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Expeditionen haben sich die Nahrung weitgehend analog zu Tabelle 2.7 zusammengestellt.

      2.5.4 Optimale Ernährung in großer und extremer Höhe

      Alle oben genannten Ratschläge funktionieren prinzipiell in großer und extremer Höhe in gleicher Weise, jedoch wird es mit zunehmender Höhe immer schwieriger, sie umzusetzen. Die Bergsteiger müssen ständig daran erinnert werden, ausreichend zu essen oder zu trinken, denn die Mechanismen, die uns üblicherweise signalisieren, dass Bedarf besteht, funktionieren mit zunehmender Höhe immer weniger. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen des reduzierten Sauerstoffpartialdruckes und evtl. der Höhenkrankheit dort oben stärker sind. Man benötigt viel mehr Zeit, einen Liter Schnee zu schmelzen als in mittlerer Höhe, was sowohl die Nahrungsaufnahme als auch das Trinken negativ beeinflusst. Manche Bergsteiger vermeiden auch abends das Trinken, weil sie möglichst nicht nachts zum Urinieren aufstehen wollen. Und das wirkt sich vor dem Hintergrund der höhenbedingt gesteigerten Diurese und dem Wasserverlust über die gesteigerte Atmung in sehr trockener Luft ganz erheblich im Sinne einer Dehydratation aus. Dies führt neben einem verminderten Blutvolumen auch zu einer Verminderung der Schweißproduktion. Beides schränkt den Wärmehaushalt des Körpers ein, denn im Körperkern entstehende Hitze kann durch das geringere Blutvolumen schlechter an die Oberfläche transportiert werden und die Wärme, die dort ankommt, wird durch verminderte Schweißproduktion schlechter an die Umwelt abgegeben. Aus diesen und vielen anderen Gründen ist eine diszipliniert eingehaltene Strategie zu regelmäßigem Essen und Trinken in der Höhe absolut notwendig. Kohlehydratreiche Nahrung produziert über den Stoffwechsel außerdem Wasser, wodurch das Defizit ebenfalls begrenzt wird.

      Tabelle 2.7: Beispiel für die Nahrungszusammenstellung erfolgreicher Expeditionen

KohlehydrateProteinFette
Tägl. Energiebedarf50–65% (etwa 57%)15%20–35% (etwa 28%)
Energie (kcal) in 1 g.449
FunktionStabilisiert die Blutglukosekonzentration und Glykogenspeicher. Bevorzugter Energieträger für mittlere und hohe körperliche Belastung. Benötigt am wenigsten Sauerstoff zur Verbrennung.Nötig zum Aufbau und Regeneration von Muskel- und Stützgewebe.Notwendig zur Aufnahme essentieller fettlöslicher Vitamine und Fettsäuren (z. B. Omega 3), für die Hirnfunktion und für Zellmembranen.
Beispiele für NahrungsmittelReis, Pasta, Nudeln, Cereals, Kartoffeln, Brot, Zucker, Crackers, Biscuits, Getränke mit komplexen Kohlehydraten, Trockenfrüchte, Zucker, EnergieriegelKäse, Würstchen, Trockenfleisch, Fischkonserven, Eier, Hülsenfrüchte, LinsenÖle wie Olivenöl, Leinsamen, Pflanzenöl, Butter, Margarine, Konserven in Öl, Erdnußbutter, Nüsse
AnmerkungenBegrenzte Vorräte im Blut bzw. als Glykogen, etwa 1800 kcal bei einem 68 kg schweren Mann. Speicher müssen regelmäßig aufgefüllt werden, insbesondere vor und nach körperlicher Belastung. Ansonsten kann es bis zu 5Tagen dauern, bis völlig entleerte Glykogenspeicher wieder gefüllt sind. Mindest bedarf 400g/Tag.Wenn man nicht genug Kalorien pro Tag zuführt, werden (Muskel-) Proteine zur Energiegewinnung abgebaut. Sehr nachteilig! Dagegen verursachen proteinreiche Mahlzeiten Harnsäure, die über Urin (Wasserverlust!) ausgeschieden werden muß. Höherer thermogener Effekt als Fett oder Kohlehydrate, daher kann ein Imbiss vor dem Einschlafen sinnvoll sein.Kompakte Nahrung mit hohem Brennwert (9 kcal/g im Gegensatz zu 4 kcal/g). Verbessert oft den Geschmack. Wenn möglich, sollten gesättigte Fettsäuren vermieden werden.
Proteine und Fette verbleiben länger als Kohlehydrate im Magen und sättigen subjektiv dadurch länger. Man kann beide Nährstoffgruppen mit Kohlehydraten kombinieren.

      Falls man sich nach einer anstrengenden Etappe erschöpft oder nicht wohl fühlt, trinke man ein kohlehydratreiches oder elektrolytreiches Getränk (ORS, „oral rehydration solution“) und warte ab, ob man sich danach besser fühlt. In vielen Fällen kann durch die Kohlehydrate, das Salz und das Kalium in diesen Getränken der Flüssigkeitshaushalt sowie die Muskel- und die Hirnfunktion erheblich gebessert werden. In extremer Höhe ist es oft besser, kohlehydratreiche Getränke verfügbar zu haben, weil man keine Lust hat, irgend etwas zu essen.

      Hinweis: In großer Höhe gilt: Iss so viel, wie überhaupt geht, egal was! Hauptsache, es sind Kalorien. Falls es dir schmeckt, bevorzuge Kohlehydrate. Vergiss nicht, reichlich Flüssigkeit zu trinken.

      Noch eine kurze Anmerkung zu Alkohol: Lass es sein! Hypothermie kann eine gefährliche Folge der Kombination aus körperlicher Belastung, unzureichender Nahrungsaufnahme und Alkohol sein. Hypothermie tritt dann ein, wenn der Wärmeverlust die Wärmeproduktion übersteigt. Das ist bei weitem nicht nur in sehr kalter Umgebung der Fall! Wie bereits erwähnt, entleert körperliche Anstrengung mehr oder weniger die Glykogenspeicher und die Blutglukosekonzentration neigt auch zum Absinken. Das Trinken von Alkohol wird den Blutzucker weiter senken, denn die Verstoffwechselung von Alkohol benötigt Zucker. Bei niedriger Blutglukosekonzentration ist die Fähigkeit des Körpers, auf Kälte adäquat zu reagieren, vermindert und gleichzeitig wird dadurch, dass durch den Alkohol die Hautgefäße erweitert werden, reichlich warmes Blut aus dem Körperkern an die Oberfläche transportiert, wodurch der Wärmeverlust des Körpers alarmierend steigt (Abb. 2.13).

      Abb. 2.13: Alkohol als Risikofaktor für die Unterkühlung

      Nimm aktiv an der Planung der Expeditionsnahrung teil, und sei es nur, um zu gewährleisten, dass deine Vorstellungen berücksichtigt werden. Wenn der Speiseplan von jemand anderem erstellt wird, dann nimm unbedingt einige persönliche Leckereien mit, beispielsweise Salami, Schokolade, Tee oder Süßigkeiten. Nahrung für große Höhen ist nicht zwingend anders als im Tal, aber sie sollte besonders kohlehydratreich sein und nach Möglichkeit reichlich (kohlehydrathaltige) Flüssigkeit und Elektrolyte enthalten. Am besten isst man, was man von daheim kennt und mag. Es muss gut transportierbar sein und die Temperaturen, die man erwartet, aushalten, wenig Wasser enthalten und leicht zuzubereiten sein. Insbesondere sollte ein Minimum an Brennstoff dazu nötig sein. Und was die Kalorien betrifft, gilt in großer Höhe vor allem: Iss so viel, wie irgendwie geht!

      Webseiten mit weiterführenden Informationen zum Thema „Nahrungsmittel“:

      ■ www.nutritiondata.com

      ■ www.bda.uk.com/foodfacts/index.html#nutrients

      ■ www.usda.gov/cnpp

      ■ www.ars.usda.gov/services/docs.htm?docid=7783

      ■ hin.nhlbi.nih.gov/menuplanner/menu.cgi

      Weiterführende Literatur

      Morrison A, Schöffl V, Küpper T: Nutrition and mountaineering. Official Standards of the Union Internationale des Associations d’Alpinisme (UIAA) Medical Commission No.4. www.theuiaa.org/medical_advice.html (2008)

      2.6 Zentrales und autonomes Nervensystem

       R. Waanders

      2.6.1 Allgemeine Reaktionen

      Laut Ward et al. (1989, 2001) besteht allgemeine Übereinstimmung darüber, dass die Funktionen des zentralen Nervensystems in Höhen über 4500 m gestört sind. Ein „plötzlicher“ Aufenthalt in großer Höhe führt zu einer akuten zerebralen Hypoxie und somit zu einem Zustand der zerebralen Insuffizienz, bei dem eine Minderung der Hirnfunktionen als Folge einer Hirndurchblutungsstörung oder von Hirnstoffwechselvorgängen

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