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war gestern.“ Wie sollen wir das nur geradebiegen? Wo du gerade auf der Liste der einflussreichsten Männer im Filmbusiness auf Platz zweiundzwanzig stehst. Du sackst garantiert ab durch diese Geschichte.“

      Carys Mund wirkte verkniffen. Ein untrügliches Zeichen, dass sie mit ihrem Latein am Ende war. In Nate, dem es herzlich egal war, welchen Platz in welchem Ranking er belegte, solange er auf Salomés Platz eins stand, regte sich Kampfgeist. Er musste handeln und nicht abwarten. Jetzt sofort!

      „Ganz einfach. Wir beweisen der Welt, dass ich nicht gestern war! Organisiere einen Flug nach New York!“

      FRANZÖSISCHHHHHH

      Die Hitze in ihrem Inneren wurde unerträglich. Schweißperlen sammelten sich zu Rinnsalen zwischen ihren Brüsten, die rhythmisch auf und ab hüpften. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und der Atem kam stoßweise. Lange würde sie dieses Tempo nicht mehr durchhalten. Ihre Beine begannen zu zittern. Sie stöhnte und verlangsamte den Rhythmus. Vergeblich fischte sie mit der freien Hand nach ihrem Handtuch. Sie erspähte es auf dem Boden. Unerreichbar.

      Rigoros drückte sie den roten Stopp-Button.

      Welcher Teufel hatte sie nur geritten, das Advanced-Hiking-Program-Plus auf dem Stepper einzuschalten? Immer noch nach Luft schnappend, beugte sie sich einen Moment vornüber, um ihren Körper zu beruhigen.

      Eine Hand kam in ihr Blickfeld. Eindeutig männlich. Die Hand hielt ihr das Handtuch hin. Vage fühlte Salomé sich an den letzten Sommer erinnert, als wechselnde Verehrer ihrer Freundin Julia nach ihrem morgendlichen Schwimmtraining ebenfalls das Handtuch gereicht hatten. Auf Anmache, vor allem hier im Fitnessstudio, hatte sie keine Lust.

      Salomé richtete sich auf und hatte bereits einen Spruch auf der Zunge, der ihrem Gegenüber garantiert verdeutlichen würde, dass sie nicht interessiert war, als ihr Herz vor ihrem Verstand begriff, wer da vor ihr stand. Es pochte so stark, dass Salomé zu ersticken drohte. Nate!

      „Woher weißt du, dass ich hier bin?“, keuchte sie, entwaffnet von seinem Anblick, während sie automatisch das Tuch entgegennahm und sich geistesabwesend das Dekolleté abtupfte.

      Nate heftete seinen Blick hungrig auf ihre schweißglänzende Haut und räusperte sich.

      „War nicht schwer. Ich musste mir nur aufmerksam die Bilder von dir im Internet anschauen. Eins davon zeigte dich vor diesem exklusiven Studio.“

      Salomé verzog gequält das Gesicht. Diese Fotos! Im Büro hatte man sie bereits darauf angesprochen. Auf den alarmierten Anruf ihres Vaters hin hatte sie die ganze Sache als haltlose Erfindung der Klatschpresse heruntergespielt. Wie es schien, hatte er das geschluckt. Vor allem, weil seitdem keine weiteren Bilder mehr von ihr und Nate erschienen waren. Dieser Anruf hatte einmal mehr bestätigt, dass ihr Instinkt richtig gewesen war: Charles wäre über eine Verbindung seiner Tochter mit einem Hollywoodstar „not amused“.

      Das hatte sie alles diesem Mann zu verdanken, der jetzt, wie üblich getarnt mit Basecap und hochgestelltem Kragen, vor ihr stand.

      „Ich wusste gar nicht, dass du so schnell wieder in New York sein würdest.“ Sie sog am Strohhalm ihrer Plastikflasche und hoffte so, gelassener rüberzukommen, als sie sich fühlte.

      Nate versenkte die Hände in seinen Hosentaschen.

      „Doch. Ein unaufschiebbarer Termin.“

      „Aha.“ Einen Augenblick lang herrschte befangenes Schweigen.

      „Hör mal. Ich konnte mich das letzte Mal gar nicht richtig von dir verabschieden.“

      Salomé sah es sofort wieder vor sich: Nate, den ganzen Abend umschwärmt von den älteren Damen der New Yorker High Society auf der Tanzfläche und dann an der Limousine die kurze Berührung durch das geöffnete Fenster.

      „Außerdem fühle ich mich verantwortlich. Die Paparazzi belagern dich anscheinend meinetwegen.“

      Salomé zuckte mit den Schultern und verstaute die Flasche in der Sporttasche. Sie fand, es wäre eine coole Geste, die Tasche über ihre Schulter zu hängen, so, als ob sie im Aufbruch wäre. Sogleich runzelte Nate die Stirn.

      „Also, Zaza. Was ich eigentlich sagen will: Was hältst du davon, wenn ich das wiedergutmache und dich heute zum Dinner einlade?“

      Salomé konnte sich einen spöttischen Laut nicht verkneifen. Musste er sie an diesen Abend erinnern, an dem sie sich lächerlich vor ihm gemacht hatte, weil sie nicht wusste, wie prominent er war? Allein beim Gedanken daran schoss ihr vor Scham die Röte in die Wangen.

      „Wie soll das gehen, Nate? Hast du schon wieder ein ganzes Lokal gebucht?“

      Sein jungenhaftes Grinsen scheuchte einen Schwarm Schmetterlinge in ihrem Magen auf. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sie durfte diesen Mann nicht toll finden! Er hatte am Telefon doch eine andere „Bonnie“ genannt.

      „Nein, heute mal ganz spontan. Du darfst sogar was aussuchen.“

      Salomé stutzte.

      „Und das geht so einfach? Du und wilde Horden von hysterischen Fans in einem Restaurant?“

      Sein Lächeln flackerte kurz. Dann riss er sich offenbar zusammen.

      „Wir können es ja mal versuchen. Das hier ist New York. In Los Angeles würde ich das, ehrlich gesagt, lieber nicht tun.“

      Salomé wurde bewusst, sie konnte jetzt kaum noch kneifen. Dinner? Er hatte doch eine andere Frau. Durfte sie das? Auf der anderen Seite: Dinner war unverfänglich. Warum also nicht? Da konnte ja nichts passieren. Es sprach schließlich nichts dagegen, ihn besser kennenzulernen. Und alle anderen geplanten Beschäftigungen heute Abend schienen im Vergleich dazu fad.

      „Und wenn ich schon etwas anderes vorhabe?“

      Das Grinsen schlich sich wieder in Nates Mundwinkel.

      „Hast du nicht. Zumindest nichts Besseres!“

      „Oh, wir sind heute gar nicht eingebildet.“

      Nate lachte laut auf.

      „Also, was ist nun. Ja oder ja?“

      Salomé musste jetzt auch lachen.

      „Okay. Aber nur, wenn du mich vorher noch unter die Dusche lässt.“ Der Blick, den Nate ihr zuwarf, ließ sie ganz schwach werden. Er dachte doch wohl jetzt nicht an sie, wie sie nackt unter der Dusche stand? Sie selbst hatte zumindest dieses Bild vor Augen, allerdings war er auch dort. Nackt. Das wurde ja immer besser! Sie wollte Nate aus ihren Gedanken verbannen. Wieso also schob sich der Gedanke von ihr und diesem Sexgott eng umschlungen unter der Dusche vor ihr inneres Auge? Wo sollte das nur hinführen?

      Nates Stimme war belegt.

      „Klar. Wir treffen uns in der Lobby.“

      Salomé grinste, als sie wenig später Nates Leibwächter gegenüberstand.

      „Das ist Leo. Er wird uns begleiten“, stellte Nate ihn knapp vor.

      Er erkannte in Salomés Augen das, was er selbst gedacht hatte, als Cary den Leibwächter angeschleppt hatte: Leo, der Salomé mit ernster Miene von oben bis unten scannte, war zweifellos durchtrainiert, sah jedoch nur ... drollig aus.

      Der etwa dreißigjährige Mann mit lateinamerikanischen Zügen beindruckte mit einem Sixpack, das sogar durch sein eng anliegendes schwarzes T-Shirt sichtbar war. Nate vermutete, dass sein Bizeps einen größeren Umfang hatte als Salomés Oberschenkel. Sein Gesicht hingegen wirkte durch die warmen braunen Augen und die hochgezogenen Mundwinkel völlig harmlos. Eher so freundlich wie bei Balu, der Bär. An diesem Teddybär-Image änderte auch die Narbe nichts, die sich quer über seine rechte Wange zog.

      Nate musterte Salomés zuckende Mundwinkel und flüsterte ihr

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