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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Der Kutscher war wieder an Deck erschienen, nachdem niemand aufgetaucht war, um den Bottich mit dem stinkenden Wasser abzuholen. Seine Augen wurden groß, als er das Tohuwabohu auf der Kuhl sah. Er packte die Bratpfanne, die er in der Hand hielt, fester und donnerte sie dem ersten Kerl, der in seine Reichweite geriet, auf die Rübe. Mit einem leisen Seufzer legte sich der Mann schlafen.
Der nächste drehte sich gerade um, als der Kutscher ausholte. Das war eine Menge Pech, denn wahrscheinlich hätte sein Hinterkopf den Schlag besser verdaut als seine Nase. Er jault auf wie ein getretener Hund, und ein paar der Männer zischten sofort: „Psst!“
Der Kutscher, dem nicht bekannt war, daß der Kapitän ein Nickerchen halten wollte, brüllte: „Ed, halt noch einen Augenblick durch, ich komme!“
Für einen Moment geriet die Schlägerei ins Stocken. Alle Köpfe ruckten herum, und der Kutscher schaute verdutzt, als er die vorwurfsvollen Blicke der anderen auf sich gerichtet sah.
„Ein Ton noch, du magerer Hering“, sagte der Bootsmann Breton keuchend und blinzelte mit seinen beiden blauen Augen, die sich schon fast geschlossen hatten, „und du wirst kielgeholt, klar?“
Der Kutscher heulte auf.
„Hast du gehört, wie der Schnekkenfresser mich genannt hat, Ed?“ schrie er. „Ich werde ihm …“
„Wenn du nicht sofort das Maul hältst, helfe ich dem Schneckenfresser dabei“, sagte Carberry knurrend. „Du weckst mit deinem Gebrüll den Kapitän auf!“
Der Mund des Kutschers blieb für einen Moment offen. Erst als die Faust des schmierigen Kochs der „Mercure“ unter sein Kinn krachte, schloß er ihn wieder.
Der Kutscher kochte vor Wut. Verdammt, warum sagte ihm nie jemand etwas? Immer war er der einzige, der von nichts wußte!
Pet, der zu wenig Kräfte hatte, um den Kutscher ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, kriegte seinen Zorn zu spüren. Die Bratpfanne wirbelte und traf den schmierigen Kerl an allen Körperteilen, so daß er vor lauter Schmerzen sogar das Furzen vergaß. Er lief vor dem Kutscher davon, huschte durch eine Luke und ward für den Rest der Diskussion auf der Kuhl nicht mehr gesehen.
Die Franzosen hatten erkannt, daß es keinen Sinn hatte, wenn sie sich alle auf zwei Männer stürzten. So bildete sich eine zweite Gruppe, in derem Mittelpunkt Stenmark und Blacky standen. Aber auch gegen sie hatten die Franzosen nicht den Hauch einer Chance.
Die kampferprobten Seewölfe teilten wesentlich mehr aus, als sie einstecken mußten. Immer mehr Franzosen, die zu Boden geschickt worden waren, standen nicht mehr auf oder krochen zur Seite, um nicht noch mehr einstecken zu müssen.
Jeff Bowie, Luke Morgan und die beiden Engländer Finnegan und Rogers hatten es endlich geschafft, den Ring um Carberry und Ferris Tucker zu sprengen. Bill und der Kutscher waren unterdessen verschwunden.
Carberry brauchte sich nur noch um Marteau, den Hammer zu kümmern, als Jeff an seiner Seite auftauchte. Grinsend widmete er sich seiner Aufgabe.
Der „Hammer“ war inzwischen ziemlich müde geworden. Er brachte seine mächtigen Fäuste kaum mehr hoch, und wenn, dann bedeutete es für Carberry keine Schwierigkeit, den lahmen, langsamen Schlägen auszuweichen.
Marteaus Gesicht sah ziemlich demoliert aus. Seine Oberlippe war geschwollen, und wenn er keuchend Luft holte, war deutlich zu erkennen, daß ihm zwei Zähne fehlten, Die linke Augenbraue war aufgeplatzt. Seine linke Gesichtshälfte sah deshalb so wüst aus, weil er ein paarmal das Blut, das aus der Augenbraue lief, mit seiner Faust verschmiert hatte.
„Weißt du jetzt, wer hier an Bord das Sagen hat, solange wir auf diesem Kahn fahren?“ fragte Carberry zwischendurch.
Der Decksälteste der „Mercure“ schüttelte stöhnend den Kopf.
„Dief ift ein franföfiffef Fiff!“ sagte er durch seine fehlenden Zähne und keuchte wie ein Walroß, das gerade den Atlanktik durchquert hat. „Der Boff im Vorfiff bin ich!“
Carberry holte aus und langte kräftig hin. Der „Hammer“ krachte der Länge nach an Deck, steif wie eine Planke. Es gab eine Erschütterung, als sei die „Mercure“ auf Grund gelaufen.
„Du bist ein ziemlich müder Boff“, knurrte Carberry. Dann drehte er sich um und blickte die anderen wild an, die erstarrt dem Fall ihres für unbesiegbar gehaltenen Decksältesten zugeschaut hatten.
„Nun haltet endlich mal die Luft an, ihr Pfeifen“, sagte er grollend. „Niemand von uns hat die Absicht, sich dieses Schiff unter den Nagel zu reißen. Wir alle wollen nur so schnell wie möglich nach Old England zurück. Wenn wir bis Brest zusammenhalten, kann uns nichts passieren, und hinterher kann jeder von euch wieder den Boß spielen, das ist uns scheißegal.“
„Scheißegal!“ krächzte „Sir John“, der flügelflatternd auf der Galerie zum Achterdeck saß und sich das Geschehen aus luftiger Höhe angeschaut hatte.
Ein paar Kerle konnten sich offenbar mit der Niederlage nicht abfinden. Sie hatten sich um Marchais, den Giftzwerg, zusammengeschart und nahmen eine drohende Haltung ein. Marchais selbst und zwei andere hielten Messer in den Händen.
„Wir lassen uns nicht für blöd verkaufen!“ sagte der Giftzwerg. Er hatte offensichtlich verstanden, sich aus der allgemeinen Keilerei herauszuhalten, denn im Gegensatz zu allen anderen sah er völlig frisch und unbeschädigt aus.
Stenmark trat neben Carberry.
„Der Hurensohn will bloß wissen, was wir in unseren Gürteln versteckt haben“, flüsterte er.
Carberry nickte.
„Den Kerl sollten wir über Bord werfen“, sagte er so laut, daß der Bretone ihn gut verstehen konnte. „Er ist eine miese, hinterhältige Ratte, und daß die anderen ihn unter sich dulden, wirft ein schlechtes Licht auf sie.“
Der Giftzwerg lief rot an. Er wollte einen Schritt vortreten, das spitze Messer in der vorgereckten Faust, als ihn etwas in den Rücken traf, über ihn hinwegschwappte und nach allen Seiten spritzte.
Der Giftzwerg kriegte im ersten Augenblick keine Luft mehr. Er ruderte hilflos mit den Armen. Seine Kleidung war von oben bis unten durchnäßt, und als er endlich wieder atmen konnte, sog er einen widerlichen Duft durch seine Nase.
Wild drehte er sich um. Er sah die grinsenden Engländer, die gerade einen Bottich abstellten, dessen Inhalt sie ihm über den Rücken gekippt hatten. Wie ein Berserker stürzte er sich auf den Kutscher, doch der hielt schon wieder seine Bratpfanne in der Hand und knallte sie gegen den Messerarm des Giftzwerges, der seinen Zahnstocher aufschreiend fallen ließ.
Die anderen waren alle zurückgewichen. Der Gestank des abgestandenen Abwaschwassers war geradezu widerlich.
„In dem Zeug hat euer Koch euer Geschirr abgewaschen!“ rief der Kutscher. „Wenn ihr weiterhin wie Schweine fressen wollt, soll es mir recht sein. Ich werde jedenfalls für meine Männer gesondert kochen.“
„Was denn?“ fragte der Bretone grollend. „Hafermehlbrei?“
„Habt ihr so was an Bord?“ fragte der Kutscher.
Der Bretone schüttelte den Kopf.
„Na also“, sagte der Kutscher. „Was ihr nicht an Bord habt, kann ich auch nicht kochen. Im übrigen habe ich immer ein offenes Ohr für die Wünsche der Mannschaft nach einem guten Essen.“
Die Lage hatte sich plötzlich entspannt. Keiner der Franzosen verspürte mehr den Wunsch, die Engländer ins Meer zu schmeißen. Manch einer von ihnen zollte den Neuen im stillen Achtung, denn wenn sie ehrlich waren, mußten sie zugeben, daß die Engländer besser waren als sie. Sie waren eine zusammengespleißte Mannschaft von Kameraden, in der einer für den anderen da war, wenn es brenzlig wurde. Eine Ratte wie Marchais hätten sie niemals unter sich geduldet.
Der