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Zeugnis. Und Zeugnis, griechisch martyria (Apg 1,8), impliziert die Bereitschaft zu leiden, was nicht unbedingt populär ist. In der Tat ist Evangelisation der Gemeinde, wie wir oben in der evangelisationsgeschichtlichen Darstellung gesehen haben, immer wieder mit Verfolgung der Christen verbunden gewesen. Wer evangelisiert, der fordert Strukturen der Ungerechtigkeit heraus. Wer sagt, was in den Augen Gottes korrupt und falsch ist, handelt sich schnell den Vorwurf ein, systemkritisch, politisch unkorrekt und gesellschaftsfeindlich zu sein. Wer im Sinne Jesu evangelisiert, der findet sich bald auf der Seite der Benachteiligten und Armen wieder. Evangelisierende verschließen ihre Ohren nicht vor dem Bösen in dieser Welt, sondern stellen die Strukturen des Bösen bloß. Ein solches Einstehen für Gottes Gerechtigkeit passt selten mit den Plänen der Machthabenden zusammen. Deshalb wird Evangelisation geahndet und Evangelisten werden verfolgt.

      Denken wir da nur an die Beispiele aus der Bibel.

      Was sonst brachte denn die mächtigen Mitglieder des geistlichen Rates der Juden, des Sanhedrin, gegen Jesus auf?

      Was sonst löste die erste Verfolgungswelle gegen die junge Gemeinde der Jesus-Nachfolger in Jerusalem aus?

      Was sonst provozierte den Aufstand der Goldschmiede in Ephesus, wenn nicht das von Paulus verkündigte Evangelium, das Freiheit von der religiösen Versklavung brachte und damit all diejenigen arbeitslos machte, die am Kult der Aphrodite verdienten (Apg 19)?

      Was sonst brachte Paulus und Silas ins Gefängnis, als die Befreiung der von Geistern besessenen Wahrsagerin (Apg 16,16ff). Ihre Befreiung machte Schluss mit dem einträchtigen Geschäft der Leute, die die zweifelhaften Weissagungen dieser Frau effektiv vermarkteten.

      Was sonst brachte die menschenverachtenden Wellen der Verfolgung gegen die Christen im alten Rom, im römisch-katholischen Mittelalter oder im orthodoxen Russland, in islamischen oder atheistischen Ländern der neueren Geschichte in Gang? Immer waren es die Christen, die sich nicht dem herrschenden System mit seinen gottfeindlichen Vorstellungen unterordnen wollten und trotz aller Verbote das Evangelium von der Herrschaft Gottes lebten und predigten.

      Was sonst ruft die Mächtigen dieser Welt auf den Plan, ob nun in der Schattenwelt der Gesellschaft oder in den vordersten Reihen der Politik, als die Botschaft des Evangeliums, die schonungslos Ungerechtigkeit, Korruption und Sünde frei legt? Keine selbstherrliche Macht dieser Welt hat sich bis dato damit arrangieren können. Vielleicht ist die Verfolgung der Boten des Evangeliums in den sogenannten westlichen Demokratien subtiler geworden, aber Unruhe bewirkt die Predigt des Evangeliums immer noch. Und diejenigen, die eine solche Unruhe verursachen, werden dann isoliert und als die ewig Gestrigen beschimpft und degradiert. Man sollte sich nur einmal in unserem Land da umsehen und umhören, wo Christen es wagen und Lebensweisen ansprechen, die vom Evangelium als Sünde angeprangert werden. Augenblicklich gehen andere auf die Barrikaden und verteidigen ihre eigene hedonistische Freiheit, indem sie mit allen Mitteln die Christen mundtot machen wollen.

      Nein, Evangelisation ist noch nie leidensfrei gewesen, und Besserung ist nicht in Sicht. Gerade in der modernen Gesellschaft, die nur noch wenig mit Wahrheitsansprüchen anfangen kann, mehren sich die Stimmen derer, die den Absolutheitsanspruch Jesu und seines Evangeliums nicht nur infrage stellen, sondern auch als fundamentalistisch verschreien und für höchst gefährlich und deshalb verfolgungswürdig halten.

      Eine evangelisierende Gemeinde wird sich deshalb immer auch auf Verleumdung, Verfolgung und Leiden einstellen müssen. Es ist genau das, was Jesus seinen Nachfolgern versprach, als er ihnen sagte: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen“ (Joh 15,20). Evangelisation kann also Leiden implizieren. Aber die evangelisierende Gemeinde rechnet auch mit dem Beistand ihres Herrn, denn Jesus versprach seinen Jüngern als er ihnen den Missionsbefehl gab: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Mt 28,20).

      2.10Evangelisation in der Kraft des Heiligen Geistes

      Evangelisation ist zuallererst die Sache Gottes. Sie wird von Menschen ausgeführt, aber der eigentliche Herr der Mission ist der Geist Gottes (2Kor 3,17). Stone beschreibt Evangelisation als „die Praxis des Heiligen Geistes“.79 Er ist es, der den Menschen Gaben gibt, die entsprechend der Vorgabe des Herrn in Diensten eingesetzt werden. So wirkt Gott Kraft und Frucht (1Kor 12,4–6). Che Ahn schreibt: „Der Heilige Geist war schon immer Gottes Weg, sein Reich in dieser Welt sichtbar zu demonstrieren.“80 Und der Geist Gottes bedient sich dabei nicht nur rationaler Mittel, um das Evangelium vom Reich Gottes den Menschen nahe zu bringen. Auch wenn er, um mit Jüngel zu sprechen, der „intimste Freund des gesunden Menschenverstandes“ ist.81 Er ist es, der durch seine Gegenwart der Gemeinde und ihren Evangelisten Geistesgegenwart verleiht.82 Durch Ihn wird die Verkündigung aktuell und lebensnah. Er ist der eigentliche Verkündiger, der eigentliche „Hermeneut des Wortes“, der das Evangelium in die Herzen und die Situation der Menschen übersetzt.83

      Gottes Geist wirkt durch das Wort, aber er zeigt seine Macht auch auf andere Weisen, die sich nicht immer dem kritischen Verstand des Betrachters rational erschließen. Der Apostel Paulus sprach davon, dass seine Predigt vom Kreuz geschah „in Erweisung des Geistes und der Kraft“ (1Kor 2,1–5).84

      Die Geschichte der Evangelisation ist voller solcher Machterweise Gottes.85 Evangelisation in der Kraft des Heiligen Geistes wird von Zeichen und Wundern begleitet. John Wimber sprach an dieser Stelle von „power evangelism“.86 Die Verwirklichung einer solchen kraftvollen Evangelisation bedarf bestimmter Geistesgaben, wie Wimber richtig bemerkt.87 Die Bestätigung der Verkündigung des Evangeliums durch Zeichen und Wunder begleitete sowohl den Dienst Jesu als auch der Apostel im Neuen Testament, sodass Hans-Werner Gensichen das „Vollbringen der Machttaten“ Gottes neben den Auftrag zur Verkündigung im Dienst der Apostel stellt.88 Ein Phänomen, das sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte der geistlichen Erweckung zieht. Wo immer Gottes Reich in Vollmacht gepredigt wurde, geschahen auch jene Wunder, die der Mensch selbst nicht imstande ist zu tun.

      Michael Green weist mit Recht darauf hin, dass Zeichen und Wunder als Begleiterscheinungen der Evangelisation unbedingt in der lokalen Gemeinde verortet werden müssen.89 So kann die Erfahrung des übernatürlichen Wirkens Gottes bewusst seelsorgerlich begleitet und geistlich vertieft werden. Damit kann auch jene ungesunde Euphorie vermieden werden, die in entsprechenden Kreisen allgegenwärtig ist, welche nicht mehr Gott und die Beziehung zu ihm, sondern das Wunder und die damit verbundene Mystik sucht.

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