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dieser Stadt ein inneres Land jetzt zu, mit dem Gedicht Trakls, mit dem Liebeslicht, das aus Ihrem Abschiedsgruß an Georg Trakl („Der Brenner“, IX. Folge, Herbst 1925) leuchtet und den Meditationen von H. Broch in seinem „Tod des Vergil“ (H. Broch erscheint ja auch schon im „Brenner“ vor 1914!).

      Überhaupt! wie diese drei Zeugnisse einander erhellen. Das ist Zu-Fälliges der Ordnung, des Geistes.

      Das müßte eine herrliche Arbeit geben, eine Studie, die Trakls Dichtung mit Brochs „Tod des Vergil“ zur Konjunktion brächte!

      Was für ein brüderliches Gestirn!

      Wortwerdung des menschlichen Daseins, mit demselben Pulsschlag der Wortbildung, aus demselben Erlebniskern, mit derselben unendlichen Geduld und Leidens-Gefaßtheit! und Zuversicht: „Gesang einer gefangenen Amsel“!

      Im Abstand von mehr als fünf Jahrzehnten ist nur schwer nachzuzeichnen, ob Bapka jemals begonnen hat, an der Studie zu arbeiten, die in diesen Briefen in ihren Umrissen skizziert wird. Von Bedeutung ist jedoch die Tatsache, dass in diesen Überlegungen ein diskursives Gedankengebäude aufgespannt wird, dem konkrete Prämissen zugrunde liegen. Diese machten es möglich, die Kunst Trakls und Brochs mit Fickers kunsttheoretischen Positionen in einer hypothetischen Trias zu vereinen und als eine Einheit zu denken. Angesichts des latent durch eine spezifische Form des Katholizismus’ geprägten Klimas im Umfeld des Nachkriegs-Brenner erscheint evident, dass Bapka damit weniger den Autor Broch im Auge hatte, sondern vielmehr darauf abzielte, die Interpretation ganz im Sinne Fickers zu gestalten.

      Neben den Briefen Walter Bapkas ist eine zweite wissenschaftliche Korrespondenz hervorzuheben, die zwar vom Umfang knapp dimensioniert ist, gleichwohl aber interessante Aussagen enthält. Die angehende Germanistin Sidonie Cassirer arbeitete 1953 an einer Dissertation zu Brochs Werk und wusste um die frühen Kontakte Fickers mit Broch. Aus diesem Grund wandte sie sich mit ebenso präzise wie konkret formulierten Fragen an den Brenner-Herausgeber. In ihrem Schreiben vom 15. November erbat sie Auskunft zu folgenden Themenkomplexen:

      1. Gehoerte Broch zum „Brennerkreis“ (gab es so etwas ueberhaupt), oder sandte er ganz einfach sein erstes Manuskript an den „Brenner“ als Unbekannter.

      2. Wissen Sie, [...] ob er schon vor seinem ersten Artikel im Brenner (1913) woanders etwas veroeffentlicht hatte?

      Der Antwortbrief Fickers ist verloren gegangen; wie sich aber aus dem Folgebrief Cassirers erschließen lässt, hatte Ficker auf diese Fragen Rede und Antwort gestanden, wofür sie sich bedankte und feststellte: