ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Muley kramte auch die letzten Details, die ihm zu den Männern der Sambuke einfielen, aus seiner Erinnerung hervor, und er war heilfroh, daß sein Gedächtnis unter den Schlägen, die er hatte einstecken müssen, nicht gelitten hatte. Mit jedem Wort, das er sprach, rückte die Aussicht auf ein schnelles, grausames Ende durch die Hand des Henkers in größere Ferne, und so redete und redete Muley, bis ihm der Gaumen austrocknete und ihm einfiel, daß er seit seiner Ankunft in Benghasi noch nichts getrunken hatte.
„Das sind sie“, sagte Uluch Ali erschüttert und überrascht zugleich. „Ich bin sicher, daß mindestens drei oder vier von ihnen zu der Bande von damals gehören.“
„Zu welcher Bande?“
„Das geht dich nichts an. Killigrew ist selbst nicht bei ihnen, aber über sie führt der Weg zu ihm. Ich werde sie foltern, bis sie bereit sind, selbst ihre eigene Mutter zu verleugnen. Alles werden sie mir verraten – alles!“
„Ja, o Sidi.“
Uluch Ali sah Muley Salah an. „Bring sie her! Hierher, zu mir!“
„Ich werde alles tun, um sie zu fassen.“
„Ich will sie lebend!“
„Dein Wille ist mir Befehl, o Herr“, sagte Muley Salah heiser.
„Ich werde dich reich belohnen und zu meinem engsten Vertrauten ernennen – du kannst die Scharte jetzt auswetzen, du hast die Gelegenheit dazu, nimm sie wahr!“
„Aber ich brauche Schiffe, mein Pascha“, sagte Muley mit der Stimme eines Greises. Er verspürte ein Brennen in der Kehle, seine Lippen schienen ihm in winzigen Krümeln abzufallen.
„Wie viele?“
„Zwei.“ Eigentlich hätte er nur eins zu verlangen gewagt, aber er wüßte, daß er Alis Stimmungswandel ausnutzen und aus der Situation sehr viel mehr herausholen konnte, als er sich ausgemalt hatte.
„Du erhältst drei Feluken“, sagte Uluch Ali. „Dazu die notwendigen Mannschaften. Ich veranlasse sofort, daß man dich entsprechend bedient. Reite zum Hafen.“
„Ich werde noch heute mittag auslaufen, mein Herrscher“, versprach Muley Salah. „Kein Wetter kann mich erschrecken. Ich suche die Giaurs, ich finde sie, wo immer sie auch sein mögen, und ich bringe sie dir lebend. Das schwöre ich bei Allah und dem Propheten.“
„Sehr gut“, sagte Uluch Ali knurrend. „Aber wenn du deinen Schwur nicht erfüllst, tue ich, was ich dir prophezeit habe. Dann ist dein Kopf kein Bakschisch mehr wert.“
„Das weiß ich.“ Muley Salah kämpfte gegen das Unwohlsein an, das ihm zusetzte, aber ihm wurde jetzt doch leicht schwindlig.
„Was verdrehst du die Augen?“ fragte Uluch Ali. Plötzlich keimte wieder Mißtrauen in ihm auf. Verhielt sich Muley Salah wirklich noch loyal, oder versuchte er nur, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen? Hatte er ihm dies alles nur vorgeschwindelt?
„Es ist nichts, großer Beylerbey. Nur – nun, ich habe gräßlichen Durst.“
„Dem läßt sich abhelfen.“ Ali klatschte in die Hände, und sofort erschien auf leisen Sohlen einer seiner Diener, der die große Kunst beherrschte, seinem Herrn nahezu jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Uluch Ali nickte ihm nur zu, und schon verschwand er wieder. Wenig später kehrte er mit zwei großen Kelchen voll Tamarindensaft zurück, die er auf einem silbernen Tablett trug.
Muley Salah trank, dann blickte er seinen Gebieter dankbar an, und sofort fühlte er sich wieder besser.
Uluch Ali durchdachte noch einmal seinen Plan und gelangte zu der Einsicht, daß Muley sich vor allem die Beschreibung des alten Kerls, dieses Donegal Daniel O’Flynn, nicht aus den Fingern gesogen haben konnte. Auch der Rest seiner Erzählung mutete recht glaubwürdig an, so daß Uluch Ali es nicht für erforderlich hielt, die Sache in irgendeiner Weise zu korrigieren oder gar zu widerrufen.
„Geh jetzt“, sagte er zu Muley. „Und tu deine Pflicht.“
Muley Salah bedankte sich noch einmal bei ihm und küßte ihm sogar die Hand, dann zog er sich aus dem Palast zurück, ehe Ali es sich anders überlegte.
Bald waren im Hafen alle Vorbereitungen getroffen. Die drei Feluken wurden mit je fünfzehn Kerlen bemannt, nordafrikanischem Piratengesindel von der übelsten Sorte.
Der Sturm hatte sich noch nicht gelegt, trotzdem ließ Muley Salah die Leinen loswerfen und lief mit allen drei Schiffen aus – ein höllisch gefährliches Unternehmen bei diesem schweren Wetter. Er wußte genau, auf welche Art von Abenteuer er sich einließ, aber keine Gefahr konnte ihn schrecken oder gar zurückhalten. Er hatte nur ein Ziel vor Augen: Die acht Engländer der Sambuke wollte er jagen und stellen, fangen und zu Uluch Ali bringen, damit deren Häupter rollten und nicht er um Kopfeslänge verkürzt wurde.
Die Sambuke an der Pier sichtete Muley Salah jedoch auch jetzt nicht, denn als er sie gerade mit seinen Feluken passierte, segelte eine vom Sturm angeschlagene Karavelle in den Hafen von Benghasi und verdeckte ihm den Blick auf das Schiff der Gegner. Sie waren ihm so nah, er brauchte nur zuzupacken, um sie zu erwischen, und doch war ihm das Glück auch dieses Mal nicht hold.
Ben Brighton und dessen sieben Männer ahnten ihrerseits nicht, daß der Feind auf die Distanz von knapp einer Kabellänge an ihnen vorbeiglitt. Hätten sie etwas von dem, was um sie herum vorging, gewußt, so hätten sie in diesem Moment gewiß nicht so friedlich ihren Rum ausgetrunken.
6.
Old O’Flynn wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und gab einen genießerischen Laut von sich.
Dann sagte er: „Also, das lasse ich mir gefallen. So schlecht ist es hier in Benghasi gar nicht, was? Bisher sind wir nicht überfallen worden, und das will schon was heißen.“
Ben lachte. „Ja, allerdings. Aber der Frieden hält nur solange vor, wie auch die letzten Ausläufer des Sturms andauern. Dann verlassen die Muselmanen wieder ihre Behausungen, und früher oder später fällt ihnen unser Schiffchen bestimmt auf.“
Trotzdem sollten wir noch eine Weile hier liegenbleiben und besseres Wetter abwarten“, meinte Smoky. „Was hältst du davon?“
„Eine ganze Menge. Außerdem könnten wir die Gelegenheit nutzen und hier unsere Vorräte samt Trinkwasser ergänzen.“
„Ist das nicht zu gefährlich?“ fragte Pete Ballie. „Wohin sollen wir uns überhaupt wenden?“
„Es gibt bestimmt einen Markt“, sagte Ben. „So einen typisch orientalischen Basar mit allem Drum und Dran, wo man alles kaufen kann, was das Herz begehrt.“
„Auch Frauen?“ fragte Sam Roskill. „Mann, das wäre was.“
„Geht das schon wieder los?“ sagte Old O’Flynn. „Dein Verlangen nach Weibern ist schon fast krankhaft. Laß bloß den Unsinn, du weißt doch, wie eifersüchtig die Araber sind.“
„Eben“, sagte Al Conroy. „Außerdem ist ja gar nicht sicher, ob die Leute in Benghasi bei diesem Wetter ihren Markt überhaupt abhalten.“
„Ich finde, das sollten wir prüfen“, meinte Ben. „Es wäre zumindest einen Versuch wert. Freiwillige vor – wer meldet sich zu einem Abstecher in die Stadt?“
„Ich“, sagte Sam.
„Das hab ich mir gedacht“, brummte Old O’Flynn. „Aber du brauchst jemanden, der auf dich aufpaßt und dich festbindet, wenn dir eine vollbusige Haremstante über den Weg läuft. Ich gehe also mit. Ich muß mein gesundes Bein sowieso mal wieder bewegen, es fängt schon an zu jucken.“
Sie diskutierten noch eine Weile hin und her, dann war die Sache beschlossen, und der Alte und Sam Roskill gingen von Bord der Sambuke und zogen über die Pier davon. Der Sturmwind zerzauste ihre Haare und zerrte an ihren Gestalten, doch er war nicht mehr so heftig. Sicheren Schrittes gelangten die beiden Männer