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antwortete Moni. »Ganz plötzlich hatt’ ich keine Lust mehr.«

      »Es scheint ein wirklich netter Abend gewesen zu sein«, erwiderte der Tannhofer-Max, der seine drei Töchter der Reihe nach musterte. »War’s denn für wen auch so, daß sie sagen kann, es war echt schön?«

      Christl lächelte. »Also, ich kann das schon sagen.«

      »Und warum?« Ihr Vater sah sie interessiert an.

      »Es war noch ziemlich früh«, antwortete Christl, »da ist der Toni gekommen.«

      »Der Schall-Toni?« Max Tannhofer zog die Augenbrauen hoch.

      Christl nickte. »Ja, genau der.«

      »Und?«

      »Er hat mir einen Bergkristall mitgebracht.«

      »Da schau her.«

      »Er hat ihn vor drei Jahren unweit seines Ausschanks gefunden. Dann hat er ihn schleifen lassen.«

      »Und ihn dir geschenkt.« Der Tannhofer lächelte zufrieden.

      »So ist es.«

      »Und dazu gesagt hat er nix?«

      »Zu was?«

      »Als er dir den Bergkristall geschenkt hat...!«

      »Was hätt’ er mir denn da sagen sollen?«

      »Daß er... na ja, daß er auf dich schaut und daß er, so war’s halt bei uns, wenn man einen Bergkristall verschenkt hat, daß er dir seine Liebe gesteht.«

      Christl reagierte nicht aufbrausend, wie man vielleicht hätte erwarten können, sondern sie lächelte.

      »Und?« Moni sah ihre Schwester aufmerksam an. »Hat er....?«

      Christl wiegte ihren Kopf. »Er war ein bisserl scheu.«

      »Scheu?« fragte Moni. »Der Schall-Toni?«

      »Ich hab’ ihn letztens mal ziemlich auflaufen lassen«, erwiderte Christl, »das hat ihn dann ein bisserl verhalten werden lassen.«

      »Aber mögen tust ihn schon...?«

      Christl nickte. »Mögen tu’ ich ihn.« Dann zögerte sie und fügte schließlich hinzu: »Es ist ein bisserl mehr als mögen, ich hab’ den Toni sehr lieb...!«

      *

      Der Weiner-Lenz war keiner, der einfach was einsteckte und dann so tat, als sei nichts gewesen. Bis zu einem gewissen Grad war das möglich, aber wenn er Gefahr lief, seine Reputation zu verlieren, und dazu noch bei seinen ihm bis dahin treu ergebenen Spezln, dann biß er um sich.

      Lenz ließ sich ein paar Tage bei seinen Spezln nicht sehen, in der Zeit saß er zu Hause und dachte nach. Er wohnte im Haus seiner Tante, einer unverheirateten Schwester seiner Mutter, deren kleines Anwesen er mal übernehmen wollte.

      Doch der Lenz hatte keine Freude am Bauersein, mit der Zeit verwahrloste alles und die Tante mußte mit ansehen, wie ihr zwar kleines aber doch schmuckes Anwesen langsam aber sicher verfiel.

      Nach drei Tagen des Nachdenkens tauchte Lenz dann bei seinen Spezln auf, die sich offensichtlich gar nicht mal so sehr gewundert hatten, ihren Anführer eine Zeitlang mal nicht zu sehen.

      Der Spindeldürre war sogar der Ansicht gewesen, daß der Lenz gar nicht mehr wiederkomme, weil er allen Respekt bei ihnen verloren habe.

      »Soweit sind wir noch net«, hatte ein anderer gesagt, »erst will ich mit dem Weiner-Lenz reden, vorher sag’ ich zu der Sach’ gar nix.«

      Als der Lenz dann auftauchte, standen zuerst alle herum, keiner sagte einen Ton, bis Lenz sich räusperte.

      »Was letztens passiert ist, war totaler Mist«, sagte er, »es wird nimmer passieren.«

      »Wie willst du das verhindern?« fragte der Spindeldürre.

      Genau darauf hatte Lenz gewartet. Ihm war bewußt, daß seine Spezln auf einen Beweis warteten, daß er wieder Herr der Lage war. Das konnte er nicht herbeireden, sondern er mußte es tatkräftig beweisen.

      »Willst du jetzt hier das Kommando übernehmen?« fragte er, während er sich vor den Spindeldürren stellte.

      »Ich will genau wissen, wie es weitergeht«, erwiderte der, »und ich will kein Geschwafel hören.«

      So rasch, das hinterher keiner hätte sagen können, was passiert war, schlug Lenz den Spindeldürren zweimal kräftig mit der Faust gegen den Kopf, daß der, auch für ihn kam die Attacke völlig überraschend, gegen die Wand geschleudert wurde, langsam zu Boden rutschte und dort benommen liegen blieb.

      »Wenn sonst noch wer Bemerkungen machen will?« Lenz sah herausfordernd in die Runde.

      Die drei anderen schüttelten die Köpfe, für sie war wieder alles im Lot.

      Lenz ging zu dem Spindeldürren, der noch keine Anstalten machte aufzustehen, schubste ihn mit den Fuß an und fragte: »Was ist mit dir?«

      Der Spindeldürre hob eine Hand und nickte, womit er für alle sichtbar signalisiert hatte, daß er Lenz in Zukunft nicht mehr widersprechen würde.

      »Ich lad’ euch alle ein«, sagte er. »Morgen abend im Bergerhof. Dort werden wir hoffentlich auf den Karner-Hans und diesen Neuen stoßen, den keiner kennt.«

      »Ich hab’ ihn schon mal irgendwo gesehen«, erwiderte einer. »Ich hab’ keine Ahnung wo, aber ich kenn’ ihn.«

      »Das ist im Endeffekt wurscht«, erwiderte Lenz. »Ob er Egon oder Willi heißt, oder ob er aus dem Werdenfelsischen oder aus dem Pfaffenwinkel stammt, auch das zählt net. Zählen tut nur, ob er sich unterordnet oder net.«

      »Unterordnen wird der sich auf keinen Fall«, erwiderte der Jüngste der Kumpane.

      »So ohne weiteres net«, erwiderte Lenz, »da hast sicher recht.

      Aber wenn man ein bisserl nachhilft, dann wird auch er kuschen.«

      »Und der Karner-Hans...?«

      »Einer nach dem anderen«, antwortete Lenz. »Wenn man sich die Burschen im Bündel vorknüpft, dann sind sie stark, oder sie tun zumindest so, ob sie’s wirklich sind, das steht auf einem anderen Blatt.«

      »Einzeln, das ist genau das Richtige«, bestätigte einer. »Und keiner kann später behaupten, wir wären’s gewesen.«

      »Ihr habt damit nix zu tun...!« Lenz hatte sich vorgenommen, es seinen Spezln zu zeigen. Ein für alle mal sollte geklärt werden, daß er derjenige war, der das Heft in der Hand hielt.

      »Was heißt das?« In dem Moment sahen den Lenz alle aufmerksam an.

      »Das heißt«, antwortetet der, »daß ich mir die drei Burschen der Reihe nach vorknöpfen werd’.«

      »Alleine? Wo du es mit uns net geschafft hast?« Der Jüngste seiner Spezln sah den Lenz skeptisch an.

      Der nickte. »Ja, alleine. Und ich diskutier’ da nimmer drüber. Ich wollt’ euch nur in Kenntnis setzen.«

      Der Spindeldürre hatte sich inzwischen aufgerappelt, er blutete aus einem Riß an der Augenbraue, die Umgebung seines Auges war angeschwollen und er hielt sich den Kiefer; Lenz hatte kräftig hingelangt.

      »Komm her…!« Lenz zeigte auf den Stuhl gegenüber. Den anderen sagte er, daß er mit dem Spindeldürren alleine sein wollte.

      Der nahm Platz und sah Lenz ängstlich an. »Was ist denn?«

      »Du solltest inzwischen wissen, daß ich net dulden kann, daß sich wer gegen mich stellt«, antwortete Lenz. »Beschwer dich also net.«

      Der Spindeldürre reagierte nicht, hielt sich lediglich den Kiefer.

      »Du mußt net verschwinden«, sagte Lenz, »aber wenn du bleibst, dann gibt’s keinen Widerspruch mehr. Mehr will ich jetzt net wissen. Also, ordnest du dich unter oder verschwindest?«

      »Wie

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