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Seewölfe Paket 14. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 14
Год выпуска 0
isbn 9783954397723
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Jesus Valencia war versucht, Ribera ins Vertrauen zu ziehen, aber er unterließ es. Konnte er dem Teniente trauen? Er wußte es nicht. Alles, was er gegen Juan de Faleiro plante, mußte für die anderen wie Meuterei aussehen. Und schließlich war es das auch. Nach seinen Beweggründen würde niemand fragen, wenn er versuchte, de Faleiro die Befehlsgewalt über die „San Antonio“ zu entreißen. Das war sowieso nur möglich, wenn er den Kapitän tötete.
Jesus Valencia schüttelte den Kopf. Er steckte in einer ausweglosen Klemme. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Mund zu halten und den Verbrechen des Kapitäns stillschweigend zuzusehen. Es sei denn, er nahm seinen eigenen Tod in Kauf.
Er ging zurück zur achteren Plattform. Der Kapitän hockte wieder in seiner Kammer und brütete wahrscheinlich über dem Kurs, den die französische Galeone genommen hatte. Carlos Mendez, der Zweite Offizier, wich seinem Blick aus. In den Gesichtern des Zuchtmeisters und der Aufseher sah er Schadenfreude und Gehässigkeit.
Die Seeleute hatten die Großrah abgefiert, so daß die eine Nock dicht über der achteren Plattform schwebte. Einer der Aufseher hatte eine Schlinge geknüpft und legte sie dem Rudersklaven um den Hals. Der Mann wehrte sich nicht. Er stand apathisch da und hatte sich in sein Schicksal ergeben.
Ein Schrei des Zornes und der Entrüstung stieg aus den Kehlen der Ruderer, als die Rah mit dem Delinquenten hochschwang. Sie brüllten sich heiser, bis sich ihr Leidensgenosse nicht mehr rührte und nur noch vom Wind hin und her bewegt wurde.
Jesus Valencia hatte mit bleichem Gesicht zugeschaut. Das Grinsen in den Gesichtern der Aufseher hatte wieder Übelkeit in ihm ausgelöst, doch er behielt sich in der Gewalt. Er wollte vor den anderen keine Schwäche zeigen und sich noch ihrem Spott aussetzen.
Als der Mann sich nicht mehr rührte, befahl er, ihn herunterzuholen und dem Meer zu übergeben. Er übertrug dem Zweiten Offizier, die Segel setzen zu lassen und beobachtete mit steinernem Gesicht, wie die Riemen eingeholt wurden und die Rudersklaven zu Tode erschöpft auf ihren Duchten zusammenbrachen.
4.
Kapitän Pierre Delamotte war im Gegensatz zu seiner Crew mit den acht Engländern, die der Zufall in Damiette an Bord seines Schiffes „Mercure“ geweht hatte, höchst zufrieden. Er hatte schon bald erkannt, daß die Kerle mehr vom Segeln und der Schiffahrt verstanden als er selbst. Überall, wo einer von den Teufelskerlen dabei war, klappte es. Segelmanöver wurden bereits ausgeführt, bevor er den Befehl dazu gegeben hatte, und das in einer akkuraten Manier, wie er es in seiner langen Laufbahn noch nie erlebt hatte.
Diese Männer schienen Neptuns Söhne zu sein, und manchmal wunderte sich Pierre Delamotte, daß sie nicht alle Flossen statt Beine hatten.
Natürlich war dem Kapitän nicht entgangen, daß sich der Neid auf die Neuen innerhalb seiner Mannschaft ausbreitete. Es war sicher kein schönes Gefühl, mit ansehen zu müssen, daß plötzlich ein paar Leute ohne viel Trara das Kommando an Bord ihres Schiffes übernahmen – noch dazu Engländer, die noch auf den Bäumen gehockt hatten, als die Bretonen schon zur See gefahren waren.
Pierre Delamotte gönnte es seiner Crew. Vor allem dem Bootsmann und dem Decksältesten Marteau, der meinte, weil er mit bloßer Faust einen Holzpflock einschlagen konnte, sei er der geborene Schiffsführer.
Als Marteau, der Bootsmann Breton und dieser unsympathische Typ, den sie vor einem halben Jahr in Dieppe an Bord genommen hatten, jetzt vor ihm standen, die Köpfe hochrot vor Wut, da schaffte er es gerade noch, sich ein Grinsen zu verkneifen.
„So geht das nicht weiter, Kapitän!“ sagte Breton, der Bootsmann. „Die verdammten Engländer schlagen uns auf unserem eigenen Schiff nieder!“
„So ganz ohne Grund?“ fragte Pierre Delamotte.
„Na ja“, meinte der Bootsmann. „Marchais wollte nur wissen, was es mit den breiten Ledergürteln der Engländer auf sich hätte. Plötzlich spielen die Kerle verrückt und fallen über uns her!“
Pierre Delamotte betrachtete das verschlagene Gesicht des Giftzwerges, der den Kopf schiefgelegt hatte. Er ahnte, daß sich die Geschichte wohl etwas anders abgespielt hatte, und zuckte mit den Schultern.
„Was die neuen Männer in ihren Gürteln haben, geht niemanden etwas an, wenn sie es nicht selbst erzählen“, sagte er ruhig. „Ich habe das Gefühl, daß ihr von den Engländern nichts zu befürchten habt, wenn ihr sie in Ruhe laßt. Ich möchte keinen Streit auf meinem Schiff. Das einzige, was mich interessiert, ist, daß ich meine Ladung heil nach Brest bringe.“
Seine Worte gefielen den anderen nicht. Er sah es ihnen deutlich an den Gesichtern an. Aber er konnte ihnen nicht helfen.
„Vertragt euch mit den Neuen“, fuhr er fort. „Wenn ihr irgendwelche Differenzen habt, dann erwarte ich, daß sie innerhalb der Mannschaft im Vorschiff geregelt werden. Guten Tag, meine Herren.“
Sie zogen ab wie begossene Pudel. Marteau schnaufte wie ein Walroß. Die Wut fraß ihn fast auf.
„Jetzt steht der Kapitän auch schon auf deren Seite!“ stieß er hervor. „Ich halte das nicht mehr aus. Ich glaube, lange kann ich mich nicht mehr zurückhalten, dann muß ich einem von ihnen die Fresse polieren!“
Marchais nickte. „Ich bin an deiner Seite.“
Der Decksälteste blickte den Giftzwerg von oben herab skeptisch an. Offensichtlich war er von der großzügig angebotenen Hilfe nicht gerade begeistert.
„Sie sind schließlich nur acht“, warf der Bretone ein. „Wenn wir alle mitmischen, dürfte es eigentlich keine Schwierigkeiten geben.“
Marteau, der Hammer, begann zu grinsen.
„Ich werde mir dieses Narbengesicht vornehmen, das so tut, als hätte es das Sagen auf unserem Schiff“, erklärte er. „Ich werde mit ihm das Deck aufwischen, ihn auswringen und dann zum Trocknen über die Nagelbank hängen.“
Sie steigerten sich in eine Euphorie hinein, daß sie meinten, das Spiel schon gewonnen zu haben. Sie beschlossen, die anderen auf die Auseinandersetzung vorzubereiten, und dann wollten sie sich einen schönen Grund aussuchen, einen Streit vom Zaune zu brechen. Schließlich hatte der Kapitän ja gesagt, daß sie ihre Differenzen im Vorschiff regeln sollten.
Der Kutscher hatte sich die Sauerei zwei Tage mit angesehen, dann war ihm der Kragen geplatzt. Er hatte sich Bill geschnappt und war mit ihm zur Kombüse marschiert, wo der Koch der „Mercure“, ein schmieriger Kerl, der unter ständigen Blähungen litt, sein Regiment führte.
Seiner Krankheit hatte er auch seinen Namen zu verdanken. Alle nannten ihn „Pet“, was im Französischen soviel wie Furz heißt. Und genauso, wie er hieß, sah seine Kombüse aus. Dem Kutscher war nach einem kurzen Blick völlig klar, daß in dieser Kombüse kein vernünftiges Essen gekocht werden konnte.
„Was wollt ihr verfluchten Hurensöhne hier“, sagte Pet und ließ wieder ein paar seiner Blähungen los. „Hier hat niemand was zu suchen. Ihr Gesindel wollt nur stehlen! Raus hier, verdammt noch mal!“
Er sprach ein gebrochenes Englisch, aber die Schimpfwörter beherrschte er phantastisch.
Bill trat einen Schritt vor, packte den schmierigen Kerl an der Jacke und fragte, zu dem Kutscher gewandt: „Sollen wir ihn im Abwaschwasser ersäufen?“
Der Kutscher schüttelte den Kopf. „Dann kriegen wir den Bottich nie wieder sauber.“
Der schmierige Kerl kriegte unter Bills Griff kaum noch Luft. Er wollte schreien, und der Versuch strengte ihn derart an, daß seine ungewaschene Visage knallrot anlief.
„Hör mal zu, du stinkender Furz“, sagte der Kutscher grimmig. „Ab jetzt übernehme ich die Kombüse. Dich Schmutzfink will ich hier nicht mehr sehen, verstanden? Wie die Mannschaft deinen Fraß überlebt hat, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Los, schmeiß ihn raus, Bill!“
Bill ließ sich das nicht