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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Ismail, der Teppichhändler, hatte seine Perlen an einem sicheren Platz innerhalb seiner Djelaba verschwinden lassen und grinste über das ganze Gesicht.
„Vielleicht kann ich dir und deinen Männern zu einem weiteren Segler verhelfen, Herr“, sagte er mit einer leichten Verbeugung zu Hasard.
„Hast du etwa noch eine Feluke zu verkaufen?“ fragte der Seewolf erstaunt.
„Leider nein“, erwiderte Ismail. „So reich bin ich nicht, sondern übe mich in Bescheidenheit. Aber ich kenne einen Mann. Er heißt Abdul und wohnt nicht weit von hier. Er ist alt, und wer weiß, vielleicht wird ihn Allah schon bald ins Paradies eingehen lassen. Mit seiner Sambuke, die ebenfalls ein sehr schönes und gutes Schiff ist, kann er nichts mehr anfangen. Vielleicht ist er bereit, sie zu verkaufen.“
„Das ist eine gute Nachricht, Ismail“, sagte Hasard. „Warum hast du sie uns bis jetzt verschwiegen? Schließlich könnte eine Sambuke, die in gutem Zustand ist, unser Problem lösen.“
„Ach, Herr“, der Teppichhändler lächelte, „man soll immer eins nach dem anderen tun, auch was die Abwicklung von Geschäften betrifft. Kommt mit mir, ich bringe euch zu Abdul. Es wird mir ein Vergnügen sein, wenn ich euch und auch ihm einen Gefallen erweisen kann.“
„Möge es dir Allah mit zahlreichen fleißigen Frauen und mit noch mehr lebhaften Kinderchen lohnen“, warf Big Old Shane mit einem süffisanten Grinsen ein.
Old O’Flynn jedoch stöhnte. „Jetzt geht dieses verdammte Gefeilsche bestimmt wieder von vorn los. O Himmel, womit habe ich das nur auf meine alten Tage verdient?“
Geduldig folgte die Schar der Seewölfe dem Händler Ismail zu dem kleinen, weißgetünchten Lehmhaus Abduls. Und die Sache wickelte sich schneller ab, als sie gedacht hatten.
Abdul, ein alter Mann mit gebeugtem Rücken und grauem Bart, war froh darüber, seine Sambuke, mit der er früher als Händler die Küstengebiete befahren hatte, verkaufen zu können.
Wenig später wurde der Segler, der unweit der bereits erworbenen Feluke vertäut war, gründlich in Augenschein genommen.
Es handelte sich um eine Zweimast-Sambuke, die sich ebenfalls in gutem Zustand befand. Der achtere Mast war etwas kleiner und führte auch ein entsprechend kleineres Segel. Beide Masten waren Pfahlmasten mit langen Gaffelruten, die mit Lateinersegeln gefahren wurden.
Jetzt, im abgetakelten Zustand, ruhten die weggefierten Rahruten auf zwei holzbockähnlichen Gestellen, die man mittschiffs und dahinter über die ganze Rumpfbreite angebracht hatte.
Die Bugpartie der Sambuke war ausgesprochen schlank und hatte einen spitz hochgezogenen Steven. Der Rumpf verbreiterte sich nach achtern, und das Achterdeck lag etwas höher als das Vorschiff. Es war ausgeschottet und bot gute Unterschlupfmöglichkeiten. Das Vorschiff hingegen war offen.
Alles in allem war die Zweimast-Sambuke ein schneller und leicht zu handhabender Segler. Ben Brighton und die Männer, die zu seiner Gruppe gehörten, waren hochzufrieden damit. Und auch der Seewolf war froh darüber, daß sich ihre Probleme so reibungslos zu lösen schienen.
Natürlich ging es auch in diesem Fall nicht ohne das obligatorische Feilschen ab, aber die Männer überstanden auch dieses zähe Ringen mit einer Unmenge von süßem Pfefferminztee, den sie, nachdem sie sich zum Kauf der Sambuke entschlossen hatten, im Hof von Abduls Haus einnehmen mußten.
Die Seewölfe erwiesen sich auch bei Abdul nicht als kleinlich, und der Alte war selig über den guten Preis, den er erhielt.
Aber auch Ismail, der große, beleibte Teppichhändler, rieb sich erfreut die Hände. Hasard war im stillen davon überzeugt, daß er von Abdul eine Provision für die Vermittlung des guten Geschäfts kassieren würde. Doch darüber brauchte er sich nicht den Kopf zu zerbrechen, denn die beiden Ägypter würden bestimmt erst darüber zu feilschen beginnen, wenn die Seewölfe das Feld geräumt hätten.
Den Rest des Tages verbrachten die beiden Gruppen damit, ihre Segler für die Abreise zu rüsten. Da gab es noch eine ganze Menge zu tun. Ihre gesamten Habseligkeiten mußten an Bord der Feluke und der Sambuke geschafft werden, darunter ihre Waffen, Werkzeuge, ein paar Flaschenbomben, die sie aus der „Isabella“ gerettet hatten, sowie Segeltuch, Leinen und Trossen. Ben Brighton vergaß auch nicht, den Stockanker des von seiner Gruppe benutzten Beibootes mitzunehmen.
Außerdem galt es, Trinkwasser und Proviant zu beschaffen, womit am Nachmittag noch so manches Feilschen in den Basaren und auf den Marktplätzen von Alexandria verbunden war.
Hasard war es sogar noch gelungen, ein kleines Faß Rotwein aufzutreiben.. Mit ihm sollte am Abend, wenn die Arbeit getan war, Abschied gefeiert werden – ein Abschied, der von dem Entschluß und der Hoffnung geprägt war, in der Heimat wieder zusammenzutreffen, gleich, was unterwegs auch passieren würde.
Und England lag noch in weiter Ferne, darüber war sich der Rest der ehemaligen „Isabella“-Crew im klaren.
3.
Am nächsten Morgen waren die Seewölfe früh auf den Beinen. Obwohl mancher, dank des ägyptischen Rotweins, noch einen ziemlichen Brummschädel hatte, gab es doch alle Hände voll zu tun. Eine frische Brise hatte das Tuch der beiden Segler gefüllt und schob sie durch den Hafen von Alexandria – hinaus auf die weite Fläche des Mittelmeeres.
Die Feluke, unter dem Kommando des Seewolfs, lag ungefähr eine halbe Kabellänge in Führung, doch die wendige Sambuke, für die Ben Brighton die Befehlsgewalt übernommen hatte, holte rasch auf.
Der neue Tag kroch langsam über die Kimm, und seine ersten hellen Schatten tauchten die Wasserfläche in ein trübes Grau. Doch das würde sich rasch ändern, wenn erst der Glutball der Sonne aus seiner Versenkung auftauchte.
Schon bald begannen sich die Wege der beiden Segler, wie vorher vereinbart, zu trennen. Ein letztes Mal dröhnten laute „Arwenack“-Rufe durch den beginnenden Morgen, begleitet von einem etwas wehmütigen Winken.
Während die Feluke, die der Seewolf dem Händler Ismail abgekauft hatte, auf die See hinaussegelte, wählte der ruhige und bedächtige Ben Brighton aus Sicherheitsgründen einen Kurs, der an der Küste entlangführte. Er war nun mal ein vorsichtiger Mensch, das entsprach ganz seiner Wesensart.
Noch einmal hob der untersetzte, breitschultrige Mann, der auf der Steuerbordseite an der Holzreling stand, die Hände und winkte zu der Feluke hinüber. Dann wandte er sich der kleinen Besatzung der Sambuke zu.
Sie bestand aus Pete Ballie, Al Conroy, Smoky, Sam Roskill, Bob Grey, Will Thorne und Old O’Flynn.
Sie alle waren gestandene Seeleute, und Ben Brighton konnte sich absolut darauf verlassen, daß auch an Bord der Sambuke jeder von ihnen seinen Platz ausfüllen würde. Die gemeinsamen Jahre auf See, das Abwettern von unzähligen Stürmen und Gefahren, hatten sie, trotz persönlicher Eigenheiten und „Mucken“, zu einer erstklassigen Crew geformt.
Auch Old Donegal Daniel O’Flynn, der rauhbeinige Alte mit dem Holzbein, hatte der Feluke lange nachgesehen. Nun aber stieß er sein Holzbein auf die Planken und wandte sich um. Auf seinem verwitterten Gesicht, das aus Granit und Eisen gemeißelt zu sein schien, lag ein undefinierbarer Ausdruck.
„Wir alle werden es schaffen“, sagte er zuversichtlich. „Die beiden Schiffchen sind ganz in Ordnung. Und wenn wir uns in der ‚Bloody Mary‘ des dicken Plymson wiedertreffen, dann wird auf die Pauke gehauen!“
Der Alte, zu dessen Gewohnheiten es gehörte, seine oft recht düsteren Ahnungen kundzutun, schien heute recht zuversichtlich zu sein. Irgendwie tat ihnen das allen gut, denn im Moment fühlten sie sich noch immer wie ein Baum, den man zur Hälfte abgesägt hat.
Auch Ben Brighton war bestrebt, seine Männer auf andere Gedanken zu bringen. Während von der Feluke Hasards, die jetzt Nordwestkurs segelte, nur noch schwache Umrisse zu erkennen waren, warf er einen prüfenden Blick zum östlichen Horizont.