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wird. Das wäre was für den Gatten-Papa gewesen, er hätte die Waschmaschinen nicht nur zugestellt, sondern sie auch noch angesteckt.

      Der Gatten-Papa war auch Postbeamter. Hochbeliebt im ganzen Zustellbezirk, und besonders unter den Kollegen. Weil er wunderbar singen konnte, und mit seinen legendären Gus-Backus-Darbietungen (»Brauner Bär und weiße Taube«) jeden Betriebsausflug zu einem musikalischen Highlight machte. Betriebsausflüge kommen ja auch irgendwie aus der Mode. Heute macht man lieber Teambuilding-Activities, wo man ein Floß bauen muss. Gemeinsam mit Kollegen, die man vielleicht gar nicht so leiden kann. Vorher nicht. Nachher auch nicht. Oder sich gemeinsam vom Hochseilklettergarten abseilen, weil nur so kann man die »Experience« erleben und seine persönlichen Grenzen und auch die des Teams kennenlernen. Oder einen Barfußlauf machen, um fünf Uhr früh im Schnee (!) durch den Wald (!) mit verbundenen Augen (!) und im Team aneinandergebunden. Weil nur so lernt man, sich blind aufeinander zu verlassen. Die Möglichkeiten, sich mit seinem Team zu »builden«, werden immer ausgefuchster und kreativer. Es gibt Lach-Yoga im Team oder den Beziehungskonto-Tag. Dort wird dein persönliches Beziehungskonto analysiert, in das die Kollegen einzahlen. Wer warum und wie viel einzahlt. Man ist natürlich angehalten, sich auf die positiven Einzahlungen zu konzentrieren. Da darf man dann aus sich rausgehen und sagen: »Du bist bei mir im Beziehungsplus, liebe Kollegin XY, weil du mich immer beim Kopierer vorlässt.«

      Aber auch die Wünsche der Kollegen in puncto Teambuilding werden immer anspruchsvoller. Letztens erzählte mir der Gatte, dass ein Mitarbeiter mit dem Wunsch an den Betriebsrat herangetreten sei, gewisse Unstimmigkeiten in seinem Team mit einer Aktivität aus dem Weg zu räumen. Der Vorschlag des Kollegen: Panzer fahren in der Slowakei! Man hat sich dann auf einen Baggerpark in Wien-Simmering geeinigt. Dort können erwachsene Menschen einen Tag lang baggern. Gebaggert hat man damals am Postamt auch, nur dass dieses Teambuilding-Event noch schlicht und einfach Betriebsausflug geheißen hat. Gerne auch mit Motto: Spanferkelessen in der Steiermark oder Pusta-Kutschenfahrt ins Burgenland mit anschließendem Ritteressen. Das Highlight beim Ritteressen war, dass man das fettige Fleisch mit den Fingern angreifen, Alkohol aus großen Krügen trinken und nachher laut rülpsen durfte. Ja, sogar musste, wenn man ein echter Ritter sein wollte! So nah kommt man sich menschlich nie wieder, als wenn man mit Kollegen gemeinsam rülpst.

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      Good morning Thailand! Die Sonne scheint schon bei der Balkontür rein, ein neuer Tag beginnt im Paradies unter Palmen! Mit Sport starten wir erst morgen, heute müssen wir die Strandbar inspizieren. Vor allem weil im Tagesprogramm des Clubs bei den Event-Highlights angekündigt wird, dass heute DJane She-Star auflegt. Ich finde, She-Star klingt wie Skistar, und muss gleich an unsere österreichischen Skistars Michi Dorfmeister und Lizz Görgl denken. Die Lizz Görgl hat jetzt eh eine Musikkarriere am Start, also wer weiß?

      Die Strandbar hat im vorderen Bereich diese coolen Sitzsäcke. Ich mag die gern, aber sie sind in der Handhabung gefinkelt. Weil unbedarft zum ersten Mal einfach so reinfallen lassen – großer Fehler! Du kommst nämlich nie wieder ohne fremde Hilfe hoch. Zweiter Risikopunkt: Wenn du vorher nicht die Füllung (Reis? Kugeln? Was ist da eigentlich drin?) mit dem Arsch unauffällig in Form schiebst, kannst du auch nie halbwegs menschlich draufsitzen. Sitzsack-Neulinge erkennt man sofort: am Hohlkreuz, Bauch nach vorne raus. Oberschenkel liegen flächig auf. Mehr muss ich nicht dazu sagen, oder? Und man darf natürlich niemals ein entsprechend großes Handtuch zum Drunterlegen vergessen. Nicht nur wegen der hygienischen Gründe, nein, auch weil man schwitzt und dann körperlich eins wird mit dem Sitzsack. Und das Loslösen macht ein sehr unangenehmes Geräusch.

      So weit, so sexy. Wir lassen uns also auf die chilligen Sitzsäcke in der Strandbar fallen. In meinem Fall: Ich drapiere das XL-Badetuch, trete mit dem Fuß leicht gegen den Sack, um die Sitzposition aufrechter zu gestalten und presse mit dem Ellbogen eine kleine Kerbe hinein, bevor ich dann auch so tue, also würde ich mich völlig unbedarft fallen lassen. Auf den Säcken neben uns liegen schon vereinzelt Handtücher, ohne Bewohner. Jetzt geht das hier auch schon los! Nachdem ich mich noch circa dreimal umgeruckelt habe, um die Sitzposition zu optimieren, bin ich endlich im Entspannungsmodus angekommen und kann den Ausblick genießen. Wir schauen auf das Meer und die Sonne, die langsam untergeht. Ich schaue noch zusätzlich, ob die Lizz Görgl schon kommt. Sie war letztes Jahr auch Gewinnerin der ORF-Show »Dancing Stars«. Vielleicht gibt sie uns Tanzstunden. In diesem Club wird einem wirklich viel geboten.

      Der Sand ist noch sehr warm unter meinen Füßen, vorne am Meer bauen Kinder Sandburgen. Ein paar sexy Influencerinnen posen für Selfies vor dem Sonnenuntergang und shooten sich mehrfach gegenseitig. Die Mütter der Sandburgenkinder fotografieren ihre Kinder im Sonnenuntergang. Die Väter der Sandburgenkinder müssen zuerst nassen Sand aus dem Meer für die Burgen holen und danach die Mütter neben den Kindern vor dem Sonnenuntergang fotografieren. Dazwischen fällt der eine oder andere Vaterblick auf die sexy Influencerinnen, dann wieder zurück auf das Schlammküberl und dann wieder auf die sexy Influencerinnen.

      »Schatz, fällt dir auf, dass keiner mehr Selfie-Sticks verwendet?«, frage ich den Gatten. Nur dem fällt grad überhaupt nichts auf, er starrt wie gebannt in die andere Strandrichtung, aber nicht auf sexy Bikinigirls, sondern auf zwei Hotelangestellte, die ein weißes Kastl zum Strand tragen. Schaut aus wie eine Bühne oder ein Podest.

      »Schau, die bauen da ein DJ-Pult auf!«, sagt er, dessen größtes Hobby das Musikauflegen ist. Meine Frage hat er nicht mal wahrgenommen. Er saugt hochkonzentriert mit dem Strohhalm an seinem Cocktail, gleich ist er leer, und starrt weiterhin gebannt auf die Performance des Aufbauteams. Es folgen noch zwei weitere Männer, die Kabel und Lautsprecher aufbauen. Sicher muss er gerade daran denken, wie so ein Aufbau für einen DJ-Einsatz bei ihm immer abläuft. Wie er mit dem großen Tramper-Rucksack die Mischpulte und Kabel zu den Einsatzorten schleppt. Die Boxen, den Verstärker. Je nachdem wie groß die Veranstaltungslocation ist, bei der er gebucht ist. Dann die Lichtanlage und noch zahlreiche Kabel und Kisten mit undefinierbaren Dingen. Wofür er so viel Zeug braucht, hab ich mal gefragt. Ob das nicht heutzutage schon reichen würde, wenn er sein Handy mit Spotify an einen kleinen, aber leistungsstarken Lautsprecher hängt?

      Na gut. Nie wieder habe ich Fragen zum DJ-Equipment gestellt, auch nicht, was die DJs eigentlich immerzu in ihren Kopfhörern hören, wenn sie den Kopf so schief halten. Und ob man sich da nicht vorher daheim schon vorbereiten könne, ob das wirklich notwendig sei.

      Auf jeden Fall, wenn er alles reingeschleppt hat, beginnt der brisante Teil: aufbauen und zusammenstecken! Dazwischen muss er achtgeben, dass die Kinder nicht über das Kabel stolpern oder die Urlioma mit dem Rollator hängen bleibt und dann von den Boxen erschlagen wird. Das ist bei den Hochzeiten die größte Gefahr. Wenn er für Firmenjubiläen oder Weihnachtsfeiern gebucht wird, lauern wieder andere Gefahren. Dass die Polonäse zu wild wird, oder der Abteilungsleiter die neue Kollegin zu stark ans Mischpult drückt. Und immer muss er einsatzbereit sein, wenn jemand eine Rede halten will. Da heißt es dann, Stimmung langsam drosseln, Tontechnik bereithalten, Mikro ein, Tusch und los geht’s!

      Einen besonderen Tusch hat er letzten Sommer erlebt. Er war bei einem jungen Rechtsanwalt in seiner noblen Wiener Villa auf dem Schafberg gebucht. Zu Beginn hat er mir noch fleißig Fotos geschickt, vom schönen Pool, dem schönen Garten, den noch schöneren Gästinnen, die in ihren High Heels gefährlich nah am Pool gestöckelt sind. Dann ein Foto vom Caterer, der zufällig ein alter Hawara aus seiner Schulzeit war. Das Personal kennt sich, sozusagen. Dann Fotos von den Miniaturschnitzeln und Kaviarbrötchen. Videos, wo die Partycrowd schon ein bissi in Stimmung kommt und zu tanzen beginnt. Und dann abruptes Ende. Kein Foto mehr! Kein Video mehr! Überhaupt nix mehr! Vor lauter Aufregung hab ich nicht schlafen können, bis er zwei Stunden später heimkam. Völlig durchnässt. Auch die ganze DJ-Ausrüstung war nass. Natürlich wollte ich dringend wissen, was da los war. Bis er erzählte, dass die Stimmung sehr schnell sehr gut geworden ist. Alle haben getanzt und gelacht und gegessen und getrunken. Nur gebadet hat keiner, im Pool waren nur die Einhorn-Floaties. Dann wollte der Hausbesitzer die Schwimmsaison eröffnen, so wie beim Opernball das Tanzen. Alles Walzer und viel Vergnügen, sagen die ja dort! Der Villenbesitzer hat aber nix gesagt, er ist in den ersten

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