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mit einem breiten »Benvenuti, carissimo dottore ed amici!« herzlich willkommen. »Wunderbar, Sie gerade ’eute zu mir da sind fur meine Spezial Osso buco! ’abe extra gemackt fur buoni amici mit Kalbs’axe kommt von Bio’of Kuhl in Krumbeck; due Kalbe hat er esclusivi fur meine Ristorante geschlachtet!«

      »Dann muss ich mich eben wohl oder übel meinem Schicksal ergeben!«, seufzt Nili resigniert, nachdem keiner ihrer Einwände Massimos begeisterndem Redeschwall gewachsen war.

      Waldi grinst. »Habe ich dir doch prophezeit, oder?« Er lauscht in Richtung eines der Nachbartische, wo Massimo gerade seinen Block gezückt hat, um die Bestellung aufzunehmen.

      »Qui bei Massimo nix Pizza! Hier eccellente Ristorante! Wenn du Pizza wollen, dann geh’ Bahnhof!«, dröhnt die empörte Stimme des ›Padrone‹. Vergnügt beobachtet die Viererrunde den aufgebrachten Ein-Stern-Gastronomen, der sogleich die Banausen, die es gewagt haben, bei ihm eine Pizza zu bestellen, zur Tür hinauskomplimentiert.

      »Salve, dottore Walter, buona sera, signori«, begrüßt wenig später eine adrette Frau mittleren Alters die Runde und stellt eine dunkle Flasche Olio di oliva extravergine dal Vall’Prino der Marke Frantoio Banzini, Dolcedo sowie eine Schale mit kleinen schwarzen Taggiasca-Oliven und einen Korb mit selbst gebackenem Brot auf den Tisch. »Come sempre, dottore! Wünsche wie immer buon appetito mit dem ›Primuruggiu‹ meines Zio Alberto.« Sie lächelt ihnen freundlich zu und entschwindet genauso lautlos, wie sie an den Tisch gekommen ist.

      »Mille grazie, carissima Laura!«, ruft Waldi ihr hinterher. »Massimos Tochter«, erläutert er. »Dieses Primuruggiu ist ein wahres Juwel unter den nativen Olivenölen aus Ligurien. Ich lernte es vor fünf Jahren kennen und schätzen, als Massimo mir anbot, in seinem kleinen Häuschen Urlaub zu machen. Es liegt in dem malerischen Bergdorf Canneto Soprano inmitten von Olivenbäumen an einem Südhang oberhalb von Imperia. Das Dorf zählt vielleicht gerade mal zwanzig Häuser, von denen etwa die Hälfte noch von einheimischen Olivenbauern bewohnt ist. Die restlichen Häuser gehören heute Deutschen, Schweizern und Franzosen, die dort nur gelegentlich einige Urlaubswochen verbringen. Ich lernte im Ort sehr liebe Nachbarn kennen, denn dank meiner dafür gerade noch ausreichenden italienischen Sprachkenntnisse gelang es mir, rasch mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Besonders freundete ich mich mit dem Olivenbauernehepaar Maria und Angioletto an. Eines Tages nahm mich Angioletto mit in das Nachbardorf Dolcedo zum sogenannten Frantoio – das ist eine Ölmühle. Dorthin brachte er seine am Vortag so mühsam an den terrassenförmigen und sehr steilen Hängen von Hand geernteten kleinen Taggiasca-Oliven zur Pressung. Es war früh im Februar und die in diesem Monat geernteten Früchte sind bei der Familie Banzini – ein Schwager unseres Massimo – ziemlich begehrt, weil Lauras Onkel Alberto daraus diesen besonderen ›Nektar der Götter‹ – wie er ihn bezeichnet – herstellt. Zu Saisonbeginn und wenn sofort verarbeitet, haben nämlich Oliven einen markant hohen Anteil an ungesättigten Ölsäuren, was sie, von Diätetikern empfohlen und von Kennern besonders begehrt, sehr wertvoll und teuer macht. Diese Taggiasca-Oliven – nach der kleinen Ortschaft Taggia in der Nähe von San Remo benannt –, die nur an den Hängen der ligurischen Täler gedeihen, sind zwar klein, haben aber einen sehr aromatischen und charakteristischen Geschmack, wie ihr hier selbst feststellen könnt.« Waldi pickt demonstrativ ein paar Oliven mit einem ZahnstocTitleher und probiert sie. Nachdem er die abgenagten Kerne auf dem kleineren Teller abgelegt hat, führt er fort: »Stimmt doch, oder? Also, obwohl heute die Oliven nach dem Aussortierern und Waschen üblicherweise von modernen Trommel-Mahlwerken samt ihren Kernen zu Brei gemahlen werden, bedient sich Alberto für dieses spezielle Öl noch immer eines althergebrachten ›Mulino a pietra‹, des traditionellen Naturmühlensteins, der auf dem ebenfalls steinernen Mühlenbett langsam kreisend die Olivenkerne behutsam zerquetscht und zum Brei maischt. Die Maische wird anschließend in aus Naturfasern selbst geflochtene korbähnliche Biete überführt und diese in der handbetriebenen Holzpresse gestapelt. Nun wird der Pressstempel heruntergefahren und nur ganz leicht auf das Maischepaket gelegt, sodass das fast klare Öl aufgrund des Eigengewichts von selbst langsam aus den Körben herabtröpfelt und sich in der Abflussrinne der Presse ansammelt. Von dort wird es in den Vorratstank oberhalb der Flaschenfüllanlage gepumpt und sofort abgefüllt. Das ist der berühmte Primuruggiu, ein Ausdruck im ligurischen Dialekt, den man sinngemäß mit ›erstem Erguss‹ übersetzen kann: das pure, reine Öl, die Seele der Olive, wie mir Angioletto verklärt vermittelte.«

      Waldi öffnet die Flasche und gießt eine Portion des hellgrün schimmernden und leicht trüben Öls auf einen Teller. Dann greift er sich eine Scheibe von dem Brot, bricht davon ein kleines Stück ab und stippt es hinein.

      »Probiert es! Für den ungeübten Gaumen mundet es vielleicht ein wenig pikant, aber mit Sicherheit habt ihr noch nie ein besseres Öl genossen!«

      Alle machen es ihm nach und sind ebenfalls von dem außerordentlich gut schmeckenden Erzeugnis begeistert. Tatsächlich erweist sich der nach fast einer halben Stunde servierte Osso buco – wie von dessen Urheber versprochen – als ebenso vorzüglich. Der trockene rote Brunito Toscana aus Montalcino ist ein würdiger Begleiter und wird ebenfalls genüsslich dazu getrunken.

      Plötzlich merkt Nili auf, zieht einen Zettel aus der Tasche und überreicht ihn Lutz. »Damit du gleich morgen früh deine ›Jungfrau Annegret‹ besänftigen kannst«, sagt sie auf seine fragende Miene hin.

      Lutz stutzt kurz, schaut sich dann aber das Schriftstück näher an. Ein erfreutes Lächeln breitet sich über sein Gesicht aus. »Das müsst ihr euch unbedingt anhören: Sehr geehrte Frau Chefin, nachstehend alles, was ich bisher herausfinden konnte: Als besagter Berti käme ein gewisser Bertram Klinck in Frage: Leutnant zur See, Bundesmarine (geb. 07.07.1979 in Kiel), und seine Frau Jenny, geb. Bartels, Stenotypistin (geb. 28.10.1982 in Oldenmoor); sie schlossen die Ehe am 07.05.2009 um 10:30 Uhr auf dem Standesamt Eckernförde.

       Lt. z. S. Klinck ist gegenwärtig Erster Offizier auf der M 1049 Olpenitz, ein Minenjagdboot vom Typ 332, das zum 3. Minensuchgeschwader gehört und im Tirpitzhafen – Marinestützpunkt Kiel – beheimatet ist. Das Paar soll sich bereits vor etwa vier Monaten, kurz bevor der Ehemann für längere Zeit auf See ging (Grund unbekannt), getrennt haben (telefonische Aussage einer Nachbarin, Frau Karin Weiden, Am Steinweg 2, Suchsdorf).

      Jenny Bartels-Klinck, die Ehefrau, ist bei der Verwaltung der SecurVita Versicherung in Kiel tätig. Sie verließ die gemeinsame Wohnung und zog nach der Trennung von ihrem Ehemann zu ihrem Jugendfreund Julian Volkmann – Anlageberater (geb. 07.12.1981 in Maasholm/Schlei) –, ist auch daselbst gemeldet am Jütlandring 9 in Kiel Mettenhof. Hoffe, Sie können damit was anfangen. Ihnen und dem Herrn Doktor noch einen schönen Sonntag. Csmarits, Ferdinand, Fachinspektor.« Begeistert setzt er hinzu: »Mann, euer Ferdl ist wahrlich ein Tausendsassa!«

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       Drei Tage zuvor.

      »Mach auf, Irmgard, du verfluchtest Biest, oder ich trete die Tür ein!«, dröhnt die wutentbrannte männliche Stimme durch die Badezimmertür, während zwei geballte Fäuste wild von draußen darauf eintrommeln.

      Die Frau sitzt auf dem gefliesten Boden des Badezimmers, den Rücken gegen die Tür gelehnt, und wischt sich das Blut, das ihr aus der Nase rinnt, mit Papiertüchern aus der neben ihr stehenden Cleanex-Box. Sie hat es gerade noch geschafft, hierher zu flüchten und die Tür abzusperren, nachdem ihr Ehemann sie bereits beim Heimkommen überfallen und sofort mit heftigen Schlägen und Hieben traktiert hat.

      »Wo hast du dich herumgetrieben, bist wohl mal wie so oft in Hitze, du streunende Hündin!? Hast wieder mit deinem Macker in der Firma rumgemacht, was? Mach auf, sag ich dir zum letzten Mal, oder du kannst was erleben!«

      Mit Tränen in den Augen greift die verzweifelte Frau zu ihrem Handy und wählt die 110. Flüsternd bittet sie um Hilfe, gibt keuchend ihren Namen und die Adresse durch. »Kommen Sie bitte schnell, er bringt mich um!«, fleht sie. Ein erneuter Tritt mit nachfolgendem Knall hallt durch das Badezimmer, wie um ihre Aussage zu bestätigen.

      »Mit wem quatschst du da?«, ruft er mit noch lauterer Stimme als zuvor. »Mach endlich auf, du schändliches Geschöpf! Betrügst deinen

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