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ihr heiratet.“ Dabei schmunzelte Wolfram leicht. „Keine Angst, das frage ich bestimmt nicht. Aber eines würde mich schon interessieren. Du weißt, dass Eva schwanger ist?“

      „Ja.“ Dabei blickte Harald etwas ängstlich um sich.

      „Harald. Bei uns gibt es keine Geheimnisse. Wir wissen das alle; Martin mit eingeschlossen. Und wir freuen uns auf den Familiennachwuchs. Aber wie stehst du dazu?“, erklärte Wolfram.

      „Ich? Na ja. Muss denn das Kind wissen, dass ich nicht der Vater bin?“, fragte Harald vorsichtig.

      „Das ist sehr anständig von dir.“

      Und Maria fügte mit Tränen in den Augen dazu: „Das ehrt dich. Du bist ein wundervoller Mann. Es gibt nicht viele Männer, die so denken.“

      „Was haben Sie?“, fragte Harald besorgt, als er ihre Tränen sah.

      „Meine Mutti weint, weil sie mich sehr gut versteht“, erklärte ihm Eva und umarmte ihn. Sie konnte es immer noch nicht begreifen. Harald war genau so, wie sie sich von Anfang an einen Mann gewünscht hatte.

      Mit einem Lächeln wies Maria Harald darauf hin: „Du kannst aber trotzdem weiter du sagen.“

      „Oh, Verzeihung. Es ist so ungewohnt. Ich habe noch nie eine Familie wie euch kennen gelernt.“

      Nun sagte auch Martin etwas dazu. „Glaube mir, du wirst dich hier wohl fühlen. Ich weiß, wovon ich rede. Und du wirst auch immer wissen, woran du bist. Stell dir bloß mal vor, das würden die Koschs aus der Hugglburg sein. Da könntest du jetzt gleich wieder abtraben und ich auch.“

      Laura und Julia zuckten leicht zusammen. Maria und Wolfram lächelten etwas. Nur an Eva ging diese Bemerkung wirkungslos vorbei. Sie war einfach nur glücklich.

      Da meinte ihr Vati lachend: „Ich glaube, es wäre jetzt besser, wenn du Harald mal mehr von deiner schönen Heimat zeigst. Sonst wird das hier noch zum Verhör.“

      „Das machen wir. Kommst du mit?“, fragte sie Harald. Dieser nickte erleichtert und stand schnell mit ihr auf. Sie zogen sich an und verließen das Ferienhaus.

      „Auf Harald wäre ich nie gekommen“, meinte Laura jetzt. „Der wäre mir auch viel zu ruhig. Aber für Eva ist es vielleicht genau der Richtige. Ich freue mich so, dass sie endlich wieder lachen kann.“

      „Und was sagt unsere jüngste Schöffin im Gericht?“, fragte Wolfram und sah dabei Julia von der Seite an.

      „Ich finde ihn toll. Er ist ganz anders als André. Und auch gar nicht so, wie die andern Jungs.“

      Ihre Mutti nickte. Sie glaubte an Harald und vertraute ihm. Seine vorsichtige Art gefiel ihr. Aber wird er trotzdem auch seinen Mann stehen können? Da fiel ihr ein, dass er ja Ordnungsdienst bei der Disko war. Wer das machte, der konnte sich auch durchsetzen. Maria freute sich mit ihrer großen Tochter und hoffte, dass die beiden zusammen finden würden. Dann fragte sie die restlichen Jugendlichen am Tisch: „Und was macht ihr heute?“

      „Wir werden auch spazieren gehen“, meinte Laura.

      „Und ich werde mich noch mal hinlegen. Ich bin todmüde“, erklärte Julia.

      Zehn Minuten später saßen Wolfram und Maria allein im Zimmer. „Was meinst du zu Harald?“, fragte er seine Frau. „Ich glaube, dass Eva mit ihm sehr glücklich werden kann. Er ist genau das, was sie immer gesucht hat und er ist dir in so vielen Dingen ähnlich. Das hat sich Eva immer von ihrem Partner gewünscht. Doch er ist auch leider etwas zu schüchtern.“

      „Kann sein, aber das liegt sicher daran, dass er nur von seiner Mutter erzogen wurde. Dadurch hat er auch wahrscheinlich das viele Mitgefühl bekommen. Ich glaube, die beiden werden sich recht gut verstehen.“

      „Ich wünsche es Eva von ganzem Herzen.“

      Wolfram nickte mehrmals leicht.

      Am Nachmittag war die Jugend wieder ausgeschlafen. Sie trafen sich wie gewohnt und gingen wie so oft in die Natur. Doch an diesem Tag mussten sie ein neues Mitglied in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Harald! Er war damit auch gleich der Älteste. Da er aber recht zurückhaltend war, gab es keine Probleme damit, dass er nun dazu gehörte. Am meisten war Michael begeistert. Er hatte immer etwas bedauert, dass er Harald so selten sah. Deshalb erzählte er auch gleich den anderen, wie er Harald kennen gelernt hatte. Außer Martin waren alle begeistert, wie fair doch Harald auch gegenüber Fremden war.

      Jetzt meinte Knut: „Na, Martin. Da hast du ja einiges dazu gelernt.“ Betroffen sah Martin nach unten, doch Knut klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Alles verjahrt! Das so richtig in Deutsch?“

      „Du meinst verjährt?“, fragte Laura Knut. „Ja, verjährt. Deutsch nicht leicht.“ Knut lachte und stieß Martin mit dem Ellenbogen in die Seite.

      „Du trotzdem in Ordnung. Freund von Laura auch Freund von uns.“ Er machte eine Pause und sagte dann weiter: „Und Eva Freund auch Freund von uns. Das selbstverständlich!“ Dabei sah er Harald freundlich an.

      „Wo ist eigentlich deine Freundin?“ fragte nun Laura Knut. „Sie heute früh mit Bus nach Bergen gefahren. Schade, aber Eltern sehr streng. Nicht so wie bei euch.“

      Laura lächelte. „Ich weiß. Bei euch könnte man auch nicht einfach FKK baden gehen.“ Knut und Arne nickten.

      Da stutzte Harald und fragte erstaunt: „Ihr ward alle schon zusammen am FKK-Strand in Sonnenberg?“

      „Ja. Ist das etwas Schlimmes?“, fragte Laura und Eva hielt die Luft an.

      „Nein. Ich denke nicht. Nur ungewöhnlich.“

      „Mir ging es anfangs genau so, Harald. Aber das gibt sich ganz schnell. Das wirst du im Sommer sehen“, erklärte Martin.

      „Ich glaube nicht, dass wir da am Strand sein werden“, wehrte Harald ab.

      „Und warum nicht?“, fragte Laura unverständlich.

      „Nun, wir sind dann doch zu dritt“, warf Harald vorsichtig ein. Eva hielt sich raus.

      Dafür sagte Laura. „Bis Juli ist Eva längst wieder fit.“

      Da fragte Knut ernst: „Wie ist gemeint, zu dritt?“

      „Ich bin schwanger“, erklärte Eva ohne Umschweife.

      „Oh, dann ich gratuliere“, erwiderte Knut.

      „Ich auch!“, fügte Arne hinzu.

      Eva sah Harald an und dieser nickte mit einem Lächeln. Jetzt wusste sie, das gestern an der Brücke war ernst gemeint. Er nahm ihr Kind wirklich als das Seine an. Überglücklich umarmte sie ihn spontan.

      „Das ist Liebe!“, sagte Michael und zuckte mit den Schultern. Knut und Arne schmunzelten.

      „Jetzt habt ihr aber Glück gehabt, dass ihr nichts gegen Eva gesagt habt. Sonst hättet ihr mich aber kennen gelernt“, schimpfte Julia.

      Die beiden Brüder sahen Julia an und Arne sagte lachend: „Oh ja, wir vor Angst zittern.“

      Etwas ernst fügte Knut hinzu: „Eva ist wie Schwester von uns. Wehe dem, der böse ist zu ihr. Ich sie beschützen.“

      „Ich auch!“, ergänzte Arne.

      „Danke!“, hauchte Eva. Laura sah Martin und Harald an. „Das ist Norwegen. Willkommen im Norden von Europa.“ Knut und Arne reichten sich die Hände mit Harald und Martin. Außer der Sprache trennte sie nichts mehr.

      Einen Tag später gingen Harald und Eva mit Martin und Laura am Nachmittag tief in den Wald. Knut hatte ihnen eine Stelle beschrieben, an der man in der Dämmerung bestimmt Elche treffen könne, wenn man leise wäre.

      So wanderten sie durch den Wald, um auf dem Rückweg an dieser Stelle zu warten. Es dauerte auch gar nicht lange, da kam eine einzelne Elchkuh. Sie kam langsam auf die Vier zu, blieb in gewissem Abstand stehen und beobachtete die vier. Die Freunde wagten kaum zu atmen. So nah waren selbst Eva und Laura

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