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zu­rück. Dass die Phy­sio­gno­mie die herr­schen­de Na­tu­r­an­la­ge des Men­schen an­zei­ge, glaub­te er, aber nicht im­mer und nicht mit Not­wen­dig­keit. Die Ge­gend an den Po­len hielt er im All­ge­mei­nen für un­be­wohn­bar we­gen der Käl­te; gebe es aber dort Tie­re, so müss­ten sie große, flei­schi­ge Kör­per ha­ben, da­mit die Käl­te sie nicht so schnell durch­drin­ge, und ihre Far­be müss­te weiß­lich sein. Die an­de­re Hälf­te der Erde sei be­wohnt, mein­te er; wenn noch kei­ner der Be­woh­ner zu uns ge­kom­men sei, so lie­ge das an der Grö­ße des da­zwi­schen aus­ge­brei­te­ten Ozeans.

      Wenn Al­bert die Na­tur aus sich selbst und ih­ren ei­ge­nen Be­din­gun­gen zu ver­ste­hen such­te, so sah er sie doch nie als et­was von Gott Ge­schie­de­nes oder Gott Ent­ge­gen­ge­setz­tes an, son­dern als von Gott er­füllt. Er glaub­te fest an die Uns­terb­lich­keit der See­le, und zwar der Ein­zel­see­le ei­nes je­den. Hef­tig be­kämpf­te er die An­sicht der Ara­ber, dass die Mensch­heit nur eine See­le habe, die nur durch die Kör­per in­di­vi­dua­li­siert wer­de. Jede See­le, mein­te er, sei un­mit­tel­bar von Gott er­schaf­fen; da sie we­sent­lich vom Kör­per ver­schie­den sei, neh­me sie am Tode des­sel­ben nicht teil. Die See­le ist nach ihm die Form des Kör­pers und das Prin­zip der Be­we­gung.

      Fast noch be­deut­sa­mer als das, was von Al­berts phi­lo­so­phi­scher und na­tur­wis­sen­schaft­li­cher Wirk­sam­keit be­rich­tet wird, sind die Sa­gen, die im Vol­ke über ihn um­gin­gen. Sie knüp­fen zum Teil an me­cha­ni­sche Ver­su­che, die er wohl wirk­lich an­ge­stellt hat. Ein­mal, so heißt es, habe sein Schü­ler Tho­mas von Aqui­no in sei­ner Ab­we­sen­heit die ge­hei­me Zel­le be­tre­ten, wo er zu fei­len und zu drech­seln pfleg­te. Dort habe er al­ler­lei ihm un­be­kann­te In­stru­men­te und Ap­pa­ra­te und ein selt­sam ge­stal­te­tes Tier und in ei­ner Ecke einen feu­er­ro­ten Vor­hang ge­se­hen. Da er es nicht habe las­sen kön­nen, den Vor­hang zu­rück­zu­schla­gen, habe er ein wun­der­schö­nes Frau­en­bild er­blickt, das ihn mit ma­gi­scher Ge­walt ge­fes­selt habe. Das habe ihm zu­ge­ru­fen: Sal­ve! Sal­ve! Sal­ve!, wor­über er so ent­setzt ge­we­sen sei, dass er einen Stab ge­nom­men und dar­auf ge­schla­gen habe. Un­ter wun­der­li­chem Klir­ren und Stöh­nen sei es zu­sam­men­ge­bro­chen. »Tho­mas«, habe der eben ein­tre­ten­de Al­bert aus­ge­ru­fen, »was hast du ge­tan? Das Werk drei­ßig­jäh­ri­ger Mühe hast du ver­nich­tet.« Auch als Bi­schof von Re­gens­burg soll er in dem Sch­löss­chen Do­naus­tauf, wo­hin er es lieb­te, sich zu­rück­zu­zie­hen, ein La­bo­ra­to­ri­um ge­habt ha­ben, wo er ge­hei­me Küns­te trieb. Wo­mit er sich dort be­schäf­tig­te, kann man dar­aus schlie­ßen, dass er ge­le­gent­lich da­von sprach, wie man durch Dampf das Ent­ste­hen ei­nes Erd­be­bens ver­an­schau­li­chen und dass man ei­nem dar­auf be­züg­li­chen Ap­pa­rat die Ge­stalt ei­nes bla­sen­den Men­schen ge­ben kön­ne. In­dem er er­zähl­te, Däda­lus habe nach der Über­lie­fe­rung aus Holz ein Mi­ner­va­bild ge­macht, das be­weg­lich ge­we­sen sei und ge­sun­gen habe, er­klärt er, auf wel­che Art sich das be­werk­stel­li­gen las­se. An den Be­such des Kö­nigs Wil­helm von Hol­land in Köln knüpft sich die Sage, wie Al­bert ihn und sein Ge­fol­ge im Do­mi­ni­ka­ner­klos­ter emp­fing und sie ein­lud, im Klos­ter­gar­ten ein Mahl ein­zu­neh­men, wie den un­gern Ein­tre­ten­den statt des ge­fürch­te­ten Fros­tes war­mer Som­mer, Blu­men­duft und Vö­gel­ge­sang ent­ge­gen­blüh­te, und wie Al­bert sei­ne Gäs­te mit köst­li­chem Wein, je­den mit dem ge­wünsch­ten, be­wir­te­te. Die Zau­ber­kunst, Men­schen an­zu­zie­hen, übte Al­bert tat­säch­lich an dem jun­gen Kö­nig aus, der sich von ihm, um sei­nen Um­gang län­ger zu ge­nie­ßen, nach Ut­recht be­glei­ten ließ und ihm dort für sei­nen Or­den ein schön ge­le­ge­nes Haus schenk­te. Me­di­zi­ni­sche Stu­di­en Al­berts mö­gen der Sage zu­grun­de lie­gen, dass er einen Be­cher be­ses­sen habe, mit dem, bald mit Was­ser, bald mit Wein ge­füllt, er alle Kran­ken ge­heilt habe. Wenn es fer­ner heißt, dass er die Toch­ter des Kö­nigs von Frank­reich durch die Lüf­te nach Köln ent­führt habe, dass er auf dem Rücken des Teu­fels nach Rom ge­rit­ten sei, um den Papst von ei­ner Sün­de ab­zu­hal­ten, dass er sich von Gott er­be­ten habe, ei­ni­ge Tage im Fe­ge­feu­er zu­brin­gen zu dür­fen, da­mit er auch die­se Re­gi­on ken­nen­ler­ne, nach­dem er auf Er­den al­les er­forscht habe, glaubt man nicht wie­der­um aus Ne­bel­ge­wölk die Ge­stalt Fausts auf­tau­chen zu se­hen? Aus dem Scho­ße des Vol­kes ringt sich ein deut­sches Ur­bild los, der Him­mel­hoch­stre­ben­de, Uner­sätt­li­che, Nie­be­frie­dig­te, auf den ein fla­ckern­der Schein aus der Höl­le fällt. Wie ne­ben Gott­va­ter bei­nah ka­me­rad­schaft­lich der Teu­fel steht, so steht er auch ne­ben dem ge­nia­len Men­schen, halb mäch­ti­ger Ge­gen­gott, halb be­tro­ge­ner Ko­bold. Im Bun­de mit dem Teu­fel selbst er­scheint der Ver­we­ge­ne doch nicht schul­dig, so­lan­ge er kämpft und strebt und die Göt­ter­kraft in sich fühlt, den Bö­sen zu über­win­den.

      Wenn Al­bert nicht wie Goe­thes Faust wünsch­te, dem Mee­re Land ab­zu­ge­win­nen, um mit frei­em Volk auf frei­em Bo­den zu ste­hen, so be­schütz­te er doch die Rech­te und Frei­hei­ten des Vol­kes so viel er konn­te. Als Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den mit der Stadt Köln in einen schwe­ren Streit ge­riet, ge­lang es Al­bert zwei­mal, eine Ver­mit­te­lung her­bei­zu­füh­ren, wo­bei je­dem das Sei­ne ge­ge­ben wur­de, was bei der Mas­se ver­wi­ckel­ter Rechts­fra­gen und über­grei­fen­der An­sprü­che au­ßer­or­dent­lich schwie­rig war. Das Ver­trau­en, das bei­de Tei­le in Al­berts Ge­rech­tig­keits­lie­be, Un­be­stech­lich­keit und Sach­kennt­nis setz­ten, lässt sei­nen Cha­rak­ter im schöns­ten Licht er­schei­nen. Bei der Süh­ne, der die ver­häng­nis­vol­le krie­ge­ri­sche Aus­ein­an­der­set­zung folg­te, fehl­te sei­ne Mit­wir­kung. Auch in Würz­burg wur­de er bei ei­nem Streit zwi­schen Bi­schof und Bür­ger­schaft zur Ver­mitt­lung her­an­ge­zo­gen und hat sie nicht ver­sagt. Gera­de die­se Teil­nah­me an wich­ti­gen öf­fent­li­chen Ak­ten zeigt die fri­sche Tä­tig­keit des ge­lehr­ten Do­mi­ni­ka­ners und sei­nen un­be­fan­ge­nen Sinn für die welt­li­chen Le­bens­ver­hält­nis­se.

      So un­be­grenzt war das Zu­trau­en zu Al­berts All­ver­mö­gen, dass er nicht nur für den Er­bau­er der Do­mi­ni­ka­ner­kir­che und des neu­en Do­mes in Re­gens­burg ge­hal­ten wur­de, son­dern auch den Plan zum Köl­ner Dom soll er ent­wor­fen ha­ben, nach­dem der alte ro­ma­ni­sche im Jah­re 1248 ab­ge­brannt war. Da­bei hät­ten ihm die Jung­frau Ma­ria und die Pa­tro­ne und Meis­ter der Bau­kunst, die Vier Ge­krön­ten, ge­hol­fen; denn die Hei­li­gen be­müh­ten sich nicht we­ni­ger um ihn als der Teu­fel. Über­haupt soll er die go­ti­sche Bau­wei­se in Deutsch­land ein­ge­führt ha­ben, die des­halb kurz­weg die Al­ber­ti­ni­sche Kunst ge­hei­ßen habe. Es spricht aus die­ser durch nichts zu be­grün­den­den Sage das Ge­fühl, dass ein neu­er Geist aus die­sem Man­ne sprach, auf den man dar­um al­les Neue und Gro­ße be­zog. Wie sei­ne Art der Na­tur­be­trach­tung, so wi­der­sprach er auch in re­li­gi­ösen Din­gen oft der üb­li­chen Auf­fas­sung. »Wenn wir de­nen ver­ge­ben, die uns an Leib, Ehre oder Gut scha­de­ten, das ist uns mehr nüt­ze, als wenn wir über Meer gin­gen und uns ins hei­li­ge Grab leg­ten.« »Wenn wir Lieb und Leid in rech­ter De­mut aus Got­tes Hand emp­fan­gen und bei­des als Got­tes Gabe er­ken­nen, so ist uns das mehr nüt­ze, als wenn wir alle Tage einen Wa­gen voll Bir­ken­rei­ser auf un­se­rem Rücken zer­schlü­gen.« »Wenn der Mensch krank ist, so glaubt er oft, dass sein Le­ben un­nütz sei vor Gott. Wenn er aber nicht des Ge­be­tes und der gu­ten Wer­ke

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