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ab!“ rief Saint Cyr. „Verfluchter Mist, der Hund türmt! Gugnot, so tu doch was, du Idiot!“

      Gugnot wirbelte herum. Saint Cyr hatte seine Muskete in Anschlag gebracht und drückte auf die Gestalt des Deutschen ab, die soeben im Dikkicht verschwand. Der Schuß blaffte über die Lichtung, aber die Kugel traf nicht.

      Thomas Federmann hatte sich im Dickicht halb aufgerichtet und arbeitete sich schneller voran. Die Musketenkugel schlug hinter seinen nackten Füßen in den weichen Untergrund.

      Fluchend nahmen die Piraten die Verfolgung auf.

      Thomas lief um sein Leben.

      Masot sah nicht, wie die 17-Pfünder-Kugel dicht bei der Jolle ins Wasser der Lagune schlug und eine mächtige Fontäne hochriß. Er wurde nicht Zeuge, wie die Woge, die sich aus der Fontäne entwickelte, auf das Boot zulief und es zum Kentern brachte. Ja, Grand Duc, Picou und die anderen beiden Freibeuter befanden sich in derart ungünstiger Position, daß die Welle ihr Fahrzeug glatt umwarf. Zu allem Übel hatten sie auch noch die Riemen eingeholt, um ihre ganze Konzentration dem Musketen- und Pistolenfeuer widmen zu können, das sie auf die Eingeborenen auf der Kuhl der „Saint Vincent“ eröffnet hatten – und so verfügte die Jolle über weitaus weniger Stabilität im Wasser als mit ausgefahrenen Riemen.

      Sie kenterte also, und Grand Duc, Picou und die anderen beiden landeten in den Fluten. Das Naß erstickte ihre lästerlichen Verwünschungen, und sie konnten heilfroh sein, daß sie nicht von dem niedersausenden Dollbord getroffen und erschlagen wurden.

      Sie strampelten unter Wasser mit den Beinen und tauchten wieder auf, und Grand Duc fand als erster die Sprache wieder.

      „Wir schwimmen“, keuchte er. „Wir schwimmen zum Schiff und entern und bringen sie alle um.“

      Er zog sein Entermesser aus dem Gurt und schob sich die Klinge zwischen die Zähne. Er verging fast vor Wut auf die Feinde, schloß kurz die Augen, öffnete sie wieder und glitt mit weit ausholenden, kräftigen Zügen auf die Galeone zu. Picou und die anderen folgten seinem Beispiel.

      Sie rechneten damit, von einem zweiten Kanonenböller empfangen zu werden. Deshalb hatte Grand Duc nichts Eiligeres zu tun, als sich und seine Mannen in die Nähe der schwarz aufragenden Bordwand zu bringen. Dort befanden sie sich im toten Schußwinkel – zumindest, was die Culverinen betraf. Mit Musketen und Tromblons und Pistolen konnten die Gegner immer noch auf sie feuern.

      Grand Duc erreichte die Bordwand und stellte in ohnmächtigem Zorn fest, daß die Jakobsleiter, die hier vorher heruntergebaumelt hatte, jetzt verschwunden war.

      Er trat Wasser und überlegte krampfhaft, was zu tun sei. Wie sollten sie entern, wenn sie keine Taue und Haken zur Verfügung hatten?

      Es gab nur noch eine vernünftige, wenn auch zeitraubende Möglichkeit, an Bord der Galeone zu gelangen. Er mußte bis zum Ruder schwimmen und daran hochklimmen.

      Grand Duc zögerte nicht. Er schwamm weiter, gelangte an das Heck des Dreimasters, tastete sich an das Ruderblatt, umklammerte es, holte zwischen seinen Zähnen und der dazwischen festgeklemmten Entermesserklinge ein paarmal tief Luft und kletterte dann hoch, dem Hennegat und dem Rudersteven entgegen.

      Masot hatte derweil den Inseldschungel hinter sich gebracht und stürmte unter Palmen, die stark vom Ostwind gekrümmt wurden, auf den Strand zu.

      Er sah jetzt endlich die Lagerfeuer, die ziemlich weit heruntergebrannt waren, und erkannte die Gestalten seiner Leute. Vergebens suchte er mit dem Blick nach Grand Duc.

      Die Piraten standen dicht bei der Brandung und hielten die Augen auf die Lagune und die „Saint Vincent“ gerichtet. Stumm waren sie jetzt, betreten wirkte ihre Körperhaltung, alles Grölen und Singen und Trinken und Witzereißen war vergessen.

      An einer der größten Kokospalmen hing der hölzerne Käfig mit dem Tau. Zegú, der König von Hawaii, hatte sich in seinem Verlies aufgerichtet, hielt die Gitterstäbe mit den Händen umschlossen und sah unverwandt zu der Galeone hinüber.

      „Pele, Pele“, murmelte er immer wieder. „Feuerspeiende Göttin der Vulkane, hilf meinen Brüdern und Schwestern, daß sie entkommen. Um mein Leben ist es nicht schade, mir ist nicht mehr daran gelegen, dieses Eiland zu verlassen, aber sie sind alle noch jung, sie sind die Zukunft unserer Heimat, Pele.“

      Masot langte schwer atmend bei seinen Männern an. Er spähte über ihre Schultern und sah jetzt undeutlich etwas im Wasser – nicht weit von der Galeone entfernt. Wellenringe liefen in der Nähe des seltsamen Gegenstandes auseinander oder leckten über ihn weg.

      „Was ist das?“ brüllte Masot seine Meute an. „Das dort – was in aller Welt ist das für eine Teufelei?“

      „Das ist unsere Jolle“, sagte einer der Kerle.

      Masot stieß einen japsenden Laut aus, rang nach Luft. „Sie ist …“

      „Gekentert“, sagte ein beherzter Freibeuter. Und er berichtete Masot auch gleich das, was sich seit dem ersten Schuß an Bord der „Saint Vincent“ ereignet hatte.

      Masot taumelte und suchte nach einem Halt. „Das kann nicht sein. Die dreckigen Hunde, die braunen Bastarde – sie sind ausgebrochen und jetzt – jetzt wollen sie mit unserem Schiff türmen?“ Er blickte sich wild nach allen Seiten um. „Ein Boot! Ich brauche sofort ein Boot!“

      „Die zweite Jolle befindet sich noch an Bord der ‚Saint Vincent‘“, sagte der Kerl. „Folglich sind uns die Hände gebunden, Masot.“

      „Nein!“ schrie Masot. „Lieber schwimme ich zu meinem Schiff, als daß ich dastehe und tatenlos zusehen muß, wie …“

      Er brach ab, um sich seinen Rock vom Leib zu reißen.

      „Moment, da entert jemand am Ruder der ‚Saint Vincent‘ auf“, sagte plötzlich einer der Piraten. „Hölle, ich verwette meinen Kopf darauf, daß es Grand Duc ist!“

      „Stimmt!“ pflichtete ihm sofort ein anderer Kerl bei. „Und Picou ist dicht hinter ihm.“

      Die Freibeuter sprachen plötzlich durcheinander.

      „Sie sind also nicht ertrunken!“

      „Sie leben – alle vier!“

      „Sie schaffen es!“

      „Still“, zischte Masot. „Wollt ihr die Kanaken etwa warnen, ihr Satansbraten? Grand Duc hat einen Überraschungsangriff auf sie vor – und den führt er auch radikal durch, das kann ich euch versichern. Schweigt, damit die braunen Hurensöhne nichts von dem, was er plant, merken.“

      Er trat ein paar Schritte nach rechts, senkte sein bärtiges Haupt und sah angestrengt zur Galeone hinüber. „Grand Duc, mein ganzer Dank gebührt dir, wenn du es fertigbringst, die ‚Saint Vincent‘ zurückzuerobern“, sagte er. „Und du kannst es. Ich weiß, daß du es kannst. Nur zu, Freund, zeig es diesen Bastarden, wie du mit ihnen umspringst.“

      Langsam drehte er sich zu Zegú um, der immer noch aufrecht in seinem hängenden Holzkäfig stand. „Und mit dir“, flüsterte Masot. „Mit dir rechne ich nachher noch gründlich ab. Du hast deine Leute aufgewiegelt, als du noch an Bord der ‚Saint Vincent‘ warst. Nur weil du es ihnen befohlen hast, haben sie diesen Ausbruch gewagt. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft haben, aber du wirst dafür büßen.“

      Er hob die Faust und schüttelte sie zu Zegú hinüber.

      Zegú maß ihn mit einem so kalten und verächtlichen Blick, daß Masot am liebsten seinen Schiffshauer gezückt und ihn damit umgebracht hätte.

      5.

      Die „Isabella“ krängte schwer nach Steuerbord. Mit Backbordhalsen hoch am Wind segelnd, hielt sie den vom Seewolf befohlenen Südkurs, aber es wurde für Rudergänger Pete Ballie und die Deckswache, die die Segelmanöver durchzuführen hatte, immer schwerer, nicht davon abzuweichen.

      „Sir!“ rief Carberry von der Kuhl zum Quarterdeck hoch. „Mir scheint,

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