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geiergesichtigen brutalen Kerl mit dem grausamen Zug um die Lippen und sah, wie dieser Kerl jetzt grinsend einen scharfgeschliffenen arabischen Krummdolch aus dem Gürtel zog. Er packte ihn an der Spitze und hob die rechte Hand zum heimtückischen Wurf.

      „Cribbs!“ schrie Roger. „Hinter dir, paß auf!“

      Mit einem Satz war er auf den Beinen, doch Archibald Cribbs war nicht mehr zu helfen. Der arabische Krummdolch bohrte sich Cribbs in den Rücken. Der Master stand ein paar Lidschläge lang ungläubig und wie erstarrt da, die Bibel umklammernd und mit schreckgeweiteten Augen.

      Dann knickte er in den Knien ein, riß den Mund auf und wollte etwas sagen, doch kein Ton drang über seine Lippen. Sein Gesicht wurde fahl, dann kalkweiß, und er schnappte nach Luft. Dann fiel er ganz langsam in sich zusammen, seine Knie stießen auf die Planken, der Oberkörper kippte nach vorn. Auf dem Gesicht blieb Archibald Cribbs reglos liegen.

      Roger sprang auf den Kerl zu, der das Messer geworfen hatte. Es mußte der Anführer dieser blutrünstigen Halunken sein, doch noch bevor er ihn erreichte, wandte der Geiergesichtige sich um und sah ihn höhnisch an. Dann hob er blitzschnell eine Pistole, steckte sie aber gleich darauf wieder mit einem boshaften Grinsen in das Bandelier zurück.

      Roger fuhr herum. Ein Schlag traf seine Schulter und schleuderte ihn zur Seite, ein zweiter Hieb landete in seinem Magen, und als er sich zusammenkrümmte, konnte er gerade noch einem tödlichen Hieb mit einer Axt entgehen, die über seinen Schädel sauste.

      Mit wilden Sprüngen erreichte er im Zickzack das Achterdeck. Er war der einzige Überlebende, wenn er sich nicht täuschte, doch auf dem Achterdeck erwischten sie ihn ebenfalls gleich darauf.

      Sieben oder acht waren es, die auf ihn eindrangen und ihm den Weg abschnitten.

      Einen schlug er noch aus den Stiefeln, dann explodierte etwas in seinem Schädel. Rote Sterne zogen feurige Kreise vor seinen Augen. Sein nächster Schlag ging hoffnungslos ins Leere, und er spürte, daß ihm wieder jemand etwas über den Schädel schlug.

      Seine Knie gaben nach, er klammerte sich am Handlauf des Schanzkleides fest, aber da war wieder die Meute, die ihn hetzte und auf ihn einprügelte, bis er fast das Bewußtsein verlor.

      In einer letzten gewaltigen Anstrengung gelang es ihm noch, auf den Handlauf des Schanzkleides zu gelangen. Von dort hieb er taumelnd noch einmal um sich.

      Dann war auch seine Zeit abgelaufen. Zwei harte Schläge trafen ihn, er verlor den Halt, versuchte noch einmal, in eine dieser üblen Visagen zu treten, und spürte, daß er kippte. Laut aufklatschend fiel er ins Meer und ging sofort unter.

      Das war sein Glück, denn so wurde er nicht zwischen den Bordwänden zerrieben, sondern tauchte unter ihnen hindurch.

      3.

      „Aufhören!“ befahl Muley Salah. „Aufhören! Plündert das Schiff, bohrt es an und versenkt es.“

      Das brauchte er seinen Kerlen nicht zweimal zu sagen. Die ersten waren schon unter Deck verschwunden, als die anderen oben noch kämpften. Sie schleppten alles herbei, was sich irgendwie noch verwerten ließ.

      „Salih“, sagte Muley Salah zu dem Türken, der grinsend an Deck stand. „Such die Überlebenden und Verwundeten zusammen. Binde die verfluchten Giaurs zusammen und bring sie mir. Und bring mir diesen verdammten blonden Christenhund mit dem Mut eines Löwen. Ich will ihn hier und sofort an Deck enthaupten.“

      „Sofort, Muley. Ich fürchte nur, es wird nicht viele Überlebende geben, und der Blonde ist über Bord gefallen. Mechmed hat ihn erschlagen.“

      „Sieh trotzdem nach!“

      „Ja, Herr.“

      Inzwischen hatten einige der Piraten bereits die Segel der Karavelle mit Säbeln und Messern aufgeschlitzt, so hingen jetzt nur noch lange streifige Lappen von den Rahen. Die „Arethusa“ hatte keinen Vortrieb mehr und schob sich nur noch ganz behäbig durch das blaue Wasser, außerdem noch gebremst von den drei Feluken, die wie Ketten an ihr hingen.

      Während in den unteren Räumen einige Kerle dabei waren, Löcher in die Planken zu schlagen, damit die Karavelle schneller absoff, erschien der Türke Salih wieder.

      „Es gibt keine Überlebenden, Muley Salah“, sagte er. „Keinen einzigen. Die Christenhunde sind alle zum Scheitan gefahren. Die wenigen Verwundeten sind jetzt ebenfalls tot.“

      Salah stieß einen ellenlangen Fluch aus.

      „Verdammt!“ schrie er zornig. „Ich hätte ein paar von ihnen gar zu gern Uluch Ali gebracht. Hast du auch im Wasser nachgesehen? Etliche sind doch über Bord gegangen.“

      „Im Wasser treiben nur noch Tote.“

      Es war nicht mehr zu ändern, überlegte Muley Salah. Daran hätten sie eben früher denken müssen. Jetzt war es zu spät, denn seine Leute hatten wie die Teufel unter der Mannschaft gewütet.

      „Das Schiff sinkt gleich“, sagte Salih zu seinem Herrn.

      „Gut, dann zurück auf die Feluken. Beeilt euch!“

      Das Gurgeln und Rauschen in den unteren Räumen war jetzt deutlich zu hören. Ein Wasserschwall nach dem anderen brach herein und ergoß sich mit lautem Brausen in die Räume. Die Karavelle legte sich schon leicht zur Seite, in ihrem Rumpf knackte es bedrohlich.

      Ausgeplündert war sie ebenfalls. Die Kerle hatten kaum etwas an Bord gelassen. Noch jetzt rannten einige von ihnen hin und her, warfen das erbeutete Zeug auf die Feluken und kehrten noch ein letztes Mal zurück.

      Mehr als vierzig Piraten hatten geplündert, und da es nicht sehr viel zu holen gab, war auch bald alles erledigt.

      Die erste Feluke legte ab, dann die zweite.

      Muley Salah hatte wieder seinen Platz auf dem Achterdeck eingenommen und blickte zurück, wo die englische Karavelle jetzt langsam achteraus blieb und tiefer ins Wasser sackte.

      Um seine Mundwinkel lag ein Grinsen, aber in seinen kohlschwarzen Augen brannte auch gleichzeitig Ärger darüber, daß sie nicht wenigstens zwei oder drei Überlebende hatten, die er Uluch Ali sozusagen als Geschenk präsentieren konnte.

      Dann legte auch die letzte Feluke ab, und die beiden anderen suchten noch einmal die See ab.

      Aber im Wasser trieben nur Tote, wie es den Anschein hatte.

      Die „Arethusa“ ging unter, zögernd erst, dann sackte sie immer schneller über den Achtersteven ab. Ein explosionsartiger Knall ertönte. Ein Teil des Decks riß auf, und Planken schossen in die Höhe.

      Die drei Feluken gingen wieder auf Nordwestkurs und segelten weiter. Sie wollten die Sambuke suchen, die Kerle, die ihnen einen Teil des Schatzes geraubt hatten. Nicht des Schatzes wegen, davon hatte Uluch Ali genug. Aber die schmähliche Niederlage mußte ausgebügelt werden, denn Uluch Ali wollte Köpfe rollen sehen.

      Der einzige Überlebende und somit der letzte Mann der „Arethusa“ durchlebte das alles wie einen bösen Traum. Er konnte noch jetzt nicht glauben, daß alles ein Ende hatte. Seine Kameraden waren tot, erstochen, erschossen oder erschlagen, und er trieb hier allein im Wasser.

      Aber immer wieder tauchte in seinem schmerzenden Schädel das geierähnliche harte und grausame Gesicht des Kerls auf, der das Messer nach Archibald Cribbs geschleudert hatte. Daß der Kapitän ebenfalls tot war, daran gab es nicht den geringsten Zweifel.

      Roger schwamm ganz ruhig und in schwachen Zügen, um nicht aufzufallen. Die Schiffe entfernten sich nur ganz langsam, und er sah, daß die Kerle jetzt alles von Bord schleppten und auf die drei Feluken verluden, alles was einigermaßen von Wert war.

      Etwas später suchten sie die See ab, und eins der kleinen Beiboote kam auch in seine unmittelbare Nähe. Kein Zweifel, dieser Halunke mit dem Geiergesicht wollte ein paar Überlebende. Weshalb, war Roger nicht klar. Vielleicht wollte er sie auch noch bis in ihren Tod demütigen. Er ließ sich treiben, mit dem Gesicht leicht zur Seite, damit er Luft holen konnte. Er sah,

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