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Das Halsband des Kaisers. George Webb Appleton
Читать онлайн.Название Das Halsband des Kaisers
Год выпуска 0
isbn 9783754177051
Автор произведения George Webb Appleton
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Und ohne Grund?
Ohne Grund – das weiß Gott, mein Sohn, ohne Grund.
Die Worte wurden mit einer Deutlichkeit gesprochen, die ihn durchschauerte. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck der Verzückung an. Die Pupillen ihrer Augen erweiterten sich. Einen Augenblick lang war sie schön. Mit einer letzten Anstrengung richtete sie sich halb im Bett auf, fiel dann erschöpft mit geschlossenen Augen zurück und murmelte:
Ja, du wirst alles erfahren, mein Sohn. Die Wahrheit ist in dem Juwelenkästchen; daran hängt deiner Mutter guter Name. Du mußt das Kästchen finden, Hubert.
Was kann sie nur damit meinen? dachte er. Ihr Geist muß schon irre gehen. Aber bei ihren nächsten Worten fühlte er sein Herz bis in den Hals hinauf schlagen:
Das wird ihn überzeugen – er war sehr hart – aber von den beiden war der andere der Schlechtere.
Der andere? wiederholte er; was für ein anderer? Und dann, einem augenblicklichen Impuls nachgebend, den er sich später nie vergab, beugte er sich nieder und sagte:
Mutter!
Sie öffnete die Augen und sah ihn fragend an.
Darf ich eine letzte Bitte tun?
Die Kraft, zu sprechen, hatte sie schließlich verlassen. Ein leichtes Neigen des Kopfes war ihre Antwort.
Könntest du, fragte er, möchtest du noch etwas mehr sagen – etwas, das –. Hier hielt er inne, durch eine innere Stimme gemahnt.
Sie erhob ihre Augen wieder, und ihre Hand suchte die seine. Dann schüttelte sie, mit einem Lächeln auf den Lippen, langsam den Kopf, und, ihre Hand noch immer matt in der seinen und das Lächeln noch immer auf den Lippen, ging sie ins ruhige Land der Schatten ein.
Zweites Kapitel.
Die Uhr auf dem Kaminsims tickte in unaufhörlicher Monotonie fort. Eine eben ausgeglühte Kohle fiel im Kamin mit lautem Geprassel vom Rost herunter. Dann drang ein tiefer, langer Seufzer aus Huberts Brust hervor, und er bückte sich nieder und küßte die kalten Lippen der besten und treuesten Freundin, die er je auf Erden zu finden erhoffen konnte.
Dann wurde sacht seine Schulter berührt, und er fand den Doktor neben sich stehen. Sein geübtes Auge hatte die Situation mit einem Blick erfaßt.
Wann geschah es, Herr Darrell?
Vor ein paar Minuten.
Kamen Sie zur rechten Zeit an?
Ja.
Ich bin mehr als froh darüber. Es ist von Anfang an ein hoffnungsloser Fall gewesen; aber sie wußte, wie sie sagte, daß Sie kommen würden, und tagelang vorher hat sie mit aller Gewalt mit dem Tode gekämpft. Ach, Mutterliebe ist ein wundervolles Ding!
Ich weiß, Doktor; ich weiß. Ich danke Ihnen herzlich, sagte Hubert; und wieder seufzte er. Und was muß nun geschehen?
Fürs erste überlassen Sie alles mir, sagte der Doktor und läutete die Glocke.
Die Wärterin erschien an der Tür, und eine geflüsterte Besprechung fand zwischen beiden statt. Dann kehrte der Doktor, seine Brille zurechtschiebend, zu Hubert zurück.
Wollen Sie hinunterkommen, Herr Darrell? Ich will den Totenschein ausstellen, und dann werden Sie mir vielleicht sagen, warum – Hm! Ich will Sie nicht einen Augenblick aufhalten – eine bloße Bagatelle oder zwei möchte ich wissen.
Was ich fragen wollte, sagte er ein paar Minuten später im Eßzimmer, als er den erforderlichen Schein ausgefüllt und unterzeichnet hatte, ist dies: bitte keine Beleidigung darin zu sehen. Ich habe Ihre Mutter viele Jahre lang gekannt; ich achtete sie stets hoch, wie ich auch ihren Verlust tief beklage. Sie war eine edle und, ich fürchte, eine schwer leidende Frau. Und was ich Sie in meiner vielleicht vorlauten Art fragen wollte, ist dies: Warum ist Ihr Vater niemals gekommen, um diese wundervolle Frau, sein Weib, in ihrer langen und schmerzvollen Krankheit zu besuchen? Warum – er war in aller Form von mir benachrichtigt – war er heut abend nicht hier?
Ich weiß es nicht, sagte Hubert; ich kann es nicht einmal erraten. Aber die Schuld kann nicht bei ihr gewesen sein, und ich bin mit Widerstreben zu der Ueberzeugung gelangt, daß mein Vater – ich muß einen sehr starken Ausdruck gebrauchen – ein Schurke sein muß.
Der Doktor nickte in aufrichtiger Beistimmung.
Aber Sie werden ihm alles mitteilen? Sie sollten es wenigstens tun.
Ich tue es. Und Hubert sah auf seine Uhr. Es ist noch früh. Ich werde ihm ein Telegramm von Charing Croß schicken.
Tun Sie das.
Der Doktor stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. Hubert begleitete ihn zur Tür, dankte ihm warm, kehrte dann in das Eßzimmer zurück und klingelte.
Simpson, sagte er, als der Diener eintrat, das ist schrecklich traurig.
Schrecklich, Herr. Ich vermute, wir müssen nun alle fort. Ach, ich habe hier gelebt, Herr Hubert – –.
So weit, wie ich zurückdenken kann, Simpson.
Neunzehn Jahre, Herr, sind's nächsten Monat. Ich wünschte mir nie einen bessern Platz. Ihre Mutter war eine Dame, Herr.
Und Sie ein treuer und anhänglicher Diener, Simpson. Das sagte sie mir immer.
Wirklich, Herr? Und ein Schluchzen kam in Simpsons Kehle. Tat sie das wirklich? O, wie danke ich's ihr; aber es wird eine eigene Sache sein, die altgewohnte Stelle zu verlassen, Herr Hubert.
Freilich; aber es wird wohl so sein müssen. Ich schicke jetzt ein Telegramm an meinen Vater. Möglicherweise bekomme ich schon morgen seine Anweisungen. Nebenbei gesagt, Simpson, haben Sie nie meinen Vater gesehen?
Niemals, Herr.
Ist er Ihres Wissens nie in dies Haus gekommen?
Nie hat er einen Fuß hineingesetzt.
Sprach sie je von ihm?
Selten. Nur einmal war sie, was man vertraulich nennen könnte, zu mir, und da sagte sie –
Sie sagte Ihnen etwas?
Nicht viel, Herr, nur, daß ein unglückliches Mißverständnis eingetreten wäre, das sich eines Tages aufklären würde. »Die Zeit wird kommen, Simpson,« waren ihre Worte.
Hm! Und das bringt mir etwas ins Gedächtnis zurück. Sie sprach heut abend von einem Juwelenkästchen – sagte, ich müsse dies Kästchen wiederfinden. Wissen Sie was davon? Ich weiß nichts.
Natürlich, Herr, weiß ich davon. Es ward gestohlen, oder wenigstens verschwand es vor mehreren Jahren, und es war großes Aufheben darum. Ihre Mutter schien entsetzlich aufgeregt und hat sich nie wieder ganz darüber beruhigt.
Enthielt es etwas Wertvolles?
Nur Papiere, Herr, glaube ich; aber das Kästchen selbst war wertvoll – massives Silber mit einer Menge seltener Emailarbeit darauf. Sie hatte immer Verdacht auf ihre Jungfer, aber es konnte nicht nachgewiesen werden, obgleich sie die Sache der Polizei übergab.
Haben Sie es jemals gesehen?
Ob ich es gesehen habe? Viele Male, Sir.
Würden Sie imstande sein, es wiederzuerkennen?
Augenblicklich. In der Mitte des Deckels, umgeben von einer Art von Edelsteinen, war ein großer Buchstabe N und eine Krone in rot, weiß und blauem Email. Niemand könnte es verwechseln.
Ich danke Ihnen. Ich werde noch mit Ihnen darüber sprechen müssen. Hubert sah auf seine Uhr. Ich gehe jetzt in den Klub und warte auf Antwort auf mein Telegramm. Es wird spät werden.
Sehr wohl, Herr; in Ihrem alten Zimmer ist ein Feuer angezündet, und Sie werden alles bereit finden, wenn Sie zurückkehren.
Erst