Скачать книгу

werden Fragen von Schicksal und Selbstbestimmung, Exil und Heimat, Gründungsmythen und Religionskrise, Kritik und Macht, Ethik und Politik, Freundschaft und Liebe, Ruhm und Unsterblichkeit angeschnitten. Wie in anderen Romanen Brochs – den Schlafwandlern von 1932, der Verzauberung von 1935 und den Schuldlosen von 1950 – geht es Broch auch im Tod des Vergil von 1945 nicht nur um die dichterische Gestaltung eines kulturellen Zerfalls, sondern auch darum, die Konturen einer neuen Ethik auszumachen. Parallel dazu versuchte der Autor in seiner Massenwahntheorie ein neues „Ethos der Welt“ (KW 11, 202)52 zu markieren, das international relevant sein werde. Die Wendung „Ethos der Welt“ benutzte Broch ein halbes Jahrhundert bevor Hans Küng den Begriff „Welt-Ethos“ prägte, und in beiden Fällen ist Vergleichbares gemeint. Der Tod des Vergil ist ein Buch, das sich im Gewand des historischen Romans mit der europäisch-westlichen Kulturkrise auseinandersetzt, das aber mit seiner Thematik der Anti-Versklavung auf eine menschheitlich-globale Ethik verweist. Das ist bei der Massenwahntheorie nicht anders. Darin ging Broch von transatlantischen Erfahrungen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust aus, doch machte er hier Vorschläge zur globalen Einklagbarkeit der Menschenrechte. Mit beiden Werken ist dem Autor kein Ruhm zuteil geworden, vielleicht aber ein Stück Unsterblichkeit in dem von ihm verstandenen Sinne.

      Anmerkungen

Скачать книгу