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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Juan de Faleiro tobte, aber er brachte keinen vernünftigen Befehl mehr zustande.
Jesus Valencia wollte gerade den Befehl geben, die Riemen einzuholen, als eine heftige Bö in die Lateinersegel knallte und die Galeasse nach Lee krängte. Juan de Faleiro verlor das Gleichgewicht und stürzte auf den Laufgang. Leichenblaß erhob er sich wieder und sah sich um, als wüßte er nicht, wo er sich befand.
An Backbord gurgelte das Wasser durch die Ruderduchten. Die Backbordriemen schnitten unter. Gleichzeitig ruderten die Steuerbordriemen durch die Luft, die Ruderknechte auf der überhöhten Steuerbordseite rutschten zur Schiffsmitte.
Die Ketten der Gefangenen klirrten. Ein paar Männer schrien, weil sie eingeklemmt wurden, und die Aufseher vergaßen, ihre Peitschen zu benutzen, weil sie voller Entsetzen mit ansehen mußten, daß sie mehr Wasser übernahmen, als für die Galeasse gut war.
Die Ruderer an Backbord saßen, plötzlich bis zu den Waden im Wasser. Ihr Gebrüll zerrte an den Nerven der Mannschaft und der Seesoldaten. Einige der Gefangenen sprangen auf und zerrten an ihren Ketten. Sie schrien wie irre. Wahrscheinlich glaubten sie, die Galeasse würde absaufen.
Nur langsam richtete sich die Galeasse auf, und mit der geringeren Krängung des Schiffes normalisierte sich auch die Gesichtsfarbe Juan de Faleiros.
„Alle Mann an die Pumpen!“ brüllte er. „Teniente Ribera, Ihre Männer auch!“
Ribera nickte. Jetzt ging es um ihrer aller Leben, da konnte er sich nicht ausschließen. Er befahl seinen Männern, den Seeleuten an den Pumpen zu helfen.
Juan de Faleiro starrte hinter der Galeone her, die mit vollen Segeln in der hereinbrechenden Dämmerung nach Westen verschwand. Er war nahe daran, vor Wut zu heulen.
Der Wind war inzwischen immer ruppiger geworden, und wenn die Galeasse weiterhin unter Segel bleiben wollte, mußten diese verkürzt werden.
„Was stehen Sie hier herum, Valencia!“ brüllte Juan de Faleiro seinen Ersten Offizier an. „Lassen Sie die Segel kürzen, oder wollen Sie, daß wir alle absaufen?“
„Darf ich Sie darauf hinweisen, Señor Capitán, daß ich den Befehl schon geben wollte, bevor das Schiff krängte?“ sagte Jesus Valencia kalt.
Juan de Faleiros Hand zuckte zum Gürtel und riß eine Pistole hervor. Sein verzerrtes Geiergesicht sah aus, als sei er nicht mehr bei Sinnen.
„Ich habe Sie nicht nach Ihrer Meinung gefragt, Valencia“, stieß er mit zitternder Stimme hervor, „sondern Ihnen einen Befehl gegeben!“
Jesus Valencia verzog seine Lippen zu einem Lächeln.
„Si, Señor Capitán“, sagte er ruhig, „ich werde das Kommando übernehmen.“
Ehe Juan de Faleiro etwas antworten konnte, wandte sich der Erste Offizier an die Seeleute. Er wußte, daß es bei diesem harten Wind nicht einfach sein würde, die Segel zu kürzen. Dazu mußte die Galeasse in den Wind gehen, damit die Segel killten und nicht mehr unter Winddruck standen.
Der Rudergänger reagierte auf einen Wink Valencias hin. Er war ein ruhiger und zuverlässiger Mann, der seine Sache verstand.
Die Galeasse schwang langsam herum und ging in den Wind. Jesus Valencia jagte die Männer auf die weit ausladenden Rahen. Er selbst lief auf dem Laufgang bis zum Großmast vor, als er den Schrei hörte, der vom Wind davongetragen wurde.
Er sah einen Schatten durch die Luft wirbeln, und dann hörte er durch das Jaulen und Toben des Windes, wie ein Körper aufs Wasser klatschte.
„Mann über Bord!“ brüllte eine entsetzte Stimme.
„Ruder hart Steuerbord!“ schrie Jesus Valencia zum Rudergänger auf der achteren Plattform hinüber.
„Nichts da!“ Die Stimme Juan de Faleiros schnappte über. „Wir gehen auf Kurs West!“
„Señor Capitán, ein Mann ist über Bord gegangen!“ schrie Carlos Mendez, der Zweite Offizier, der sonst nie etwas sagte.
„Kurs West!“ kreischte de Faleiro.
Die Ruderknechte begannen zu johlen und zu grölen. Diesmal war es nicht einer von ihnen, der vom Kapitän dem Tod ausgeliefert wurde, und sie verspotteten die Mannschaft der Galeasse, daß sie sich von einem skrupellosen Mörder schikanieren ließ.
„Sie können den Mann doch nicht einfach ersaufen lassen, Señor de Faleiro!“ sagte Carlos Mendez erschüttert.
„Warum hat er nicht besser aufgepaßt, der Idiot!“ stieß Juan de Faleiro hervor. „Wir können seinetwegen keine Zeit verlieren! Unsere Aufgabe ist es, die Feinde Spaniens zur Strecke zu bringen. Niemand wird mich daran hindern! Auch nicht ein Einfaltspinsel von Seemann, der nicht in der Lage ist, seine Arbeit ordentlich zu verrichten!“
Jesus Valencia war starr vor Schrecken. Er beugte sich vor und blickte in die aufgewühlte See, wo der über Bord gegangene Seemann treiben mußte. Doch er entdeckte nichts. Er wußte, daß sie den Mann auch nicht finden würden, wenn sie jetzt noch wendeten.
Er hatte Juan de Faleiro schon vorher richtig eingeschätzt, dennoch war er erschüttert über soviel Menschenverachtung. Er begriff einfach nicht, was in einem Menschen wie Juan de Faleiro vorging. Er mußte vom Satan besessen sein. Ja, das war es! Aber wie sollte er das jemals einer höheren Instanz beweisen?
Jesus Valencia blieb vorn am Großmast, als die Galeasse mit gekürzten Segeln wieder vor den Wind ging und Fahrt aufnahm.
Kurs war West. Hinter den Franzosen her, die längst im Dunkel der Nacht untergetaucht waren.
7.
Die Seewölfe fühlten sich an Bord der „Mercure“ schon fast so heimisch wie auf der alten „Isabella“. Nur die anderen Kameraden fehlten ihnen und die Zwillinge. Carberry kriegte ganz feuchte Augen, als Bill fragte, wie es ihnen inzwischen wohl ergangen sei. Unruhig ging er auf der Kuhl hin und her, um die Gedanken an Hasard, Ben, Batuti und all die anderen abzuschütteln.
Der Sturm hatte etwas nachgelassen, aber der Wind blies immer noch kräftig. Die „Mercure“ rauschte nach Westen.
Carberry dachte an die spanische Galeasse, die auf sie gefeuert hatte. Er wurde das Gefühl nicht los, daß mit dem Schiff irgend etwas nicht stimmte. Aber wahrscheinlich täuschte er sich. Sicher waren sie hinter der Gewürzladung her, wie Pierre Delamotte vermutete.
Er ging zurück zu den anderen und hörte, wie der Kutscher Jack Finnegan und Paddy Rogers von der „Bloody Mary“ und ihrem Wirt Nathaniel Plymson vorschwärmte, wo sie sich alle wieder treffen würden.
Er winkte Ferris zu sich und sagte: „Glaubst du, daß die Dons die Verfolgung aufgegeben haben?“
Ferris schüttelte den Kopf.
„Das sind sture Böcke“, meinte er. „Wenn sie der ‚Mercure‘ von Damiette aus gefolgt sind, werden sie nach diesem kleinen Fehlschlag bestimmt nicht aufgeben.“
„Ganz meine Meinung“, sagte Carberry. „Was glaubst du, was Hasard in dieser Situation getan hätte?“
Ferris starrte Carberry überrascht an und nickte dann grinsend.
„Bestimmt nicht weiter Kurs West segeln“, erwiderte er.
„Genau!“ Carberry rieb sich über das Kinn. „Wir sollten vielleicht unserem neuen Captain ein paar Tricks verraten, bevor er sich von den Dons seine Ladung abnehmen läßt.“
„Keine schlechte Idee, Ed.“
„Auf was warten wir denn noch?“
Sie grinsten sich an und stiefelten über die Kuhl zum Aufgang des Achterdecks und kletterten hinauf.
Der Capitain unterhielt sich mit seinem Bootsmann. Ferris schnappte ein paar