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Wasser, und dann erst das Fett. Dies gilt zumindest für Kaukasier (Europäer, Amerikaner). Sherpas können dagegen auch in extremer Höhe sowohl Körperfett als auch Bauchumfang praktisch konstant halten.

      Ein gewisser Gewichtsverlust ist in großer Höhe praktisch unvermeidlich. Ab etwa 3600 m zeigen einige, ab 5000 m praktisch alle Menschen eine „Höhenanorexie“, die zu einem Gewichtsverlust von 1–2 kg pro Woche führt. Dies liegt an komplexen physiologischen Vorgängen, z. B. an Veränderungen der Konzentration des Hormons Leptin, das den Appetit reguliert, und an anderen Vorgängen, die dazu führen, dass Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigt werden. In großer Höhe fühlt man sich bereits nach kleinen Portionen vollständig gesättigt und man muss mehr trinken als das Durstgefühl einem signalisiert. Sollten in dieser Situation noch Symptome der Höhenkrankheit hinzu treten (Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen), so wird es ein echter Kampf werden, die Kalorien zu essen, die der Körper benötigt. Allerdings ist gut belegt, dass der Gewichtsverlust bei solchen Expeditionen besonders gering war, auf denen die Bergsteiger sich die Nahrung selbst aussuchen und in relativ komfortabler Umgebung und in Gesellschaft essen konnten. Dies ist leider nicht auf allen Expeditionen möglich. Es ist jedoch in jedem Falle im Sinne aller Beteiligten, wenn man darauf achtet, dass man nicht ausgerechnet dann, wenn man sie am meisten für die körperliche Belastung und den Wärmehaushalt braucht, seine Muskeln unnötig abbaut! Der Tagesplan sollte so ausgelegt sein, dass man regelmäßig Nährstoffe zuführen kann, denn man kann sich unterwegs keine Schwächephasen leisten.

      Wie viele Kalorien werden nun pro Tag benötigt? Wenn man lediglich ruht oder schläft, werden 60–75 % der täglich aufgenommenen Nahrungsenergie dazu benötigt, die Körperfunktionen aufrecht zu halten, beispielsweise die Zellerneuerung, den Herzschlag, die Atmung und die Wärme. Die Energiemenge, die hierfür nötig ist, wird Grundumsatz genannt und wird in Kalorien (kcal) angegeben. Schätzungen dieses Grundumsatzes für unterschiedliches Körpergewicht gibt Tabelle 2.6. Personen, die regelmäßig Sport treiben oder systematisch trainieren, haben einen etwas höheren Grundumsatz, denn Muskelmasse setzt mehr Energie um als Fett. Da Frauen physiologisch einen höheren Anteil an Körperfett haben, haben sie bei gleichem Gewicht einen geringeren Grundumsatz als Männer. Der Grundumsatz kann sich um bis zu 15 % steigern, wenn man an die entsprechenden Umweltbedingungen akklimatisiert ist (Höhe, Kälte). Für einen kurzen Zeitraum kann der Grundumsatz sogar auf das 4- bis 7fache gesteigert werden.

      Wenn man den Grundumsatz als Grundlage nimmt (Tabelle 2.6), kann jede körperliche Aktivität, angefangen beim Sitzen vor dem Computer bis hin zum Hochleistungssport, als ein Vielfaches des Grundumsatzes angegeben werden. Beispielsweise beträgt der Energiebedarf einer 35-jährigen Frau mit einem Körpergewicht von 60 kg, die das 1,5fache ihres Grundumsatzes umsetzt, einen Tagesbedarf von 1,5 × 1555 kcal Grundumsatz für 60 kg = 2333 kcal. Für sportlich aktive Personen multipliziere man den Grundumsatz mit dem Faktor 2,0. Energiemengen, die den Faktor 2,5 übersteigen (hoch intensiver Sport oder Schwerstarbeit), können ohne spezifische Zusatznahrung nicht bilanziert werden. Zum Vergleich: Auf einer Everestexpedition wurden mit 2,2 ± 0,3 Werte gemessen, die denen eines Ausdauerspitzenathleten sehr nahe kommen. Eine andere Untersuchung mit Aufstiegen über 6000 m berichtet von 3,0 ± 0,7. In beiden Fällen trat ein erheblicher Gewichtsverlust auf.

      Tabelle 2.6: Schätzung des Kalorienbedarfs (kcal) für den Grundumsatz

Alter [Jahre]Grundumsatz [kcal] entsprechend Gewicht
40 kg50 kg60 kg70 kg80 kg
Männlich
10–1713601537171218892065
18–2912891439158917391889
30–5913261441155516691784
60–7411721291141015291648
Weiblich
10–1713501484161717501884
18–2910751222137015181665
30–5911661247132814091490
60–7410521144123513271419

      Historisch ist bekannt, dass Tausende Soldaten während Militäroperationen vor allem an Kälte und in geringerem Ausmaß an Höhe gestorben sind. Daher sind die militärischen Erfahrungen und Untersuchungen für das Höhenbergsteigen besonders wertvoll. In jüngerer Zeit wurde eine Tagesration von 4540 kcal zusammengestellt, die mindestens 15 % Protein und außerdem Salz enthält, um den Wasserbedarf zu begrenzen. Ein Gehalt von 15 % Protein ist auch für die Höhe sinnvoll, da dies bedarfsdeckend ist. Mehr wäre kontraproduktiv, denn Protein wird unter anderem zu Harnstoff abgebaut, der mit dem Urin ausgeschieden werden muss. Und wer möchte in großer Höhe mehr Schnee schmelzen, nur um den Harnstoff eines proteinreichen Gerichtes ausscheiden zu können? Außerdem wird Protein vom Körper langsamer als Kohlehydrate aufgenommen. Allerdings ist der thermogene Effekt (Wärmeproduktion) von einmal aufgenommenem Protein mit 5–6 Stunden deutlich langwieriger als der von Kohlehydraten mit 2–3 Stunden. Daher empfehlen manche Wissenschaftler, vor dem Einschlafen einen proteinreichen Imbiss einzunehmen, um nachts weniger zu frieren.

      Eine weitere Schlüsselfunktion hinsichtlich der Nahrungserfordernisse auf Expeditionen hat die Kleidung. So hat auf der ersten erfolgreichen Everestexpedition im Jahre 1953 ein Wissenschaftler, der die Nahrung zusammengestellt hat, auch die Kleidung ausgewählt, denn beide Faktoren beeinflussen sich massiv gegenseitig. Falls man keinerlei Einfluss auf die Zusammenstellung der Expeditionsnahrung haben sollte, so sollte man unbedingt dafür sorgen, dass die eigene Kleidung den Erfordernissen optimal gerecht wird, um den Wärmeverlust des Körpers und damit den Nährstoffbedarf zu minimieren. So steigert Zittern den Grundumsatz beispielsweise um das 5fache. Guter Schutz vor Windchill ist also extrem wichtig. Kleidung, die warm hält, während man stillsteht, oder die beengt, kann die Schweißproduktion und damit den Flüssigkeitsbedarf massiv steigern, sobald man sich körperlich belastet. Hierauf wird im folgenden Kapitel näher eingegangen. Als Konsequenz sollte die Kleidung im Mehrschichtprinzip („Zwiebelschalenprinzip“) aufgebaut sein, mit warmer Funktionsunterwäsche, die den Schweiß gut weitergibt, als innerste Schicht und mehreren Schichten Oberkleidung, die je nach Bedarf ausgezogen werden kann. So optimiert man den Nahrungs- und Flüssigkeitsbedarf. Gleiches gilt für Kopfbedeckung, Hand- und Fußkleidung.

      Nachdem man den täglichen Energiebedarf in kcal für das Team abgeschätzt hat – zumeist 4000–5000 kcal/Tag und Person – multipliziert man dies mit der Zahl der Expeditionstage zuzüglich einiger Schlechtwettertage. Fragen sollte man nach individuell nötiger oder gewünschter Diät und insbesondere den individuellen Vorlieben und Abneigungen, beispielsweise welche Kohlehydrate, Proteine und Fette jeder am liebsten mag. Welche Finanzmittel stehen zur Verfügung? Wo soll die Nahrung eingekauft werden – daheim oder unterwegs? Wie soll die Nahrung gelagert werden, beispielsweise in bärensicheren oder wasserdichten Behältern? Sind die Nahrungsmittel verderblich? Verändern sich die Nahrungsmittel erheblich bei den zu erwartenden Temperaturen? Reichlich Gewürze sollten mitgenommen werden, um das Essen wohlschmeckend zu machen, denn sowohl Geschmack als auch Geruch sind in der Höhe beeinträchtigt! Auf einer Everestexpedition wurden mehrere Kilogramm Chilipulver verbraucht!

      Wenn man den Gesamtbedarf errechnet und eine Liste der Hauptnahrungsmittel erstellt hat, teilt man die Nahrung in die Hauptgruppen gem. Tabelle 2.7 ein. Der Anteil eines Nahrungsbestandteiles an der Gesamtmenge ist ebenfalls angegeben. Wenn man mit 5000 kcal/Tag kalkuliert, dann sollten 15 %, also (15/100)

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