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Seewölfe Paket 28. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 28
Год выпуска 0
isbn 9783954399963
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Wenig später huschten die Gestalten durch die Kasbah zum Hafen. Moravia und seine Spießgesellen hatten Boote, die überall vertäut lagen – im Hauptgebiet des Hafens, aber auch an Nebenpiers. So stiegen die Kerle an Bord der Boote, und von allen Seiten steuerten sie auf die „Santa Barbara“ zu, die vor Anker lag und ein Bild des Friedens bot.
An Bord schien keiner mit Ärger zu rechnen. Welch großem Irrtum Moravia erlag, sollte er schon bald erfahren.
7.
Die Zeit spielte keine sonderlich große Rolle mehr. Hasard kauerte zwischen den Felsen unmittelbar an der Küste und wartete auf den unheimlichen Mörder. Neben ihm lag Plymmie auf dem Untergrund – mucksmäuschenstill.
Unten, im Stollen, unweit des Einganges, hockten die Wächter. Die Zwillinge, Mac und Mustafa leisteten ihnen Gesellschaft. Der Kutscher war beim Sultan Quabus bin Said und dem Leibarzt geblieben, für den Fall, daß Nabila während der Nacht seine Hilfe brauchte.
Natürlich war auch der Palast abgeschirmt. Keine Maus konnte herein oder heraus. Überall lauerten die bewaffneten Wächter.
Langsam verstrichen die Stunden. Der Seewolf war um Geduld bemüht, aber natürlich beschlichen ihn doch einige Zweifel. War der Mörder so verrückt, noch einmal an den Tatort zurückzukehren? Hatte er nicht genug Vernunft, von einem weiteren Anschlag abzusehen? Mußte er nicht direkt wittern, daß man ihm eine Falle stellte?
Aber nein – er konnte nur etwas ahnen, wenn ihm inzwischen bekannt geworden war, daß der englische Kapitän und seine Helfer den geheimen Stollen entdeckt hatten. Dann verging die Nacht, ohne daß sich auch nur der Schatten des Vermummten zeigte. Schöpfte er aber keinen Verdacht, daß sein geheimer Einlaß gefunden worden war, dann pirschte er sich wieder an, um seine nächste Bluttat zu verüben.
Oder hatte er sich möglicherweise doch ganz abgesetzt? Hasard konnte es nicht ausschließen. Aber er glaubte nicht an eine Flucht des Verbrechers.
Welche Motive hatte der Mann, sich wie eine Bestie auf Frauen zu stürzen? Wollte er sie vergewaltigen? Nein, das konnte nicht der Grund sein. Haß steckte dahinter, vielleicht Blutrache, wie sie im Orient üblich war. Der Mörder wollte in Wirklichkeit Quabus bin Said treffen.
Plymmie hob die Ohren.
Hasard wandte vorsichtig den Kopf und sah in die Richtung, in die die Hündin blickte. Er registrierte eine schwache Bewegung zwischen den Felsen. Dann flatterte etwas auf – ein schwarzer Nachtvogel.
Fehlmeldung, dachte der Seewolf.
Er rechnete damit, noch einige Stunden zwischen den Felsen verbringen zu müssen. Vielleicht war alles vergebens. Darauf mußte man vorbereitet sein. Und auch eine zweite und dritte Nacht mußten nicht unbedingt zum gewünschten Erfolg führen. Der Mörder konnte sie so lange an der Nase herumführen, wie er wollte.
Von Masquat drangen nur schwache Geräusche herüber. Die Lichter der Stadt zitterten in der Dunkelheit. Im Hafen schien alles ruhig zu sein.
Moravia könnte begriffen haben, daß sich ein Angriff auf die „Santa Barbara“ nicht auszahlt, dachte Hasard. Aber die Nacht war noch nicht vorbei. Noch war alles offen. Die Ruhe im Hafen war trügerisch – bald sollte es damit vorbei sein.
Dan O’Flynn war zwar der Mann mit den schärfsten Augen an Bord der „Santa Barbara“, doch dieses Mal war es Bill, der als erster auf die drohende Gefahr aufmerksam wurde. Er stand im Großmars und versah seinen routinemäßigen Dienst als Ausguck. Plötzlich bemerkte er, daß sich kleine Schemen auf die Galeone zuschoben.
Ben hatte mit der Crew genau abgesprochen, wie man sich im Falle eines Angriffes verhalten sollte. Die Kanonen der „Santa Barbara“ waren geladen, aber nicht ausgerannt. Auch die Handfeuerwaffen waren griffbereit.
Ferris Tucker hatte seine Flaschenbomben gestapelt. Shane und Batuti hatten ihre Langbögen aus englischer Eibe in Reichweite. Die Drehbassen waren ebenfalls feuerbereit. Doch wenn es irgend ging, sollte ein Schußwechsel mit Angreifern vermieden werden.
Bill stieß einen Laut aus, der dem Ruf einer Möwe ähnelte. Unter ihm, auf der Kuhl, waren die Männer mit einem Schlag hellwach. Carberry kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und entdeckte die nahenden Boote.
„Hol’s der Henker“, murmelte er. „Da kommen unsere Freunde.“
Higgy verschwand wie der Blitz, um die Kameraden zu wecken, die an diesem Abend Freiwache hatten. Sofort sprangen sie aus ihren Kojen. Sie verließen das Logis und schlichen an Oberdeck – Blacky, Stenmark, Piet Straaten, Jan Ranse und vier andere.
Ben Brighton war unterdessen von seinem Bruder Roger benachrichtigt worden. Er erschien auf dem Hauptdeck und warf einen Blick auf eins der Boote.
„Da sitzen ziemlich viele Kerle drin“, flüsterte er.
„Insgesamt scheinen es drei bis vier Dutzend zu sein“, meldete Dan O’Flynn gedämpft.
„Aufpassen“, raunte der alte O’Flynn. „Das kann ins Auge gehen.“ Er schwang aber bereits einen Koffeynagel und schaute drein, als habe er auch noch vor, sein Holzbein abzuschnallen und auf dem Rücken eines Portugiesen tanzen zu lassen.
Die Arwenacks bezogen ihre Posten. Alles lief in völliger Stille ab. Moravia und die Bande Hafenhaie hatten sich inzwischen weiter genähert. Der Anführer stand aufrecht im Heck seines Bootes.
Er triumphierte bereits. Diese Engländerbastarde schliefen ja! Längst hätten sie den nahenden Verdruß bemerken müssen. Aber es blieb still an Bord des Dreimasters. Nichts regte sich. Moravia glaubte, das Schnarchen der Ankerwache zu hören.
Nun war es soweit. Die Boote glitten bei der „Santa Barbara“ längsseits, an Backbord und an Steuerbord. Zwei Boote schoben sich unter das Heck, eines unter den Bug. Und schon schleuderten die Portugiesen ihre Enterhaken. Wie die Katzen enterten sie an den Bordwänden auf.
Furio Ingrao, der Glatzkopf, wollte einer der ersten sein. Er kletterte am Heck hoch und stieg über das Ruderblatt auf die Heckgalerie. Hier richtete er sich vorsichtig auf und warf einen Blick durch die Bleiglasfenster in die Kapitänskammer.
Dunkel – kein noch so kleines Licht brannte. Und das Schott war von innen abgeriegelt. Ingrao fluchte leise, dann grinste er aber wieder und hangelte zur Heckreling hinauf, um auf das Achterdeck zu gelangen.
Silvestro Moravia schwang im selben Augenblick sein rechtes Bein über das Schanzkleid der Backbordseite. Nun stand er auf der Kuhl und sah sich siegessicher um. Wo waren die Engländer? Nichts rührte sich. Moravia hob seinen schweren Schiffshauer. Dem ersten Bastard, der sich zeigte, würde er den Kopf vom Rumpf schlagen.
Ein Schatten wuchs vor Moravia hoch – zwei andere huschten von links und rechts heran. Überall erhoben sich Gestalten von den Planken. Sie hatten sich hinter Masten, Nagelbänken und Kanonen versteckt. Jetzt erschienen sie wie Dämonen. Moravia fluchte gurgelnd, holte aus und drosch auf den ersten Schatten ein.
Aber der knallte ihm von unten die Faust gegen den Arm. Mit geweiteten Augen stellte Moravia fest, daß er wieder seinem Erzfeind in die Hände gelaufen war: Carberry!
Moravia wollte immer noch zuschlagen, aber sein Arm war gelähmt. Die Finger hatten keine Kraft mehr. Der schwere Säbel polterte auf die Planken. Der Bärtige ächzte. Seine linke Faust schoß vor – wurde aber vom Profos gestoppt.
„Bastard!“ keuchte der Portugiese.
„Gleichfalls“, sagte Carberry. Er rammte Silvestro Moravia die eine Faust vor die Brust, die andere gegen die Kinnlade, daß es krachte und knackte. Moravia taumelte rückwärts und ruderte mit den Armen. Er prallte gegen einen seiner nachrückenden Kerle. Der Kerl fluchte. Moravia brach zusammen und blieb regungslos auf der Kuhl liegen.
Ingrao wurde unterdessen von einem graubärtigen Riesen gestoppt – Big Old Shane. Der Glatzkopf ließ seinen Cutlass wie eine Sense durch die Luft schwirren. Aber Shane wich aus. Dann stoppte er die gegnerische Klinge mit seinem