro. Dann hatte ihr Blick geflackert, und der intime Moment war vorbei gewesen. Jetzt galt ihre Aufmerksamkeit wieder ganz dem Essen.

      Salomés Begeisterung über das Gericht ließ sie in die Hände klatschen. Er musste schmunzeln. Diese bereits vertraute Geste von ihr, wenn sie sich freute, rührte ihn zutiefst an.

      Während des weiteren Essens war die Stimmung zwischen ihnen außergewöhnlich harmonisch. Der Wein löste ihre Zungen, und inbrünstig diskutierten sie über Themen, die sie bewegten. Wobei sie einen Bogen von Colins Kunst über den neuesten Finanzskandal zu den vielversprechendsten Regisseuren schlugen.

      Salomé hatte eine Art, von ihrer Kindheit und Jugend auf Mirabel zu erzählen, dass Nate sie als bezopftes Mädchen vor seinem inneren Auge sah. Er fieberte nachträglich mit ihr über die Entdeckung ihres Halbbruders Mathieu diesen Sommer und die stetig wachsende Freundschaft zu Julia. Salomé klärte Nate über die berühmte Zitronencreme auf, die Fredo, der beste Freund ihres Halbbruders Mathieu, in seiner kleinen Cabane am Meer zubereitete und die, so Julias Vermutung, sogar dafür verantwortlich war, dass Salomé bald Tante würde.

      Nate erzählte von seinen Rivalitäten mit Colin und der Kindheit in den schottischen Highlands. Sie lachte herzlich, als Nate ihr sehr bildhaft von seinen ersten Schauspielerfahrungen im Schultheater berichtete, dem er angeblich nur wegen einer Becky beigetreten wäre, in die er damals unsterblich verliebt gewesen sei.

      Während sie lauschte, betrachtete sie sein schönes Gesicht. Er ließ sich einen Bart stehen. Für seine Rolle als Highlander, wie sie vermutete, und wirkte dadurch noch männlicher. Er war geistreich und amüsant.

      Ihr war die knisternde Erotik, die sie umhüllte, mehr als bewusst. Und sie konnte Nate ansehen, dass es ihm genauso erging. Die Berührungen ihrer Hände und ihrer Knie waren alles andere als zufällig. Salomés Blick heftete sich mehr als einmal auf Nates leuchtende Augen und versank in ihnen.

      Dieses kleine Bistro bildete eine Insel in ihrem Leben, auf der alles möglich schien.

      „Das ist also Fredos berühmte Zitronencreme?“, fragte Nate in diesem Moment.

      Statt einer Antwort nickte Salomé, schob sich langsam den Löffel in den Mund und lutschte diesen genussvoll ab, während sie sinnlich die Augenlider senkte. Mit Genugtuung registrierte sie, wie Nates Blick sich weitete. Sie begann zu kichern.

      „Du Hexe!“, zischte Nate und grinste dabei von einem Ohr zum anderen.

      Das Bistro leerte sich. Nate beglich die Rechnung. Und Gustave ließ es sich nicht nehmen, von Xavier einen Schnappschuss von sich und dem berühmten Gast machen zu lassen. Leo stand an der Tür und hielt sie für sie auf. Ganz der Bodyguard checkte er die Straße und nickte kurz, als die Luft rein war.

      Draußen fiel Salomé auf, wie sie doch etwas schwindelig war. Gustave hatte es mit dem Nachschenken eindeutig zu gut gemeint.

      „Noch Lust auf einen Absacker?“

      Salomé zog scharf die Luft ein. Er hatte sie das schon einmal gefragt. War „Absacker“ etwa ein Codewort für mehr, und das war seine Masche? Unvermittelt stand ihr wieder die Szene vor Augen, als sie das Ende des Telefonats zwischen Nate und seiner Freundin – oder Frau – belauscht hatte. Inzwischen kannte sie diese Frau sogar. Das kam überhaupt nicht infrage.

      „Besser nicht.“ Salomé blickte die Straße entlang und scannte diese bereits nach einem Taxi.

      Nates Blick verengte sich. Er war offensichtlich enttäuscht. Sie konnte ihn verstehen. Die Stimmung im Bistro war eindeutig mehr als nur nett gewesen.

      „Wie meinst du das: ‚Besser nicht‘? Wir hatten so einen schönen Abend. Genau wie bei unserem ersten Date. Und dann schlägt deine Stimmung um. Ich verstehe das nicht, Zaza.“

      Salomé stieß ungeduldig die Luft aus. Okay. Augen zu und durch. Auch wenn sie es nach dem schönen Abend bedauerte, dass sich hier ihre Wege wohl trennen würden.

      „Hör zu, Nate. Ich wollte nicht lauschen. Aber auf Colins Vernissage hast du telefoniert, und ich konnte nicht verhindern, deine letzten Worte zu hören. Du hast dich sehr inbrünstig und liebevoll von jemandem verabschiedet. Und dann habe ich deine Freundin ja kennengelernt auf der Gala. Du erinnerst dich?“

      Nate blickte sie verblüfft an. Seine Stirn runzelte sich. Salomé setzte zu weiteren Erklärungen an.

      „Also, es ist ja okay, wenn du mit jemandem zusammen bist. Aber bitte versteh: Ich bin einfach nicht der Typ für eine Affäre.“ So, jetzt war es raus.

      „Zusammen? Affäre? Was meinst du?“ Nate fasste sich nachdenklich an die Stirn. Dann verzog sich sein Gesicht, und zu Salomés unendlicher Irritation brach er in schallendes Gelächter aus. Jetzt war es an ihr, die Stirn in Falten zu legen.

      „Du bist eifersüchtig“, spottete Nate.

      Salomé klappte verblüfft der Mund auf.

      „Was? Weshalb sollte ich eifersüchtig sein?“

      „Gib es zu, du bist es. Sonst hättest du nicht so reagiert.“

      Langsam wurde es Salomé zu bunt.

      „Fakt ist, wir haben doch gar nichts miteinander. Weshalb also sollte ich eifersüchtig sein? Aber solange du eine Freundin oder vielleicht sogar eine Frau hast, wird auch nicht mehr aus uns werden. Auch dass du ein Filmstar bist, ändert nichts an meiner Haltung.“

      Sie wandte sich ab, wurde jedoch von Nates Hand, der sie am Arm zurückhielt, sanft gestoppt. Herausfordernd reckte sie ihm ihr Kinn entgegen. Er hob seine Hand und fuhr mit dem Daumen sacht die Linie ihrer Lippen nach, was ihre kühle Fassade wackeln ließ.

      „Wir haben also nichts miteinander, Bonnie? Interessant!“, flüsterte er. Ihr Herz flatterte wie ein eingesperrter Vogel. „Tut mir leid, wenn du da einiges missverstanden hast. Ich ...“, er suchte nach Worten. „Ach, was soll’s! Also zuerst einmal: Mit der Frau, mit der ich auf der Gala war, Ivana, hatte ich lediglich eine geschäftliche Vereinbarung. Das ist so üblich. Schauspieler und Models besuchen gemeinsam wichtige Veranstaltungen, werden zusammen fotografiert, und der eine profitiert vom Image des anderen. Für beide ist es besser, nicht alleine bei einer Gala zu erscheinen. Die Fotos sehen dann einfach ... geselliger aus, und es gibt keine Fragen, warum man alleine ist. Das ist alles.“

      Salomé runzelte die Stirn.

      „Und da läuft nichts zwischen euch? Sie ist nicht deine Freundin?“

      „Nein. Ich kenne sie nicht mal richtig. Ich habe sie am Abend der Gala zum ersten Mal gesehen und vielleicht zehn Sätze mit ihr geredet.“

      „Okaaaay.“ Salomé war nur halb überzeugt.

      „Das Telefonat bei meinem Bruder in der Galerie ist

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