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versuchte, den Stich in ihrem Herzen zu ignorieren. Die Frau machte doch einen total unterbelichteten Eindruck! Schönheit hin oder her. Was fand er nur an ihr? Moment mal! War sie etwa eifersüchtig? Wie lächerlich. Sie hatte doch überhaupt keine Besitzansprüche an ihn. Er sah heiß aus und basta. Das dachten mindestens Tausend – oder Millionen! – andere Frauen auch von ihm. Weshalb also nicht sie?

      Salomé saß, wie hätte es auch anders sein sollen, direkt neben Nate, der bereits nach wenigen Minuten wie zufällig sein Bein gegen ihres presste. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Was sollte das? Sie hatte nicht vergessen, welche Worte er gestern einer anderen Frau ins Telefon gesäuselt hatte. Diese saß ihm nun direkt gegenüber, und er hatte nicht einmal in dieser Situation den Anstand, sich zurückzuhalten. Er schien sie sogar zu ignorieren. Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, derart offensiv mit einer anderen Frau, nämlich ihr, zu flirten?

      Bittere Wut schwappte Salomés Kehle hoch, und sie umfasste ihr Besteck fester, um ihr Zittern zu kontrollieren. Nate dachte wohl, nur weil er ein Star war, würde ihn jede Frau willig anspringen. Wenn Salomé ihren Blick hob und die verklärten Gesichter der Frauen im Saal betrachtete, die ihn offen angafften, schien er damit gar nicht falsch zu liegen. Sogar Dominique verhielt sich seltsam aufgesetzt und strich mehrfach in einer betont weiblichen Geste ihre Haare hinters Ohr. Still lauschte Salomé dem Geplauder am Tisch und versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, vor allem die Hitze zu ignorieren, die jede Bewegung seines Beines an ihrem tief in ihren Bauch sandte.

      „Was ist los, Salomé? Bist du nicht zufrieden? Du bist sonst bei solchen Anlässen immer so sprühend.“ Salomé fühlte Dominiques musternden Blick auf sich.

      „Doch. Ich bin nur ein wenig müde. Es war ein langer Tag.“

      In diesem Moment wurde die Hintergrundmusik, die während des Dinners vom Band gekommen war, diskret ausgeblendet, und auf der Bühne nahmen Musiker ihre Plätze ein. Ein dunkelhäutiger Sänger betrat unter höflichem Applaus die Bühne, und schon war der Saal mit tanzbarer Jazzmusik erfüllt. Die ersten Paare begaben sich auf die Tanzfläche. Salomé spürte, wie Nates Bein an ihrem Bein begann, im Takt zu zucken. Auch seine Fingerspitzen trommelten unbewusst im Takt auf die Tischdecke, während er mit Philippe über die anstehenden Dreharbeiten zum zweiten Teil des Highlander-Erfolges sprach. Da näherte sich eine elegante, ältere Dame lächelnd ihrem Tisch.

      „Mister Hamilton, würden Sie die Freundlichkeit haben, mit mir zu tanzen?“, richtete sie sich unverblümt an Nate, der sicherlich mehr als halb so alt war wie sie.

      Nate lächelte sie höflich an und erhob sich mit einer kurzen entschuldigenden Geste Richtung seiner Freundin, die ihm lächelnd zunickte. Er wandte sich auch Salomé und Dominique zu, als ob er eine Erlaubnis bräuchte, und führte die Dame formvollendet zur Tanzfläche.

      Salomé konnte kaum glauben, dass die Begeisterung für Nate anscheinend keine Altersgrenze kannte. Unruhe machte sich bei den weiblichen Gästen breit, als sie Nate auf der Tanzfläche erspähten.

      „Mein Gott, kann der tanzen“, wisperte Dominique neben ihr. Der Mund der Verlobten ihres Bruders stand staunend offen.

      Salomé schnaubte ungläubig. Das war ja nicht zu fassen, wie gestandene Frauen seinetwegen zu kichernden Teenagern mutierten. Endlich konnte sie sich dazu überwinden, ebenfalls zur Tanzfläche zu schauen. Neidlos musste sie anerkennen, dass Nate sich wie schwerelos gleitend über die Tanzfläche bewegte. Sie wusste, wie gut er tanzen konnte. Bereits auf dem Fest ihres Vaters war sie in den Genuss gekommen, ihn als Tanzpartner zu haben. Was sie allerdings überraschte, war, wie elegant und mühelos seine Bewegungen von außen wirkten.

      Sie wandte den Blick ab und fixierte vermeintlich gelangweilt die Blumendekoration auf dem Tisch, in deren Mitte geschickt getarnt ein Lesegerät für Kreditkarten auf seinen Einsatz wartete. Es konnte ja nicht jeder eine Ausbildung zum Musicalstar haben, redete sie sich ein, um das Thema für sich abzuschließen.

      Philippe erhob sich und bat Dominique zum Tanz. „Dom, ich kann ja kaum mit ansehen, wie du zur Tanzfläche schielst. Komm, wir tanzen uns ins Geschehen.“

      Dominique kicherte und ließ sich willig von Philippe entführen.

      „Du musst doch zugeben, dass Nate umwerfend aussieht. Aber du bist natürlich viel, viel schöner“, gurrte sie ihren Verlobten an.

      Philippe kniff Dominique dezent in den Hintern und erstickte ihr leises Quieken sogleich mit einem saftigen Kuss.

      Salomé lächelte dem schönen Paar hinterher. Philippe hatte sich verändert seit diesem Sommer. Ob es an der Verlobung lag? Er war ausgeglichener als zuvor. Erwachsener. Sie hatte kaum noch das Bedürfnis, ihn aufzuziehen, wie sie es seit ihrer Kindheit nicht lassen konnte. Dabei hatte sie noch im Sommer daran gezweifelt, ob er mit Dominique zusammenbleiben wollte, so heftig hatte er mit Julia geflirtet.

      Die Geschehnisse des Sommers hatten anscheinend ihre Wirkung gezeigt. Salomé lächelte versonnen.

      Philippe hatte viel zu verarbeiten. Immerhin hatte ihr Vater diesen Sommer Philippe und ihr einen Halbbruder, Mathieu, präsentiert und Philippe damit als Erbfolger entthront. Wobei das nicht stimmte: Mathieu zeigte keinerlei Interesse an der Bank oder dem Vermögen der de Bertrands. Oder lag es an Philippes grässlichem Unfall in der Nacht des Festes, ihn besonnener werden und reifen zu lassen? Vielleicht hatte auch das längst überfällige Gespräch, das Philippe mit Dominique geführt hatte, den entscheidenden Schalter bei ihm umgelegt.

      Als die beiden an der Tanzfläche angekommen waren, erwachte Salomé aus ihren Gedanken, und ihr wurde mit einem Male bewusst, dass sie mit Nates Freundin allein am Tisch saß. Es wäre unhöflich gewesen, nicht mit ihr zu sprechen. Sie verspürte allerdings nicht die geringste Lust dazu. Sie hatte inzwischen mitbekommen, dass Ivana ein berühmtes Amandas Secrets-Model war, was bedeutete, den Olymp im Modelhimmel erreicht zu haben. Eine Sache interessierte Salomé an ihr allerdings doch. Sie überlegte gerade, wie sie Ivana geschickt darüber aushorchen könnte, wie lange sie denn schon mit Nate zusammen war, als eine tiefe Stimme hinter ihr erklang.

      „Darf ich bitten, Miss de Bertrand?“ Salomé hob den Kopf und sah in das attraktive Gesicht des Arztes, der den Tower überreicht bekommen hatte.

      „Ja, gerne, Doktor Hagopian.“ Lächelnd ergriff sie seine Hand und beschloss, diesen Abend trotz ihres inneren Aufruhrs zu genießen.

      Nate sah Salomé aus dem Augenwinkel heraus mit dem gut aussehenden Arzt tanzen. Wie er ihn beneidete. Ihr Gesicht strahlte, und sie schien seine Aufmerksamkeit zu genießen. Sie wirkte nicht mehr so angespannt wie während des Dinners. Weshalb nur benahm sie sich so verhalten ihm gegenüber? Salomé nahm es ihm doch nicht etwa übel, sie nicht bereits gestern über seine Bekanntheit aufgeklärt zu haben?

      Er sehnte sich danach, mit ihr zu tanzen. Verflucht! Hoffentlich ebbte der Ansturm dieser aufdringlichen Frauen bald ab. Aber was tat er nicht alles dafür, die Spendierfreudigkeit für den guten Zweck in die Höhe zu treiben. Cary hatte ihm nochmals eingeschärft, dass er nach der überwältigenden Premiere von Highlander-Resurrection in einer anderen Liga spielte. Auftritte zu Charityzwecken würden von nun an zu seinen laufenden Verpflichtungen gehören.

      Eine gefühlte Ewigkeit beglückte er Damen auf der Tanzfläche, mit denen er eigentlich nicht tanzen wollte. Jedes Mal, wenn ein Lied endete, tippte ihm schon die nächste auf die Schulter. Sein aufgesetzter Charme, mit dem er seine Rolle perfekt ausfüllte, erschien ihm selbst schal. Dem glücklichen, teilweise törichten Lächeln seiner Tanzpartnerinnen nach fiel das anscheinend nicht auf.

      Nate spürte den unbändigen Drang, Salomé von der Tanzfläche zu reißen und in einer dunklen Ecke irgendwo in diesem Gebäude mit seinem echten Charme schwindelig zu machen. Nur sie und er. Allein.

      Das Lied verklang, und Nate konnte es kaum fassen, dass nicht bereits mit den letzten Takten eine Hand auf seiner Schulter die Ablösung ankündigte. Mit einem galanten Handkuss verabschiedete er seine selig lächelnde Tanzpartnerin und suchte Salomé. Es versetzte ihm einen leisen

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