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defizitären Geschäft derunart steil bergauf geht, dass die Umsätze eskalieren und er sich aus dem Schatten der Denscher Konkurrenz, der „Zoologica“ und des „Scalare“ atemberaubend schnell herausarbeiten und sie dann für einen Apfelgriebs und ein Gipsei feindlich übernehmen kann. Es hat sich herumgesprochen, dass nun beim Hölzel immer wieder diskussionswürdige „skandalöse“ Neuheiten zu sehen sind. Zum Diskutieren aufregende (Un)Tiere, Disku-Tiere. Un- oder Qualzuchten? Das Entsetzen treibt die Umsätze und jeder Skandal ist ein Kaufsignal. Menschentrauben drängten sich am Schaufenster, wenn Hölzel an Wochenenden aus seinen über dem Geschäft gelegenen Wohnräumen auf die Straße schaute und immer häufiger wurden die erregten Diskussionen auch in fremden Dialekten oder Sprachen geführt. Die an der Scheibe breitgequetschten Gesichter sahen ungelegentlich nicht weniger monströs aus als die an den Vivarienscheiben breitgequetschten Leiber der ausentstellten Untiere. Selbsternannte Avantgardisten haben den UnSchöne (unver)schon als einen neuunzeitlichen „Pfropfbastard“ eines Hieronymus Bosch auf einen Wilhelm Busch (oder umverkehrt) der darentstellenden gegen(unver)ständlichen Unkunst, als einen „hero of modern unart“ gefeiert, wogegen andere in ihm nur einen größenwahnsinnigen Anonymus (v)erkannt haben. Er war unbestritten sehr umstritten.

      Der Zoohändler Hölzel wusste um die schwer verklärbare (ver)gewaltige(nde) Anziehungskraft des Abschreckenden. Das Abschreckende sozuversagen als gedrehter Antimagnet? Das antimagnetisch Abstoßende muss nur etwas verdreht werden und für den Verdrehten wird es zum Anziehenden, so schnell wie aus Hass Liebe oder Liebe Hass wird. Zwar konnte er anfangs in der Enge seines winzigen Ladens den heftigen Diskutanten keine Sitzecke bieten, wie in der „Zoologica“. Zwar waren sich viele Aquarianer einig in der Ablehnung dieser je nach schlechtem Geschmack „barbarischen bis barocken Verunzierfische“ und ungekostet als geschmacklos verleumdeten „UnerLaubfrösche“, aber die den Umsatz fördernde Wirkung ist unbestreitbar. In der Armetei, einem sich selbst einsperrenden (Un)Land, waren Devisen knapp, es kamen kaum Importe ins Land und man versuchte durch Export von Zierfischen Geld zu verdienen. Warum also nicht auch mit Verunzierfischen? Da waren Neuzüchtungen, Neuzüchtigungen eingeschlossen, besonders gefragt. Da waren die skrupellosesten Innovationen ungeraten gut genug. Was für eine Chance, die reichlich vorhandenen Mängel für (un)gutes Geld exportieren zu können! Sozuversagen Zerstreu- und Verfallobstwiesen für Devisen. Welch illustre Illusion, Krüppel als Verunziertiere und Kaputtspielzeug wie trojanische Pferde nicht nur verschenken und mit diesem Be- und Verhindertenexport vielunleicht sogar den ökokomischen Wettlauf der Gesellschaftsunordnungen gewinnen, indem man damit kollateral die Sozialsysteme des Kassensturzfeindes untergräbt! Wie dereinst Barbara Uthmann das Klöppeln ins Erzgebirge so hat der UnSchöne die Unzucht und die vererdäppelnde Vergehntechnik ins ausgeerzte, verarmte und verhärmte Keinerz- oder Erd(ver)äppelgebirge gebracht und damit einen gewaltsamen technolügischen Innovationsschub ausgelöst. Hat mangelnde Rohstoffe durch Rohheiten, durch Skrupellosigkeit er- und entsetzt. Hat unter anderem die Spielzeugindustrie zur Kaputtspielzeugindustrie (unge)konterrevolutioniert; hat die Textilindustrie nachkaiser(un)reichlich das stoffsparende Weben an des Kaisers neuen Kleidern und unsichtbarer Reizwäsche gelehrt. Hat horizontalgewerbliche feuchtgebieterische Steueroasen geschaffen; Geldwäschereien, die weiche Dollar zur harten Johannisthalern rückspülen. Hat sozuversagen ein verrück(unver)ständiges mäandrierendes Neandertal in ein Silikonbusenvalley verwandlitzt. Hat Sterbetouristen zu finalen Kaffeefahrten in ausgeerzte, einsturzbereite Selbstverbergwerke gelockt; das Grauen globalisiert nach Grau reimportiert únd, únd, un’d. Seine Verdienste sind größer, als was er verdient hat. Hauptsache, es rechnet sich, auch wenn es sich irrgendwahn rächt. Das Geschäft mit den Ungerächtigkeiten, mit den untoten Seelen, die Anleihe auf die eigene Unseligkeit.

      Beispielsweise unzüchtigte der UnSchöne nun alle (un)möglichen Fisch(un)arten mit (Schwimmunfähigkeitsver)Schleierflossen. So entstanden diverse perverse, durch das Wasser hinkende Krüppel, Schleier-Eierfische. Etwa Schwertträger, deren aus den verlängerten Afterflossen gerollten Gonopodium-Röhren so lang waren, dass sie nur noch durch bestiophile künstl(er)ische Befruchtung vermehrt werden konnten und er hat damit blasphemisch versagt eine Unart Unbegattung Xiphophorus kretiniert. Bis die Aquarianer irgendwann dieser barocken Mode überdrüssig wurden und auf einmal wieder die Flossen der Fische wie die Miniröcke nicht kurz genug sein konnten. Nun verkam der UnSchöne mit Überkugelfischen auf den Markt, denen Flossen weitgehend fehlten. Die daraus resultierende Modeströmung war allerdings kurzlebiger, weil sie wie die Schleierflosser ebenfalls nur „Wasserhinker“ waren. Aber der UnSchöne hat die Verunzierfisch(un)zucht keinesunfalls erfunden, auch wenn er sich diese Unrühmlichkeit angeberisch (un)bescheiden gerne abschminken möchte. Schon vor beachtlichen achthundert Jahren begann mit der Haus(un)tierzucht des Goldfisches in China die damals nur noch nicht sogenannte Verunzierfisch(un)zucht, und die Unzucht anderer terrestrischer Untiere begann noch verfrühter. Ùnd das erste Mißgestaltungsobjekt des (Un)Menschen war vielunleicht nicht einmal der von ihm zuerst domesti(verun)zierte Hund (ab)sondern er selbst, die eigene Unart. Als er das Nomadisieren aufgegeben hatte, begann der (Un)Mensch seinen Weibern die Füße zu bandagieren, damit sie ihm nicht weglaufen konnten, oder an ihnen andere Unschönheitmerkmale wie Giraffenhälse zu verunwirklichen, oder Hottentottenfrauen-Fettsteiße. Redundante, durch Überbetonung weiblicher Geschlechtsmerkmale an vorunsinnflutliche Venusgestalten erinnernde Tanten und Hau’s!-Frauen, wie er sexistisch(an)machoistisch frauenunfreundlich unerfreulich gekalauert hat. (Dank Anonymität und jahrtausendelanger Verjährung konnten die sich das damals noch erlauben zu können glauben.) Man(n) begann (unver)schon als Nomade sich nicht nur zu rasieren, absondern auch zu (verun)tätowieren, sich Steinchen unter die (Vor)Haut zu implantieren, sich zu piercen, sich den großen Mund zu verbreitern, den Schädel mit Brettern zu deformieren. Begann zu beschneiden, zu kastrieren, zu rasieren, zu malträtieren und der Unbescheidenheiten mehr. Der UnSchöne ist viel(un)leicht nur ein Nachahmer mühsam abgewöhnter Unarten mit neuen Methoden (únd dabei unmutmaßlich kollateral vielen Toten). Ein unfähiger Nachahmer, der behauptet, das Unästhetische sei von ihm gewollt, um nicht zugeben zu müssen, dass er es nur nicht besser kann. Insgeheim suchte der UnSchöne schon frühunzeitig nach Argumenten, um seine Unzuchten der Industrie anzubiedern. (Und sie damit als industrielle Massenprodukte zum Ramsch zu entwerten.) Man könne speispielsweise den schleierflossigen Hering als Premium-Hering auf dem Markt werfen, dafür den Langweiler normalflossiger Hering mangels Nachfrage (un)heimlich aussterben lassen und die Preissteigerung mit der jedermann und jeder(haus)frau heimleuchtenden Verklärung begründen, dass der Schleierflossen-Hering (Clupeia harengus macropodus) zwar leichter zu züchtigen, aber viel schwerer nachzuunzüchten ist. Und daher viel teurer ist, wenn man ihn isst. Und noch schwerer unzüchtbar ist eine andere AbUnArt, der Schleierflossen-Rollmops. Aber er wird doch unwohl leichter zu fangen sein, der Schleierflossen-Hering, werden diese Hausfrauen dann vielleicht versagen und das nicht billigen wollen. Aber das unnützt überhaupt nichts, denn er is(s)t ja schon gefangen, ja eigentlich schon gegessen, dieser (Kre)Bierzelthering, werden die Heringsbändiger argumentieren. Dann kretiniert ihnen der UnSchöne den durch brennende Reifen springenden Flam(m)Bierhering für das BierZeltheringsbrötchen. Man muß den Gourmets nur klar machen, dass der Schleierflossenhering eine Delikatesse ist, weil er fast unerschwinglich teuer und somit ein seltenes Festessen is(s)t. Und der nicht einmal vor sich selbst zurückschreckende UnSchöne hatte schon die allerunmenschlichsten säuferwahnsinnigsten Geheimpläne zwar noch nicht in der Tasche, aber schon alkoholkonserviert in seinem Hirn. Es misshandelte sich dabei um eine auf die Menschheit erweiterte timonische Selbstverachtung seiner Unperson, auch wenn er das ungern unwahr haben wollte. (Um in Wut-Wunst transpervertierte Pseudokunst, ungewissermaßen sozuversagen ein spitzwegisch-spitzfindiger Hieronymus Bosch, der seine SelbstverMissbilder als Restposten von Höllenpostkarten verramscht.) Auch wenn seine verzweiflungslos exis(un)tierenden Verführertagebücher mit diesen Plänen bisher weder ge-, noch erfunden, versprich gefälscht, werden (un)konnten, die Pläne für viele seiner Missetaten also noch vermisst werden. Ir®gendwahn wird sich ein anerkennungsgeiles Regime und Gartenzwergenreich für die Verwir®klichung seiner Pläne finden und damit einen internationalen Skrupellosigkeitswettlauf lostreten, mit dem Doping an Unsportlichkeit nicht im Entferntesten zu verungleichen ist. Unsportlichkeit als neue Spo(r)ttunart. Mit der Überschallgeschwindigkeit von mehreren Mach wird das Machbare nach Durchbrechen der Skrupellosigkeitsmauer dann umentsetzt werden. Dann wird es bei Olympiaden und Parolympics mit den UnSchönen Unzuchten zu

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