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fühlen wollte.

      »Dein Zögern ist beunruhigend, Lady Rielle«, sagte Lord Sauvillier.

      »Die … die Schmerzen, die ich anderen zugefügt habe, haben mir kein Vergnügen bereitet«, antwortete Rielle schleppend. »Dafür empfinde ich nichts als Scham und Reue. Und ich bin sogar entsetzt darüber, dass irgendjemand glauben könnte, es wäre mir ein Vergnügen, einem Lebewesen solche Dinge zuzufügen, ganz zu schweigen von meiner eigenen Mutter. Aber … sagen uns die Lehren unserer Heiligen nicht, dass wir an der Verwendung der Kraft, die Gott uns gegeben hat, auch Freude haben sollen?«

      Aus dem Augenwinkel sah Rielle, dass sich der Archon endlich regte und sich leicht nach vorn beugte.

      Es war, als hätte Audric auf ein Signal von ihr gewartet, und er enttäuschte sie nicht. »Mylord, darf ich ihre Frage beantworten?«, sagte er zu seinem Vater. König Bastien wirkte nicht erfreut darüber, doch er nickte.

      »Die Lehren der Heiligen sagen uns das tatsächlich, Mylady«, erwiderte Audric und sah sie direkt an, als wären sie allein im Raum, »und sie sagen uns auch, dass Macht etwas ist, was Elementherrscher weder leugnen noch ignorieren sollten. Selbst wenn diese Macht gefährlich ist, und vielleicht gerade dann. Und ich weiß ganz besonders, wie wahr das ist.«

      Rielle sagte nichts, obwohl sie sich vor Erleichterung wie schwerelos fühlte. Mit diesen Worten hatte Audric ihr gezeigt, dass er sie verstand. Er vergab ihr. Der unerschütterliche Glaube, der aus seinen Augen leuchtete, wärmte sie bis in die Zehenspitzen.

      »Bei allem Respekt, Eure Majestät«, sagte Lord Sauvillier, der nun richtig verärgert klang, »wir können diese Frau und die leichtsinnige Zerstörung ihrer Umgebung nicht ernsthaft mit Ihrem Sohn vergleichen, der ausnahmslos über jeden Zweifel erhabene Disziplin bewiesen hat und dessen Kraft kein einziges Mal außer Kontrolle geraten ist.«

      Sofort stieg Wut in Rielle auf. »Vielleicht ist die Herausforderung, die ich zu bewältigen habe, ja größer, da ich anscheinend mächtiger bin als unser Prinz.«

      Die nun folgende Stille war so groß, dass sie beinahe lebendig wirkte. Lord Sauvillier lehnte sich angewidert zurück, sein Mund war ein wütender Strich. Der König hätte auch aus Stein gemeißelt sein können, wie eine der umstehenden Heiligenstatuen.

      Rielle wartete mit pochendem Herzen. Sie hätte gern zu Audric hinübergesehen, verkniff es sich aber.

      Endlich ergriff König Bastien wieder das Wort. »Lady Rielle, bist du vertraut mit der Prophezeiung, wie sie vom Engel Aryava verkündet und von Königin Katell übersetzt wurde?«

      Natürlich war sie damit vertraut. Jeder war es.

      »Ja, Eure Majestät«, antwortete Rielle.

      »Die Pforte wird fallen«, zitierte der König. »Die Engel werden zurückkehren und der Welt Verderben bringen. Ihr werdet es erkennen, wenn zwei menschliche Königinnen sich erheben – eine Blutkönigin und eine Lichtkönigin. Eine mit der Macht, die Welt zu retten. Eine mit der Macht, sie zu zerstören. Zwei Königinnen werden sich erheben. Sie werden die Macht der Sieben besitzen. Sie werden euer Schicksal in ihren Händen halten. Zwei Königinnen.«

      Der König hielt inne. Im Nachklang der Worte der Prophezeiung schien es im Saal kühl geworden zu sein.

      »Die am meisten verbreitete Interpretation besagt«, fuhr König Bastien fort, »dass die Ankunft der zwei Königinnen den Fall der Pforte und die Rache der Engel nach sich ziehen wird. Und dass diese zwei Königinnen imstande sein werden, nicht nur ein Element zu beherrschen, sondern alle.«

      Ja, natürlich, und das wusste auch jeder. Auch wenn die meisten Menschen heutzutage nicht viel über die unterschiedlichen Interpretationen nachdachten – falls sie überhaupt einen Gedanken an die Prophezeiung verschwendeten.

      Rielle war eine der Ausnahmen. Sie hatte sich oft dabei ertappt, wie sie immer wieder die Worte der Prophezeiung studiert hatte und mit den Fingern über die handgeschriebenen Lettern in Tals Büchern gefahren war:

      Eine Königin aus Blut und eine Königin aus Licht. Die Blutkönigin und die Sonnenkönigin, diese Namen hatte man ihnen im Lauf der Jahrhunderte gegeben.

      Doch jetzt, nach so vielen Jahren, wirkten sie kaum mehr real. Die Pforte stand fest in den Sunderlands, weit oben im Nordmeer, bewacht und ungestört, während die Engel sicher auf der anderen Seite eingesperrt waren. Königinnen aus einer Prophezeiung hätten ebenso gut Märchenfiguren sein können. Kinder schlugen sich auf die eine oder die andere Seite, stellten zum Spaß Armeen auf und inszenierten auf den Straßen Kriegsspiele.

      Die böse Königin gegen die gute Königin. Blut kämpfte gegen Licht.

      Bin ich eine von ihnen?, hatte Rielle sich gefragt, obwohl sie nie den Mut aufgebracht hatte, Tal oder ihren Vater geradeheraus danach zu fragen. Und … welche?

      »Weißt du, Lady Rielle«, sagte der König, »meine Aufgabe ist es nicht, zu entscheiden, ob das, was du getan hast, ein Verbrechen ist, und ob – oder wie – du bestraft werden sollst. Es sieht so aus, als wärst du weder Feuerzeichnerin noch Sonnenbändigerin noch Erderschütterin, sondern alles auf einmal und noch mehr, was etwas noch nie Dagewesenes darstellt. Du hast Magie gewirkt, die mächtiger ist, als sie in einem halben Zeitalter jemals aufgetreten ist, obwohl du dreizehn Jahre lang darin unterwiesen wurdest, deine Fähigkeiten zu unterdrücken, in der Hoffnung, dass sie dadurch verschwinden. Und du hast es ohne die Hilfe einer Urform getan, was nicht einmal die Heiligen auf dem Gipfel ihres Ruhmes vermochten.«

      »Meine heilige Pflicht«, sagte der König mit ernster Miene, »ist es, zu bestimmen, was genau du bist. Ich muss entscheiden, ob du eine dieser Königinnen bist – und wenn ja, welche.«

      Rielle vernahm die unausgesprochenen Worte deutlich: Und was das für dich bedeutet.

      Sie ballte die Fäuste in ihren Röcken und machte einen Knicks vor dem König. Der Schatten von Königin Katell fiel wie ein Schwert über ihren Nacken.

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