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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Jeder war sich darüber im klaren, daß die Spanier einen Warnschuß abgefeuert hatten. Das Geschoß hatte verdammt gut gelegen, und Ferris Tucker, der am Backbordschanzkleid stand, erkannte, daß der Offizier der Seesoldaten auf der Galeasse sein Handwerk verstand.
In diesem Moment erwischte die erste Bö die „Mercure“ und füllte knatternd die Segel.
Carberry brüllte seine Befehle hinaus. Die Männer, Franzosen und Seewölfe, hasteten über die Decks. Jeder Befehl wurde umgehend ausgeführt, und dem Kapitän hüpfte vor Freude das Herz im Leib, als er sah, wie sich die Segel blähten und die „Mercure“ mit harten Drückern westwärts rauschte. Die Böen hauten aus Nordnordwest in die Segel.
Carberry brüllte etwas zu Stenmark am Ruder hinüber, und dieser ließ es sich nicht nehmen, Monsieur le capitaine zu zeigen, wie man auf der alten „Isabella“ mit solchen „Windchen“ umzuspringen gewohnt war.
Pierre Delamotte blieb die Spucke weg. Er starrte hinüber zur spanischen Galeasse und sah wieder Rauchwolken aufsteigen. Diesmal gleich zwei nebeneinander.
Er begann zu kichern, als er achteraus im Kielwasser zwei Wassersäulen aufgischten sah. Die Kugeln der Vierundzwanzigpfünder lagen zu kurz, und Delamotte wußte, daß es diesmal keine Absicht mehr war. Die Entfernung war für die Geschütze der Galeasse inzwischen zu groß geworden.
Der Sturm hatte genau im richtigen Augenblick eingesetzt. Jetzt waren sie es, die der Galeasse davonsegelten.
Die Männer auf der „Mercure“ brüllten vor Begeisterung, als sie sahen, wie die Ruderer der Galeasse ihr Tempo erhöhten, es aber dennoch nicht schafften, die Entfernung wieder zu verringern.
Und dann sahen sie, wie die Riemen an der Steuerbordseite einen Krebs fingen. Sofort scherte die Galeasse aus dem Kurs. Holzsplitter wirbelten durch die Luft, die Lateinersegel killten, und fast schlagartig erhöhte sich der Abstand zur „Mercure“ so sehr, daß es selbst bei normalem Wind Stunden gedauert hätte, bis die Galeasse wieder aufgeholt hätte.
Pierre Delamotte schlug Carberry begeistert auf die linke Schulter, daß Sir John auf der rechten Schulter zu hüpfen begann.
„Affenarsch, verfluchter!“ krächzte er empört. „Polier ihm die Fresse! Merde!“
Pierre Delamotte hielt sich den Bauch vor Lachen, und er dankte dem Wind, der ihm diese eisenharten Engländer an Bord geblasen hatte.
6.
Seit die Mastspitze der französischen Galeone an der Kimm gesichtet worden war, hielt sich Juan de Faleiro auf dem Tabernakel auf, der kleinen erhöhten Plattform am Ende des Laufgangs, die der Platz des Kommandanten einer Galeere oder Galeasse war.
In seinen stechenden dunklen Augen lag ein irrer Glanz. Alles in ihm triumphierte. Er hatte nicht daran geglaubt, daß er so schnell ans Ziel gelangen würde. Er wußte, daß es auf seinem Schiff ein paar Männer gab, die nur auf einen Fehler von ihm warteten, um ihm das Wasser abzudrehen. Er hatte sie alle mal wieder in den Sack gesteckt.
Voller innerer Erregung dachte er daran, welchen Triumph es für ihn bedeutete, wenn die Admiralität ihm, Juan de Faleiro, öffentlich Lob für seine Umsicht und sein kluges Handeln aussprechen mußte. Dann war es vorbei mit diesem jämmerlichen Dienst auf Galeeren und Galeassen im Mittelmeer. Dann konnte ihn niemand mehr bei der Verteilung der Posten übergehen, und auch er konnte sich endlich ein Stück aus dem großen Kuchen herausschneiden, der in den westindischen Kolonien gebacken wurde.
Er dachte an alte Kameraden, die mit ihm zusammen zur Seefahrtsschule gegangen waren. Einige waren inzwischen geadelt worden, bekleideten in den Kolonien hohe Posten und waren reich geworden.
Seine Gefühle drohten ihn zu zerreißen, als er an die Seewölfe dachte, die ihn vor fünfzehn Jahren ins Unglück gestürzt hatten. Auf einmal brannte seine Brust, und er spürte den Einschlag des Bleis in seine Brust, als sei es erst gestern gewesen, daß einer dieser verfluchten Engländer auf ihn geschossen hatte.
„Teniente!“ brüllte er zur vorderen Plattform hinüber. „Alles klarmachen zum Gefecht! Sind die Jager geladen?“
„Si, Señor Capitán!“ rief Ribera zurück. Diesmal hatte er den Anordnungen des Kapitäns zu gehorchen, denn es ging um einen Angriff auf einen Feind.
Juan de Faleiro preßte die Lippen aufeinander, daß sie kaum noch zu sehen waren. Er warf einen kurzen, lauernden Blick zur Seite, wo sein Erster Offizier stand. Ja, du hast Grund dazu, blaß zu sein! dachte er. Mein Erfolg wird dein Untergang sein!
Jesus Valencia hatte den Blick seines Kapitäns bemerkt und las vom Gesicht de Faleiros ab, was dieser dachte. Dennoch blieb er seltsam ruhig. Er hatte die Nacht über kaum geschlafen, und gegen Morgen war er sich klar geworden, daß er nicht dafür geschaffen war, Ungerechtigkeiten einfach hinzunehmen. Noch einen solchen Tag wie gestern würde er nicht widerspruchslos über sich ergehen lassen, das hatte er sich geschworen. Er würde nie wieder tatenlos zusehen, wie ein Mensch vor seinen Augen ermordet wurde.
Er ärgerte sich nicht über das Glück Juan de Faleiros, daß sie die französische Galeone so schnell eingeholt hatten. Er wußte, daß Glück trügerisch sein konnte.
Sein Blick glitt von der Galeone hinüber nach Nordwesten. Der abflauende Wind war ein Zeichen dafür, daß sich irgendwo eine Wetterfront näherte. Dann sah er auch schon die dunklen Wolken an der Kimm und ahnte, daß das Glück dem Kapitän doch nicht so sehr hold war, wie dieser vielleicht annahm. Im ersten Moment wollte er de Faleiro auf die Sturmfront hinweisen, doch dann unterließ er es. Er hätte sich nur einen weiteren Rüffel eingehandelt.
„Teniente Ribera!“ brüllte Juan de Faleiro. „Setzen Sie dem Franzosen einen Warnschuß hinters Heck!“
Der Teniente gab seinen Leuten unter der Plattform ein Zeichen. Eine knappe Minute später brüllte einer der beiden Jager auf und spie seinen Vierundzwanzigpfünder der Galeone entgegen.
Das Geschoß lag gut. Es schlug nur knapp einen Faden hinter der Galeone ins Wasser.
Juan de Faleiro schrie: „Gut gezielt, Teniente!“ Doch dann erbleichte er. Er hatte wie alle anderen auf der Galeasse gesehen, wie eine Bö die Segel des französischen Schiffes plötzlich bauschte. Es war, als ginge ein Ruck durch die Galeone.
„Señor Capitan“, sagte Jesus Valencia, „ein Sturm zieht auf. Wir sollten die Riemen einholen und die Segel verkürzen.“
Der Zuchtmeister nickte und blickte Juan de Faleiro an.
Der geiergesichtige Kapitän schien vor Wut fast zu zerspringen. Seine Stimme überschlug sich.
„Pullt weiter!“ brüllte er. „Schneller, sage ich! Wir haben die verfluchten Hunde gleich!“
Jesus Valencia sah, daß der Kapitän der französischen Galeone das einzig Richtige tat und unter den fallwindartigen Böen westwärts davonrauschte.
„Feuer!“ brüllte de Faleiro.
Teniente Ribera, der erkannt hatte, daß die Entfernung für die Vierundzwanzigpfünder bereits viel zu weit war, zuckte mit den Schultern und gab den Befehl an seinen Stückmeister weiter. Die beiden Jager brüllten auf. Weit von der Galeone entfernt stiegen Wassersäulen im Kielwasser der Galeone hoch.
„Ihr Stümper!“ schrie Juan de Faleiro. Er war mit einem Satz bei dem dunkelhäutigen Mann, der den Takt für die Ruderer schlug, nahm ihm die beiden Klöppel weg und hämmerte auf die Trommel los, als wolle er einen Wirbel schlagen.
Jesus Valencia hätte fast laut aufgelacht. Er brauchte nicht lange zu warten, bis das geschah, was er erwartete.
Die Ruderer, an einen bestimmten Takt gewohnt, waren völlig durcheinander. Plötzlich erwischten vier von ihnen eine Welle des rauher werdenden Wassers. Sie kriegten den Riemen nicht rechtzeitig wieder hoch, und andere Riemen krachten