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      Blick in eine Wohnung

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      Fassade an der Markgrafen-, Ecke Lindenstraße

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      Hofansicht

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      Durchgang zum Innenhof

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      Blick in den Innenhof

      Welche städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren waren für die Konzeption Ihres Vorhabens ausschlaggebend?

      Das ehemals nahe der Mauer gelegene Gebiet wurde nach der Wiedervereinigung zu einem zentralen Standort in Berlins Mitte, doch die stadtplanerischen Leerstellen sind noch immer sichtbar. Vor diesem Hintergrund war für uns das Konzept des „Aktiven Erdgeschosses“ mit nicht kommerziellen Projekträumen als integraler Baustein eines innerstädtischen Wohnungsneubaus maßgeblich, denn Erdgeschosse sind Stadtgeschosse: Begegnungsorte und bauliche Voraussetzung von erlebbarer Vielfalt. Dafür erhielten wir beim Konzeptverfahren – Höchstpreis vs. Konzept – den Zuschlag.

      Wie konnten Sie die Käufer bzw. Eigentümer davon überzeugen, das „Aktive Erdgeschoss“ und insbesondere die nicht kommerziellen Projekträume mitzufinanzieren?

      Die Käufer haben nicht nur in eine Eigentumswohnung investiert, sondern sind Teil eines übergreifenden Konzeptes. Mit ihrem Erwerb sichern sie über eine Querfinanzierung die ökonomische Basis des Kultur- und Gewerbekonzeptes, insbesondere die nicht kommerziellen Projekträume, und übernehmen langfristig Verantwortung für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Entscheidende Voraussetzung war eine transparente Kommunikation: So wuchs das Vertrauen in die Akteure und das Projekt, bei den Käufern und in der Nachbarschaft.

      Worin besteht die Herausforderung, in angespannten städtischen Immobilienmärkten privates Wohneigentum für gesellschaftliche Zwecke zu mobilisieren und gleichzeitig gute Architektur zu schaffen?

      Nötig ist Denken in Netzwerken, aber auch der Dialog zwischen Nutzern, Politik und Nachbarschaft. Für eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik sind – wie bei der Vergabe der Grundstücke am ehemaligen Blumengroßmarkt – qualifizierte Konzeptverfahren notwendig, um zu einer sozialen und funktionalen Mischung im Quartier beitragen zu können. Es geht nicht um privatisierte Maximalrenditen, sondern um eine nachhaltige Stadtrendite, bei der privates Kapital für innerstädtische Qualitäten mobilisiert wird. Dazu gehört auch eine Architektur, die Freiraum für Begegnung und Interaktion schafft.

      „Berlin braucht kreative Konzepte in der Entwicklung von Architektur und Stadt. Bei der Vergabe von Baugrund sollte die Maxime ‚Eigentum verpflichtet‘ im Fokus stehen, um Verantwortung für die soziale Entwicklung und Vielfalt von Quartieren zu übernehmen.“

      Benita Braun-Feldweg

      Urteil der Jury

      Lars Krückeberg

      Mit dem Metropolenhaus in Berlin ist den Verfassern von bf studio etwas Besonderes gelungen. Das neue Wohnhaus in prominenter, städtebaulich herausfordernder Umgebung überzeugt in mehrfacher Hinsicht.

      Dem Neubau gelingt es, sich in dem sehr heterogenen Umfeld von Jüdischem Museum und Akademie (im ehemaligen Blumenmarkt), von Sportplätzen, Wohnungsbau, Supermärkten und Gewerbe zu behaupten, indem es geschickt den Raum in öffentliche, halböffentliche und private Bereiche ordnet und diese in einem flexiblen Erdgeschoss verbindet.

      Es ist auch diesem stadt-aktiven Erdgeschoss zu verdanken, dass der Entwurf das von der Stadt ausgeschriebene Konzeptverfahren gewann. Die neu entstandenen Wohnungen haben die öffentlichen Nutzungen querfinanziert, wobei diese stadt-solidarische Entwicklung von den Architekten orchestriert wurde. Somit ist das Funktions- und Entstehungskonzept der Verfasser mindestens ebenso wichtig für den Erfolg des Gebäudes wie die architektonische Qualität.

      In dem Haus versammeln die Architekten mehrere Funktionen und Wohntypologien. Erschließung, Funktionen und Grundrisse fußen auf dem Prinzip großer Flexibilität, die diesem neuen Stadtbaustein Zukunftsresilienz einschreiben. Die Materialien Stahl und Beton mit ihrer je spezifischen Oberflächenästhetik schreiben das Prinzip folgerichtig weiter.

      Das Metropolenhaus überzeugt in seiner städtebaulichen Konsequenz, neue Lösungen für die Anforderungen unseres Stadtlebens zu finden. Dabei definieren die Verfasser nicht nur die Ansätze von Architektur auf neue und interessante Weise, sondern zugleich die mögliche Rolle der Architekten im Entstehungsprozess des gebauten Stadtlebens.

      Bauherrschaft

      Metropolenhaus Am Jüdischen Museum GmbH & Co.KG

      Markgrafenstraße 88

      10969 Berlin

       metropolenhaus.de

      Architekturbüro

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      Benita Braun-Feldweg

      Benita Braun-Feldweg und Matthias Muffert gründeten das Architekturbüro bfstudio-architekten GbR im Jahr 1999. Mit seiner Arbeit konzentriert sich das Team auf den innerstädtischen Raum. Seit einigen Jahren planen und realisieren bfstudio-architekten die sogenannten METROPOLENHÄUSER und agieren dabei als Architekten, Stadtteilentwickler, Kulturmanager und Bauherren.

      bfstudio Partnerschaft von Architekten mbB Benita Braun-Feldweg & Matthias Muffert

      Markgrafenstraße 88

      10969 Berlin

       [email protected]

       bfstudio-architekten.de

      Anzahl der Wohneinheiten

      40

      Anzahl der Bewohner

      90

      Wohnfläche in m2

      5.950

      Grundstücksgröße in m2 2.500

      Brutto-Grundfläche (BGF) in m2 8.750

      Zusätzliche Nutzfläche in m2 Keller: 940; Garten: 500

      Fläche für Gewerbe/Mischnutzung in m2 Aktives Erdgeschoss: 1.000

      Art der Gewerbe/Mischnutzung

      Wohnungsschlüssel: 37 Wohnungen, 3 Maisonettes, Wohnen/Arbeiten im 1.–6. OG, 7 Gewerbeeinheiten und Kreativstudios im 1. OG, 11 Gewerbeeinheiten im EG (inkl. Kulturplattform „feldfünf“)

      Fertigstellung

      Februar 2018

      Bauweise

      Neubau

      Energiestandard

      EnEV 2016

      Lageplan

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      Mitwirkende

      Unternehmen

      feldfünf – Projekträume im Metropolenhaus

      feldfuenf.berlin

      Architekturfotografie

      Sebastian Wells, Berlin

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