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nicht gut aus!“ schrie Bill Dan O’Flynn zu. „Wir laufen heute nacht noch auf Grund!“

      „Mal den Teufel bloß nicht an die Wand!“ rief Dan zurück. „Fängst du auch schon so an wie mein Alter?“

      „Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich oben im Großmars geblieben wäre!“

      „Das ist zu gefährlich!“

      „Aber für einen Ausguck der richtige Platz …“

      „Nein, nicht bei diesen Bedingungen! Da oben siehst du nicht mehr als hier, ich schwör’s dir! Ganz gleich, wo du stehst, die Nacht ist überall gleich schwarz – schwarz wie dicke Tinte!“

      Dan mußte es wissen, er war lange Zeit der Ausguck der „Isabella“ gewesen. Und noch heute hatte er ebensogute Augen wie der Moses.

      Bill wollte etwas erwidern, aber plötzlich hielt Dan ihn am Arm fest. „Da war doch was!“ stieß er hervor. „Ich hab was entdeckt – Backbord voraus!“

      „Doch wohl kein Riff!“ rief Bill entsetzt. Er hielt selbst angestrengt Ausschau, aber vor ihnen schien nichts anderes als die brodelnde Wasserwelt zu sein.

      „Kein Riff!“ brüllte Dan. „Ein Mensch!“

      „Du bist verrückt!“

      „Da!“ schrie Dan. „Da, sieh doch selbst, Hölle und Teufel, da schwimmt einer in der See, Junge, der ist am Absaufen!“

      Bill erstarrte fast, denn genau in diesem Moment konnte auch er die Gestalt erkennen, die gar nicht weit von ihnen aus einem Wellenhang hervorzuwachsen schien und gleich darauf wieder verschwand.

      „Almächtiger Gott im Himmel“, stammelte er. Dann schrie er mit Dan O’Flynn zusammen: „Sir – ein Schiffbrüchiger!“

      Carberry hörte es als erster und fuhr auf der Kuhl nach achtern herum, um es mit seinem Stentororgan weiterzugeben: „Schiffbrüchiger voraus!“

      Der Seewolf verließ unverzüglich seinen Platz auf dem Quarterdeck, sprang auf die Kuhl hinunter, hangelte an den Manntauen voraus und enterte schließlich die Back.

      „Beidrehen und die Segel aufgeien!“ schrie er Ben Brighton und Edwin Carberry im Vorbeilaufen zu.

      „Aye, Sir!“ riefen sie zurück.

      Und dann – während der Seewolf von der Back aus zu Dan O’Flynn und Bill auf die Galionsplattform hinunterstieg – entwickelte sich eine geradezu fieberhafte Aktivität an Bord der „Isabella“. Das Ruderrad wirbelte unter Pete Ballies Fäusten, Pete legte Hartruder Backbord. Die Galeone drehte mit dem Vorschiff in den Wind und stemmte sich frontal gegen die anrollende See. Die Crew schrickte die Steuerbordschoten und Brassen weg, holte die Backbordschoten dicht, und die Rahen stellten sich gerade. Die Segel hätten jetzt wie verrückt zu killen begonnen, wenn Ben Brighton nicht dafür gesorgt hätte, daß sie schleunigst aufgegeit wurden.

      Die Männer arbeiteten mit atemberaubender Geschwindigkeit.

      Das Schiff gelangte zum Stillstand in den quirlenden, donnernden Fluten. Es war ein Manöver, das selbst einer erfahrenen Crew wie der des Seewolfes all ihr Können und ihre Geistesgegenwart abverlangte.

      Hasard stand bei Dan und Bill auf der Galionsplattform und verfolgte beim Herumschwenken der „Isabella“, wie die Gestalt des Schiffbrüchigen erneut aus den Fluten auftauchte, diesmal an der Steuerbordseite, unmittelbar vor dem Bugspriet und der Galion.

      Der Seewolf zögerte nicht. Er wand sich das Ende einer vor dem Schott bereitliegenden Taurolle um die Hüften, knotete es vor dem Bauchnabel zusammen, prüfte den Sitz und riß sich in aller Eile die lederne Weste, das Hemd und die Hose vom Leib. Er war jetzt nur noch mit einer kurzen Hose bekleidet.

      Er kletterte über die Umrandung der Plattform, hielt sich mit einer Hand am Vorgeschirr fest, spähte noch einmal zu dem ertrinkenden Mann, ließ dann seinen Halt los und stieß sich mit den Füßen ab.

      Kopfunter und mit vorgestreckten Armen tauchte er in die Fluten. Die Taurolle lief ab, er zog die Leine mit sich in die Tiefe.

      „Aufpassen!“ rief Dan O’Flynn Bill zu. „Wenn die Rolle zu Ende ist, müssen wir das Tau festhalten und irgendwo belegen.“

      „In Ordnung!“ schrie Bill. Die Aufregung über das Auftauchen des fremden Mannes in der See und über das schnelle und unerschrockene Handeln des Seewolfes stand ihm im Gesicht geschrieben.

      Siri-Tong, Ben Brighton, Carberry, Ferris Tucker, Shane, Old O’Flynn und fast alle von der Crew waren ans Steuerbordschanzkleid der Kuhl gestürzt, lehnten sich über, so weit der Seegang und der Sturmwind es ihnen erlaubten, und verfolgten mit teils besorgten, teils verwegenen Mienen, was jetzt geschah.

      Der Seewolf tauchte wieder auf. Er schaute sich um, konnte den Schiffbrüchigen aber nicht entdecken.

      „Dort drüben, Hasard!“ schrie die Rote Korsarin. Mit dem ausgestreckten Arm wies sie ihm die Richtung, in die er zu schwimmen hatte. Sie hatte den bedauernswerten Mann eben gerade wieder in der See erspäht. Mehr noch, sie glaubte gesehen zu haben, daß dieser Mensch nicht weißer, sondern brauner Hautfarbe war. Und unwillkürlich verband sich in ihrem Geist die Beobachtung mit dem Gedanken an die verschleppten, verschollenen Insulaner, die sie suchten.

      Ihr Herz begann schneller und heftiger zu schlagen.

      Hasard schwamm wie in alten Zeiten mit kräftigen Armschlägen und ausgeglichenen Beinbewegungen. Es war sein ganz persönlicher Stil, sich im nassen Element voranzubringen – nicht sonderlich elegant, aber sehr zweckmäßig. Rasch glitt er dem armen Teufel näher.

      Eine Woge hob ihn hoch und brachte ihn von der Richtung ab, er arbeitete hart dagegen an. Der zischende Gischtkamm baute sich über seinem Kopf auf, drohte zu überlappen und ihn unter sich zu begraben. Hasard begann zu fluchen, verstummte dann aber gleich wieder, denn er riskierte, einen ordentlichen Schwall Wasser zu schlucken.

      Der Schaumkamm der Woge stülpte sich über ihm aus. Hasard tauchte unter, kam wieder hoch und sah den Schiffbrüchigen überraschenderweise vor sich, ganz nah, eher mit einem Schemen als mit einem menschlichen Wesen zu vergleichen.

      Mit zwei Zügen brachte der Seewolf sich dem Unbekannten noch näher, dann konnte er nach ihm greifen und ihn festhalten.

      Er registrierte, daß er einen polynesischen Eingeborenen vor sich hatte. Entweder hatte er so viel Wasser geschluckt und lag schon so lange in der See, daß er durch die erlebten Strapazen ohnmächtig geworden war, oder eine Verletzung hatte ihm das Bewußtsein geraubt. Wie auch immer, dieser arme Teufel trieb völlig hilflos in den Wogen, und erst jetzt, als Hasard sich in Rückenlage brachte und ihm unter die Achseln griff, um ihn abzuschleppen, regte sich der Fremde benommen.

      Plötzlich entwickelte der Mann jedoch bedenkliche Aktivitäten. Er begann zu strampeln und um sich zu schlagen. Die Panik ließ ihn aufschreien.

      Hasard blieb nichts anders übrig, als ihm einen Faustschlag an die Schläfe zu verpassen. Der Polynesier wurde gleich wieder besinnungslos. Aber auch jetzt hätte es dem Seewolf erhebliche Mühe bereitet, ihn abzuschleppen, ja, es wäre in der bewegten See ein nahezu aussichtsloses Unterfangen gewesen, den armen Teufel zu retten, wenn nicht das Tau gewesen wäre, das er sich vorsorglich um die Hüften geschlungen hatte.

      Er brauchte Dan O’Flynn und Bill, dem Moses, jetzt nur ein Handzeichen zu geben, und die beiden begannen kräftig an dem Tau zu ziehen. Mittlerweile hatten sie das andere Ende an der vorderen Querbalustrade der Back belegt. Oben standen Smoky und Al Conroy, um darauf aufzupassen, daß die Knoten sich auch ja nicht lösten.

      Carberry, Luke Morgan, Sam Roskill und Bob Grey kletterten gerade auf die Galionsplattform hinunter, banden sich mit kurzen Tauen fest und griffen nun mit zu, um das Tau, an dem ihr Kapitän und der Schiffbrüchige hingen, Hand über Hand durchzuholen.

      Wenig später hievten die Männer Hasard und den Fremden an Bord.

      „Kutscher!“ schrie der Seewolf zur Back hinauf, als er pudelnaß auf der Galionsplattform stand. „Kutscher,

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