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      Hilda nickte verstehend und legte ihren Finger auf den Mund. „Das klingt gut. Mach nur, ich klau mir dann auch welche davon.“

      Kibba wollte weiter schleichen, da hielt Hilda sie fest.

      „Warte. Nur mit grünen Händen …, das geht noch viel besser. Weißt du noch wie ich aussah, als ich unter der Eiche in den Schlamm gefallen war?“

      Kibba grinste und nickte heftig. „Du meinst, ich soll mir auch das Gesicht grün machen?“

      Nun nickte Hilda und grinste bis über beide Ohren. „Na klar, aber nicht nur Hände und Gesicht, auch die Haare. Das muss richtig gruselig aussehen“, flüsterte Hilda geheimnisvoll.

      Kibba überlegte kurz und nickte dann. „Aber die Frauen am Kessel, sehen mich doch“, gab sie zu bedenken.

      „Hihi“, machte Hilda, die werden nichts sehen, wenn ich sie ablenke. Komm.“

      Hilda gab Kibba ein Zeichen, sich hinter die Frauen zu schleichen und trat dann aus dem Schatten. Sie ging offen auf die Frauen zu und grüßte laut und freundlich, dann begann sie ihnen Löcher in den Bauch zu fragen, was sie da färbten und warum soviel Wolle. Dann fielen ihr nur noch dumme Fragen ein: „Und warum färbt ihr grün und nicht gelb? Gelb finde ich doch viel schöner.“

      Hilda sah, wie Kibba hinter den Frauen zum Farbeimer griff und musste innerlich schon kichern, doch sie musste die Frauen noch einen Moment lang ablenken und fragte, ob man auch andere Dinge im Kessel färben kann. Sie nahm ihren Bogen und rührte einfach im Farbkessel damit herum. „Bleibt der jetzt grün?“, fragte sie schelmisch.

      Ganz schnell machte Hilda mit den Händen die Bewegung, so als ob sie sich das Gesicht wusch und Kibba im Hintergrund tat es ihr nach, aber mit der Farbe aus dem Eimer. Hilda konnte sich vor innerlichem Lachen kaum noch beherrschen. Ihr Glucksen unterdrückend hängte sich ihren nun grünen Bogen wieder um und verzog sich, zurück in eine dunkle Ecke. Die Frauen am Färberbottich schauten ihr kopfschüttelnd nach.

      Kibba sah jetzt zum Fürchten aus, mit grünen Armen bis zum Ellenbogen, grünem Gesicht und grünen Haare, wie ein Waldschrat. Hilda zeigte nun auf Stufi, der ahnungslos bei seiner Mutter saß. Sie schlich rechts herum und Kibba links herum, dann brüllte Kibba plötzlich auf und lief mit vorgehaltenen Händen, irre stöhnend, auf Stufi los. Stufi war ein paar Jahre jünger als Hilda und kreischte erschrocken auf und kippte das Spinnrad seiner Mutter um, als Kibba vor ihm stand. Kibba sah wirklich fürchterlich aus, mit ihren grünen abstehenden Haaren und ihrem weit aufgerissenem Mund. Stufi bekam einen Weinkrampf und pinkelte sich in die Hosen, dass es an den Beinen herunterlief.

      Hilda sah noch, wie Kibba sich das Schüsselchen mit den Honigäpfeln grapschte und spürte dann plötzlich eine Hand an ihrem Kragen. Die Mutter zog sie unsanft am Kragen mit nach Hause und redete ihr unterwegs heftig ins Gewissen. Wie zum Hohn saß Skyggi auf der Schulter der Mutter und krächzte unentwegt, als ob er auch mit Hilda schimpfte. Hilda war es plötzlich so, als ob sie immer kleiner wurde, aber als die Mutter dann fragte, wie sie Kibba dazu anstacheln konnte, sich ganz und gar grün zu färben, musste Hilda doch laut loslachen und fiel vor Lachen in den Schnee.

      Mutter Hilda zog die Tochter wieder hoch und machte noch immer ein erzürntes Gesicht.

      Aber dann erklärte Hilda: „Ich wollte ja eigentlich nichts von Stufi klauen, aber ich stellte es mir richtig gruselig, schön vor, wie Kibba wohl aussehen würde, mit grünen Haaren und grünem Gesicht, und da habe ich sie eben dazu angestachelt.

      Als die Mutter dann sah, wie Hilda grinste, musste sie laut loslachen. „Die arme Kibba. Stufi wird heute Abend neue Honigäpfel zum naschen haben, wenn Alvitur seine Geschichten erzählt, aber Kibba wird als grünes Monster am Feuer sitzen müssen.“

      Die Mutter lachte nun ihrerseits, dass sie sich dabei schüttelte.

      Hilda fand das nun wieder überaus lustig und lachte über ihre Mutter.

      „Was habt ihr denn getrunken?“, schallte plötzlich Ernirs Stimme aus dem Hütteneingang. „Was sitzt ihr hier vor der Hütte im Schnee und lacht euch krank?“

      Mutter Hilda erzählte stockend, immer wieder von Lachanfällen geschüttelt, den Vorfall und klatschte vor Lust in die Hände.

      Als sie mit ihrer Schilderung fertig war, guckte Ernir erst mit ernstem Blick auf Hilda, dann prustete er auch los und schlug sich vor Lachen auf die Schenkel.

      „Arme Kibba. Hilda pass’ nur auf, wenn du morgen Arnor oder Steinar unter die Augen kommst. Sie ahnen bestimmt, dass du das ausgeheckt hast. Hahaha, du bist wirklich meine Tochter.“

      Dann breitete er die Arme aus und schob Mutter und Hilda in die Hütte.

      Drinnen, in der Hütte, stellte Ernir seinen Korb auf den Tisch und packte ein paar Fische aus.

      „Mehr war heute nicht drin. Das Wetter ist zu schlecht. Wenn wir das Netz eingeholt haben, sind uns fast die Finger abgefallen, so eisig war es draußen. Der Wind blies heute sehr kalt — brrr. Keiner hatte noch Lust weiterzumachen, also haben wir heute sehr früher Schluss gemacht.

      Hilda guckte auf die Makrelen und meinte: „Aber das reicht doch für uns heute Abend. Ich glaube, das Jagen im Wald ist doch besser. Ich wäre so gerne mit Alfger mitgegangen, aber Ragnar wollte mich nicht dabei haben“, maulte sie.

      Ernir tröstete sie mit den Worten: „Mach dir nicht so viel draus, die werden alle schon noch merken, was in dir steckt. Das mit Kibba war zwar gemein, aber auch sehr geschickt eingefädelt und gut schießen kannst du auch. Geh weiter Bogenschießen üben, dann schießt du uns ein paar Schneehühner zum Essen.

      Da fällt mir noch etwas ein. Wenn Falki kommt, sollten wir darüber reden, wann wir mit unseren Sachen ins Langhaus umziehen. Ich glaube, der Winter wird noch kälter werden, oder wollen wir in unserer Hütte bleiben?“

      Die Mutter fing an zu grübeln und Hilda machte sich lieber davon.

      Hilda war wieder guter Dinge und nahm sich vor, mit Lipurta zusammen Bogenschießen zu üben. Sie lenkte ihre Schritte in die Richtung Gunnars Gerberei. Den Weg zu Gunnars Hütte musste man nicht unbedingt sehen, man konnte ihn auch riechen, denn die Gerberei stank oft sehr übel. Gunnar hatte ihr mal erzählt, was er in seiner Gerberwerkstatt alles zum Gerben brauchte; Salz, Öle, Eichenrinde und sogar Pipi oder auch manchmal das Gehirn von Tieren – bääh und all diese Zeug stank gewaltig. Als Gerber war ja Gunnar der Beste hier in Björkendal, wenn es darum ging, aus Tierhäuten oder Fellen etwas Nützliches zu machen, aber meistens hielten sich die Leute ihre Nasen zu, wenn sie an seiner Hütte vorbei gingen. Der Gerbereigeruch war schon lange in Hildas Nase, da erreichte sie endlich die Hütte und klopfte an.

      Rannveig steckte den Kopf zur Tür raus und begrüßte sie freundlich: „Guten Tag, Hilda, komm rein.“

      Als sich Hildas Augen an das Licht in der Hütte gewöhnt hatten, sah sie, dass Lipurta zu Hause war. Sie saß in einer Ecke und bearbeitete Lederschnüre mit Fett. Ihr Gesicht hellte sich etwas auf, als sie Hilda sah.

      Rannveig schaute Hilda freundlich an und fragte: „Komm, setz dich. Magst du etwas Heißes trinken? Ich hab hier noch eine schöne Brühe.“

      „Hm, ja, aber eigentlich wollte ich Lipurta fragen, ob sie Lust hat, mit mir Bogenschießen zu üben,“ antwortete Hilda.

      „Ich hätte auch gerne eine heiße Brühe“, meldete sich Gunnar aus seiner Werkstattecke, am Ende der Hütte. Er saß am Feuer und bearbeitete ein paar Lederteile.

      Vor Neugier wurde Hildas Hals immer länger. Wenn irgendwo etwas gemacht wurde, was sie noch nicht kannte, war es für sie immer spannend, es zu beobachten und zu verstehen, was dort geschah. Ihr fiel ein, wie der alte Egill das mal nannte, als sie bei ihm zuschaute. Mit den Augen stehlen, hatte er das genannt.

      Rannveig goss Brühe in zwei Holzbecher, und als sie sah, wie interessiert Hilda zu Gunnar schaute, schob sie ihr die beiden Becher hin und sagte: „Hier nimm und bring’ Gunnar auch eine Brühe.“

      Hilda nahm die beiden Becher und ging

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