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sein will. Keiner von uns ist der perfekte Redner oder Schreiber. Kommunikation ist wie ein laufend zu trainierender Muskel. Ich gebe Ihnen mit diesem Buch eine Trainingsanleitung. Verstehen Sie dieses Buch als Ratgeber. Ich werde Sie nicht als Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger durch das Buch begleiten. Nehmen Sie sich Anregungen für Ihr tägliches Training mit. Kommunikation kann sich zu einem starken, leistungsfähigen Muskel entwickeln, mit dem wir positiver durch den Tag gehen.

      Der deutsche Psychologe Friedemann Schulz von Thun ist für mich ein „geistiger Vater“. Er hat mich mit seinen Büchern „Miteinander reden“ geprägt. Daher werden Sie in diesem Buch immer wieder den Atem seiner Theorien verspüren – von mir in der Praxis eingesetzt und für Sie in diesem Buch in Wörter umgesetzt.

      Ich werde in diesem Buch den kleinsten Teil unserer Sprache beleuchten: das Wort. Jedes Wort hat Energie – positive und negative. Achten Sie daher auf den bedachten Einsatz des Wortes. Oft kann ein Wort den Verlauf eines Gesprächs in eine gewünschte oder ungewünschte Richtung bringen. Wörter können motivieren, überzeugen, bewegen, beruhigen und vieles andere mehr – Wörter haben Macht! Eine effektive, positive Sprache gehört zum positiven Denken wie Bewegung zu einer gesunden Lebensführung.

      Es kommt auf das richtige Wort im richtigen Moment an! Lernen wir gemeinsam das Wort gezielt für unseren persönlichen und beruflichen Erfolg zu nutzen! Viel Freude und hilfreiche Informationen!

      Ihr

      Manfred Schauer

      PS: Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch von einer geschlechterspezifischen Schreibweise abgesehen. Die in diesem Buch verwendeten Personenbezeichnungen, personenbezogenen Begriffe und Berufsbezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter.

      1 Der Ursprung unserer Wörter

      Die Sprache entstand vor circa 100.000 Jahren in Ostasien. Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 6.000 verschiedene Sprachen. In Europa leben zwölf Prozent der Erdbevölkerung, sie sprechen jedoch nur drei Prozent aller Sprachen. In Asien leben 60 Prozent aller Menschen und sie sprechen ein Drittel aller Sprachen. Auf den vielen Inseln des pazifischen Raums leben weniger als ein Prozent der Menschen, sprechen jedoch knapp 20 Prozent aller Sprachen.

      Die Kommunikation wurde zu Beginn durch Handzeichen gesteuert. Die Hand hatte jedoch auch andere Aufgaben: Wer seine Hände zur Arbeit benötigt, kann nicht gleichzeitig kommunizieren und arbeiten. Es wurden daher stimmliche Laute eingesetzt. Der Übergang von Handgesten zu stimmlichen Signalen war für den Menschen anstrengend, weil die Steuerung der Mundmuskulatur komplizierter als die Steuerung der Hände ist. Jeder, der schon einmal etwas zu viel Alkohol getrunken hat, kann sich an den gestörten Sprachapparat erinnern, während die Hände meist einwandfrei funktionierten.

      In Ritualen wurden bei den Homo sapiens Bewegung, Rhythmus, Musik und Stimmlaute verschmolzen. Diese Rituale vollzogen sich jedoch nicht während der Jagd, Herstellung von Werkzeugen oder Waffen und auch nicht bei der Zubereitung von Nahrung. Sondern bei der Verteilung von Macht und Geschlechtspartnern. Beim Liebeswerben um den Geschlechtspartner wurde getanzt und gesungen.

      Der kraftraubende Tanz war jedoch eine Domäne der Jugend. Für die Alten war der Tanz zu aufwendig. Daher verlagerte sich zunehmend die Bewegung zu lautlichen Signalen. Der Status der Alten wurde somit mit sprachlichen Mitteln erhalten. Mit sprachlicher Intelligenz war Macht und Ansehen verbunden. Die Laute bezogen sie nach und nach auf bestimmte Tätigkeiten und Objekte. Diese Lautketten wurden jedoch sehr unterschiedlich ausgesprochen. Emotionen beeinflussten die Länge und Stärke.

      BEISPIEL

      Begegnung mit einem Bär

      Da-a-a-a-a-a-a: Lautkette eines emotionalen Menschen

      Da-a: Lautkette eines emotionslosen Menschen

      Objekte und Tätigkeiten sollten daher mit einem Wort bezeichnet werden, das für alle zum Standard wurde. Nach den Namen wurden bald Attribute vergeben. Damit konnten bestimmte Objekte und Tätigkeiten genauer unterschieden werden:

      guter Bär – böser Bär – Mutterbär – schmutziger Bär – nasser Bär

      Sprachwissenschaftler sprechen davon, dass es vor 80.000 Jahren zu einer regelrechten Benennungs-Euphorie gekommen ist.

      1.1 Die Grammatik kam ins Spiel

      Wörter und Äußerungen hielten sich ohne Grammatik über Tausende Jahre. Es bestand auch keine Notwendigkeit, diese Wörter in eine Struktur zu bringen. Denn während der Jagd ist es unsinnig, miteinander zu sprechen. Auch beim Anfertigen von Faustkeilen, Speeren oder Schmuck war die Sprache nicht notwendig. Nur Befehle wurden ausgetauscht, vergleichbar mit einem Chirurgen, der auf seine Arbeit konzentriert ist. Auch er gibt Befehle an seine Helfer: „Tupfer“, „Schere“, „Pinzette“. Aussagen wie „Frau Becker, wären Sie so nett, mir die Schere zu reichen?“ wären fehl am Platz.

      Der evolutionäre Druck, Wörter in eine Struktur zu bringen, ergab sich erst, als die archaischen Homo-sapiens-Gruppen größer wurden und sich verschiedene Gruppen begegneten. Bei diesen sozialen Begegnungen war Sprache wichtig. Wenn wir mit fremdsprachigen Arbeitern und Gästen kommunizieren, fühle ich mich manchmal in die Zeit unserer Vorfahren zurückversetzt: „Du gehen“, „Du so machen“, „links-rechts-links: dann dort“, etc. ...

      1.2 Die Erfindung der Buchstabenschrift

      Die Phönizier waren die Erfinder der Buchstabenschrift. Dieser qualitative Sprung von der Bilderschrift zur Buchstabenschrift erfolgte um 1.000 vor Christus. Das phönizische Volk war zu klein, um andere Völker zu erobern. Daher konzentrierten sie sich auf den Handel, um damit Ruhm und Reichtum zu erzielen. Die Phönizier handelten mit Waren aus vielen Ländern. Sie kannten zwar Bilderschriften, ähnlich den ägyptischen Hieroglyphen beziehungsweise der babylonischen Keilschrift. Wie unterschieden Sie jedoch zum Beispiel Myrrhe aus verschiedenen Ländern? Mit vielen unterschiedlichen Zeichnungen? Nein, jedes Produkt wurde mit einem Namen versehen und auf Stein, Ton oder Papyrus niedergeschrieben. Für andere Völker hatten diese Buchstaben etwas Magisches. Das Handelsvolk gewann dadurch an Ansehen und Prestige.

      Dieser Mehrwert der Alphaschrift ist zeitgemäß zu vergleichen mit Markenartikel und No-Name-Artikel. Wenn auf dem Produkt eine Schrift zu erkennen war, galt es als hochwertiger, obwohl der Inhalt gleich war. Sprache auf Material zu bringen, war bahnbrechend: Die Welt konnte nun mit unzähligen Wörtern begriffen werden. Wer damals einen großen Wortschatz hatte, sammelte Ansehen und Status. Das ist bis heute so geblieben.

      1.3 Die Satzkomplexität nimmt ab

      Die Sätze, die wir schreiben und sprechen, werden kürzer und kürzer. Das zeigt uns unsere Sprachgeschichte. Die modernen Kommunikationstechnologien zwingen uns auch zu verkürzter Kommunikation. Eine SMS, eine E-Mail sind nicht vergleichbar mit den handgeschriebenen Briefen der Vergangenheit. Regelrecht poetisch klingt die Sprache, wenn wir uns sehr alte Filme des beginnenden 20. Jahrhunderts ansehen. Actionfilme wie James Bond setzen bewusst auf kurze Sätze. Die Satzlänge des James Bond-Thrillers „Im Dienste der Majestät“ beträgt 11,4 Wörter. Kurze Sätze sind dynamischer und plakativer.

      Durchschnittliche Anzahl der Wörter pro Satz:

      ■ 17. Jahrhundert: 36,3 Wörter

      ■ 18. Jahrhundert: 26,2 Wörter

      ■ 19. Jahrhundert: 23,4 Wörter

      ■ 20. Jahrhundert: 19,3 Wörter

      ■ 21. Jahrhundert: 16,3 Wörter

      Boulevardzeitungen

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