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Das Halsband des Kaisers. George Webb Appleton
Читать онлайн.Название Das Halsband des Kaisers
Год выпуска 0
isbn 9783754177051
Автор произведения George Webb Appleton
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Sie haben recht, Herr Benham, ich will Sie auch nicht länger aufhalten. Sie sind sehr freundlich gewesen, und –
Nichts da! Und er streckte ihm die Hand entgegen. Auf morgen, Herr Darrell?
Auf morgen, ja. Und ein paar Minuten später durchschlenderte Hubert die Straßen ohne Ziel noch Zweck, in seinem Gemüt einen tollen Wirbel von einander widersprechenden Empfindungen, die wir nicht zu analysieren brauchen. Unbewußt, fast automatisch, strebte er westwärts, bis er sich vor der Tür seines Klubs befand.
Bei Gott! sagte er, aufsehend; der Wanderer-Klub! Na, ich glaube, ich bin hier so gut aufgehoben, wie anderswo. Und er trat ein. Der Portier überreichte ihm ein Schreiben. Es war von Sir Harry Ogilvie und war vom Abend vorher datiert.
Lieber Darrell, besagte es, Jimmie Selhurst kam fünf Minuten, nachdem Du uns gestern abend verließest, und sitzt jetzt hier bei einem starken Brandy-Soda, schimpft wie ein Rohrspatz auf seinen Onkel und sagt alle möglichen, nicht wiederzugebenden Dinge von sich selbst, daß er je ein Wort gegen Dich geglaubt hat. Er nennt mich ein siebzehnhörniges Tier (was das sein mag, wird er wohl selber wissen), weil ich Dich mit der Reitpeitsche und andern dummen Dingen bedrohte, und ich vergebe es ihm, denn ich weiß, daß ich es verdiene. Hätte er noch ein Dutzend Hörner mehr zu dem Ungeheuer hinzugefügt, das ich zu sein scheine, so hätte ich's ihm auch nicht im geringsten übelgenommen. Wir reisen morgen früh um 9 Uhr nach Windwhistle Hall und haben beschlossen, einen vereinigten Angriff auf den Feind um acht Uhr oder sobald das Abendessen aufgetragen ist, zu machen, je nachdem die Gelegenheit günstig ist. Jimmie wäre es ganz recht, wenn eine wirkliche Petarde seinen Onkel vom Tische wegräumte. Er hat genug eignes Vermögen; das Gut ist Fideikommiß, und der Titel kommt ihm zu, wofern nicht –. Aber, armer Junge, ich will Deine arme gequälte Seele nicht noch mit solchen schauerlichen Unwahrscheinlichkeiten quälen. Wenn es möglich ist, will ich es so einrichten, Dir nach dem Diner ein Telegramm zu senden; darum ist es besser, Du bleibst den Abend über im Klub.
Immer Dein Harry Ogilvie.
Der Brief hatte noch eine Nachschrift von andrer Hand, und zwar lautete diese:
Kopf hoch, mein melancholischer Buff! Du hast ja noch keine grauen Haare. Wenn Du denkst, daß eine tüchtige knallende Explosion in Deinem Fall überhaupt Zweck hat, so kann es morgen nacht losgehen. Harry hat das Kommando. Wir wünschten nur, wir hätten ein bißchen mehr Dynamit. Du könntest es uns wohl nicht verschaffen?
Deiner und der ihre für alle Zeiten!
Jimmie.
Ob ich mehr Dynamit verschaffen kann? Hubert sah auf seine Uhr und füllte dann ein Telegrammformular aus.
Bald danach flog folgende Botschaft über die Telegraphendrähte:
Sir Harry Ogilvie, Baronet
Windwhistle Hall, bei Addlehead, Berks.
Betreffs Dynamit: Feind wußte alles, vor Kapitulation. War benachrichtigt vom Kriegsministerium. Dies steht sicher fest.
Buff.
Als dies fertig war, wurde er plötzlich vom Dämon der Unruhe besessen. Neun lange, ermüdende, angstvolle Stunden lagen zwischen ihm und jeder denkbaren Möglichkeit einer Nachricht über die Explosion. Wie sollte er die traurige Zwischenzeit ausfüllen? Es war zu früh zum Lunch. Er konnte nicht einmal einen anständigen Vorwand finden, um die Morgenzeitungen mit Ruhe zu lesen. Einen kurzen Augenblick dachte er daran, hinzugehen und die Unterredung mit seinem Vater zu suchen; aber er hatte seiner Mutter Juwelen zu Haus gelassen, und in seiner gegenwärtigen reizbaren Gemütsart fühlte er, daß die Besprechung jedenfalls erregt sein würde, und daß es vielleicht besser wäre, sie einen oder zwei Tage hinauszuschieben. Vielleicht würde er dann in ruhigerer Gemütsstimmung sein und seinen Vater ebenso gestimmt finden. Denn, zwar nicht so sehr aus persönlicher Kenntnis, aber vom Hörensagen wußte er, daß der alte Herr eine seltsame Mischung von Feuerfunken und Eis war und von noch andern Ingredienzien, die jede freundschaftliche Annäherung zurückstießen. Es war nicht anzunehmen, daß dieser große, muskelstarke rot und weiße Riese, der sechs Fuß zwei Zoll hoch auf bloßen Sohlen stand, als er gemessen wurde – und bei den Buffs würde das niemand bestreiten –, es war nicht anzunehmen, sagen wir, daß der sich niederwerfen und sich neigen und vor dem väterlichen Eisberg Kratzfüße machen würde, sondern vielmehr, daß er ihn mannhaft fragen würde, warum seine Mutter, die Dame, ihr ganzes Leben lang so niedrig behandelt worden und sogar auf ihrem Sterbebette verhöhnt worden war. Diese Auskunft beschloß er sich um jeden Preis zu verschaffen, aber nicht sofort, sondern erst in einem oder zwei Tagen. Da in Berkshire war ein Schurke von Baronet, namens Selhurst, der denn doch den ersten Anspruch auf seine Aufmerksamkeit hatte, und auch deswegen mußte er warten.
Er sah wieder auf seine Uhr. Sie mußte stillgestanden haben, und er hielt sie an sein Ohr. Nein. Nie zuvor waren seiner Erfahrung nach die Stunden so träge vorwärtsgeschlichen.
Nun, sagte er endlich, es ist ebensogut, wenn ich diese Juwelen an den Mann zu bringen suche. Das wird mir auf alle Fälle die Zeit vertreiben. Hatton Garden ist wohl der Markt für lose Edelsteine. Ich kann auch im Adreßbuch nachsehen und ein paar Adressen heraussuchen.
Dies beschäftigte ihn etwa zwanzig Minuten lang.
Das Halsband, sagte er endlich, wird, glaube ich, jeder große Juwelier im Westend kaufen. Und nun auf zu einem kleinen Bummel!
Wie Sir Harry Ogilvie vorausgesagt hatte, traf er im Laufe dieses Bummels mehrere Bekannte, denen offenbar »die Sonne die Augen blendete«, als sie ihn herankommen sahen. Er zuckte nur seine starken breiten Schultern, kam lachend in den Klub zurück und frühstückte.
Es gab einen vorzüglichen Beaune bei den Wanderern, und Hubert Darrell wußte das. Unter dem entflammenden Einfluß des Burgunders fühlte er sofort das Bedürfnis, an Lady Selhurst, früher Kitty Clare, einen Brief zu schreiben, und so ging er nach dem Kaffee hinauf ins Schreibzimmer, nahm die Feder in die Hand und begann mit entsetzlich finsterm Gesicht. Nachdem er nahezu ein Buch Klubpapier verdorben hatte, schimpfte er auf sich selbst in einer im Druck nicht wiederzugebenden Weise und fing wieder an. Wieder eine Pause, wieder ein Schimpfwort, und der Papierkorb begann sich zu füllen. Ein dritter, vierter, ein fünfter Versuch, und der Korb war voll. Aber zwei Stunden waren damit glücklich hingegangen.
Es wurde dunkel. Er zündete sich eine Zigarre an und ging auf die Straße hinaus, zögerte einen Augenblick und schlenderte dann dem Strand zu. Der Anblick von Charing Croß weckte seltsame Empfindungen in ihm. War es möglich, daß kaum vierundzwanzig Stunden seit seiner Ankunft in London verflossen waren? Ein paar Minuten später fand er sich – er hätte nicht erklären können, wie oder warum – auf dem Ankunftsperron.
Der Pariser Expreß lief auf die Minute pünktlich ein. Hubert sah auf seine Uhr.
Ja, sagte er, vierundzwanzig Stunden, fast auf die Sekunde genau; und doch möchte ich fast schwören, daß es wenigstens einen Monat her ist.
Mit mattem Interesse beobachtete er die Passagiere, die aus den Wagen stiegen, suchte nach Zeichen von Elend und Not in ihren Gesichtern, aber vergeblich. Er hörte nur fröhliches Grüßen und herzliches Willkommen; hier waren Frauen in den Armen der Gatten, da unter Küssen errötende junge Bräute, Mütter und Söhne, die sich zärtlich umarmten, nirgends eine mißtönige Zwietracht zu sehen oder zu hören, und Hubert entfloh, sich selbst aufs neue verflucht nennend und den Himmel um Antwort beschwörend, warum er von allen ausersehen worden wäre, solch schwere Last zu tragen.
Die Glocke auf dem Turm von Sankt Martin schlug sieben, als er die Bahnhofsvorhalle verließ. Wenigstens einige Stunden mußten noch vergehen, ehe er hoffen konnte, Sir Harrys Telegramm zu erhalten. Die Langeweile dieser langen Zwischenzeit könnte verkürzt werden, wenn er zu Abend äße, meinte er, und so lenkte er geradewegs seine Schritte in der Richtung auf das Café Royal.
Es war fast neun Uhr, als er den Klub erreichte.
War nicht ein Telegramm für ihn da?
Der Portier schüttelte den Kopf. Es war keins da.
Dann