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und geht nie mehr weg. Da lobe ich mir doch was Kräftiges, Herzhaftes.“

      Luke Morgan pappte und klebte zwar zum Gotterbarmen, doch das hielt ihn nicht davon ab, sich weiter mit Süßigkeiten einzudecken. Jetzt entdeckte er einen hölzernen Kübel, in dem der Türke herumstocherte.

      Er packte Eier in den Kübel und verrührte sie. Dann fügte er Mandeln und Nüsse hinzu, dunklen Zucker, Honig und geleeartiges Zeug. Als die Masse zusammengerührt war, schob der Junge sie in einen Ofen, unter dem ein Holzkohlenfeuer brannte.

      Gleich darauf verbreitete sich ein intensiver Duft, den selbst der Profos als verlockend empfand. Das klebrige Zeug nannte sich „Türkischer Honig“ und wurde dem Händler buchstäblich aus den Händen gerissen.

      Luke Morgan war fünf Minuten später ebenfalls glücklicher Besitzer von Türkischem Honig. Der Honigmann flüsterte ihm hinter der vorgehaltenen Hand noch vertraulich zu, daß der Honig ganz speziell der Erhaltung und Förderung der Manneskraft diene. Daraufhin mußte sich Luke Morgan vom Profos einige derbe Bemerkungen gefallen lassen, als er mit seinem Honigtopf über den Platz von Kasimpasa marschierte.

      „Der eine hat’s mit Räucherheringen“, sagte er, wobei er auf Mac Pellew anspielte, „der andere mit Honig. Ich glaube, ihr seid alle ein bißchen bescheuert.“

      Der Profos und die anderen hatten es mehr mit dem Herzhaften, und auch sie konnten nicht widerstehen, als sie einen Stand passierten, von dem es ebenfalls lieblich roch.

      Hier wurde Döner Kebab gebraten. Ein Mann drehte einen langen senkrechten Spieß, an dem ein großes Stück Hammelfleisch hing. Darunter befand sich ebenfalls glühende Holzkohle. Hin und wieder fiel ein Fettspritzer in die Glut, und dann wurde der Duft noch intensiver.

      Sie bestellten sich eine ordentliche Portion. Während der Mann emsig den Spieß weiterdrehte und immer senkrecht hielt, säbelte ein anderer mit einem langen Messer schnell und gekonnt Fleischstücke ab, die in eine Kumme fielen. Das alles übergoß er anschließend mit einer scharfen Knoblauchsoße.

      Die Arwenacks hauten rein, auch der Kutscher, der das als angenehme Abwechslung empfand. Heute hatte der Kutscher „kombüsenfrei“, während Mac Pellew die Kocherei übernommen hatte. Es waren ohnehin nur ein paar Seewölfe an Bord. Die meisten anderen trieben sich in kleinen Gruppen in Istanbul herum, sahen sich um und besuchten die Basare.

      Auch die nächste Kneipe ließ der Profos nicht aus. Der Anisschnaps Raki hatte es ihm angetan, und so genehmigte er sich einen nach dem anderen.

      Es war herrlich, hier zu sitzen und die ganzen vielfältigen Eindrücke an sich vorbeiziehen zu lassen. Sie genossen es so richtig und nach Herzenslust.

      Nur Luke Morgan begann sich leicht unbehaglich zu fühlen. Er hatte zuviel von dem türkischen Honig und den anderen überzuckerten Süßigkeiten genascht, und so klebte und pappte er jetzt an allen Ecken und Enden.

      Bei ihrem Rundgang stießen sie etwas später auf eine Schaubude, vor der der Profos neugierig stehenblieb. Vor der Bude waren Bretter auf dem Boden ausgelegt und drumherum waren Seile gespannt. Es sah wie ein Boxring aus. Wie damals in Wyborg, dachte der Profos.

      Auf der Schaubude prangte in bunter Schrift etwas, das der Profos beim besten Willen nicht entziffern konnte, und so wandte er sich an Jung Philip.

      „Was heißt denn das?“ wollte er wissen.

      Jung Philip entzifferte das mühelos.

      „Ibrahim – der stärkste Mann der Welt“, las er vor.

      „Das möchte ich aber noch bezweifeln“, sagte der Profos spontan. „So was hat mir schon immer mißfallen. Wie will der Kerl wissen, daß er der stärkste Mann der Welt ist? Er hat doch noch gar nicht gegen alle gekämpft, der Rumtöner.“

      „So steht es jedenfalls da, Mister Profos, Sir. Und darunter steht noch, daß derjenige ein Goldstück erhält, der Ibrahim besiegt.“

      „Ein Goldstück?“ fragte Carberry interessiert. „Wir haben sowieso viel mehr Geld ausgegeben, als wir wollten. Ich habe kaum noch etwas. Da käme mir ein Goldstück gerade gelegen.“

      „Mein lieber Ed“, sagte der Kutscher etwas von oben herab. „Du willst doch hier nicht gegen den stärksten Mann der Welt anstinken, nur weil es ein Goldstück dafür gibt. Wir haben noch genügend Geld bei uns, auch einige Perlen. Ich helfe dir gern aus und lade dich auch ein.“

      „Von mir kannst du auch was kriegen“, sagte Smoky.

      „Ich werde doch nicht meine Kameraden anpumpen“, entrüstete sich der Profos. „Nein, nein, das würde meine Autorität herabsetzen. Überall würde es dann heißen, daß sich der Profos bei seinen Arwenacks was gepumpt habe. Wie stehe ich denn da? Ich wäre unglaubwürdig, profillos, oder wie man das nennt.“

      „Das ist doch Quatsch“, sagte der Kutscher. „Es ist völlig selbstverständlich, daß es unser gemeinsames Geld ist. Es gehört jedem von uns.“

      Carberry schien richtig beleidigt – oder zumindest tat er so. Der Kutscher hatte ihn längst durchschaut, den Profos. Den juckte es wieder einmal in den Fäusten, und es ging ihm gegen den Strich, daß dieser Ibrahim mit der größten Selbstverständlichkeit behauptete, der stärkste Mann der Welt zu sein. So was ließ ein Edwin Carberry nicht auf sich sitzen. Zumindest war das einen Versuch wert. Hinterher konnte der Kerl das immer noch behaupten – vorausgesetzt, er hatte ihn, den Profos, wirklich flachgelegt.

      „Behaltet nur euer Geld“, sagte Carberry lässig. „Ihr seid ja schließlich nicht meine Ammen oder Milchbrüder, denen ich auf der Tasche liegen muß, wenn mir mal ein paar Copper fehlen. Wo ist dieser Kerl überhaupt?“

      „Die Schaukämpfe finden nur alle Stunde statt“, erklärte Philip. „In einer halben Stunde müßte es wieder soweit seih.“

      „Verstehe“, sagte der Profos. „In der Zwischenzeit pumpt der Kerl wohl seine Rosinchen am Arm zu Muskeln auf. Na, den werde ich mir jedenfalls zumindest mal genau ansehen. Vielleicht ist das so ein hinterhältiger Kerl wie damals in Wyborg, dieser glatzköpfige Rummelboxer.“

      „Dem hast du damals prächtig die Zähne gezogen“, sagte Smoky. „Dem ist das Rumtönen vergangen. Und Batuti hat es ihm auch kräftig besorgt.“

      „Ich habe dafür jedenfalls kein Verständnis“, meinte der Kutscher. „Diese Kerle sind doch wie Bluthunde. Die prügeln jedem anderen die Seele aus dem Leib, weil sie mit gemeinen Tricks kämpfen.“

      „Darauf warte ich ja bloß“, tönte Carberry. „Miese und hinterhältige Tricks kann ich auf den Tod nicht ausstehen.“

      Der Profos war von seiner Idee nicht mehr abzubringen. Was er sich in den Schädel gesetzt hatte, das boxte er auch durch. In der Beziehung war er genauso stur wie der alte O’Flynn.

      „Wollen wir nicht lieber weiterziehen?“ fragte der Kutscher. „Es gibt hier noch herrliche Plätze.“

      „Die gibt es in einer Stunde auch noch“, versicherte Carberry. „Die herrlichen Plätze laufen uns nicht davon.“

      Mit dem Profos war nicht mehr zu reden. Der war schon jetzt ungeduldig und lauerte darauf, daß er den Kerl zu sehen kriegte. Er hatte den Hals hochgereckt und versuchte, in das Innere der Bude zu spähen. Doch dahinter war alles dunkel.

      Es dauerte nur noch fünf Minuten, dann tat sich endlich etwas. Ein verwachsener kleiner Mann mit einem riesigen Buckel verkündete lauthals, daß Murad, der Kettensprenger, gleich auftreten werde.

      Inzwischen hatten sich etliche neugierige Zuschauer eingefunden, die sich um die Bude drängten. Auch ein paar Langfinger waren dabei, die die Gunst der Stunde sofort nutzten.

      Edwin Carberry spürte, wie sich ganz vorsichtig eine Hand in seine Hosentasche senkte, die unendlich feinfühlig nach Münzen suchte.

      Der Profos griff zu und hielt die Hand fest. Dann drehte er sich langsam um. Hinter ihm stand ein verlegen grinsender Kerl mit einem Mottenbart, der heftig zu zittern begann.

      Carberry

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