Скачать книгу

Puzzleteil ihrer Story, erzählt ruhig weiter, »das war kurz nach dem Krieg, also, da gab es endlich wieder Kino, und dann war da dieser Film über diese Riesenameisen, die alles auffressen, Menschen, Häuser, alles, Angriff der Ameisen. Alle sind reingegangen, mija, es war wie ein Fest, es gab wieder was im Kino! Und dann hat ein Polizist, als die alle zurückgekommen sind aus Amerika mit ihren Knarren und Tätowierungen und dem Tod in ihren Augen, weißt du, wie so was aussieht«, sie dreht sich kurz zu mir, »der Polizist hat sie dann irgendwann marabuntas genannt, und wir wussten alle, was er damit meinte, es hatten ja alle den Film gesehen, und seitdem nennen wir sie mara, und sie nennen sich selber auch so.« Sie hält sich einen Finger vor den Mund, mit aufgerissenen Augen. Dann zuckt sie mit den Schultern und schüttelt das Thema ein bisschen zu abrupt ab. »Komm, wir müssen die cena vorbereiten, jetzt habe ich wieder so viel gequatscht.« Ich folge ihr durch den schmalen Gang.

      Ich kannte meine Antwort schon seit Wochen. Ich wusste, dass es keine Möglichkeit für mich gab, dort zu bleiben. Ich stand nachts auf, schaltete das Licht nicht an, ging runter ins Wohnzimmer, sah die Couch, auf der er lag und schnarchte, die Pflanzen, mit denen er immer sprach, die Küche, die er gebaut hatte, die glatt gewordene Stelle auf dem Tisch, auf der die Fernbedienung immer liegen musste. Ich zog meine Gummistiefel an, ging in den Garten, durchquerte seine Beete, trat auf die kleinen Pflanzen, deren Namen nur er kannte, ich wusste nichts darüber und wollte es auch nicht wissen. Eine Wut stieg in mir auf, er hatte mir ständig von den Pflanzen erzählt, während ich meistens nur genickt und dabei an anderes gedacht hatte. Sie sahen ruhig aus. Ich wusste nicht, wann welche zu wässern war, wofür sie gut waren, aus welchen ihrer Stämme sich welche Heilmittel machen ließen und in welcher Sprache sie wie hießen. Sein Garten würde mit ihm irgendwohin gehen. Ich setzte mich mitten ins Beet, es war nass, ich schloss die Augen. Mein Vater zog sich jeden nassen Morgen die Gummistiefel an, nur im Sommer ging er barfuß, während der Kaffee dampfte, »der Schöpfung guten Morgen sagen«, durch diese Beete und pflückte dabei, wenn ich erkältet, nervös, übermüdet oder sonst irgendetwas war, immer die richtigen Blätter oder Wurzeln. Er berührte ihre Blätter, musterte sie, nahm sie ernst. »Wir pflücken nach ihrem Bedarf, mija, wie sie es wollen, nicht wie wir es wollen.« Ich hatte darüber gelacht, jetzt saß ich hier, und sie fühlten sich anders an, als sie aussahen bei Tag, die meisten Blätter hatten einen kleinen Widerstand in sich. Ich fuhr eine Pflanze an ihrem dünnen Stamm ab, es brannte, gab mir einen Ruck, ich stand auf, nahm meine andere Hand, packte die Pflanze so tief am Stamm, wie ich konnte, ihre Härchen gruben sich in meine Finger, in meine Hände. »Nur die Hände hast du von deiner Mutter.« Mein Ton wurde laut, erhöhte seine Frequenz, es schmerzte überall, mein Pyjama war jetzt nass, ich zog mit aller Kraft an der Pflanze, es brannte, sie wehrte sich, war widerspenstiger, als ich es ihr zugetraut hätte. »Von ihnen kannst du viel lernen, mija.« Ich zog, sie gab nicht nach, ich bückte mich, klammerte, meine Hände brannten, fingen an zu graben, um die Pflanze herum, wurden schneller, erreichten ihre Wurzeln, zogen jede Ader einzeln aus ihrer Bodenhaftung, zupften sie heraus, eine nach der anderen, das Gestrüpp nickte mit meinen Bewegungen mit, spendete mir Beifall, dann stellte ich mich auf, zogen wieder am schwach gewordenen Stamm, lehnte mich gegen ihn, die Pflanze verabschiedete sich zäh aus ihrer Erde und gab mit einem Ruck auf. Ich konnte mich gerade noch fangen. Ich hielt sie in der Hand, fasste noch einmal fest um ihren Stängel, ihre brennenden Haare gruben sich tiefer in meine Haut, »zum Beispiel, mija, was echte Eigenwehr ist«, ich warf sie irgendwohin, mein Ton wurde wilder. Ich legte meine Hände auf die feuchte Erde, tastete sie ab, erfasste noch eine Pflanze, sie hatte keine Härchen, ließ sich mit einer Hand ausreißen, die neben ihr auch, die nächste hatte Stacheln, ich grub meine Hand in sie ein, riss sie heraus. Mit jeder Pflanze wurde mein Ton rasender, ich hieß ihn willkommen, riss alles aus, was ich fassen konnte, zog an ihnen, brach sie ab, grub um ihre Wurzeln herum, bis die Erde unter meinen Fingernägeln zu schmerzen anfing. Als ich alle Pflanzen getötet hatte, keuchte ich, meine Lunge brannte, überall sonst war ich taub, an den Händen, an den Ohren, selbst meine Augen sahen nichts mehr richtig. Ich richtete mich auf, sah in der Terrassentür meinen Vater eingesackt in seinem Pyjama stehen, ich wischte mir die Hände an meiner Hose ab, lief über den Rasen, an ihm vorbei, er wirkte sehr klein jetzt, ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, er nickte, hatte Tränen in den Augen. Er sah meine Hände, ließ den Kopf sinken, am liebsten hätte ich auch ihn ausgerissen, ich lief an ihm vorbei, ließ ihn stehen, wollte, dass er litt, ich wusste nicht warum, meine Wut fing allmählich an, in meinen Händen zu stechen, die Taubheit wich dem Schmerz, das Blut pulsierte in meine Handflächen, ich drückte auf den Wunden herum, bis ich einen Laut von mir gab. Ich ging ins Bad, schlug mit den brennenden Fäusten gegen meine Beine, ich spürte nichts, ich suchte etwas, das ich schlagen konnte, ich holte aus gegen die Wand, entschied mich um, nahm die Tür und schlug heftig in sie hinein, bis ich ruhig wurde. Wir fuhren beide im Pyjama in die Notaufnahme und sagten nichts. Danach trug ich sechs Wochen lang einen Gips.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQEBSgFKAAD/4RfqRXhpZgAATU0AKgAAAAgADAEAAAMAAAABC1oAAAEBAAMA AAABEtMAAAECAAMAAAAEAAAAngEGAAMAAAABAAUAAAESAAMAAAABAAEAAAEVAAMAAAABAAQAAAEa AAUAAAABAAAApgEbAAUAAAABAAAArgEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAhAAAAtgEyAAIAAAAUAAAA 2IdpAAQAAAABAAAA7AAAASQACAAIAAgACAAyWqAAACcQADJaoAAAJxBBZG9iZSBQaG90b3Nob3Ag MjEuMiAoTWFjaW50b3NoKQAAMjAyMDowOToyNCAyMDoyMzo0OQAABJAAAAcAAAAEMDIzMaABAAMA AAAB//8AAKACAAQAAAABAAAGPqADAAQAAAABAAAKWgAAAAAAAAAGAQMAAwAAAAEABgAAARoABQAA AAEAAAFyARsABQAAAAEAAAF6ASgAAwAAAAEAAgAAAgEABAAAAAEAAAGCAgIABAAAAAEAABZfAAAA AAAAAEgAAAABAAAASAAAAAH/2P/bAEMACAYGBwYFCAcHBwkJCAoMFA0MCwsMGRITDxQdGh8eHRoc HCAkLicgIiwjHBwoNyksMDE0NDQfJzk9ODI8LjM0Mv/bAEMBCQkJDAsMGA0NGDIhHCEyMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMv/AABEIAHgASAMBIQAC EQEDEQH/xAAfAAABBQEBAQEBAQAAAAAAAAAAAQIDBAUGBwgJCgv/xAC1EAACAQMDAgQDBQUEBAAA AX0BAgMABBEFEiExQQYTUWEHInEUMoGRoQgjQrHBFVLR8CQzYnKCCQoWFxgZGiUmJygpKjQ1Njc4 OTpDREVGR0hJSlNUVVZXWFlaY2RlZmdoaWpzdHV2d3h5eoOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaan qKmqsrO0tba3uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4eLj5OXm5+jp6vHy8/T19vf4+fr/xAAfAQAD AQEBAQEBAQEBAAAAAAAAAQIDBAUGBwgJCgv/xAC1EQACAQIEBAMEBwUEBAABAncAAQIDEQQFITEG EkFRB2FxEyIygQgUQpGhscEJIzNS8BVictEKFiQ04SXxFxgZGiYnKCkqNTY3ODk6Q0RFRkdISUpT VFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqCg4SFhoeIiYqSk5SVlpeYmZqio6Slpqeoqaqys7S1tre4 ubrCw8TFxsfIycrS09TV1tfY2dri4+Tl5ufo6ery8/T19vf4+fr/2gAMAwEAAhEDEQA/AOX8NLey XVkE0xPIibzpGYHAO0qCwP3iv38ABz83J4x00rSx6bJHp1xZQsWjkhSVVhKldnzZyTj5QoyvITjA Irz8ZB+0TknZ/wCZFVxbS5rWOW1u5tZdVuljtlKpMw+Up8rAE4BHBGVdvm5w3QYrMjEL3sSvJIsZ w832ZgW8sY5HPU5Jx2+mTW0XJq8tWehFRVJehpvJpt5Mt7rMTS2cEm3YJF+0un8KhWfARThcL0DZ znkUb57PVdTzpulGK1HzfZ7eLe5AAA3YwQuQe5IJPP3cbqMtZvSKuZp

Скачать книгу