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mit gerätselt hatte, wenn wieder ein Gruß von ihm ankam. So war Harald schon lange kein Fremder mehr bei Koschs. „Weißt du, bei uns in der Familie gibt es nicht viel, was wir voreinander verschweigen. Sie kannten dich alle schon durch deine Blumengrüße.“

      Die ganze Situation war Harald etwas fremd. Da er viele Jahre nur mit seiner Mutter eher zurückgezogen lebte, war ihm dieser Trubel doch ein bisschen unheimlich. Auf der anderen Seite war er so froh, dass seine Liebe zu Eva nicht einseitig war. Sie liebte ihn auch. Das spürte er ganz deutlich.

      Nach 2.00 Uhr löste sich die Silvestergesellschaft langsam auf. Die Lautsprecher des DJs schwiegen. Und so gingen alle in ihr Quartier um zu schlafen. Nur Eva war überhaupt noch nicht müde. Trotzdem gingen sie mit all den anderen zurück zum Dorf. Als sie sich vorm Ferienhaus von der Gruppe um ihre Eltern trennen wollten, sagte Wolfram zu den Beiden. „Harald. Wir frühstücken heute etwa gegen 10.00 Uhr. Sei bitte pünktlich.“

      „Wie meinen Sie das?“, fragte Harald unsicher.

      Da sprang Eva ein. „Du bist zum Frühstück bei uns eingeladen, heißt das. Und … meine Eltern waren schon beim Du.“

      „Hatte ich Sie gesagt?“

      Wolfram und Maria nickten lächelnd. „Hab keine Angst. Wir beißen nicht“, fügte Wolfram lächelnd hinzu.

      So verschwanden Koschs im Ferienhaus. Anschließend brachte die Gruppe Kai nach Hause und zuletzt kamen sie an der Bäckerei an. Hier verabschiedeten sie Knut, Arne, Michael, Manuela und Knuts Freundin, die heute mit bei Manuela schlief.

      Nun waren Eva und Harald allein. „Mein Harald. Ich kann es immer noch nicht glauben. Dich gibt es wirklich. Weißt du, wie ich gehofft hatte, dir endlich zu begegnen.“

      „Ich wusste nicht, wie ich dir sagen sollte, was du mir bedeutest. Auf dem Saal hatte ich Angst, dass du mich vielleicht falsch verstehst. Deshalb habe ich dort geschwiegen. Und auf der Brücke habe ich absichtlich Sie gesagt, weil ich ja nicht wusste, wie du reagieren würdest.“

      Eva umschlang ihn noch kräftiger und war einfach nur glücklich. Doch dann fiel ihr plötzlich eine Frage ein, die sie schon länger beschäftigte. „Wer war eigentlich der Junge, der am Anfang die Blumen brachte?“

      „Er wohnt bei uns mit im Haus. Als er so viele Fragen beantworten sollte, wollte er die Blumen nicht mehr zu euch bringen. Da habe ich mir was Neues einfallen lassen müssen.“

      Eva schmiegte sich ganz fest an ihn. So hätte sie noch Stunden mit ihm durch Håp Land gehen können. Von der Kälte spürte sie nichts. Doch irgendwann standen sie wieder vor dem Ferienhaus, in dem Evas Familie schon schlief. Eva umarmte Harald noch einmal und küsste ihn innig. Ihr Märchen war Wahrheit geworden. Als sie sich trennten, hörte Eva noch wie aus weiter Ferne: „Ich bin pünktlich 10.00 Uhr da.“ Dann schwebte sie in das Ferienhaus und legte sich auch gleich schlafen. Julia schlief mit ihr im gleichen Zimmer. Sie hatte der Schlaf schon lange in seiner Gewalt. Im Bett umarmte Eva ihr Kopfkissen und schlief überglücklich ein.

      Am Morgen so gegen 9.00 Uhr begann langsam das Leben bei Koschs im Ferienhaus wieder zu pulsieren. Eine halbe Stunde später trafen dann gemächlich die Familienmitglieder unten im Wohnzimmer ein. Eva war eine der Ersten, die voller Erwartungen ohne jegliche Müdigkeit in den Augen mit ihrer Mutter das Frühstück für die Familie fertig machte. Julia und Junior kamen als Letzte. Für sie war die Nacht entschieden zu kurz.

      Beim Tischdecken stellte Eva ein zusätzliches Gedeck neben ihren Platz. Das sollte für Harald sein, den sie sehnlichst erwartete. Als ihr Bruder wegen des Gedecks fragte, klärte sein Vater ihn auf: „Wir werden heute Besuch zum Frühstück haben.“

      Zwei Minuten zu früh klingelte Harald und seine Verlegenheit war nicht zu übersehen. Eva empfing ihn gleich mit einer Umarmung. Sie war seit Mitternacht sehr, sehr glücklich.

      Nachdem er abgelegt hatte, führte sie ihn an den für ihn gedeckten Platz und setzte sich neben ihn. Junior sah seine Mutter fragend an und zuckte mit den Schultern. Er hatte in der vergangenen Nacht nicht all zu viel mitbekommen. Deshalb klärte ihn Maria auf. „Das ist Evas Freund Harald. Du weißt doch HE, Harald Enger. Von ihm waren die Blumen und die Musik.“

      „Ach, du warst das?“

      Harald nickte etwas schüchtern.

      „Aber wie kommst du denn hier her nach Håp Land?“

      „Mit dem Flugzeug. Genau wie wir“, antwortete Julia etwas genervt. Sie war noch hundemüde.

      Junior entgegnete ihr beleidigt: „Entschuldige nur, dass ich mir erlaubt habe zu fragen.“

      „Hört auf!“, sagte Maria ermahnend. „Harald ist unser Gast und Schluss.“

      Wolfram meinte lachend zu Harald: „Wenn sie ausgeschlafen haben, können sie richtig lieb sein. Aber direkt nach Silvester? … Wer hat da schon ausgeschlafen?“

      „Das verstehe ich“, gab Harald verständnisvoll zurück.

      „So, nun esst erst einmal“, eröffnete Maria das Frühstück. Der Appetit war bei allen nicht groß. So waren sie auch recht schnell fertig. Junior ging rüber zu Uwe und legte sich dort noch einmal hin. Da Uwe genau so müde war, schliefen sie beide noch einige Zeit.

      Im Ferienhaus hingegen waren alle auf Harald gespannt. Viel wussten sie noch nicht von ihm. So fragte Wolfram: „Das ist jetzt vielleicht eine sehr persönliche Frage und du musst sie auch nicht beantworten, wenn du nicht möchtest. Wieso lebtest du mit deiner Mutter allein? Ich meine, du musst doch auch einen Vater haben.“

      Harald nickte leicht und sagte: „Ja, aber ich kenne ihn nur von Geldüberweisungen und Klagen wegen fehlendem Unterhalt. Meine Mutter hat nicht gern über ihn gesprochen. Sie hat mir seinen Namen gesagt und auch seine Adresse gegeben, aber ich wollte ihn nie kennen lernen; auch heute noch nicht. Er hat nie für mich Interesse gehabt. Als meine Mutter starb, habe ich ihm geschrieben und nicht mal eine Antwort von ihm bekommen. Nein, mit diesem Mann bin ich fertig.“

      Wolfram nickte verständnisvoll. „Dann war dein Start ins Leben auch nicht gerade leicht.“

      „Nein.“ Harald schüttelte mit dem Kopf.

      „Wie doch die Schicksale sich immer wieder gleichen.“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Harald, wir waren beim Du! Und das mit dem gleichen Schicksal lässt du dir am besten mal von Eva erzählen. Das würde heute den Rahmen sprengen. Auf jeden Fall verstehen wir dich besser, als du dir vielleicht vorstellst.“

      Nun begann Maria: „Harald, wie bist du eigentlich auf unsere Eva … ich meine, irgendwann musst du sie doch mal getroffen haben.“

      „Ich weiß, was Sie … oh Verzeihung, was du meinst. Mir gefällt sie schon seit einem Jahr. Aber sie kam so selten zur Disko und ich bin doch dort Ordnungsdienst. Und dann war André schneller.“ Harald zuckte mit den Schultern und Eva lehnte sich an ihn.

      Da meinte Maria: „Auf mich machst du einen ehrlicheren Eindruck als André. Deine Botschaften per CD und Gedicht sprechen von sehr viel Mitgefühl. Wir waren alle unheimlich auf dich gespannt. Warum hast du eigentlich solange gewartet?“

      Harald wurde etwas verlegen.

      Jetzt griff Wolfram ein. „Quäl ihn doch nicht so sehr. Er wird schon seine Gründe gehabt haben.“

      Nun nickte Harald. „Ich wusste doch nicht, wie Eva von mir denkt und außerdem war da doch noch André, den Eva sicher noch gern hatte. Ich wollte Eva zeigen, dass sie mit ihrem Kummer nicht allein dasteht. Aber ich konnte doch nicht einfach zu ihr gehen und sagen, dass ich sie gern habe. Irgendetwas musste ich aber tun, wenn ich nicht warten wollte, bis ein neuer André kommt.“

      „Deine Blumen, die CDs und die Gedichte waren so schön. Ich hätte auch noch länger auf dich gewartet“, schwärmte Eva.

      „Das klang aber noch vor drei Tagen ganz anders“, warf Julia lachend ein.

      „Julia!“,

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