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Er wird genauso wie wir morgen erfahren, wie es weitergeht.«

      »Wo ist die Jacke, die du Appleton weggenommen hast?«, fragte Daryl. »Nehmen wir die morgen mit?«

      Cam deutete auf die Schrankwand hinter ihm. »Da drin. Und, nein, wir nehmen morgen gar nichts mit. Wenn der Rat beschließt, der Sache weiter nachzugehen, werden sie ihre Leute herschicken.« Er wandte sich an Alec. »Eigentlich sollten wir die Jacke an einem noch sichereren Ort aufbewahren.«

      »Ich kümmere mich darum, sobald wir hier fertig sind.«

      »Danke.« Cam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Die Anhörung morgen findet im Hauptquartier des Rats statt. In der Nähe von Ashcombe.« Erneut sah er nacheinander all seine Betas an. »Bringt jeweils zwei Leute aus eurer Einheit mit, aus Sicherheitsgründen. Newell mag jetzt zwar auf dem Radar des Rats sein, aber ich vertraue ihm nicht.«

      Alle nahmen es als Signal, dass das Meeting beendet war. Sie erhoben sich und verließen stumm den Raum, bis nur noch Cam und Alec übrig waren.

      Alec ging zum Schrank und öffnete ihn. Die Plastikfolie, in die die Jacke eingewickelt war, stand leicht offen. Marks nun vertrauter Geruch schlug ihm so überraschend entgegen, dass er erstarrte. Die Erinnerungen an den Morgen brachen über ihn hinein. Sofort erwachte sein Wolf. Es dauerte einen Moment, bis er ihn wieder unter Kontrolle hatte.

      Cam trat neben ihn. Er hatte Alecs Reaktion eindeutig bemerkt. »Und du willst ihn sicher nicht wiedersehen?«

      »Nein.« Wenn er nach nur einer Nacht mit Mark so reagierte, hatte er einen weiteren guten Grund dafür. »Mein Leben ist schon kompliziert genug.«

      »Meinst du im Moment oder prinzipiell?«

      Alec sah ihn von der Seite an. »Es war nur eine Nacht. Sie hat nicht mehr oder weniger bedeutet als andere One-Night-Stands.«

      Cam brummte. »Bist du dir sicher?«

      Alec wandte sich zu ihm um und versuchte, die Jacke zu ignorieren. »Willst du etwa, dass ich mich mit jemandem aus dem Primrose-Rudel einlasse? Und das, während der Rat Nachforschungen über unsere Rudel anstellt?«

      »Gut, es ist nicht ideal, aber …«

      »Nichts aber. Ich werde ihn nicht wiedersehen, es gibt nichts zu bereden.«

      Cam seufzte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Alec, ich sorge mich um alle Mitglieder meines Rudels. Auch um dich. Manchmal ganz besonders um dich.«

      Alec musterte eingehend seine Schuhe und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm ihm dieses Gespräch war. »Es geht mir gut. Du musst dir keine Sorgen machen.«

      »Du bist ein wundervoller Beta. Durch und durch loyal. Ich würde dir mein Leben anvertrauen und auch das jedes anderen Rudelmitglieds. Aber es geht dir nicht gut. Du bestrafst dich immer noch für etwas, das nicht deine Schuld war.«

      »Ich bestrafe mich nicht.«

      »Bist du dir sicher?«, fragte Cam sanft. »Ich kann mich noch daran erinnern, wie du früher warst, Alec. Damals hattest du nicht diese kühle, undurchdringliche Fassade, die jetzt jeder für dein wahres Ich hält. Du hast nicht jeden auf Abstand gehalten. Der Alec von früher hätte jede Chance wahrgenommen, einen Gefährten zu finden. Der Gedanke, dass vielleicht eine Möglichkeit besteht, hätte dich zum Lächeln gebracht.«

      »Menschen ändern sich. Das kann passieren.«

      Ich habe mich verändert.

      »Ich weiß das. Glaub mir, ich weiß es.« Ein Schatten fiel über sein Gesicht. Sofort verfluchte Alec seine Worte. Wie hatte er nur so unsensibel sein können? Cam wusste das genauso gut wie er, besser sogar. Er hatte seine Frau verloren. »Aber es ist zehn Jahre her, Alec. Vielleicht ist es an der Zeit, die Vergangenheit loszulassen. Ich sage ja nicht, dass es ausgerechnet Mark sein muss, aber … Du könntest ja mal versuchen, jemanden an dich heranzulassen.«

      Alec musterte die Jacke, dann Cam. Er konnte seinen Alpha nicht anlügen. »Ich weiß nicht.«

      »Denk doch zumindest darüber nach, endlich reinen Tisch mit Nathan zu machen. Kostet es euch beide nicht viel zu viel Energie, einander ständig aus dem Weg zu gehen?« Das leise Lachen hatte er wohl nicht unterdrücken können.

      Alec schüttelte den Kopf. »Jetzt mach aber mal halblang.« Er griff in den Schrank und nahm die Jacke an sich, hielt sie aber ein Stück von seinem Körper weg. Der Geruch des feindlichen Wandlers haftete noch immer daran. Alec konzentrierte sich lieber darauf, statt auf Marks Duft. »Ich verpacke die hier lieber noch besser und bringe sie an einen sicheren Ort.«

      »Danke. Und denk darüber nach, was ich gesagt habe, Alec. Bitte.«

      Alec nickte. »Mache ich.« Er verließ den Raum und schlug den Weg zu seiner Wohnung ein, wobei er peinlich genau darauf achtete, die Jacke nicht zu berühren.

      Tim lehnte an der Wand neben seiner Wohnungstür. Er sah auf und lächelte. »Hey. Ich dachte schon, du kommst nie.«

      Alec hielt die Jacke hoch. »Ich muss mich noch um das hier kümmern.«

      »Ist das alles?« Er deutete auf Alecs Gesicht. »Du siehst irgendwie ein bisschen fertig aus.«

      »Tue ich das?« Alec zog mit einer Hand die Schlüssel aus der Tasche, sperrte die Tür auf und betrat seine Wohnung. Tim folgte ihm.

      »Ja. Aber keine Sorge, ich will dich nicht ausfragen. Deshalb bin ich nicht hier.«

      Alec ging in sein Schlafzimmer und blieb vor dem Kleiderschrank stehen.

      Tim wartete im Türrahmen. »Was wirst du damit machen?«

      »Ich weiß nicht genau. Kannst du mal schauen? Vielleicht fällt dir etwas ein.«

      Tim kam auf ihn zu, öffnete den Schrank und besah sich den Inhalt. Schließlich deutete er auf einen Kleidersack. »Was ist da drin?«

      »Einer meiner Anzüge, den habe ich letzte Woche aus der Reinigung geholt.«

      »Hattest du ihn seither an?«

      »Nein.«

      Tim grinste. »Dann ist das wahrscheinlich das geruchloseste Objekt, das du besitzt.«

      »Stimmt.«

      Sie tauschten den Anzug gegen Marks Jacke aus und hängten beides zurück in den Schrank. Alecs Wohnung war sicherer als der Konferenzraum und sie hatten keinen Safe, der groß genug war, also musste das hier genügen.

      Alec führte Tim zurück ins Wohnzimmer und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. »Also, warum bist du hier? Ich schätze, nicht beruflich?«

      Tim setzte sich aufs Sofa. »Nein. Außer, du verbirgst eine lebensbedrohliche Verletzung vor mir?«

      »Nein.«

      »Ich wollte nur sehen, wie es dir geht. Vorhin habe ich ein bisschen von dem Gespräch zwischen Cam und dir mitbekommen. Ich habe mir Sorgen gemacht.«

      Alec seufzte und schloss die Augen. »Fuck, nicht du auch noch. Es geht mir gut, wirklich.«

      »Ich weiß, dass das Datum wieder näher rückt. Aber normalerweise bist du nicht so leichtsinnig … Also zumindest nicht, wenn der Tag noch nicht da ist. Ich will dir nicht zu nahetreten, aber … Mark Appleton? Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?«

      Bis auf Cam und die anderen Betas war Tim der Einzige, der so mit ihm reden durfte, ohne gegen die nächstbeste Wand geklatscht zu werden. Trotzdem, sein Tonfall gefiel Alec nicht. »Wenn du uns belauscht hast, dann hast du ja auch gehört, was Cam gesagt hat: Es ist nicht so tragisch.«

      »Ich weiß, aber …«

      »Lass es, Tim. Bitte.«

      Das Schweigen währte so lange, dass es schon fast unerträglich wurde. Endlich sagte Tim: »Okay. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht wütend machen. Ich mache mir nur Sorgen.«

      Alec rieb sich über die Augen. Er war so

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