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Mami Staffel 13 – Familienroman. Lisa Simon
Читать онлайн.Название Mami Staffel 13 – Familienroman
Год выпуска 0
isbn 9783740980474
Автор произведения Lisa Simon
Жанр Языкознание
Серия Mami
Издательство Bookwire
»Ist sie… ich meine…«
»Nein, sie ist nur im Koma. Wir wissen noch nichts Genaueres, außer daß sie mit Sicherheit eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hat. Und einen Arm- und Schulterbruch und mehrere Schürfwunden. Sie ist dem Auto direkt vor den Kühler gelaufen und wurde durch die Luft geschleudert«, erklärte der junge Arzt, der hier Nachtdienst hatte, leise.
»Aber sie wird doch… durchkommen?«
Angelika Bernsdorf umklammerte den Arm des Arztes. Er machte sich sanft los und sah ihr in die Augen. Die Antwort war klar. Er wußte es nicht.
»Ich… möchte hierbleiben…«
»Das ist im Moment wirklich nicht nötig. Nele bekommt nicht das geringste mit.«
»Ich bleibe hier.«
»Na gut. Dann setzen Sie sich dorthin. Aber fassen Sie bitte nichts an. Die Apparate sind nötig.«
Glaubte er, sie würde eine der Kanülen herausziehen, die irgendwo unter der Bettdecke verschwanden? Angelika Bernsdorf wollte nur bei Nele wachen, so lange, bis ihre Mutter kam. Arme Julia… sie würde zusammenbrechen vor Angst und schlechtem Gewissen.
Nach zwei Stunden sah Angelika Bernsdorf ein, daß sie hier wirklich nichts ausrichten konnte. Patrick war auch allein. Es war besser, wenn sie jetzt nach Hause fuhr. Und noch einmal versuchte sie, Thomas zu erreichen. Er hätte sich doch eigentlich längst melden müssen… Wie war es nur möglich, daß Nele hier lag, ohne daß er etwas davon wußte?
Um zwei Uhr nachts klingelte das Telefon wieder. Mit zitternden Händen griff Angelika Bernsdorf zum Hörer. Sie hatte nicht geschlafen, und doch war das Klingeln wie ein scharfer Schnitt in die Stille. Das Krankenhaus… Nele…
»Angelika? Hier ist Thomas. Kannst du mir sagen, was das bedeuten soll? Nele liegt nicht im Bett, wo sie sein sollte!«
Natürlich klang seine Stimme aggressiv, aber Angelika ließ sich davon nicht täuschen. Er hatte Angst – und ein verdammt schlechtes Gewissen.
»Sie ist in der Klinik. Ich wurde von dort angerufen. Sie hatte einen Unfall. Wie ist das möglich, wenn sie doch bei dir sein sollte?«
Ihre Stimme klang erschöpft und keinesfalls anklagend. Das war auch nicht nötig, denn die Tatsachen sprachen für sich.
»Ich hatte noch einmal weggehen müssen. Nele ist schließlich kein kleines Kind. Wenn man ihr sagt, sie soll im Bett bleiben und schlafen, könnte man wohl davon ausgehen, daß sie das auch tut!«
»Du hast sie also allein gelassen… Dann wollte sie sicher nach Hause…«
Bei dieser Vorstellung brach Angelika Bernsdorf fast das Herz. Die arme kleine Nele – sie hatte sich so auf das Beisammensein mit ihrem Vater gefreut. Und der hatte nicht einmal einen einzigen Abend für seine Tochter übrig. Er hatte sie allein gelassen. Wahrscheinlich, um noch einmal ins Büro zu gehen. Angelika wußte, daß ihre Tochter ihm das niemals verzeihen würde.
»Wo ist denn Julia? Ist sie in der Klinik?«
»Nein, sie ist nicht da. Ich werde es ihr morgen sagen…«
»Du weißt also nicht, wo sie ist?« legte Thomas sofort den Finger auf die Wunde.
Seine Stimme klang jetzt empört.
Er sollte nur nicht wagen, auch nur ein Wort dazu zu sagen! Offenbar merkte er selbst, daß er sich auf gefährlichem Boden bewegte. Außerdem gab es jetzt Wichtigeres als Schuldzuweisungen.
»Wie… geht es Nele? Ist es… schlimm?«
»Die Ärzte wissen es noch nicht genau. Sie liegt im Koma.«
»Oh, mein Gott…«
Seine Stimme war nun leiser, müde.
Angelika spürte sogar so etwas wie Mitempfinden. Ein Mensch, der soviel arbeitete, daß er darüber seine Familie vergaß, war ja auch nicht glücklich…
»Ich fahre sofort zu ihr. Darf ich… wieder anrufen?«
»Ja.«
»Danke, Angelika. Danke, daß du nichts sagst. Ich weiß… das zu schätzen.«
Was gab es dazu noch zu sagen? Er würde ebenso mit dieser Schuld leben müssen wie andere Menschen, die jeder für sich ihr Päckchen zu tragen hatten.
Das Schlimmste stand ihr noch bevor. Morgen im Laufe des Vormittags würde sich Julia sicher bei ihr melden und danach fragen, ob alles in Ordnung wäre. Und dann mußte Angelika ihrer Tochter einen solchen Schlag verpassen, daß sie sich die Wirkung lieber gar nicht ausmalte.
Sie schaute auf die Uhr. Halb drei. Sie mußte Vernunft bewahren. Ein wenig Schlaf finden, auch wenn es ihr kaum möglich erschien. Aber Patrick sollte sie am Morgen nicht so vorfinden, hier auf der Couch, mit zerzaustem Haar und so blaß, als hätte sie den Unfall gehabt.
Hin und wieder spürte sie das Alter. Jetzt, als sie sich taumelnd erhob, fühlte sich Angelika so schwach, daß es ihr Angst machte.
*
»Guten Morgen, meine Liebste… Du bist ja eine kleine Schlafmütze…«
Julia stieg der Geruch von frischem Kaffee in die Nase. Als sie Torstens Stimme hörte, wurde sie mit einem Schlag wach.
Sie sah ihn an. Er stand lächelnd über sie gebeugt, wieder in dem schönen Morgenmantel. In der Hand trug er ein reich beladenes Tablett.
»Ich bringe das Frühstück…«
»Du verwöhnst mich…«
Sie lächelten sich zu. Julia erschien es ganz natürlich, daß sie hier in seinem Bett lag. Ohne Scham setzte sie sich auf. Erst dann zog sie langsam die Bettdecke über die Brust.
»Dann laß mal sehen… Hmm, das sieht gut aus…«
»Das kannst du jeden Morgen haben. Ich frühstücke immer gut, weil ich im Laufe des Tages dann oft nicht mehr zum Essen komme.«
Jeden Tag… Jeden Tag neben ihm aufwachen… Ja, das wäre schön. Aber da waren noch die Kinder…
»Ich müßte kurz bei meiner Mutter anrufen…«
»Das habe ich erwartet. Aber erst wird gefrühstückt. Es ist gerade neun. Wahrscheinlich schläft sie noch.«
»Ach, du meine Güte! Da kennst du meinen Patrick schlecht. Er läßt keinen länger als bis acht schlafen. Und das erscheint ihm schon sehr spät!«
»Ich kenne ihn noch gar nicht. Aber ich würde die Kinder nun gern kennenlernen«, gab er mit einem Anflug von Ernst in der Stimme zurück.
Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen wieder. Nach dieser Nacht, in der sie so unverschämt glücklich gewesen war, würde sie ihn nicht mehr ausblenden können aus ihrem Alltag. Nele mußte das akzeptieren. Julia war wild entschlossen, sich ihr Glück nicht nehmen zu lassen. Torsten war der richtige Mann für sie. Und er würde den Kindern sicher sympathisch sein, wenn sie ihm eine Chance gaben.
»Bald. Ein bißchen Zeit noch…«
»Ich möchte dich jeden Morgen neben mir im Bett aufwachen sehen, Julia. Du weißt, daß ich das nicht nur so dahinsage. Ich liebe dich wirklich.«
»Und ich dich…«
Sie legte die Arme um seinen Hals.
Das Tablett geriet gefährlich ins Wanken. Torsten schob es ein Stück weiter und ließ sich einen Kuß geben.
»Komm, der Kaffee und die Eier werden kalt. Möchtest du ein Brötchen? Oder lieber Schwarzbrot?«
»Beides. Das Schwarzbrot mit Käse, das Brötchen mit Marmelade und Honig.«
»Wie ich. Das ist ja noch eine Übereinstimmung. Über die anderen müssen wir wohl nicht reden…«
Er schmunzelte,