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Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin
Читать онлайн.Название Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman
Год выпуска 0
isbn 9783740980597
Автор произведения Stefanie Valentin
Жанр Языкознание
Серия Heimat-Heidi
Издательство Bookwire
»Laß es gut sein, Rudi«, murmelte Lenz, »hast du mitbekommen, was ich eben gesagt hab’?«
Der Spindeldürre nickte.
»Ich werd’ mir die Tannhofer-Christl schnappen«, sagte Lenz.
»Was willst denn mit der?« fragte der Spindeldürre. »Auf die hat der Schall-Toni ein Auge geworfen, das weißt du doch…!«
»Ebendrum«, erwiderte Lenz, »ebendrum. Mit dem Schall-Toni hat unsere Misere nämlich angefangen.«
Der Spindeldürre nickte. »Und mit ihm willst sie auch beenden, oder?«
Lenz nickte. »So ist es.«
»Hoffentlich beendest damit net unser Zusammensein«, murmelte er leise vor sich hin. »Denn wenn der Schall-Toni erst mal wütend ist, dann gibt’s Ärger, und zwar richtigen…!«
*
Der Berner-Michl war schon viel mehr in Lissi verliebt, als er sich eingestehen wollte, doch als er ihr dann zufällig, wie er meinte, begegnete, wurde es ihm plötzlich bewußt, vor allem, als sie ihn überaus lieb anlachte.
»Hallo…!« Lissi strahlte übers ganze Gesicht. »Ich bin extra nach Kempten gekommen, weil ich gemeint’ hab, ich müßt’ mal sehen, was ein juristischer Referendar in einem Amtsgericht für eine Funktion hat.«
»Hallo«, erwiderte Michl, »das ist eine echte Überraschung. Wenn ich dich richtig verstanden hab’, dann ist das hier gar keine zufällige Begegnung?«
Lissi schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht.«
»Ich bin bei der Staatsanwaltschaft«, antwortete Michl.
»Oh…!«
Michl winkte ab. »Es ist nix Großes. Gar so riesige Fälle werden hier nicht bearbeitet. Es ist halt ein Amtsgericht.«
»Aber es gefällt dir, oder?«
»Sehr sogar.« Michl zeigte auf eine Gaststätte gegenüber des Amtsgerichtsgebäudes. »Sollen wir was trinken?«
»Wann hast du denn Schluß?«
»Wieso?«
»Wir könnten zu einer Almhütte fahren und da was trinken«, antwortete Lissi. »Ich könnt’ mir vorstellen, daß das ungleich mehr Atmosphäre hat als die Gaststätte dort drüben.«
Michl nickte. »Du kennst anscheinend meinen Geschmack.«
Lissi lächelte. »Der ist net so schwer zu erraten.«
Michl sah sie verliebt an, griff nach ihren Händen und wußte dann nicht, was er sagen sollte.
»Irgendwie ist plötzlich alles anders«, murmelte er schließlich.
»Wie meinst du das denn?«
»Ich würd’ dir gern was sagen«, antwortete Michl, »ich weiß auch was, ich krieg’s aber net heraus. Das ist mir noch nie passiert.«
»Was kriegst denn net heraus?« Lissi hatte ihm inzwischen beide Hände überlassen.
»Ich würd’ dir gern sagen, daß ich dabei bin, mich in dich zu verlieben«, antwortete Michl.
Lissi wirkte plötzlich überaus ernst. »Bist du dir im klaren darüber, was du eben gesagt hast?«
»Ja, bin ich. Ich hab’ dir nur nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
»Was wäre denn die ganze Wahrheit…?«
»Ich bin nicht dabei, mich in dich zu verlieben, ich hab’ mich schon längst in dich verliebt. Ich weiß allerdings nicht, wie ich dazu komme, dir gerade auf der Treppe des Kemptener Amtsgerichtes eine Liebeserklärung zu machen.«
Lissi lächelte. »Vielleicht ist das unter Juristen ja so üblich…!«
Hand in Hand standen die beiden auf der Treppe, die ins Amtsgerichtsgebäude führte. Sie sahen sich an, bis Lissi sich auf die Zehen stellte und Michl ganz rasch auf einen Mundwinkel küßte, danach lächelte sie ihn ganz lieb an.
»Vielleicht nimmt dir das ja die Scheu«, sagte sie, »es hätt’ was, wenn du mich jetzt küssen würdest.«
»Vor all den Leuten?« Michl zeigte um sich.
»Je mehr Zeugen dabei sind«, antwortete Lissi, »desto weniger kannst du nachher alles abstreiten.«
Die beiden schienen alles um sich herum vergessen zu haben, als sie sich küßten. Sie bekamen nicht mit, daß der leitende Staatsanwalt vorüberging und die Augenbrauen hochzog und daß Marion Lautner, hinter einer überdimensionalen Sonnenbrille versteckt sogar kurz stehenblieb, und dann mit gesenktem Haupt rasch weiterging, bekamen sie auch nicht mit.
*
Michl hatte sich zu Beginn seiner Referendarzeit in Kempten in Gerichtsnähe ein Appartement gemietet, doch inzwischen hatte er sich zumindest an den Wochenenden beim Karner-Hans einquartiert, der ihm dies mehrfach angeboten hatte.
»Es wär’ ein Blödsinn, wenn du abends immer nach Kempten fahren würdest«, hatte er gesagt, »wenn du mit einer bescheidenen Behausung zufrieden bist, dann bist herzlich willkommen.«
Michl fühlte sich wohl im Allgäu und inzwischen kam er auch wochentags schon mal nach Vorderstein, er wollte einfach nicht auf Lissis Nähe verzichten.
»Komm doch mal zu uns nach Haus«, sagte sie, als sie spätnachmittags im Bergerhof saßen.
Michl zog die Augenbrauen hoch. »Du meinst, ich müßt’ deine Familie besuchen?«
Lissi schüttelte sofort den Kopf, aber man sah ihr die Enttäuschung an.
»Du mußt natürlich nicht«, sagte sie, »ich hab’ es deswegen gesagt, weil ich gemeint hab’, du würdest gern meine Leut’ kennenlernen.«
»Ich kenne sie doch schon…!«
»Meinen Vater kennst du nicht«, antwortete Lissi, die immer trauriger wurde.
Michl blieb das nicht verborgen.
»Meinst nicht, daß es zu früh ist, wenn ich bei euch zu Haus’ auftauch’?« fragte er.
»Zu früh?« entgegnete Lissi. »Wozu?«
»Sieht das nicht nach Antrittsbesuch des künftigen Schwiegersohns aus?« Als Michl es ausgesprochen hatte, wußte er, daß zumindest die Formulierung völlig falsch gewesen war. Doch als er versuchen wollte, es noch abzumildern, da schüttelte Lissi den Kopf.
»Nein, nein«, sagte sie, »Du hast recht, das… der Vater könnte es durchaus falsch verstehen. Streichen wir es einfach.« Dann sah sie auf die Uhr. »Ich muß eh weg.«
»Jetzt schon?« Michl war enttäuscht, das stand fest.
Die beiden hatten sich am Bergerhof getroffen und waren ein Stück den Geierstein hinauf gegangen. An einem wunderschönen Fleck hatten sie sich auf einen von der Frühsommersonne aufgewärmten Felsbrocken gesetzt und geträumt, bis es dann ein wenig frisch geworden war und sie hinunter in den Bergerhof gegangen waren.
Dort saßen sie jetzt mal gerade eine Viertelstunde und Michl hatte noch lange nicht zurück nach Kempten fahren wollen.
Lissi nickte. »Ich… ich muß mich morgen um einige Dinge kümmern und… und möcht’ nicht unausgeschlafen sein.«
Michl spürte plötzlich eine Distanz, die vorher nicht dagewesen war. Er griff nach Lissis Händen, die sie ihm jedoch sehr geschickt wieder entzog.
»Du, ich muß wirklich gehen«, sagte sie und stand schon auf.
Bevor Michl etwas dagegen tun konnte, verließ sie die Gaststube, ging zu Heidi und zahlte.
»Du gehst schon?« Die fesche Bergerhof-Wirtin sah Lissi erstaunt an.
Diese