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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Hasards Gesicht verdüsterte sich. Natürlich hatte dieser Halunke ihnen ein schönes Schiffchen vorgeführt, billig, billig, und die Segel und das laufende und stehende Gut waren ja auch alles prächtig und in bester Ordnung.
Nur am Rumpf haperte es ganz gewaltig, aber sie hatten sich nicht die Zeit nehmen können, um die Feluke aufzuslippen und sie von unten einer Inspektion zu unterziehen.
Jetzt hatten sie das Malheur, und wenn sie morgens aufstanden, dann lösten sie die Nachtwache vom Pumpen ab, und wenn sie abends müde und erschöpft in die Kojen krochen, dann übernahm die nächste Wache wieder das Pumpen.
Und so ging das, seit sie Alexandria verlassen hatten.
Die orientalische Dame war innerlich verrottet, so sah das aus, Sir, und daran war nichts mehr zu ändern. Sie hatten den Seelenverkäufer jetzt unter dem Achtersteven und mußten sehen, wie sie das hinkriegten.
Deshalb gelangten sie auch nicht richtig vorwärts, und der junge O’Flynn rechnete ihnen vor, daß sie jetzt insgesamt auf ihrer Reise von Alexandria bis in diese lausige Ecke der großen Syrte den größten Teil des Mittelmeers bereits aus ihrem Kahn gepumpt hatten.
„Was können wir tun?“ fragte Hasard verbiestert.
„Weiterarbeiten“, brummte Shane. „Ich hab ja schon fast den halben Rumpf dieser babylonischen Wanderhure geflickt, erneuert, kalfatert und wieder erneuert. Und was hilft es?“
„Nun, die größten Lecks habt ihr immerhin abgedichtet, Shane. Ohne dich wäre uns diese Tante längst unter dem Hintern abgesoffen. Hast du noch Ersatzstücke zum Flicken?“
Der ehemalige Schmied nickte grimmig.
„Notfalls holen wir uns an Land ein paar Zedern“, meinte er. „Aber es dürfte vorerst noch reichen.“
Erbittert ging er davon, fluchend, wie schon seit langem nicht, denn dieser versuppte Kahn bereitete immer mehr Ärger.
Batuti, Gary Andrews und Matt Davies pumpten weiter. Auch die Zwillinge, Hasard und Philip, blieben von dieser Anstrengung nicht verschont.
Der einzige, der an Bord dieses „Mistschiffes“, wie Shane es bezeichnete, nichts zu tun hatte, war der Schimpanse Arwenack. Auch ihm gefiel diese Feluke nicht, und so turnte er nur ganz selten herum.
Ja, auf der alten „Isabella“ da hatte es ihm gefallen, da konnte er auf den Rahen spazierengehen oder sich von einem Tampen zum anderen schwingen, und da konnte er auch den Papagei Sir John so richtig herumscheuchen. Aber hier gab es keinen Papagei, den hatte Carberry mitgenommen, und so fühlte sich der Affe einfach nicht richtig wohl. Und weil ständig gepumpt werden mußte, kümmerten sich die Männer um ihn auch nicht so, wie sie es vorher immer getan hatten.
So hockte er meist traurig auf dem Achterdeck herum und sah fast ein wenig krank und apathisch aus.
Aus dem Rumpf der Feluke drang erneut Gehämmer. Big Old Shane ersetzte Ferris Tucker, der sich jetzt an Bord der französischen „Mercure“ befand, und er tat es mit Bravour, seit sie die vielen Schäden entdeckt hatten.
Er hatte schon zwei neue Planken eingezogen, er hatte kleinere Lecks repariert und verdämmt, und jetzt hockte er wieder in der Bilge und flickte die kleinen Löcher, durch die es ständig suppte.
Dann, kurz nach Mittag des siebenten Juni, zog im Osten eine dunkle Wolkenwand auf.
Hasard betrachtete sie mit leichter Besorgnis, Dan O’Flynn blickte durch das Spektiv und sah den Seewolf anschließend an. Sein Blick war ebenfalls besorgt. Nicht, daß sie sich vor einem heraufziehenden Sturm fürchteten, der scherte sie den Teufel. Aber wenn man einen Sturm gut überstehen wollte, dann brauchte man ein stabiles und seetüchtiges Schiff, und eben das hatten sie nicht. Die Feluke war eher mit einem Sieb zu vergleichen, das ein wenig verstopft war, aber immer noch so viele Löcher aufwies, daß es kräftig hindurchtröpfelte.
„Ich weiß schon, was du sagen willst“, meinte der Seewolf. „Aber du brauchst es nicht aussprechen. Wenn der Segen losgeht, dann können wir nur noch beten.“
„Eine halbe Stunde noch“, schätzte Dan, „dann brauchen wir nicht mehr zu pumpen. Wir drehen den Mistkahn einfach um und gießen das Wasser wieder heraus.“
„Eine gute Idee. Sag Shane Bescheid, er soll die Arbeit einstellen, und die anderen sollen mit dem Pumpen aufhören. Alles seefest zurren, ein paar Strecktaue spannen, und den Affen nach unten bringen. Ich bleibe solange am Ruder.“
Dan O’Flynn gab die Befehle weiter, und die Männer hörten resigniert mit dem Pumpen auf, die Gesichter verkniffen und ärgerlich, die Arme lahm vom ständigen Auf und Ab.
Gary Andrews spuckte über Bord und sah grimmig achteraus.
„Wenn ich den lausigen …“
„Teppichhändler jetzt hier hätte“, ergänzte Dan, „würdest du ihn durch die Planken stampfen.“
„Woher weißt du das?“
„Das sagen wir alle doch schon seit ein paar Tagen. Ich wünschte nur, der alte Gauner wäre jetzt hier bei uns an Bord. In einer halben Stunde nämlich würde ihm sein schmieriges Grinsen vergehen.“
Die dunkle Wand wuchs bedrohlich an. In das tiefhängende Grau mischte sich Schwarz. Wolkenwirbel begannen in der Bank zu rotieren und sich zu verdichten, und über das Wasser fuhr zitternd ein böartiger Wind, der klagend durch die Takelage heulte.
„Packt die Segel auf!“ rief Hasard. „Laßt nur die Fock stehen, gleich ist es soweit.“
Unter lästerlichen Flüchen wurde zuerst das große Segel aufgepackt. Die Rute an der es gefahren wurde, zurrten sie fest. Schließlich stand nur noch die Fock am Bugspriet.
Der zweite Windstoß jaulte heran. Wild kräuselte er die langgezogene Dünung und setzte ihr winzige Schaumkronen auf. Die ersten Vorboten des nahenden Sturmes waren da, ihnen folgten die tobenden Brüder, die vor dem Angriff noch einmal tief Luft holten.
Die Männer kehrten auf das Achterdeck zurück. Der Schimpanse befand sich unter Deck, und als Dan ihn verstaut hatte, fing er einen fast menschlich wirkenden Blick des Affen auf, als wollte der sagen: „Verdammt noch mal, was mutet ihr mir eigentlich zu? Soll ich auf diesem lausigen Eimer vielleicht zugrunde gehen? Könnt ihr denn nicht ein anständiges Schiff auftreiben?“
Inzwischen hatte sich die schwarze Wolkenbank ausgedehnt und den Horizont mit tintiger Schwärze überzogen.
Der Wind pfiff lauter, die See kräuselte sich noch mehr, und aus der Dünung wuchsen Berge und Täler von tintigem Schwarz. Himmel und Meer gingen in eins über, bald darauf war die Kimm nicht mehr zu sehen.
Es wurde so dunkel, als sei der Abend angebrochen.
„Soll ich das Ruder übernehmen?“ fragte Shane. „Du könntest dich ein wenig ausruhen, Sir.“
„Ausruhen ist gut“, sagte Hasard lächelnd. „Du hämmerst und sägst den ganzen Tag und hast den Kahn einigermaßen wieder auf Vordermann gebracht, und da soll ich mich ausruhen. Ich habe mich die ganze Zeit am Ruder ausgeruht, und das werde ich jetzt weiterhin tun. Glaubst du, daß der Kahn es übersteht?“
„Ganz sicher bin ich nicht. Die Lecks werden sich vergrößern, aber ich glaube schon, daß er hält. Ich hoffe es jedenfalls“, setzte Shane etwas leiser hinzu.
Ein hart anrollender Brecher ließ die Feluke hart überkrängen. Das Focksegel blähte sich wild auf, dann stand es wie ein Brett im Wind.
„Wir sollten es auch noch wegnehmen“, meinte Dan. „Als Sturmsegel nutzt es uns nichts mehr, gleich spielt die See verrückt, und dann sind wir das Ding ebenfalls los.“
Noch sah es nicht danach aus, als müßten sie vor Topp und Takel lenzen, aber Hasard kannte dieses Wetter zur Genüge. Aus dem starken Wind wurde sehr schnell ein ausgewachsener Sturm, das ging in dieser Ecke des Mittelmeeres von einer Minute zur anderen, und so nickte er.
„Ja,