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      Rainer Gollmer, Berlin

      [email protected]

      Grundriss Wohnung Typ A

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      Grundriss Wohnung Typ B

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      Grundriss Wohnung Typ C

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      Maßstab M 1:300

      Querschnitt

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      Längsschnitt

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      Grundriss 2. Obergeschoss

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      Grundriss 1. Obergeschoss

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      Grundriss Erdgeschoss

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      Maßstab M 1:1000

      Herzstück

      SONDERAUSZEICHNUNG

      image QUARTIERSENTWICKLUNG

      Bauherrschaft

      VEHBL GbR Baugemeinschaft

      Quartiersentwicklungsgesellschaft Konstanz

      Standort

      Garmisch-Partenkirchen

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      Altes Garmisch neu gelebt

      Dass mitten in Garmisch-Partenkirchen ein neues Wohnviertel entstehen konnte, ist beherztem Protest zu verdanken. Denn eigentlich sollte auf dem zentral gelegenen Areal in einem der bekanntesten Wintersportorte Deutschlands eine Hotelanlage errichtet werden. Doch dann kam alles anders. Anstelle einer ausschließlich touristischen Nutzung zogen in die neu errichteten Häuser ortsansässige Familien, kleine Werkstätten, ein Café – und Platz für Skitouristen gibt es außerdem. Das Unterpfand dieser gelungenen Mischung bildet ein städtebauliches Konzept, das 29 Einfamilien- und Doppelhäuser sowie Geschosswohnungsbauten, 4 Bestandsgebäude und 1 Apartment-Hotel integriert und für die verschiedenen Nutzeransprüche entsprechende räumliche Ressourcen vorhält. Die Wohnhäuser gruppieren sich um eine Allmende, der dank einer perfekt inszenierten Sichtachse mit Kirchturm und der zackig aufragenden Alpenformation der Rang einer Sehenswürdigkeit zuwächst. Der mäandernde Kiesweg und die üppige Bepflanzung mit einheimischen Gewächsen machen geschickt vergessen, dass es sich bei diesem grünen Anger um einen absichtsvoll geplanten Freiraum handelt: Wer hier unterwegs ist, wandert schon. Doch nicht nur die Außenbereiche des neuen Viertels reagieren auf die berückende Umgebung. Auch die Architektur des Ensembles erweist dem vorzüglichen Standort ihren Respekt. Die giebelständigen Häuser gruppieren sich zu einer kleinteiligen Formation und orientieren sich typologisch an der ortsbildprägenden historischen Bebauung. Ihre bewegte Firstlinie erscheint wie ein architektonisches Echo des im Hintergrund aufragenden Hochgebirgszugs.

      Welche inneren Qualitäten dieser alpine Wohnhaustypus zu entfalten vermag, zeigt sich in der Vielfalt der Grundriss- und Nutzungsmöglichkeiten. Mithilfe eines eigens entwickelten Holzbausystems konnten die Häuser in Tafelbauweise errichtet werden. Trotz des relativ hohen Vorfertigungsgrads mussten die Bewohner, eine bunt gemischte Baugemeinschaft, keine Einbußen an Individualität und besonderen Nutzungsansprüchen hinnehmen. Dank flexibler Raumschotten ließen sich sowohl offene Lofts als auch separierte Einzelräume strukturieren. Die differenzierten Raumprogramme und Ausbauszenarien spiegeln die Wünsche einer bunten Einwohnerschaft wider: Mehrgenerationenhaushalte, junge Familien und ältere Paare, aber auch verschiedene Formen des Wohnens und Arbeitens unter einem Dach. Dass auch sämtliche Oberflächen und Einbauten aus heimischem Holz den höchsten zeitgemäßen Ansprüchen genügen, versteht sich fast von selbst.

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      Zimmer mit Aussicht

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      Firstlinie vor Alpenmassiv

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      Traditionelle Form, moderne Interpretation

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      Ansicht des neuen Quartiers mit Freianlagen

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      Helles Holz als Material der Wahl

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      Miniküche des Hotelapartments

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      Fassadenansicht entlang der Straße

      Welche städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren waren für die Konzeption Ihres Vorhabens ausschlaggebend?

      Wir wollten das neue Quartier gesamtheitlich denken und nicht in einzelne Gebäude für unterschiedliche Nutzergruppen aufteilen, wie in der Wettbewerbsauslobung nahegelegt. Deshalb bietet unsere Typologie im Sinne eines „Baukastens“ unterschiedlich große, anpassungsfähige Einheiten. Gleichzeitig wollten wir die Bestandsbauten über Gewerbe öffentlich zugänglich halten, um das Erleben von Baukultur und Geschichte nicht zu privatisieren. Die gewählte Dichte ist Grundlage für einen reduzierten Grundstücksanteil der Baugruppenmitglieder, was die Wirtschaftlichkeit der Investition verbessert hat.

      Was hat Sie zu dieser besonderen Entwurfsidee inspiriert?

      Die Typologie der historischen Bebauung entlang der nördlich angrenzenden Höllentalstraße mit giebelständigen, in Kette gesetzten Gebäuden, großen Dachüberständen und ausladenden Balkonen hat uns in ihrer konstruktiven Systematik und ihrem spezifischen Ausdruck gleichermaßen beeindruckt. Wir haben diese Typologie für das neue Wohnquartier in die aktuelle Bauaufgabe übersetzt: tiefe Grundrisse für eine wirtschaftliche Ausnützung der Grundstücke mit erhöhter Dichte, eine weitgehende Verglasung der Giebelseiten, großzügige Balkone und Dachüberstände für einen einfachen, konstruktiven Sonnen- und Wetterschutz. Wir wollten bewusst keine Zeilen mit Vorder- und Rückseiten bauen, sondern das neue Quartier als eigenständigen Stadtbaustein ergänzend einfügen.

      Wie wirkt sich Ihr Projekt auf seine unmittelbare Umgebung aus?

      Die Gründung einer lokalen Baugruppe war ein wichtiger Baustein der sozialen Integration vor Ort. Die grundsätzliche Akzeptanz ist in diesem Kontext gewachsen. Auf das Wohnprojekt wird lokal und regional als gelungenes Beispiel für Wohnen in Gemeinschaft und flächensparendes Bauen verwiesen, die Architektursprache als „identitätsstiftend“ angenommen. In teilweise kontroversen Diskussionen um das „richtige

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