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Mac und besorgte den Kampfer.

      „Was ist eigentlich los mit dir?“ fragte der Kutscher leise, während er ruhig und mit sicheren Bewegungen ans Werk ging. „Haben wir nicht schon die schlimmsten Amputationen hinter uns gebracht?“

      „Immer nur bei Kerlen“, flüsterte Mac. „Ich kann keine Frau leiden sehen.“

      „Wir sorgen dafür, daß sie nicht leidet“, sagte der Kutscher. „Zumindest senken wir die Schmerzen auf ein erträgliches Maß.“

      „Ich habe in meinem Leben noch keine Frau behandelt“, sagte Mac mit belegter Stimme.

      „Dann ist es heute eben das erste Mal“, sagte der Kutscher. Aufmunternd nickte er Mustafa zu. Der Berater des Sultans war sehr blaß geworden. Er mußte sich setzen.

      Dem Seewolf gelang es, sich mit dem Stallmeister des Sultans zu verständigen. Der Stallmeister war ein dicker, gutmütig wirkender Mann mit einem mächtigen Schnauzbart. Als er begriff, was die drei „Englischmänner“ mit ihrem Hund vorhatten, klatschte er in die Hände und befahl seinen Burschen, die Boxen zu räumen.

      Die Pferde – über ein Dutzend – wurden auf den Palasthof geführt. Hasard und seine Söhne hatten den Stall ganz für sich. Sie waren ungestört. Plymmie senkte ihre Nase auf den Boden und begann mit ihrer Arbeit. Sie nahm sich eine Box nach der anderen vor. Zwischendurch hielt ihr der Seewolf immer wieder den Fetzen Stoff vor die Schnauze, den er ergattert hatte.

      In der fünften Box wurde die Hündin fündig. Sie stieß die Schnauze ins Stroh, verharrte und knurrte verhalten. Dann begann sie heftig mit den Vorderpfoten zu scharren.

      „Da ist was“, sagte Philip junior. Sein Bruder holte eine Mistgabel und stocherte damit im Stroh herum. Philip mußte Plymmie zurückhalten. Sie gebärdete sich jetzt wie verrückt.

      Hasard junior legte ein Stück des Stallbodens frei, und die drei blickten auf einen quadratischen Umriß, der sich schwach von den Steinen abzeichnete. Der Seewolf beugte sich darüber und entdeckte einen Eisenring. Er griff danach und zerrte daran – und eine Luke schwang auf.

      „Da hätten wir wohl die Lösung des Rätsels“, sagte Philip junior. „Es gibt also doch einen unterirdischen Gang.“ Mit aller Kraft mußte er Plymmie stoppen. Sie wäre sonst in den dunklen Schacht gesprungen, der sich gähnend unter der Luke öffnete.

      „Der Mörder beweist erstaunliches Geschick“, sagte der Seewolf. „Er kann die Luke blitzschnell öffnen und in dem Schacht verschwinden. Ehe ich wieder auf den Beinen war, hat er sich verdrückt, ohne eine Spur zu hinterlassen.“

      „Ich verstehe nicht, wieso der Sultan nichts von der Falltür weiß“, sagte Hasard junior.

      „Das erfahren wir gleich“, sagte sein Vater. Er ging in den Park und verständigte den Sultan. Quabus bin Said verstand zwar nicht, was er sagte, aber er entnahm den Gesten des Seewolfs, daß es sich um eine wichtige Entdeckung handelte. Sofort folgte er ihm in den Pferdestall und forderte seine Wächter durch einen Zuruf auf, mitzukommen.

      Einer der Eunuchen verschwand im Palast, um Mustafa zu holen. Der Berater wurde jetzt wieder als Dolmetscher gebraucht.

      Im Stall entfachte einer der Wächter eine Öllaterne. An einem Seil ließ er sie in den Schacht hinuntergleiten.

      „Es ist ein alter Brunnen“, sagte Quabus bin Said, als Mustafa bei ihnen eintraf. „Als er damals versiegte, wurde er mit einer Luke verschlossen. Dann wurde an dieser Stelle ein neuer Pferdestall gebaut. Das war vor über zehn Jahren. Inzwischen gibt es einen neuen Brunnen, und dieser Stollen geriet völlig in Vergessenheit. Er ist in der Mitte aber auch eingestürzt. Man kann ihn nicht als Gang benutzen.“

      „Davon möchte ich mich lieber selbst überzeugen“, entgegnete der Seewolf. Er beugte sich über die Öffnung und erkannte im Schein der Lampe, daß es nur etwa fünf, sechs Yards senkrecht in die Tiefe ging. Dann knickte der Stollen in Richtung Hafen ab und schien nunmehr waagerecht zu verlaufen.

      Der Sultan spähte über Hasards Schulter nach unten. „Der Schacht wurde wegen der besonderen Beschaffenheit der Wasseradern so angelegt, daß er mit sanftem Gefälle nach Masquat führt.“

      „Und hat er irgendwo einen Ausgang?“ fragte Hasard.

      Der Sultan schüttelte den Kopf.

      Hasard setzte sich auf den Boden und steckte die Beine in den Schacht. Vorsichtig ließ er sich ein Stück nach unten gleiten. Er fühlte einen Halt unter dem rechten Fuß – etwas war in die Wand eingelassen. Ein einfacher eiserner Stab, wie er kurz darauf registrierte. Es gab eine Reihe dieser Stäbe, die wie eine Leiter auf die Sohle des Schachtes führten.

      Hasard kletterte nach unten. Er hielt inne und führte vor, wie der Mörder bei seiner Flucht die Luke von innen geschlossen haben mußte. Dann stieß er die Luke wieder auf und stieg ganz nach unten. Er nahm die Lampe und leuchtete in den Gang, der sich vor ihm öffnete.

      Dann hob er den Kopf und rief: „Philip, Hasard! Kommt runter! Bringt Plymmie mit!“

      „Aye, Sir“, erwiderten die Zwillinge.

      Kurz darauf standen sie neben ihrem Vater. Plymmie strebte vorwärts, Sie schien die Witterung wieder aufgenommen zu haben. Über den Köpfen der Männer kletterten nun auch die Palastwächter an den primitiven Eisentritten nach unten.

      Die drei von der „Santa Barbara“, setzten sich in Bewegung. Sie mußten die Köpfe ein wenig einziehen, weil der Schacht nicht sehr hoch war. Plymmie schnürte vor ihnen her. Ein Marsch ins Ungewisse begann.

      „Als Plymmie vorhin draußen war, hat sie gespürt, daß hier unten der Stollen verläuft, durch den der Kerl geflohen ist“, sagte der Seewolf. „Sie hat wirklich eine gute Nase.“

      „Ein toller Riecher“, bestätigte Hasard junior.

      „Der Gang ist frei“, sagte sein Bruder. „Von Verschüttungen sehe ich nichts.“

      „Abwarten“, brummte Hasard junior.

      Der Seewolf schritt vorwärts und hielt die Lampe hoch. Der Schein erfüllte den Schacht. Hinter den dreien waren die Schritte und Rufe der Wächter zu vernehmen. Ein ganzes Dutzend war auf den Befehl des Sultans in den Stollen abgestiegen. Sie waren alle bis an die Zähne bewaffnet. Wenn der Trupp auf den Mörder stieß, war das Schicksal des Unheimlichen besiegelt.

      Aber die Hoffnung war verfrüht. Immer weiter ging der Abstecher ins Dunkle. Plymmie lief schnell, aber hin und wieder verhielt sie und drehte sich zu ihren Leuten um.

      „Hier ist frische Erde“, sagte Hasard. „Ich wette, der Mörder hat fleißig gegraben, um den Teil wieder freizulegen, der verstopft war.“

      „Ein ziemliches Stück Arbeit“, sagte Philip junior.

      „Und er muß von der Existenz des Schachtes gewußt haben“, meinte Hasard junior. „Er hat ihn nicht einfach per Zufall entdeckt. Vielleicht hat er früher zu den Dienstboten des Sultans gehört oder so.“

      „Oder so“, wiederholte Philip junior. „Genausogut kann es ein Mann aus dem Ort sein, der seinerzeit beobachtete, wie der Brunnenschacht angelegt wurde. Oder es ist eine Frau.“

      Der Seewolf entgegnete: „Das glaube ich inzwischen nicht mehr. Dem Lachen nach zu urteilen, das ich von ihm gehört habe, ist es ein Mann.“

      „Oder eine Frau mit einer sehr tiefen Stimme“, meinte Hasard junior.

      Sein Vater ging nicht mehr weiter darauf ein. Der Stollen fiel, wie Sultan Quabus bin Said gesagt hatte, zur See hin leicht ab. Plötzlich beschrieb er einen Knick nach links. Dann nahm das Gefälle zu. Schließlich waren platschende Geräusche zu vernehmen. Hasard hielt die Lampe wieder etwas höher. Er erkannte, daß die Hündin durch flaches Wasser lief.

      Die Männer stapften durch das Wasser. Bald stand es knöchelhoch in dem Tunnel. Nach wie vor gab es keine Anzeichen dafür, daß der Stollen irgendwo endete. Dann aber, nach einer neuerlichen Biegung, dieses Mal nach rechts, sahen die Männer in der Ferne

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