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Lachen auf die Lippe.

      Nach einer rasanten Fahrt – Nate erschloss sich nicht, weshalb Leo es so eilig hatte – hielten sie direkt vor dem Eingang des von Salomé vorgeschlagenen Restaurants, das in einer kleinen Seitenstraße in Tribeca lag. Nate bestand darauf, dass Leo im Wagen blieb. Nach einer kurzen Diskussion gab der Leibwächter nach. Sein unglücklicher Gesichtsausdruck ließ in Nate kurz Mitleid aufflammen. Er hielt sich gerade noch zurück, seine Anweisung zu widerrufen, und folgte Salomé in das französische Restaurant Chez Gustave.

      „Ah, Mademoiselle Salomé!“, begrüßte sie ein rundlicher Herr in den Sechzigern, über dessen Bauch eine blütenweiße Schürze spannte.

      „Salut, Gustave!“

      Salomé tauschte mit Gustave die üblichen Küsschen, und beide sprachen eine Weile angeregt auf Französisch miteinander. Obwohl Nate diese Sprache beherrschte, war er viel zu angespannt, um den Sinn des Small Talks zu verstehen. Salomé hatte mit ihrer Vermutung, er meide öffentliche Restaurants, ins Schwarze getroffen. Er hatte nur ihr zuliebe so cool getan. In Wirklichkeit stand ihm vor lauter Panik, dass sich gleich eine hysterisch kreischende Menschentraube um ihn scharen würde, der Schweiß auf der Stirn. Nate war schon lange nicht mehr ohne falschen Schnurrbart in einem öffentlichen Restaurant essen gewesen. Bisher schien alles ruhig, aber er hatte auch noch nicht das Basecap abgenommen.

      Soweit er das überblicken konnte, war der Laden rappelvoll. Sie würden wohl wieder gehen müssen. Sollte er vielleicht doch seinen Promi-Bonus ausspielen?

      „Xavier!“, rief Gustave in diesem Moment einem jungen Mann zu, der hinter der Bar rumwuselte.

      Dieser wusste anscheinend sofort, was von ihm verlangt wurde. Er verschwand kurz in einem Nebenraum und quetschte dann einen weiteren Tisch zwischen die Gäste, denen die dadurch entstehende Enge anscheinend überhaupt nichts ausmachte. Nate war verblüfft.

      „Die bekommen dafür Gustaves berühmte Zitronencreme spendiert“, flüsterte Salomé dem immer noch erstaunten Nate zu.

      Salomés Connection reichte offenbar aus, um hier einen Tisch zu ergattern. Wow, war das sexy! Verlangen überkam ihn. Hoffentlich war dieser Xavier bald fertig mit dem Aufdecken. Er musste sich unbedingt setzen, damit die verräterische Ausbuchtung in seiner Hose nicht so auffiel.

      „Dabei ist das gar nicht Gustaves, sondern Fredos Creme. Ich importiere sie, weil Fredo, der gerissene Kerl, das Rezept nicht rausrückt. Ich vermute fast, er weiß es gar nicht, und seine Frau Joline macht die Creme.“

      Salomés Mundwinkel zuckten verräterisch, als sie Nates verwirrte Miene sah. Musste er das verstehen? Fredo? Joline?

      Als der Tisch fertig eingedeckt war, nahmen beide Platz, und Nate legte die Serviette auf seinen Schoß.

      Gustave erschien und ratterte freudestrahlend eine wohlklingende Folge an französischen Speisen herunter. Während Salomé ihm lächelnd zuhörte, war Nates Blick auf seine schöne Begleiterin gerichtet. Sein Gehirn war wie leergefegt. Er starrte auf ihre Hand, die in einer weiblichen Geste das Haar hinter die Schultern schob. Sie hatte schöne Hände. Zart, aber doch kräftig. Ob sie Klavier spielte? Er wusste noch viel zu wenig von ihr und nahm sich vor, dies rasch zu ändern.

      „Was möchtest du essen?“

      Ertappt riss sich Nate aus seinen Gedanken. „Wähle du. Ich begebe mich gerne in deine Hände.“

      Salomé errötete und warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. Als Nate die Zweideutigkeit seines Satzes auffiel, stahl sich automatisch das jungenhafte Grinsen in sein Gesicht. Salomé blinzelte und räusperte sich, bevor sie sich wieder an Gustave wandte.

      „Willst du diese Kappe nicht endlich abnehmen?“, fragte sie, als Gustave ihre Bestellungen entgegengenommen hatte.

      Nate seufzte und riss sich das Basecap vom Kopf. Adieu Intimität. Er zog die Schultern hoch in Abwehr des erwarteten Ansturms. Doch es blieb still. Sofern man das gemütliche Geplapper der Restaurantgäste als still bezeichnen konnte.

      „Alles okay?“, frage Salomé, die Nate amüsiert beobachtet hatte.

      „Ja … alles okay. Scheint zumindest so.“

      In diesem Moment erschien der junge Xavier mit Wein und einem Glas Pastis. Salomé stellte den Pastis vor Nate und legte ihre Hand auf seinen Arm.

      „Hier, zur Beruhigung. Eigentlich wollen Frauen ja, dass man ihretwegen nervös ist. Ich finde, du kannst langsam runterkommen. Hier hast du nichts zu befürchten. Gustave ist cool und seine Gäste auch. Man muss eben nur die richtigen Orte kennen.“

      Ein Kribbeln breitete sich von der Stelle aus, an der Salomés Hand lag. Nate schwitzte.

      „Kein Wunder, dass du noch nichts von mir gehört hattest, wenn du dich nur an solchen Orten aufhältst.“ Er nahm einen großen Schluck von der milchigen Flüssigkeit.

      Salomé schien ernsthaft über seinen Satz nachzudenken, während ihr Finger über den Rand des Weinglases strich.

      „Du könntest recht haben. Mirabel ist auch so ein Ort. Als du auf der Geburtstagsfeier meines Vaters warst, ist keine Frau in Ohnmacht gefallen.“

      „Mir hätte es gereicht, wenn eine schwach geworden wäre.“ Nate schaute sie durchdringend an.

      Jetzt war es an Salomé, trocken zu schlucken.

      Langsam begann Nate, sich zu entspannen. Er blickte sich um. Gustave hatte es geschafft, die Bistro-Atmosphäre nach New York zu bringen. Durch die enge Bestuhlung war die Stimmung familiär und gesellig. Die Gäste saßen an viereckigen Tischchen, auf denen weiße Decken lagen. Die Wände waren bis Brusthöhe in dunklem Holz getäfelt, und unzählige kleinformatige Fotos in antiken Rahmen zeigten Gustave mit seinen Gästen. Viele der abgebildeten Personen waren prominent, Politiker, Sportstars, Schauspieler. Jetzt wurde Nate auch klar, weshalb er hier kein Aufsehen erregte. Neben den Größen, die auf den Fotos abgebildet waren, war er eine vergleichsweise kleine Nummer.

      „Möchtest du Brot?“ Salomé hielt Nate das geflochtene Körbchen mit knusprigen Baguettescheiben hin.

      „Brot? Ich hatte ganz verdrängt, dass es Menschen gibt, die noch Brot essen. In Kalifornien ist Brot mittlerweile fast so verpönt wie Zigaretten.“

      „Tja, wir sind aber hier nicht in Kalifornien, sondern in Frankreich“, stellte Salomé fest, während sie demonstrativ Butter auf eine Scheibe Baguette strich.

      „Habe ich was verpasst?“

      Nate grinste sie an, und Salomé bemerkte ihren Versprecher.

      „Komisch, nicht wahr? Wenn ich hier bin, kommt es mir vor, als wäre ich in Frankreich.“ Sie warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu.

      Ein Zischen am Nachbartisch unterbrach sie, Xavier karamellisierte dort eine Creme Brulée. Salomé strahlte Nate an.

      „Himmlisch, wie das duftet, nicht?“

      Gustave servierte die Vorspeise, eine französische Lauchsuppe.

      Nate konnte sich an Salomés sinnlicher Art zu essen nicht sattsehen. Sie brummte genießerisch, als sie den ersten Löffel Vichyssoise zu sich nahm und dann herzhaft in das Baguette biss. Ihre buttrigen Lippen glänzten, und er keuchte leise, als Salomés rosige Zungenspitze erschien und unbewusst ihre Lippen sauber leckte. Seine Temperatur stieg. Er lockerte seinen Hemdkragen.

      „Nate, bist du noch da?“

      Anstatt zu antworten, beugte er sich langsam vor, und wie in Zeitlupe sah Salomé Nates Gesicht näher kommen. Was sollte das? Wollte er sie etwa küssen? Wie hypnotisiert starrte sie auf seine sinnlichen Lippen und fand die Idee auf einmal gar nicht so schlecht. Eine Sekunde später fühlte sie Nates Daumen an ihrem Mundwinkel. Die Berührung jagte einen flirrenden Schauer durch ihren ganzen Körper. Unweigerlich öffnete sie ihre Lippen und holte tief Luft. Nate zog seine Hand zurück, und Salomé spürte den

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